rcm und eine art "anfälle"

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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luna1411
Posts: 3
Joined: Fri Dec 27, 2013 11:09 pm

rcm und eine art "anfälle"

Post by luna1411 »

Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren, ich bräuchte dringend Rat. Ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten. Im April ist meine Katze ( 8 Jahre alt EKH Siam Mix) plötzlich von der Couch gefallen und hatte eine Art "Anfall" (auf diesen gehe ich gleich genau ein) nach langen untersuchungen- Blut war super, wurde festgestellt: hgr. Tikuspidal-, mgr. Pulmonal- und ggr. Mitralinsuffizienz. Momentane Behandlung: 1 1/2 Vasotop und 2x täglich 10mg Dimazon. jetzt hat sie, heute schon den 3 tag in folge nach der gabe der dimazon (exakt!!!! 2 stunden später) wieder diese anfälle. Sie streckt ihr vorderpfötchen kurz vor, zieht es dann an sich heran und hält es so, das gleiche mit den hinterbeinen, sie legt sich dann auf den bauch, und auch der schwanz ist auf den rücken gebogen. sie ist die ganze zeit wach, schreit nicht, die pfötchen kann man berühren, speichelt nicht, verliert weder kot noch urin, und schnurrt (ich streichel sie zur beruhigung.) nach ca. 30 sek-1min ist der spuk vorbei, und sie geht erstmal zum klo (pippi)dann fressen und dann spielt sie als ob nichts gewesen wäre!sie springt aus dem stand hoch auf den kratzbaum und spielt!? nach der vasotop habe ich beobachtet das sie kurz aufdreht dann aber schläfrig wird, das ist ja auch normal. während des anfalls habe ich den herzschlag gefühlt, es schlug meiner meinung nach normal, die atmung war auch ruhig und normal, sie konnte auch ein bisschen wackelig davon laufen, ist aber immer zur seite gekippt. ich habe jetzt stundenlang recherchiert, eine thrombose? hinterfüsschen sind warm und damit spielt sie auch, epilepsie? sie ist bei bewusstsein und danach geht es ihr gut, oder wenn was mit dem stoffwechsel nicht stimmt und harnstoff nicht richtig abgebaut wird? oder herzkammerflimmern, aber immer exakt 2 stunden nach der dimazon? Dimazon entwässert ja, und nach dem anfall geht sie direkt aufs klo? ich bedanke mich im vorraus für die antwort! Liebe Grüsse
Miez
Posts: 15
Joined: Sun Dec 30, 2012 11:40 am

Re: rcm und eine art "anfälle"

Post by Miez »

Hallo.

Ich bin mal so frech und sage etwas dazu:

Ich würde dir u.a. dringend ein Langzeit-EKG empfehlen und den Blutdruck messen lassen.

Alles Gute
luna1411
Posts: 3
Joined: Fri Dec 27, 2013 11:09 pm

Re: rcm und eine art "anfälle"

Post by luna1411 »

Hallo, aber natürlich darfst du antworten ich bin um jeden Rat dankbar! Ich war heute mit ihr beim Arzt, dieser hat Blutdruck gemessen, ist ok, Blut abgenommen , werte sind auch gut! Er vermutet, das es an den dimazon hängt, ich werde diese jetzt auf ein minimales reduzieren, und beobachten! Wir sind regelmäßig (alle halbe Jahr) beim herzultraschall der nächste Termin ist jetzt im Januar, soll ich dort zusätzlich dann ein EKG machen lassen? Grüße
alexandraseuss
Posts: 66
Joined: Tue Apr 16, 2013 9:31 am

Re: rcm und eine art "anfälle"

Post by alexandraseuss »

Hallo!

Prinzipiell kommen für solche Episoden natürlich mehrere Ursachen infrage. Um abzuklären, ob z. b. Herzrhythmusstörungen (starke Tachy- oder Bradyarrhythmien) verantwortlich sind, raten wir zur Durchführung eines 24-Stunden-EKGs. Dies kann bei einer Katze natürlich eine Herausforderung sein, kann aber sehr wichtige diagnostische Hinweise geben. Evtl. kann der erste Schritt auch ein Kurzzeit-EKG sein, welches in vielen Fällen auch schon sehr nützliche Informationen liefert. Wenn die Anfälle immer genau 2 Stunden nach der Dimazon-Gabe erfolgen, kann man überlegen, ob man versucht den Besuch beim Tierarzt und die Anfertigung eines Kurzzeit-EKGs in dieses Zeitfenster zu legen.

In der Regel wird Dimazon verabreicht, sobald sich beim Patienten das erste Mal ein Lungenödem und/oder Thoraxerguss/Aszites herangebildet hat oder wenn ein Vorhof des Herzens oder beide bereits so groß sind, dass in Kürze mit einem Herzversagen zu rechnen ist. Dimazon kann dann in einer Dosierung von 2 – 4 mg/kg Körpergewicht bis zu 3 x täglich verabreicht werden. In der Regel wird es von den meisten Tieren sehr gut vertragen. Jedoch sollten bei einem Tier, welches entwässert wird, regelmäßig die Nierenwerte und Elektrolyte (v. a. Kalium) im Blut kontrolliert werden. Die genaue Dosierung von Dimazon richtet sich dann zumeist nach der Klinik: man versucht gerade soviel Dimazon zu verabreichen, dass sich kein erneutes Lungenödem/Thoraxerguss/Aszites heranbildet. Dazu empfiehlt es sich, täglich die Ruheatemfrequenz bei der Katze zu zählen. Diese sollte bei unter 45 Atemzügen pro Minute liegen. Liegt die Atemfrequenz darüber, oder zeigt die Katze vermehrt angestrengte Bauchatmung, dann muss ggf. in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt die Dosis der Entwässerung nach oben angeglichen werden. Ein weiteres Alarmzeichen könnte eine Zunahme des Bauchumfangs sein. Bei einer Dosisreduktion sollten Sie also auf all diese "Alarmzeichen" unbedingt achten.

