Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Docperio
Posts: 5
Joined: Mon Jun 24, 2013 11:32 am

Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Post by Docperio »

Hallo,
unsere 11 jährige Mops-Dame Tiffy (8,6 kg, sonst bis dato gesund) zeigte vor gut fünf Wochen zunehmend ein auffällig ruhiges Verhalten und Bewegungsunlust. Daher zogen wir unseren jährlichen check up vor. Gemäß Röntgenbild und EKG wurde eine DCM diagnostiziert und mit Fortekor 2,5mg behandelt. Vor und während der Fortekor-Therapie lagen die Atemfrequenzen zw. 9-12 Zügen/pro min und sie war etwas fitter. Vor 14 Tagen erfolgten Impfungen (Staupe, Tollwut, Borreliose). Letzte Woche Mittwoch (bei der großen Schwüle), dekompensierte Tiffy binnen weniger Stunden und lag bei Atemfrequenzen zwischen 22-32 Z/min. Unser TA stellt am Mittwoch Mittag die Medikation um. Sie bekam zusätzlich noch Vetmedin 1,25mg (2xmorgens, 1xabends=insgesamt 3,75mg). Leider erlitt sie dann von Donnerstag auf Freitag nachts um 04:00 ein geriatrisches Vestibularsyndrom (Verdachtsdiagnose, da Kopf schief und wackelt, wackeliger Gang und ausgeprägter Nystagmus). Von Freitag 05:00 bis Samstag 12:00 war Sie zur Intensivbehandlung bei unserem TA (Infusionen und Kortison, Heparin...).
Derzeitige Medikation: Fortekor 2,5mg, Vetmedin 3,75mg, Karsivan morgens und abends 1x 50mg, Antibiotikum bis nächsten Samstag (Leukozyten sind etwas erhöht), VitB-Tabletten, Prednisolon, Furosemid, Theophyllin und etwas gegen Übelkeit.
Die Schilddrüsenwerte sind im unteren Normbereich, hier soll jedoch momentan nichts gemacht werden.
Die neurologischen Symptome werden nahezu stündlich besser: Kopf ist nur noch etwas schief, Nystagmus nur noch abends geringgradig, Gang ist sicherer).
Uns macht jedoch speziell das Herz noch Kummer: derzeitige Atemfrequenzen in Ruhe (!) 36-40 Z/min und nach nur ein zwei Metern 55+ Z/min mit minutenlangen Erholungsphasen.
Dabei ist sie jedoch den Umständen entsprechend gut drauf, freut sich, hat Appetit usw.
Der TA schlug heute vor, auch eine Eutanasie in Erwägung zu ziehen. Das geht uns jedoch ein wenig zu schnell: von alt und etwas langsam auf eutanasieren in gerade einmal fünf Wochen?!
Daher meine Fragen:
1. Ist so ein Verlauf möglich und/oder typisch?
2. Ist medikamentös alles Menschenmögliche gemacht?
3. Sind die Dosierungen evtl. noch anpassbar?
4. Medikamente ggf. ändern/ umstellen?
5.Wann wäre üblicherweise mit einer Besserung der Symptome (Atemfrequenz und Tachykardie) zu rechnen?

Über eine Beantwortung meiner Fragen und Ihre ehrliche Meinung wäre ich Ihnen sehr verbunden!
baumhaus
Posts: 28
Joined: Wed Mar 27, 2013 6:53 am

Re: Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Post by baumhaus »

Hallo,

bis zur Antwort des Teams hier die Meinung eines interessierten Laien:

Cortison und Infusionen können eine bereits bestehende Herzinsuffizienz noch verschlechtern. Es sollte also unbedingt der Nutzen/Risiko Faktor bedacht werden. Falls das Cortison nur zur Behandlung des Vestibularsyndroms eingesetzt wird, sollte der Einsatz gut bedacht werden. In den meisten Fällen bessert sich das Syndrom auch ohne besonderen Einsatz von Medikamenten innerhalb weniger Tage.

Ich drücke die Daumen, daß sich Tiffys Zustand bald wieder stabilisiert.
connyhackl
Posts: 36
Joined: Thu Jul 12, 2012 9:57 am

Re: Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Post by connyhackl »

