Boxer Kardiomyopathie

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Sabine2014
Posts: 1
Joined: Wed May 28, 2014 7:05 am

Boxer Kardiomyopathie

Post by Sabine2014 »

Hallo zusammen,

ich habe mich wegen meines Boxer Darko, 8,5 Jahre, bei Euch registriert. Bei Ihm wurde letzte Woche die Boxer Kardiomyopathie festgestellt. Als Therapie soll er Sotalol 40mg erhalten. Nun habe ich im Beipackzettel gelesen, das das Medikament nicht angewandt werden soll bei Niereninsuffizienz. Darko hat eine beginnende CNI und Pankreatitis. Gibt es nicht ein Medikament, das für Ihn besser geeignet ist??? Irgendwie ist das wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben :-/ Vielen dank für Euer Feedback.
Mariposa3103
Posts: 53
Joined: Tue Jul 31, 2012 9:14 am

Re: Boxer Kardiomyopathie

Post by Mariposa3103 »

Hallo,

um eine Boxer Kardiomyopathie sicher diagnostizieren zu können ist ein 24-Stunden (Holter-EKG) zwingend erforderlich, hierbei gelten mehr als 100 ventrikuläre Extrasystolen (also aus dem Kammermyokard generierte Extraschläge) als sehr verdächtig für diese Erkrankung. Beurteilt wird dabei auch das Aussehen und das generelle Auftreten dieser Extraschläge (ob sie vereinzelt oder als mehrere hintereinander auftreten etc.).
Auch um dann im weiteren Verlauf den Erfolg der Therapie kontrollieren zu können, wird ein 24-Stunden-EKG benötigt.
Zudem empfehlen wir eine echokardiographische Untersuchung, sofern auch bereits eine Pumpschwäche vorliegt, sollte diese ebenfalls (mit Pimobendan) therapiert werden.
Für die Therapie der Rhythmusstörungen bei der Boxer Kardiomyopathie (ARVC - Arrhythmogene Rechtsventrikuläre Kardiomyopathie) haben Studien gezeigt, dass das beste antiarrhythmische Medikament hier Sotalol ist (in Kombination mit Mexiletil, dieses wurde ja aber zu unserem großen Bedauern vom Markt genommen und ist hierzulande nicht mehr erhältlich).
Sotalol ist ein humanmedizinisches Präparat, sodass sich auch die Packungebeilage auf Erfahrungen beim Menschen beziehen. Dort ist beschrieben, dass bei schwerwiegenden/weiter fortgeschrittenen Nierenerkankugen Sotalol kontraindiziert ist, für den Hund ist diesbezüglich nichts bekannt. Da Sotalol aber über die Nieren abgebaut wird, ist es natürlich möglich, dass es auch einen Einfluss auf die Nierenfunktion hat.
Dazu wäre ein Stating der Nierenerkrankung bei Ihrem Hund sinnvoll, sprich eine Bestimmung der Nierenwerte inklusive Urinuntersuchung, um besser abschätzen zu können, wie weit fortgeschritten die Nierenerkrankung ist und ob durch das Sotalol ein weiterer "Schaden" zu erwarten ist oder ob dies eher zu vernachlässigen ist; vor allem, wenn (je nach Holterbefund) so schwerwiegende oder gar lebensbedrohliche Rhythmusstörungen vorliegen, welche dringender Intervention bedürfen. Ggf. kann dann durch den betreuenden Kardiologen zunächst ja auch eine etwas vorsichtigere Dosierung des Sotalols gewählt werden, dies muss aber durch die entsprechenden Kollegen beurteilt werden.
Außerdem schreiben Sie, dass Ihr Hund eine Pankreatitis hat. Grundsätzlich können beim Hund Rhythmusstörungen durch verschiedene systemische Erkrankungen ausgelöst werden, z.B. Pankreatitis, gastro-intestinale Erkrankungen, Prostatitis etc. Bei diesen Rhythmusstörungen handelt es sich ebenfalls um ventrikuläre Extrasystolen, welche aber fast nie therapiebedürftig sind. Vielmehr ist es wichtig die Grundursache zu therapieren und zu beheben, dann sollten auch die Rhythmusstörungen verschwinden.
Ich rate Ihnen demnach dazu Ihren betreuenden Tierarzt/Kardiologen zu konsultieren, um das weitere Vorgehen zu besprechen und wünsche Ihnen und Darko alles Gute!

Mit herzlichen Grüßen

M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
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