HCM und Katzenzucht

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Isblomma
Beiträge: 2
Registriert: Di Mär 02, 2010 9:30 am

HCM und Katzenzucht

Beitrag von Isblomma »

Guten Tag und danke, dass Sie dieses Forum betreiben ! Ich bin eine französische Norwegische Waldkatzen Züchterin und suche immer nach Antworten um Thema HCM, und die deutschen Seiten sind oft viel besser als die französischen...
Bei der Norwegischen Waldkatze gibt es immer mehr HCM Fälle. Eine ganze Welle von Fällen kommt zur Zeit aus Skandinavien und wir Züchter haben natürlich Angst davor, dass mit der Rasse das Gleiche passiert, wie bei den Maine Coons : dass sie von HCM komplet zerfressen wird. Gen Teste gibt es für die Norweg. Waldkatze nicht, nur Ultraschalluntersuchungen können wir vertrauen. Aber die Krankheit bleibt für uns Züchter rätselhaft...
Es gibt Fälle, wo die zwei Eltern von guten Kardiologen negativ getestet wurden, und Kitten aus der Verpaarung werden doch positiv getestet. Es scheint, dass manche Verpaarungen zweier Linien immer wieder HCM Fälle produzieren, auch wenn die Eltern oder sogar die Grosseltern negativ sind, als gäbe es ein "böses schlafendes Gen", das bei manchen Verpaarungen zum Vorschein kommt. Meine Frage ist : wie soll ich als Züchterin damit umgehen ? Die Elten meines Katers wurden beide mehrmals negativ getestet. Und doch gibt es bei dieser Linie einige "indirekte" Fälle (bei Cousins oder Grossonkeln meines Katers, zum Beispiel). Mein Kater ist jetzt 8 Monate alt. Wann kann ich ihn schallen lassen, so dass der Test so gültig wie es geht sein kann ? Kann ich ihn mit einer Katze verpaaren, bei der die beiden Elternteile und auch die Grosseltern negativ geschallt worden sind, aber bei der es  höher in der Linie auch einige "indirekte Fälle" gibt ? Was weiss man genau zur Vererbung von HCM ?
Ich danke Ihnen sehr.
Mit besten Grüssen.
main.coonie
Beiträge: 71
Registriert: Mi Sep 10, 2008 10:00 am

Re: HCM und Katzenzucht

Beitrag von main.coonie »

Hallo,

da haben Sie aber sehr viele Fragen, die Ihnen keiner 100%ig beantworten kann.
Ich bin nur Laie, Katzenliebhaber aber ich hatte einen HCM Kater und war somit gezwungen mich intensiv mit der Problematik auseinander zu setzen.
Soweit ich das verstanden habe ging man bisher von einer autosomal-dominanten Vererbung einer Mutation an 2 Genorten mit 100% Penetranz aus, hierzu wurden die Gentests bei Maine Coons entwickelt. In letzter Zeit zeigt sich aber, dass auch im Gentest negative Tiere Nachkommen produzierten, welche frühzeitig an HCM verstarben. Daher geht man nunmehr von Mutationen an Polygenen aus. Auch die dominante Vererbung steht meiner Meinung nach in Frage. Leider sind bis heute keine weiteren mutierten Gene gefunden worden. Alle 9 beim Menschen betroffenen wurden auf Mutationen untersucht.
Die derzeit sicherste Methode HCM in der eigenen Zucht zu vermeiden ist betroffene Linien zu finden und diese aus der Zucht zu nehmen. Man sollte seine Zuchttiere regelmäßig schallen lassen, am besten vor Zuchteinsatz. Kater sollten mit 2, Kätzinnen mit 3 Jahren geschallt werden. Meist zeigt sich bei betroffenen Tieren in diesem Alter bereits eine Veränderung des Herzmuskels. Kater  erkranken meist in jüngerem Alter als Kätzinnen. Betroffenen Tiere, sowie die direkten Nachkommen dieser sollten aus der Zucht genommen werden. Natürlich ist es auch wichtig einen möglichst großen Genpool zu erhalten, zu enge Linienzucht zu vermeiden und möglichst auch immer wieder gesunde Foundationtiere in die Showlinien einzukreuzen.
Unser HCM kranker Kater kam aus einer genetischen Vollgeschwisterverpaarung, mindestens drei der vier Geschwister (vom 4. ist mir nichts bekannt da es bei den Züchtern blieb) erkrankten um den 2. Geburtstag. Unser Tiger war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt, hatte ein stark verändertes Herz, einen Pericarderguß und ein Lungenödem.
Mit viel Aufwand, nervenaufreibendem Kampf, vielen Medikamenten und viel Liebe konnte er noch fast 2 Jahre leben. Aber glauben Sie es mir, es ist nicht nur unheimlich teuer (ich liste am Ende mal die Kosten auf) sondern ganz besonders Nerven aufreibend und brachte uns viele Tränen, wir blieben nach seinem Tod vor 2 Wochen mit gebrochenen Herzen zurück. Der lange Kampf hat uns sehr nah zusammenwachsen lassen. Nun müssen wir erst wieder lernen ohne ihn auszukommen.  Die Leidtragenden sind die Tiere und die Liebhaber, die ihre Tiere wirklich lieben. Deshalb finde ich es gut, dass sie fragen und um Ihre Rasse bemüht sind und nicht nur um Bühnenerfolg.

