Vetmedin: erhöhte Herz- und Atemfrequenz

[thilo]

Hallo liebes Kardio Team,

Bei unserem Ridgeback (MK), 6 Jahre, 36kg, wurde am Sonntag vor einer Woche die hochgradig vergrösserte Milz komplett entfernt. Im Nachgang der OP wurde eine degenerative Mitralklappenerkrankung mit Vorhofflimmern und Vergrösserung des linken Vorhofes diagnostiziert. Zu deren Behandlung wurden ihm 2 x 7.5mg Vetmedin verschrieben. Seit der OP haben wir nun einen verstärkten Herzschlag festgestellt sowie eine Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz (auf ca. 50/min). Diese Erhöhung tritt nach unseren Beobachtungen immer nach der Einnahme von Vetmedin auf und dauert ca. 2h. Anschliessend beruhigt sich sein Zustand wieder und die Atemfrequenz sinkt auf ca. 20/min. Die Herzfrequenz können wir aufgrund des Vorhofflimmerns von Hand leider nicht messen. Ansonsten hat er sich gut von der OP erholt.

Den behandelnden Tierärzten sind solche Nebenwirkungen von Vetmedin nicht bekannt. Auch die Dosierung von 15mg/Tag sei unproblematisch für einen Hund dieser Grösse.

Wir stehen nun vor dem Dilemma, dass wir entweder Vetmedin absetzen und schauen ob diese Nebenwirkungen mit dem Herzmedikament in Zusammenhang stehen, sich dabei aber unter Umständen die Herzkrankheit verschlimmert oder wir behalten Vetmedin und hoffen, dass die Erhöhung der Herzfrequenz für den Hund nicht schlimmer ist.

Sind solche Nebenwirkungen von Vetmedin bekannt (Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz, leichte Übelkeit)? Und wenn ja, wie gefährlich sind diese Nebenwirkungen für den Hund verglichen mit einem Fortschreiten der Herzkrankheit? Gibt es alternative Medikamente bzw. könnte die Dosierung von Vetmedin angepasst werden?

Vielen Dank für alle Hinweise!

[Lanova]

Mögen Sie mir zwecks Erfahrungsazustauschs Ihre Email-Adresse geben?

[thilo]

Vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich habe eine PN gesendet.

[Maexchen]

Guten Morgen,
wurde die Herzerkrankung durch einen Herzultraschall festgestellt?
Ich hatte nämlich bei meinem inzwischen verstorbenen Max genau dasselbe Problem, als eine TÄin nur anhand des Röntgenbildes eine schwere Herzerkrankung feststellte und ihm Vetmedin verschrieb.
Nach 2 Monaten, in denen Max sehr litt, ließ ich einen Herzultraschall machen und siehe da, er war herzgesund.
Als er dann wirklich herzkrank war (Jahre später), vertrug er das Vetmedin sehr gut.

[trizia1973]

Schade das keine weiterer Informationsaustausch hier im Form statt findet.
Meine 16 jaehrige Huendin ist seit einer Woche mit Vetmedin 5 mg 2 x tgl, eingestellt. Sie wiet 20 kg.
Bei ihr wurde eine Insuffizienz der Mitralklappe festgestellt. Ich musste mit ihr wegen eines Blasnestein zum Notdienst und der machte mich darauf aufmerksam das die Klappe nicht mehr richtig schliesst. Nach 3 Tagen hatte sie eine Kontrolle vom Kardiologen und der stellte jetzt ´zustaetzlich eine Rhytmusstoerung fest, die vorher nie aufgefallen war.
Mir scheint es allerdings das meinem Hund das Vetmedin nicht bekommt. Etwa 1 Stunde nach Medikamentengabe faengt sie an zu hecheln, was definitiv nicht an der Temperatur liegen kann. Sie wird unruhig und zittert, ausserdem klebt sie sehr an mir. Das hatten wir vorher nie. Mir scheint das sie sich nicht wohl fuehlt. Was machen? Einfach mal Tablette weglassen und sehen wie sie sich dann verhaelt?

[mtorti]

