Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

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Moderator: j.schöbel

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KleinAnton
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 02, 2016 3:12 pm

Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

Beitrag von KleinAnton »

Guten Tag,
ich habe gestern einen sehr herzkranken Kater bei mir aufgenommen. Das Tierheim und ein Arzt haben mich darüber aufgeklärt, dass Anton jeden Tag plötzlich versterben könnte, dennoch habe ich mich dafür entschieden, diesem sehr liebenswerten Kater noch mal ein Zuhause zu geben. Es war einfach "Liebe auf den ersten Blick".
Nun beschäftigte ich mich aber intensiv mit seiner Erkrankung und hätte einige Fragen. Ich würde mich sehr freuen, hier ein paar hilfreiche und fachliche Ratschläge zu erhalten.

Nun erst mal zu meinem Kater. Sein Name ist Anton, er ist etwa 2008 geboren und seine übrigen Werte sind alle in Ordnung. Er benimmt sich auch auf den ersten Eindruck vollkommen normal und ist sehr fit. Allerdings hatte er vorhin einen Hustanfall und ich konnte nicht zuordnen, ob er sich nun einfach verschluckt hatte oder ob es von seiner Erkrankung kommt.
Sein schneller Herzschlag ist allerdings sehr auffällig.

Leider durfte ich seine Krankenakte nicht bekommen oder kopieren, lediglich einen kleinen Zettel mit kurzen Infos daraus habe ich auf Nachfrage mitbekommen.
Folgendes steht dort:
05.04.2016: Erste Kardio gehabt, Vorhof vergrößert
26.04.2016: hgr. Lungenzeichnung
31.05.2016: Lungenröntgenologisch wieder frei, LA immer noch vergrößert, Medis weiter, Prognose vorsichtig, Kontrolle in 3 Monaten oder früher
HG III / VI
LA vergrößert (LA/AO 2,9)
Risiko: Thrombose,Lungenödem, plötzlicher Herztod

Er bekommt zwei Medikamente
Furotab 10 mg 2x täglich
Furotab 2.5 mg 1x abends

Nun meine Fragen...
Ist das schon alles, was man für ihn tun kann bzw ihm geben sollte?
Möglicherweise musste das Tierheim sich aus Kostengründen ja auf das nötigste beschränken?
Ich habe gelesen, dass es sinnvoll sein kann, ein Low molecular weight Heparin, z.B. Deltaparin zu spritzen. Dies soll dann die Gefahr der Thrombenbildung verringern und eventuell dafür sorgen, dass der Vorhof wieder kleiner wird. Was halten Sie davon? Wäre das verträglich mit den anderen Medikamenten und sinnvoll?

Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.
Zwar wusste ich, worauf ich mich "einlasse" - nun merke ich aber, wie wunderbar dieses Tier wirklich ist und würde gern alles versuchen, sein Leben zu verlängern. Er soll es möglichst lange genießen,noch mal ein richtiges Zuhause zu haben.

Vielen Dank im Voraus!

Nina & Anton
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Erst einmal freut es mich sehr, dass Sie sich um Anton kümmern und er bei Ihnen noch eine schöne letzte Lebenszeit erhalten darf, obwohl er bereits eine Herzkrankheit im Endstadium hat.
Ohne Ihren Kater Anton jedoch selber untersucht zu haben, kann leider nicht gut beurteilt werden, welche medikamentelle Therapie ihm zusätzlich zu seiner Entwässerung helfen kann. Es können also keine individuellen Empfehlungen gegeben werden…

Wir empfehlen bei Katzen mit einem strak vergrößerten linken Vorhof (und das scheint bei Anton der Fall zu sein) die Verabreichung von Clopidogrel 75mg: ¼ Tablette einmal täglich (pro Katze). Hierbei handelt es sich um einen Thrombozytenaggregationshemmer, welcher prophylaktisch eine Thrombenbildung verhindern soll. Eine wichtige Studie (FATCAT Studie) hat die Wirkung von Clopidogrel versus Aspirin untersucht und eine bessere Prophylaxe durch Clopidogrel gezeigt.
Von regelmäßigen Injektionen (Spritzen) würde ich Ihnen eher abraten, da durch das Clopidogrel eine gute Alternative besteht, die oral zu verabreichen ist.

Bei Furotab, das Anton bereits erhält, handelt es sich um ein entwässerndes Medikament, das er auf jeden Fall weiterhin erhalten sollte, um zu verhindern, dass er erneut ein Lungenödem (Wasser auf der Lunge durch Rückstau aus dem linken Vorhof) entwickelt. Trotzdem kann es eine Tages dazu kommen, dass er wieder ein Lungenödem oder auch Thoraxerguss (Flüssigkeit im Brustkorb) entwickelt. Um ihn diesbezüglich zu Hause zu überwachen, können Sie seine Ruheatemfrequenz zählen. Diese sollte konstant in Ruhe nicht mehr als 30 Atemzüge pro Minute betragen (einmaliges Heben und Senken des Brustkorbes zählt als 1 Atemzug). Wenn die Atemfrequenz in Ruhe (d.h. wenn er schläft) konstant erhöht sein sollte, oder er verstärkt mit dem Bauch beim Atmen „pumpt“, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen, und ein mögliches erneutes Lungenödem abklären zu lassen.

Da Sie außerdem schreiben, dass bei ihm ein sehr schneller Herzschlag auffällig ist, sollte idealerweise ein EKG (Elektrokardiogramm) durchgeführt werden, um den Herzrhythmus beurteilen zu können. Sollten gefährliche Arrhythmien vorhanden sein, könnte man ihm beispielsweise mit Antiarrhythmika helfen.

Der von Ihnen beschriebene Husten kann verschiedene Ursachen haben. Er kann beispielsweise durch ein vergrößertes Herz ausgelöst werden, durch ein Lungenödem (wobei dies bei Katzen eher untypisch ist), oder eben durch eine ganz andere Ursache (zB felines Asthma). Sollte der Husten weiterhin ein Problem sein, würde ich auch diesbezüglich zu einer Abklärung raten (zB mittels Röntgenaufnahmen vom Brustkorb).

Bitte besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Tierarzt, welche Optionen für Anton in Frage kommen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kater alles Gute.
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
KleinAnton
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 02, 2016 3:12 pm

Re: Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

Beitrag von KleinAnton »

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Da es nun schon so spät ist, werde ich erst einmal nur recht kurz antworten. Ich habe beim nochmaligen Lesen meiner Nachricht gerade gesehen, dass ich sein Medikament zwei mal aufgezählt habe.
Er bekommt Fortekor und das erwähnte Medikament.

Heute schien es ihm schlechter zu gehen. Seine Atmung war pumpend und schneller als die vergangene Tage.
Zum Abend hin (als es in der Wohnung kühler wurde), änderte sich sein Wohlbefinden allerdings deutlich zum Positiven. Nun schläft er friedlich auf meinem Bauch. :-)
Ich versuche schon alles, um die Wohnung kalt zu halten.. bei den Temperaturen ist das allerdings sehr schwierig.

Ich habe heute bei meiner Tierärztin ein Heparin bestellt, werde sie aber gleich bei Öffnungszeiten kontaktieren und das von Ihnen vorgeschlagene Medikament besprechen.
Wenn dies eine bessere Prophylaxe "verspricht" und nicht gespritzt werden muss, hört sich das deutlich attraktiver an!

Sie bezeichnen seine Herzerkrankungen als im Endstadium fortgeschritten und so in etwa hatte ich das Tierheim auch verstanden.
Vermutlich ist so eine Ferndiagnose sehr schwierig oder gar unmöglich - haben Sie trotzdem eine ungefähre Prognose, auf wie viel Zeit man in solchen Fällen maximal hoffen darf?
Sprechen wir über Tage, Wochen oder kann es sich bei einigermaßen gutem Verlauf und einer richtigen Medikation auch um Monate handeln?

Ich freue mich wirklich sehr, wenn Sie mir noch einmal antworten.
Viele Grüße

Nina
KleinAnton
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 02, 2016 3:12 pm

Re: Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

Beitrag von KleinAnton »

Hallo noch mal,

seine Atmung liegt übrigens ziemlich konstant bei 35 Atemzügen, wenn er entspannt ist. Dabei schläft er aber nicht wirklich, er liegt dann bloß ruhig neben mir.
Ich vermute, dass das in Grenzbereich liegt?

Viele Grüße

Nina
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Schwer herzkranken Kater aus Tierheim aufgenommen - Bitte um Rat

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Genau wie Sie schreiben, kann eine Ferndiagnose nicht gestellt werden.
Wenn man allerdings davon ausgeht, dass Ihr Kater tatsächlich bereits ein Lungenödem (aufgrund einer Herzkrankheit) hatte und nun mit Entwässerung stabilisiert ist (dh Ruheatemfrequenz konstant < 30 Atemzüge pro Minute) ist die Prognose leider trotzdem nicht gut. Wie lange Ihr Kater damit jedoch noch leben wird, kann bei Katzen nur schwer vorhergesagt werden. Hierbei gibt es große individuelle Unterschiede und die Prognose ist abhängig von den genauen Befunden des Herzultraschalls. Manche Katzen leben nur ein paar Wochen, manche Monate, aber manche auch noch ein Jahr.

Eine Ruheatemfrequenz mit 35 Atemzügen pro Minute liegt in einem grenzwertigen Bereich. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an den behandlenden Tierarzt und besprechen mit ihm, ob eine Erhöhung der Entwässerungsdosierung in Erwägung gezogen werden sollte.

Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie noch viel Zeit mit Ihrem Kater verbringen können.
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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