hcm - epilepsie - baytril

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Moderator: j.schöbel

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gralsanto
Beiträge: 2
Registriert: Sa Okt 03, 2009 12:31 pm

hcm - epilepsie - baytril

Beitrag von gralsanto »

hallo,
kein deutscher fall, könnte aber für deutsche katzenliebhaber von interesse sein.

die kernfrage: wurden irgendwelche korrelationen zwischen hcm* und epilepsie* nachgewiesen?
*[sub]sternchen steht für verdacht[/sub]

der fall gilt auch bei den beteiligten tiermedizinern als "strange". der ablauf:
kater 4,5 jahre, 8 kilo, bislang 2 x hcm-neg, bekommt wenige wochen nach seinem 3. hcm-schall (equivocal, herzfrequenz 190) epilepsie-anfälle im abstand von 22 stunden.  bleibt zunächst unbehandelt, da weihnachten.
einige test-werte:
IVSd 5,71 (+1,3 seit 1.Schall)
LVFWd 5,71 (+ 0,8 seit 1. schall)
Ao = 13,6 (+3 seit 1. Schall)
LA/Ao = 1,05 (+ 0,05 seit 1. Schall).

da wenig später pfoten-verletzungen (geschwüre) behandelt werden müssen, setzt die züchterin die anti-epileptika ab, da sich keine besserung des zustands gezeigt hat. wundbehandlung erfolgt mit baytril, das nach der meinung aus verschiedenen katzenforen kontraindiziert beim vorliegen von epilepsie ist.
verblüffender effekt der behandlung: kater ist weitere 18 monate völlig beschwerdefrei.

2. phase: ein vierter hcm-test (inzwischen ist der kater 6 jahre alt) zeigt bessere werte, aber immer noch equivocal (zahlen liegen mir im moment nicht vor). wenige monate nach dem test: epilepsie kommt unerwartet und mit power zurück, bis schließlich nur noch 20 min zwischen den anfällen liegen. tierärzte raten zum einschläfern.
Lisa_Keller
Beiträge: 504
Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: hcm - epilepsie - baytril

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
theoretisch kann eine Herzerkrankung mit einer Vergrößerung des linken Vorhofes zur Thrombenbildung führen. Thromben können u. A. ins Gehirn abgeschwemmt werden und so epileptische Anfälle verursachen. Hinweise dafür wären im Ultraschall "Smoke" (beginnende Blutgerinnung) und ein vergrößerter Linker Vorhof (LA/Ao >> 1,5). Dies ist laut den vorliegenden Befunden nicht der Fall. Natürlich können auch beide Erkrankungen unabhängig voneinander bestehen. Zur weiteren Abklärung der Epilepsie sollte ein Neurologe herangezogen werden. Mögliche diagnostische Mittel wären z.B. eine Kernspintomographie des Gehirns und/oder eine Punktion der Rückenmarksflüssigkeit.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
gralsanto
Beiträge: 2
Registriert: Sa Okt 03, 2009 12:31 pm

Re: hcm - epilepsie - baytril

Beitrag von gralsanto »

danke für die rasche antwortleiderb lässt sich für den armen kerl nichts mehr tun  - als wir den fall am wochenende erfuhren, war er schon eingeschläfert.
daher die fragen, die jetzt als retrospektiv nur mit spekulativen antworten zu behandeln sind:
was kann der auslöser solcher thromben sein? wie wahrscheinlich ist, dass hcm dahinter steckt? oder könnte puls 190 damit zusamenhängen. sind überhaupt nur die herzgefäße an der entstehung einer thrombose beteiligt?

und dann die etwas abenteuerlichere frage/spekulation: könnte baytril als nebeneffekt auch eine thromben-auflösende wirkung besitzen? wurden solche spekulationen schon einmal formuliert oder  überprüft oder gab es einzelfälle, in denen ein solcher zusammenhang nicht auszuschließen war?

danke im voraus für die antwort
Lisa_Keller
Beiträge: 504
Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: hcm - epilepsie - baytril

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
wie gesagt, retrospektiv ohne die Befunde selbst erhoben zu haben ist nicht wirklich eine ausreichend gute Einschätzung möglich. Zu Ihren Fragen:
1. was kann der auslöser solcher thromben sein? - aus kardialer Sicht ist der Auslöser ein zu grosser linker Vorhof, was bei der geschilderten Katze jedoch nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Es gibt jedoch auch verschiedene nicht-kardiale Ursachen für Thromben und epileptische Anfälle.
2. wie wahrscheinlich ist, dass hcm dahinter steckt? oder könnte puls 190 damit zusamenhängen. sind überhaupt nur die herzgefäße an der entstehung einer thrombose beteiligt? - die wahrscheinlichkeit kann ich schwer abschätzen, bei einem kleinen Vorhof ist die Wahrscheinlichkeit aber eher niedrig. 190/min ist eine normale Herzfrequenz bei Katzen. Die Herzgefäße selbst sind bei der geschilderten Problematik nicht beteiligt.
3. könnte baytril als nebeneffekt auch eine thromben-auflösende wirkung besitzen? wurden solche spekulationen schon einmal formuliert oder  überprüft oder gab es einzelfälle, in denen ein solcher zusammenhang nicht auszuschließen war? - ein solcher Zusammenhang ist mir nicht bekannt.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
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