Hallo,

die Diagnose einer DCM (Dilatative Kardiomyopathie) ist für kleine Hunderassen wie den Mops als sehr ungewöhnlich einzustufen, da vor allem große Hunderassen daran erkranken. Um eine DCM zu diagnostizieren müsste zusätzlich ein Herzultraschall gemacht, und eine systolische Dysfunktion festgestellt werden (Pumpschwäche des Herzens). Nur anhand eines EKGs und eines Röntgenbildes ist die Diagnose nicht zu stellen. Evtl. war das Herz im Röntgenbild vergrößert (Kardiomegalie) was mehrere Ursachen haben kann. Bei einem kleinen Hund im fortgeschrittenen Ater wäre eine Mitralendokardiose, die wahrscheinlichste Ursache. Evtl. konnten im EKG auch Veränderungen wie Arrhythmien (zusätzliche Herzschläge) oder eine Tachykardie (schnelle Herfrequenz) festgestellt worden sein, die auch bei verschiedenen Herzerkrankungen auftreten können (z.B. Mitralendokardiose). Da ich ohne die Befunde vorliegen zu haben nur mutmaßen kann, empfehle ich Ihnen dringend einen Herzultraschall bei einem erfahrenen Kardiologen durchführen zu lassen um die Therapie optimal anzupassen. Gleich an Euthanasie zu denken kommt mir auch sehr voreilig vor, zumal Sie berichten, dass das Vestibularsyndrom gut auf die Behandlung anspricht und Ihr Hund noch gute Lebensqualität hat.
Falls die Atemfrequenz erhöht ist aufgrund einer Dekompensation des Herzens (Wasser auf der Lunge durch Herzschwäche), müsste die Entwässerung (Furosemid) ggf. erhöht werden. Je nach Befund verordnen wir Furosemid 3-4mg/kg 3 x täglich wobei die Atemfrequenz in Ruhe immer unter 40/min sein sollte und die Dosierung der Entwässerung von der Ruheatemfrequenz abhängig gemacht wird. (So viel wie nötig so wenig wie möglich).
Das Symptom Schwäche kann eine ganze Reihe von Ursachen haben, neben kardialen, können auch andere internitische Ursachen in Frage kommen. Bevor Sie an Euthanasie denken, würde ich Ihnen als erstes einen Herzultraschall, und danach ggf auch noch einen Termin bei einem Internisten empfehlen.
Schorschi hat übrigens recht, dass bei Herzproblematik auf eine Therapie mit Cortison verzichtet werden sollte, da sich diese oftmals negativ auf das Herz auswirken kann. Infusionen bei einer dekompensierten Herzerkrankung sind kontraindiziert, da diese das Lungenödem verschlimmern und sollten wenn unbedingt nötig, nur unter strenger Atemfrequenz-Kontrolle durchgeführt werden.

Ich hoffe ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen und drücke Ihrem Hund die Daumen.

Mit freundlichen Grüßen

Cornelia Hackl
Tierärztin
Abteilung Kardiologie
Docperio
Posts: 5
Joined: Mon Jun 24, 2013 11:32 am

Re: Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Post by Docperio »

Hallo,
vielen vielen Dank für die schnellen Antworten:
-wir haben das Kortison erst einmal abgesetzt.
-Donnerstag/ also morgen haben wir einen Termin bei Dr.Tobias/ Tierkardiologe in Hannover
-gestern abend und die Nacht waren sehr gut: Atemfrequenzen um die 26 und alle 3,5 Std. Pipi gehen

Aktuelle Probleme:
-30 Min nach der morgentlichen Tabletteneinnahme zittert Tiffy für 30-40 Min, als ob Sie Schmerzen hätte. Tabletten morgens sind: Fortekor 2,5mg, Vetmedin 2x 1,25mg, Furosemid 20mg, Antibiotikum, Theophyllin, etwas gegen Übelkeit.
-auch nach der abendlichen Tabletteneinnahme geht es Ihr zuerst einmal subjektiv schlechter (noch ruhiger und erschöpfter)
-seit 1,5 d kein Stuhlgang. Jedoch auch keine Anstalten von Tiffy zu müssen, daher denke ich nicht, dass es eine Verstopfung ist. Sie ißt, hat auch Appetit, jedoch deutlich weniger und aktuell auch Dose, da Sie Ihr Trockenfutter nicht kauen mag.

Vielen Dank nochmals
Docperio
Posts: 5
Joined: Mon Jun 24, 2013 11:32 am

Re: Mops-Hündin mit dilatativer Kardiomyopathie

Post by Docperio »

Unsere geliebte Tiffy ist tot! Wir mussten Sie leider Donnerstag um 19:00 gehen lassen.
Am Mittwoch mittag ging es Ihr wieder deutlich schlechter. Dr.Tobias empfahl daher nicht auf den Donnerstagstermin zu warten und gleich in der TiHo Hannover zu fahren.
Dort wurde Mittwoch ein Herzultraschall durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass das Herz kerngesund sei. Alle Klappen schlossen regelrecht, die Wände waren nur geringgradig verdickt. Sie war jedoch hypovolämisch durch das Furosemid.
Da die neurologischen Symptome sich weiter verschlechtert hatten, sollte sie über Nacht stabilisiert werden und dann am Donnerstag unter Narkose ein Kontrastmittel MRT durchgeführt werden. Dabei zeigte sich eine massive Otitis links und eine davon unabhängige Encephalitis, mit Zeichen eines starken Anstiegs des Hirndrucks Verlagerung des Kleinhirns und etlichen Entzündungsarealen und stark erweiterten Ventrikeln.
Die Otitis wurde noch per Myringotomie und Probe für ein Antibiogramm behandelt.
Aufgrund des hohen Gehirndrucks setzte leider Tiffys Spontan-Atmung nicht mehr ein. Ihr kleines gesundes Herzchen kämpfte bis zum Ende!
Es wird vermutet, dass es sich um die Pug Dog Encephaltitis handelt, auch wenn Tiffy etwas zu alt dafür ist.
Diese Autoimmunerkrankung scheint durch die übersehene Otitis und die Versican-Impfung aktiviert worden zu sein.

Bitte, Bitte lassen Sie nur gut untersuchte und topgesunde Hunde impfen und denken sie ggf. auch an neurologische Ursachen!
Ich hoffe, dass dadurch anderen Hunden Tiffys Leid und anderen Hundbesitzern dieser unsägliche Schmerz erspart bleibt!
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