Guten Morgen,

es tut uns leid, dass bei Ihrer Hündin eine Mitralinsuffizienz vorliegt. Vetmedin (Wirkstoff Pimobendan) ist ein Medikament, das sehr häufig bei Mitralklappenendokardiosen oder bei der dilatativen Kardiomyopathie eingesetzt wird. Unruhe oder Zittern sind als Nebenwirkungen von Vetmedin nicht beschrieben. Als Nebenwirkungen von Vetmedin können eine leichte Erhöhung der Herzfrequenz sowie Erbrechen oder Durchfall auftreten. Diese Nebenwirkungen hängen von der Dosierung ab und können durch eine Reduktion der Dosis verringert werden. Als mögliche Erklärung für die Unruhe Ihrer Hündin könnte lediglich eine leichte Übelkeit oder Bauchschmerzen (zum Beispiel aufgrund des Vetmedins, jedoch gibt es auch viele andere Ursachen hierfür) infrage kommen, welche bisher nicht zum Erbrechen geführt hat. Unruhe und Zittern können jedoch zum Beispiel bei jeglicher Form von Schmerzen auftreten. Sie sollten dies mit Ihrem Tierarzt besprechen, was bei Ihrer Hündin als wahrscheinlichste Ursache infrage kommt.
Rhythmusstörungen treten bei Herzerkrankungen auf. Ob diese Rhythmusstörungen zusätzlich behandelt werden sollten, können wir nicht entscheiden. Als mögliche Abklärung der Rhythmusstörungen kann ein Kurzzeit-EKG zur ersten Einschätzung und ein Langzeit-EKG über 24 Stunden zur genaueren Beurteilung der Schwere der Rhythmusstörungen durchgeführt werden. Das weitere Vorgehen und eine mögliche Therapie sollten Sie mit Ihrem behandelnden Tierarzt besprechen.
Woher die Unruhe und das Zittern bei Ihrer Hündin kommt, können wir leider nicht beurteilen. Sie sollten darüber ebenfalls mit Ihrem Tierarzt sprechen, dieser kennt Ihre Hündin besser. Ihr Tierarzt kennt die Befunde der kardiologischen Untersuchung und kann mit Ihnen gemeinsam entscheiden, ob die Gabe von Vetmedin bei Ihrer Hündin fortgeführt werden sollte oder eine Anpassung der Dosis erfolgen sollte. Dies können wir nicht beurteilen, ohne Ihre Hündin untersucht zu haben.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Hündin alles Gute


Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München

[trizia1973]

In der Zwischenzeit wurde das Medikament abgesetzt, Sympotme verschwanden damit auch sofort.
Aufgrund der Arrhythmie wurde dann ein 24 Stunden EKG angelegt. Ergebniss:
General
150424 complejos QRS
17 Lat. estimulados (< 1%)
17696 Lat. ventriculares (12%)
3 Lat. supravent. (< 1%)
2 % del tiempo clasificado como ruido
Frecuencias cardíacas
54 Mínimo a 18:59:47 09-nov
106 Promedio
206 Máximo a 20:01:48 09-nov
96643 Lat. en taquicardia (>=100 lpm), 64% total
28 Lat. en bradicardia (<=60 lpm), < 1% total
2.04 Segundos R-R máx a 18:59:28 09-nov
Ventricular (V, F, E, I)
17694 aislado
1 Parejas
22 ciclos bigeminados
0 Rachas totalizando 0 latidos
Supraventricular (S, J, A)
3 aislado
0 Parejas
0 ciclos bigeminados
0 Rachas totalizando 0 latidos

Angeraten wurde die Behandlung mit Sotalol 1,5mg pro Kg Körpergewicht (20 kg) alle 12 Stunden.
Gestern hatte sie den ersten Tag und gleich am Abend wollte sie weder ihr Futter noch Wasser. Die Nacht verhielt sie sich auffallend ruhig und heute Morgen war sie komplett eingenässt.
Sie fühlt sich definitv nicht wohl, ist eher in ihrer Aktivität heruntergefahren.
Liegt es am Medikament? Ist das normal?

[mtorti]

Hallo!

Bei Ihrem Hund wurden im 24-Stunden-EKG 17696 ventrikuläre Extrasystolen gefunden. Sotalol wurde wahrscheinlich aufgrund dieser Rhythmusstörungen gestartet.
Bei Ventrikulären Extrasystolen handelt es sich um Rhythmusstörungen, die aus den Hauptkammern (Ventrikeln) kommen.
Es gibt verschiedene Ursachen für diese Art von Rhythmusstörungen. Es gibt extrakardiale und kardiale Ursachen.
Als extrakardiale Ursachen können krankhafte/schmerzhafte Prozesse im Bereich des Abdomens wie etwa Magendrehungen oder Entzündungen der Bauchspeicheldrüse in Frage kommen.
Kardial können ventrikuläre Extrasystolen bei Erkrankungen wie DCM (Dilatative Kardiomyopathie), ARVC (Arrhythmogene Rechtsventrikuläre Kardiomyopathie), oder hypertrophen Veränderungen des Herzmuskels (durch Aortenstenosen, Pulmonalstenosen, Hypertrophe Kardiomyopathie) entstehen.
Welche Ursache bei Ihrem Hund in Frage kommt, kann Ihr Tierarzt am besten beurteilen, da er alle Befunde im Zusammenhang kennt. Von der Ursache hängt auch ab, ob Sotalol ein geeignetes Medikament ist.
Generell kann man Sotalol gut bei ventrikulären Rhythmusstörungen einsetzen. Es ist ein recht sicheres Medikament und führt selten zu Nebenwirkungen. Da es teilweise eine beta-blockierende Wirkung hat, kann es die Pumpkraft beeinträchtigen. Wenn es jedoch eingeschlichen wird, d.h. wenn die Dosis langsam gesteigert wird, kann man diesen unerwünschten Nebeneffekt umgehen.
Leider können wir nicht beurteilen, warum es Ihrem Hund schlechter geht, da wir ihn nicht selbst untersucht haben. Falls es Ihrem Hund schlechter geht, sollten Sie sich an Ihren Tierarzt wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München

[trizia1973]

Danke für Ihrer Antwort. Wir waren gestern noch beim Tierarzt und das Medikament wurde wieder abgesetzt.
Inzwischen denke ich wir sollten es einfach akzeptieren und die restliche Zeit genießen statt zu Experimentieren und sie dauernd zu quälen.