Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

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Moderator: j.schöbel

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Peppse
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Registriert: Fr Sep 09, 2016 3:04 pm

Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

Beitrag von Peppse »

Guten Tag,

bei meinem Pudelmix (7,5 Jahre, kastriert, 8kg, Zwergpudelmix) wurde beim Abhören in unserer Haustierarzt-Praxis ein Herzgeräusch (4/6) festgestellt. Der Tierarzt riet dies einfach nur zu beobachten, das wäre normal in dem Alter und wenn mein Hund Symptome wie Husten, Mattigkeit oder Wasser im Bauch zeigt, soll ich wieder kommen. Mir schien diese Aussage sehr fragwürdig, denn wenn diese Symptome auftreten, hat ja schon eine Dekompensation begonnen und es ist ggf. zu spät den Hund noch zu therapieren.

Somit habe ich mich selber um einen Termin zum Echo gekümmert. Bei diesem ware wir letzte Woche mit folgenden Ergebnissen:

Diagnose: geringgradige Mitralinsuffizienz, Allgemeinbefinden ohne Leistungsminderung
Vorhof und Kammer ohne Befund
La 1,3
La/Ao 1,48
FS 37%
Mitralklappenveränderung mit Mitraljet zentral ins linke Atrium 4m/s
systolisches Herzgeräusch 2/6

-> mein Hund zeigt keinerlich Anzeichen, dass in seinem Herz etwas nicht in Ordnung ist, er benimmt sie wie ein junger Hund, wir werden oft gefragt ob er wirklich schon 7 ist, er läuft locker 2h Gassi mit unserer Hunde-Gruppe und möchte zu Hause dann noch spielen - was wir jetzt natürlich einschränken werden wo wir eine Diagnose haben

Nun zu meinen Fragen:

- Die Klinkärztin hat gesagt wir müssen unseren Hund sehr gut beobachten. u.a. sollen wir regelmäßig die Atem-Frequenz messen. Diese sollte bei ihm zwischen 16 und 24 liegen, wenn er dauerhaft bei +30 ist, sollen wir wieder kommen. Ich finde diese Werte aber ziemlich niedrig angesetzt? Teilweise lese ich sogar, dass bei eine kleinen Hund eine Atem-Frequenz. von bis zu 40 normal ist. :?: Derzeit liegt er bei um die 20-24 in Ruhe. Wir haben einen kleinen Hund.

- Weiterhin entschied die Ärztin noch keine Medikamente zu geben. Ich finde das logisch, warum soll man das Tier jetzt schon mit Tabletten belasten, wo noch gar keine Krankheitsanzeichen erkennbar sind. Was sagen Sie dazu? Überlegenswert wäre lt. der Ärztin aber eine zusätzliche Gabe von Taurin (1000mg) und Grataegut (therapeutische Dosis mind. 30mg pro kg Hund). Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesen 2 Mitteln?

- Nun würde ich gern Ihre Meinung hören, was wir unserem Hund noch an Belastung zumuten können?! Bewegung ist wichtig, deswegen will ich meinen Hund nicht in Watte packen...ich will ihn aber auch nicht überfordern. Meinen Sie regelmäßige große Spaziergänge (1-2h) in gemütlichen Tempo sind ok? Mein Hund ist "trainiert", er kennt solche großen Runden.


Vielen Dank im Voraus!
Peppse
Beiträge: 3
Registriert: Fr Sep 09, 2016 3:04 pm

Re: Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

Beitrag von Peppse »

Hallo,

wird das Forum überhaupt noch geführt? :?:
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

zunächst möchte ich Sie vielmals um Entschuldigung bitten, dass wir Ihre Anfrage übersehen haben und sie daher noch keine Antwort erhalten hatten. Selbstverständlich wir das Forum noch geführt. Nun aber zu Ihren Fragen.

Mittelalte bis ältere Patienten kleiner Hunderassen haben häufig eine Mitralklappenendokardiose. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Klappe zwischen linkem Vorhof und der linken Kammer. Infolge der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Undichtigkeit dieser sogenannten Mitralklappe, weshalb bei jedem Herzschlag Blut zurück in den linken Vorhof strömt. Dies führt dazu, dass sich das Herz im weiteren Verlauf immer weiter vergrößert bis sich irgendwann das Blut zurück in die Lunge staut und ein sogenanntes Lungenödem entsteht. Eine medikamentöse Therapie wird nach neusten Erkenntnissen gestartet, sobald das Herz vergrößert ist, auch wenn die Patienten noch keine klinischen Symptome haben. Eine aktuelle Studie konnte nämlich zeigen, dass durch diese medikamentöse Therapie der Zeitpunkt bis zum Herzversagen deutlich verlängert werden konnte. Inwieweit Ihr Hund bereits von solch einer Therapie profitieren würde, kann ich, ohne Ihren Hund selbst untersucht zu haben und die genauen Befunde zu kennen, leider nicht beurteilen. Zeigt ein Patient klinische Symptome und befindet er sich im Herzversagen, muss die medikamentöse Therapie entsprechend erweitert werden. Die zusätzliche Gabe von Taurin ist aus medizinischer Sicht jedoch nur bei einem nachweislichen Taurinmangel indiziert. Bezüglich der Gabe von Grataegut gibt es keine wissenschaftlichen Studien in der Tiermedizin.

Ein wichtiger Indikator, ob ein Patient ein Lungenödem entwickelt bzw. ins Herzversagen kommt, ist, wie Ihr Tierarzt bereits korrekt gesagt hat, die Ruheatemfrequenz. Diese sollte, wenn der Patient schläft bzw. ruht, < 30 Atemzügen/Minute liegen. Wenn die Ruheatemfrequenz ansteigt, kann dies ein Hinweis auf ein beginnendes Lungenödem und damit beginnendes Herzversagen sein. Jedoch kann dieser Wert auch infolge anderer Ursachen (z.B. Aufregung, Schmerzen, Wärme, Atemwegserkrankungen…)erhöht sein. Daher ist es sinnvoll, wenn die Ruheatemfrequenz bei Herzpatienten wiederholt bei >30Atemzüge/Minute liegt, bei einem Tierarzt vorstellig zu werden um ein mögliches Lungenödem auszuschließen.

Bezüglich der Belastbarkeit, darf Ihr Hund aktuell alles machen, worauf er Lust hat. Wenn er also gewöhnt ist, solche Spaziergänge zu absolvieren und er das auch weiterhin gerne machen möchte, spricht nichts gegen die Fortführung dieser Aktivitäten.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Peppse
Beiträge: 3
Registriert: Fr Sep 09, 2016 3:04 pm

Re: Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

Beitrag von Peppse »

Hallo Frau Hertzsch,

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Reicht zu Beurteilung einer eventuellen Vorhofvergrößerung der Ultraschall-Befund oder sollte man zusätzlich das Herz röntgen?
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Pudelmix (7J.) geringgradige Mitralinsuffizienz

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

der Ultraschall ist aussagekräftiger als das Röntgen, was die Beurteilung der Herzdimensionen angeht. Wenn jedoch beurteilt werden soll, ob ein Lungenödem vorliegt, ist ein Röntgen notwendig.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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