Kosten hochgradig HCM bei Maine Coon Kater von Schall bis
Tod über 21 Monate:
Tierarztkosten:- --------------------------600€
Blutbilder: ---------------------------------240€
klass. Homöpathin------------------------800€
homöop. Medikamente-------------------500€
Dimazon zum spritzen-------------------150€
Furosemid Tabl.---------------------------350€
Ramipril/HCT Tabl.------------------------100€
Spironolacton-------------------------------35€
Fragmin----------------------------------1200€
Insulinspritzen----------------------------600€
Clopidogrel----------------------------------60€
Antibiotika---------------------------------110€
Phosphatbinder----------------------------60€
zusätzliches hochkalorisches
Futter (RC-Recovery)1/Tag -----------  735€====5540€
Hinzu kamen noch viele Fahrtkosten da Tiger seine Spritzen und am Ende auch seine Tabletten alle 8h bekommen mußte und wir somit jede Mittagspause nach Hause mußten um ihm seine Medikamente zu geben.
Wir lebten täglich mit Bauchschmerzen, hatten immer Angst um ihn, beobachteten ihn akribisch.
Ich wünsche mir wirklich sehr, dass diese Erkrankung zurückgedrängt wird, durch verantwortungsbewußte Züchter.

Viele Grüße
Anja Auerbach
Isblomma
Beiträge: 2
Registriert: Di Mär 02, 2010 9:30 am

Re: HCM und Katzenzucht

Beitrag von Isblomma »

Vielen Dank für Ihre Antwort. Es tut mir sehr leid, zu lesen, was sie alles erlebt haben und dass es trotz Ihrer Mühe doch tragisch geendet hat.... ich habe auch nach einem langen Kampf eine Katze an FIP verloren, ich weiss wie es ist, unendlich viele Tests durchzufüren, alles zu versuchen, sich ständig Sorgen zu machen, ganz viel Geld auszugeben, und am Ende doch seine Katze sterben zu sehen.... ich hoffe, es geht Ihnen langsam besser.
Danke für alle Infos, es ist interessant, zu lesen, wie es bei Maine Coons ist. Bei Norweg. Waldkatzen ist das alles ganz neu, wir fangen erst an, uns ernsthaft mit dem Problem auseinanderzusetzen und wir haben viele, viele Fragen. Man empfehlt uns, zum ersten Mal mit einem Jahr die Katzen schallen zu lassen, da wir oft wenig Abstand haben, mit bisher ungetesteten Linien arbeiten müssen, und wir denken uns, wenn es ein grosses Problem gibt, dass wir ein Spezialist es im Alter von einem Jahr schon sehen. Aber ich stelle mir viele, viele Fragen zur Vererbung, zu riskanten Verpaarungen, usw.... aber sowieso eines ist mir klar, ich bin offen zu diesem Thema, verheimliche nicht und stelle die Gesundheit der Katze in den Vordergrund !
Danke sehr für die Antwort.
Ich hoffe, wir werden die Krankheit zurückkämpfen können...
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