Aortenthrombosen sind gefürchtete Komplikationen sämtlicher feliner Kardiomyopathien, v.a. wenn sich der Vorhof bereits hochgradig vergrößert hat. Den Grad der Vergrößerung des Vorhofs/der Vorhöfe kann man durch einen Herzultraschall bestimmen. Bei hochgradiger Vergrößerung oder sogar bereits der Anbildung von sogenanntem „Smoke“ (das Blut fließt durch die starke Vergrößerung des Vorhofs so langsam, dass es im Herzultraschall wie „Rauch“ im Vorhof aussieht), kann man zur Prophylaxe einer Aortenthrombose Clopidogrel verabreichen. Aortenthrombosen sind in der Regel äußerst akute Zustände, die meist mit starken Schmerzen für das Tier und akuten Lähmungen einer oder mehrerer Gliedmaßen einhergehen (Gliedmaßen sind dann kalt, bläulich verfärbt und es ist kein Puls tastbar). Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich diese Zustände innerhalb von Sekunden von selbst beheben.

Falls sich durch Dosisreduktion des Dimazon keine Besserung einstellt und auch bei weiterer kardiologischer Abklärung keine Ursache gefunden werden kann, so sollten die Anfälle weiter neurologisch/internistisch abgeklärt werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
luna1411
Posts: 3
Joined: Fri Dec 27, 2013 11:09 pm

Re: rcm und eine art "anfälle"

Post by luna1411 »

Guten Abend, erstmal herzlichen Dank für diese schnelle und ausführliche Antwort! Blut werte sind gut, heute gestestet! Ich habe in der 2kw 2014 einen Schall Termin zur Kontrolle, dann werde ich ein EKG mitmachen lassen! Es ist schwierig diese Anfälle zu erklären, denn wenn sie vorbei sind, ist die Katze Top fit und spielt und frisst usw. In der Lunge war damals (April) kein Wasser, das dimazon wurde gegeben, weil die rechte Seite des Herzens mit Wasser gefüllt war! Die Ruhe Atmung also
Wenn sie schläft liegt bei 20-25 Atemzuege pro Minute! Ist das nicht viel zu wenig?
alexandraseuss
Posts: 66
Joined: Tue Apr 16, 2013 9:31 am

Re: rcm und eine art "anfälle"

Post by alexandraseuss »

Hallo!

Eine Ruheatemfrequenz von 20 – 25 in der Minute ist völlig normal und für einen Herzpatienten äußerst erstrebenswert! Es bedeutet, dass mit ziemlicher Sicherheit im Moment kein Lungenödem und kein Thoraxerguss (freie Flüssigkeit im Brustkorb) vorliegen. Bei einem entspannten, schlafenden Tier können durchaus auch noch niedrigere Ruheatemfrequenzen gezählt werden – wie übrigens auch bei einem gesunden, ruhenden Menschen. Wichtig ist, dass Sie ab jetzt weiterhin täglich die Atemfrequenz zählen. Sie haben jetzt einen Ausgangswert (nämlich 20 – 25 Atemzüge in der Minute), an dem Sie sich orientieren können. Sollte die Atemfrequenz einmal eine Tendenz nach oben zeigen, dann könnte das bedeuten, dass sich evtl. ein Lungenödem oder ein Thoraxerguss heranbilden – spätestens wenn die Ruheatemfrequenz konstant auf über 45 Atemzüge pro Minute angesteigt, sollten Sie daher umgehend einen Tierarzt aufsuchen um ein Röntgenbild des Brustkorbs anfertigen zu lassen und je nach Befund die entwässernde Medikation entsprechend anpassen zu können. Übrigens sollten Sie auch auf den Atemtyp achten: manche Tiere fangen an, sehr angestrengt und „aus dem Bauch heraus“ zu atmen, wenn sie ein Lungenödem oder einen Thoraxerguss bekommen (die Atemfrequenz steigt bei diesen Tieren gar nicht mal so sehr an).

Wenn Ihre Katze nach den Anfällen wieder völlig normal wirkt (so, als ob nichts gewesen wäre), dann deutet das eher auf eine kardiale Ursache für die Anfälle hin, als z. B. auf eine neurologische. Bei Herzrhythmusstörungen beispielsweise ist es sehr typisch, dass die Tiere sich sofort wieder normal verhalten, sobald das Herz wieder „normal“ schlägt. Daher raten wir dringend zu einem EKG (idealerweise Langzeit-EKG, da die Aussagekraft eines Kurzzeit-EKGs beschränkt sein kann).

Mit freundlichen Grüßen,

Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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