Tierkardiologie LMU

Hallo liebes Tierkardiologie-Team,

bei meiner fast 12-jährigen Bichon Frise Hündi wird seit einigen Jahren regelmäßig das Herz geschallt. Probleme hatte sie bisher noch keine, sie läuft nicht gerne sehr viel, hat aber auch HD und SD, und die Laufproblematik hat sie schon sehr sehr lange, das führte der behandelnde Arzt nie auf das Herz zurück. Bei ihr wurde folgende Diagnose festgestellt:
mgr. Trikuspidalinsuffizienz,ggr (physiologische)Pulmonalinsuffizienz, ggr. Mitralinsuffizienz, Herz ansonsten ObB.
Gestern kam nun folgender Befund dazu: AV-Block 2. Grades (immer nur in der maximalen Exspiration).
Der Kardiologe hat mir das auch alles versucht zu erklären und ich habe hier zu Hause versucht mir anzlesen, was das bedeutet. Laut des Kardioloen unternimmt man da jetzt noch gar nichts,da sie keine Symptome wie Ohnmachtsanfälle oder Krämpfe zeigt. Er sagte mir, er könne noch einen Test machen, ob das Ganze degenerativ sei, dieser Test sei jedoch nicht so sondernlich aussagekräftig. Wir sollen, wenn keine Symptome auftreten, in 6 Monaten zur Kontrolle kommen. Dazu muss ich sagen, dass wir einmal im Jahr kontrolliert haben und letztes Jahr wohl noch gar kein AV Block zu sehn war. Jetzt mache ich mir Sorgen. Meine Fragen sind nun: Wenn der Hund innerhalb eines Jahres, einen 2. Grad erreicht, erreicht das dann nicht ganz schnell auch den 3. Grad?
Ist es möglich, dass ein Hund sein Leben lang bei Grad 2 bleibt und symptomlos bleibt oder ist das unwahrscheinlich? Wenn es zu Symptomen kommt, ist dann der einige Weg ein Herzschrittmacher, oder muss das nicht sofort sein (Der Kardiologe meinte, in dem Alter würde er das nicht mehr emfehlen), Ist eine solche Diagnose dann das Todesurteil für meinen Hund? Daran darf ich gar nicht denken. Wie verhält man sich denn, wenn der Hund tatsächlich krampft oder umfällt? Meine Hündin hat schon von Geburt an einen langsamen Puls (zu Hause i der Ruhephase zwischen 40-60, bei Aufregung geht er mal knapp über 100. Ich wäre für eine Antwort sehr sehr dankbar. Wir sind auch am überlegen, den Hund in München vorzustellen, allerdings ist das eine ziemlich lange Anfahrt für uns, daher erst Mal über diesen WEg.
Vielen Dank schon mal im Voraus.
Sarah

Hallo Sarah,

Es gibt verschiedene Sorten eines AV-Blocks 2. Grades. Dass heißt ohne ihren Hund selber untersucht zu haben oder die genauen Befunde zu kennen ist eine Beurteilung des Schweregrades aus der Ferne nicht möglich.  Dass ihr Hund keinerlei Symptome in Form von Umfallen zeigt ist sehr gut. In diesem Fall wird therapeutisch noch nichts unternommen. Man kann einen AV- Block nicht heilen, da die genaue Ursache nicht bekannt ist. Dieser AV-Block muss sich aber nicht zwangsläufig zu einem 3. Grad weiter entwickeln. Wenn es ihrem Hund gut geht und er keinerlei Auffälligkeiten zeigt reicht es aus in 6 Monaten zur Kontrolle zu gehen. Bei Auffälligkeiten früher. Es ist möglich, dass ihr Hund bei einem AV-Block 2. Grades bleibt und dieser sich nicht verschlechtert. Wenn es zu Symptomen kommt, kann auch eine medikamentelles Therapie mit einem Parasympatholytikum, versucht werden. Dass Problem ist, dass die Tiere anfangs sehr gut auf die Medikamente ansprechen, dann aber meist ein Gewöhnungseffekt eintritt und die Tiere nicht mehr ansprechen. Die Diagnose wäre dann auch kein Todesurteil, wir haben auch schon 13 jährigen Hunden einen Schrittmacher gegeben, die ansonsten fit waren und diese haben damit auch noch ein paar Jahre gelebt. In diesem Fall hängt es davon, wie fit ihr Hund ist und was für sonstige Probleme noch vorliegen. Wenn ihr Hund krampft können sie leider nicht viel machen. Versuchen aufzuwecken und dann zum Tierarzt. In der Regel krampfen die Hunde aber nicht sondern fallen einfach um und stehen auch schnell wieder auf.

Mit freundlichen Grüßen
Patricia Renz
Tierärztin
Abteilung für Kardiologie

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ein wenig beruhigt mich das ja schon. Ich habe noch eine kurze Nachfrage. Der Arzt sagte, dass so ein Anfall eher in einer Ruhe Phase als beim spielen oder Spazierengehen passieren. Kann oder darf oder soll ich die Hündin weiterhin normal belasten, also spazieren gehen, manchmal spielen etc.? Oder sollte der Hund eher geschont werden? Da sie Arthrose hat wollten wir auch mit Wasserlavufband anfangen. Ist das zu viel? Und meine letzte Frage wäre : in Sommer wird sie eine Woche bei meiner Mutter sein, da wir sie nicht mitnehmen können. Gibt es eine Art Notfall Medikament, welches man evtl spritzen kann, falls sie umfällt oder gibt es das nicht? Denn natürlich macht man sich Sorgen, dass sie nicht mehr aufsteht. Passiert das denn auch mal, dass der HUND nicht mehr aufsteht? Vielen herzlichen Dank!

Hallo,

normales Spazierengehen oder etwas Spielen sollte dem Hund nicht vorenthalten werden - dies sind wichtige Punkte der Lebensqualität, vor allem da sich Ihr Hund noch vollständig symptomlos präsentiert und der AV-Block II Grades eher ein Zufallsbefund war.

Unterwasserlaufband-Training ist mitunter sehr anstrengend durch den hohen Wasserwiderstand - hier sollten die Trainingseinheiten nur vorsichtig verlängert, bzw. die Intensität gesteigert werden. Ihr Tierphysiotherapeuten kann ein möglichst kreislaufschondendes Protokoll wählen und sie optimal beraten.

Es gibt Notfallmedikamente, jedoch müssen diese gespritzt werden und orientieren sich an ganz exakten Indikationen. Damit ist es äußerst schwer hier "pauschale" Notfallmedikamte zu empfehlen.

Weitere diagnostische Möglichkeiten wären zum Beispiel ein 24-h-Langzeit-EKG.

Wir wünschen nur das Beste und dass der Zufallsbefunde lange Zeit (vielleicht sogar immer) ohne klinische Symptome bleibt 

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler