DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

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Moderator: j.schöbel

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Silva
Beiträge: 3
Registriert: Mi Okt 13, 2010 8:08 pm

DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

Beitrag von Silva »

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich hatte bereits kurz E-Mail Kontakt mit Herrn Dr. Wess. (danke nochmals an dieser Stelle für die Rückmeldungen!)

Meine 5 Jahre alte Dobermannhündin ist an DCM erkrankt, bzw. wurde diese vor ca. 1 Monat diagnostiziert. (frühzeitig wie man mir sagte) Die TA hatte bei einer routinemäßigen Untersuchung des Blutes (die ich 1 x jährlich durchführen lasse) Auffälligkeiten festgestellt und uns deshalb zu einem Kardiologen überwiesen.

Wir sind in Behandlung bei einem Kardiologen und in der TA Praxis. In 2 Monaten ist der nächste Ultraschall geplant. Sie bekommt Vetmedin und Vasotop. Da meine Hündin extrem sensibel und nicht gut verträglich mit anderen Hunden/Tieren ist, kommt für uns die Reise nach München leider nicht in Frage. Von einem 24h Stunden EKG haben wir aus besagten Gründen bisher ebenfalls abgesehen. Ich hoffe, dass dies kein schwerwiegender Fehler ist.

Nun zu meinen Fragen:

Gibt es denn generell gewisse Anzeichen auf die ich besonders achten sollte?
Bisher ist mir bei meiner Hündin nichts aufgefallen. Im Gegenteil, jetzt wo es wieder kühler wird (und vielleicht auch, seit sie die Medikamente bekommt?) ist sie sehr ausgelassen und hat einen enormen Bewegungsdrang (so wie zuvor wenn es nicht so warm draußen ist).
Sie spielt und apportiert unwahrscheinlich gerne, fast schon "versessen" und ihr Drang kennt dabei keine Grenzen. Ich bin jetzt natürlich verunsichert: soll ich das weiterhin zulassen? Soll ich das einschränken?  

Ich bin bisher immer sehr darauf bedacht gewesen meine Hündin ausreichend auszulasten. Sie ist ein "Bürohund" und während der Arbeitszeit sehr ruhig und brav. Aber sie weiß auch wann ihre Zeit ist und sie fordert diese auch regelrecht ein. Wird sie nicht ausreichend bewegt, so kann es durchaus sein, dass sie mal kurz einen Sprint hinlegt und für ein paar Minuten stiften geht - das möchte ich selbstverständlich vermeiden und den Hund nur noch an der Leine zu führen halte ich fast schon für Tierquälerei.

Wie gehe ich damit um?

Und was sind Anzeichen auf die ich achten kann um rechtzeitig zu erkennen, dass es Zeit ist dringend wieder den TA aufzusuchen. Ich lese viel von Wasser in der Lunge zum Beispiel. Kann ich das rechtzeitig bemerken? Gibt es Vorzeichen?

Im Übrigen habe ich gelesen, dass Taurin und L-Carnitin den Herzmuskel unterstützen. Wie beurteilen Sie das? Macht das Sinn und wenn ja, in welcher Dosierung und welche Präparate?

Es gibt eine Menge Präparate zu finden mit unterschiedlicher Konzentration und Taurin habe ich bisher eigentlich nur für Katzen gefunden...

Bitte verzeihen Sie, so viel Text und so viele Fragen. Ich habe erst im Februar eine Hündin an Krebs verloren und ihr war bis kurz davor nichts von dieser Erkrankung anzumerken (zusätzlich zu einer langen Geschichte oberflächlicher Untersuchungen durch den falschen TA).

Nur wenige Tage nach der Diagnose (durch einen zweiten TA) habe ich sie morgens tot auf ihrem Platz aufgefunden.
Ich habe das bis heute nicht verwunden und mir nicht verziehen, dass ich in dieser Nacht nicht bemerkt habe wie schlecht es ihr tatsächlich geht... das ist ein Schock der bei mir noch tief sitzt und ich versuche das nicht auf meine nun leider ebenfalls kranke Hündin zu projizieren aber das ist leichter gesagt als getan. :-(

Ich wäre deshalb ausgesprochen dankbar für ein paar Ratschläge wie ich mit ihr umgehen soll, auf was ich als Tierhalter achten kann und was ich evtl. neben der medikamentösen Behandlung und der regelmäßigen Untersuchung unterstützend tun kann.

Ich komme mir fast schon aufdringlich vor - aber für mich ist ein Hund ein vollwertiges Familienmitglied und entsprechend groß ist meine Fürsorge und auch meine Trauer bei Verlust. Deshalb hoffe ich auf Ihr Verständnis.

Vielen Dank vorab.

Mit freundlichem Gruß
Silva S.
J.Simak
Beiträge: 400
Registriert: Mo Okt 16, 2006 11:26 am

Re: DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

Beitrag von J.Simak »

Hallo,

zu Ihren Fragen:

"Gibt es denn generell gewisse Anzeichen auf die ich besonders achten sollte?  
Bisher ist mir bei meiner Hündin nichts aufgefallen. Im Gegenteil, jetzt wo es wieder kühler wird (und vielleicht auch, seit sie die Medikamente bekommt?) ist sie sehr ausgelassen und hat einen enormen Bewegungsdrang (so wie zuvor wenn es nicht so warm draußen ist).  
Sie spielt und apportiert unwahrscheinlich gerne, fast schon "versessen" und ihr Drang kennt dabei keine Grenzen. Ich bin jetzt natürlich verunsichert: soll ich das weiterhin zulassen? Soll ich das einschränken?
Ich bin bisher immer sehr darauf bedacht gewesen meine Hündin ausreichend auszulasten. Sie ist ein "Bürohund" und während der Arbeitszeit sehr ruhig und brav. Aber sie weiß auch wann ihre Zeit ist und sie fordert diese auch regelrecht ein. Wird sie nicht ausreichend bewegt, so kann es durchaus sein, dass sie mal kurz einen Sprint hinlegt und für ein paar Minuten stiften geht - das möchte ich selbstverständlich vermeiden und den Hund nur noch an der Leine zu führen halte ich fast schon für Tierquälerei.  
Wie gehe ich damit um?"  

-> Generell sollte Ihre Hündin eine gute Lebensqualität haben. Extreme Belastungen können jedoch das Risiko für einen Zwischenfall erhöhen. Wenn gefährliche Ryhthmusstörungen vorliegen, ist das Risiko für einen plötzlichen Herztod bei Belastung evt. erhöht. Es ist eine persönliche Entscheidung, aber ich denke die Bewegung die Ihre Hündin braucht um sich wohl zu fühlen, sollte sie bekommen.

"Und was sind Anzeichen auf die ich achten kann um rechtzeitig zu erkennen, dass es Zeit ist dringend wieder den TA aufzusuchen. Ich lese viel von Wasser in der Lunge zum Beispiel. Kann ich das rechtzeitig bemerken? Gibt es Vorzeichen?"

-> Anzeichen auf die Sie achten sollten sind zum einen die Atemfrequenz (diese sollte in Ruhe < 45 Atemzügen/Minute liegen). Anzeichen für beginnendes Wasser in der Lunge können schnelle oder angestrengte Atmung auch in Ruhe, Husten oder schlechtes Allgemeinbefinden sein. Es könnte sich auch freie Flüssigkeit im Bauch bilden, dann vermehrt sich der Bauchumfang. Bei V. a. Wasser in der Lunge, sollte Sie umgehend zum Tierarzt gehen. Ab diesem Zeitpunkt ist dann eine zusätzliche entwässernde Therapie nötig.

"Im Übrigen habe ich gelesen, dass Taurin und L-Carnitin den Herzmuskel unterstützen. Wie beurteilen Sie das? Macht das Sinn und wenn ja, in welcher Dosierung und welche Präparate?"

-> Ein Taurinmangel als Ursache für eine DCM beim Dobermann ist eher unwahrscheinlich, ein Verdacht könnte vorliegen wenn Ihre Hündin nicht mit kommerziellen Futtermitteln gefüttert wird. Ist das der Fall, kann der Taurinspiegel im Blut bestimmt werden. Nur wenn dieser zu niedrig ist, sollte Taurin supplementiert werden. Der Carinitinspiegel kann im Blut nicht aussagekräftig bestimmt werden und es gibt keinen Beweis für den Nutzen einer Carnitinzufütterung.

-> Insgesamt ist bei einem Dobermann mit DCM dringend ein 24-h-EKG anzuraten, damit gefährliche Rhythmusstörungen ausgeschlossen oder falls vorliegend behandelt werden können. Falls es nicht möglich ist, sollten zumindest längere Kurzzeit-EKGs durchgeführt werden, allerdings können in den restlichen Stunden des Tages trotzdem Arrhythmien vorliegen. Auf der Homepage des Collegium Cardiologicum finden Sie eine Liste von Kardiologen aus ganz Deutschland, bei denen Sie sich evt. in Ihrer Nähe nach einem 24-h-EKG erkundigen können.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Silva
Beiträge: 3
Registriert: Mi Okt 13, 2010 8:08 pm

Re: DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

Beitrag von Silva »

Hallo Frau Dr. Simak,

erst einmal vielen Dank für die schnelle Antwort!

Ich sehe das mit der Bewegung im Grunde auch so. Es bringt mir und ihr nichts das Leben des Hundes zwanghaft zu verlängern (oder es zu versuchen) indem ich ihre Lebensqualität einschränke.

Wir sind bereits bei einem Kardiologen aus der CC Liste in Behandlung. Er hat meine Hündin bereits 2 mal geschallt und beim zweiten Schall die Diagnose gestellt. Er kennt sie also und auf meine Rückfrage bezüglich des 24h EKG hielt er es eben auch für fraglich ob es uns gelingt das bei ihr anzulegen und dann für 24h zu fixieren. (wobei ich denke wenn sie es mal dran hat ist das dann weniger das Problem) Sie ist verstärkt ängstlich in der Klinik, bzw. TA Praxis. Das ist das ganze Problem bei der Sache.

Der Verleih der Holter wird ja leider nicht mehr angeboten wie Herr Dr. Wess mir bereits mitteilte. Ich war auf der Webseite und hatte diese Möglichkeit in Betracht gezogen.

Sollte es mir gelingen ein solches Gerät zu beschaffen, meinen Sie es könnte mir anhand der Anleitung gelingen das Gerät zu hause selbst anzulegen und verwertbare Daten dann dem Kardiologen zur Verfügung zu stellen? Oder ist dieser Ansatz völliger Blödsinn?

Danke abermals für Ihre Mühe!

Viele Grüße
Silva S.
J.Simak
Beiträge: 400
Registriert: Mo Okt 16, 2006 11:26 am

Re: DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

Beitrag von J.Simak »

Hallo,

in den allermeisten Fällen hält ein 24 -h-EKG problemlos. Wenn Ihre Hündin auch beim Ultarschall stillgehalten hat, sollte man auch ein EKG anlegen können. Aus unserer Erfahrung heraus, kann es schwierig sein ein 24-h-EKG auszuwerten, dass ein unerfahrener Untersucher angelegt hat (egal ob Besitzer oder Tierarzt). Wenn es nicht richtig befestigt ist, kann es so verwackelt werden, dass es dann nicht auswertbar ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Silva
Beiträge: 3
Registriert: Mi Okt 13, 2010 8:08 pm

Re: DCM: Der richtige Umgang? Auffälligkeiten?

Beitrag von Silva »

Hallo Frau Dr. Simak,

danke abermals für Ihre Rückmeldung und Ihre Mühe! Ich werde mit dem behandelnden Kardiologen nochmals Rücksprache halten.

Mit freundlichen Grüßen
Silva S.
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