Tierkardiologie LMU

Guten Tag liebe Fachleute,
ich habe einen 2 jährigen Kater namens Jack, bei dem vor knapp einem Jahr HCM diagnostiziert worden ist. Er ist ein Mischling aus Hauskatze und Maine Coon. Ich ging zum Arzt weil er mehr hechelte als meine anderen Katzen und ich auch das Gefühl hatte, dass er mehr Spielpausen einlegte. Beim ersten Herzultraschall wurde mir gesagt, dass die Verdickung deutlich sichtbar wäre und aufgrund seines jungen Alters ich nicht mit einer sehr hohen Lebenserwartung zu rechnen hätte. Ich weiß man kann nie genau sagen wann es passiert. Als erstes bekam ich Vasotop 0,625 mg, und sollte eine halbe Tablette für 2 Wochen geben (Jack wiegt 5,1 Kilo). Als ich nach zwei Wochen eine gegeben habe, wurde er apathisch und lag nur noch rum und auch sein Spieltrieb war gänzlich weg. Daher habe ich wieder auf eine halbe Tablette runtergeschraubt und alles war wieder "normal". Mittlerweile gebe ich 2/3 der Tablette, leider gibt es ja nur wenige Dorierungsvarianten dieser Tablette, daher muss ich ein Stückchen abbrechen und hoffe immer es ist mehr als die Hälfte. Er hechelte kaum noch, sogar und hat sogar den extrem heissen Sommer gut überstanden. Ich habe nur einmal erleben müssen, das er einen kurzen Hustenanfall hatte, als er mit einer Maus spielte. Das Hecheln war merklich weniger geworden. Ich habe es nur zweimal in drei Monatenmiterlebt und da dem ging immer ein hektischen Spielen voraus. Im März hatte er seine zweite Herzultraschall Untersuchung. Ergebnis alles beim Alten, keine Veränderung und ich sollte Prilactone 10mg morgens und abends  jetzt geben, auch wenn sein Blut ums Herz noch keine Anzeichen einer Verdickung aufweisen. Ich hatte mich damals im Internet durch Foren informieren wollen und habe wohl die Wirkung von Prilactone falsch verstanden und daher erst einmal das Medikament nicht verabreicht. Heute hatten wir die dritte Herzultraschall Untersuchung und wieder gab es keine Veränderung und auch das Blut ist nicht verdickt. Allerdings habe ich jetzt meine Doktorin so verstanden, dass Prilactone hilft, dass die Verdickung des Herzmuskels langsamer voranschreiten soll. leider liesst man im Internet soviele negative Sachen, die mich vollkommen verunsichern. Das heisst es , dass gerade Maine Coon nicht Prilactone verabreicht bekommen sollen, da es zu Hautveränderungen führen kann, die nicht rückgängig zu machen sind. Ist da mein Mischlings-Maine Coon auch betroffen? Jacks Herzmuskel ist an manchen Stellen leider 8mm dick, aber es gibt auch viele Stellen, da liegt er noch unzter 5mm, was ja der Norm entsprechen soll?  Ich lese das viele HCM Katzen auch viel mehr Tabletten zu sich nehmen müssen. Ist mein Jack ausreichend versorgt wenn er "nur" Vasotop" und ab heute auch Prilactone zu sich nimmt? Er ist ein frecher, lebenslustiger Kater und ich bin froh, dass die Lebensqualität noch überhaupt nicht leiden muss, weil er sehr wenig Symptome zeigt. Ich hoffe genug Informationen geliefert zu haben, dass Sie mir helfen können. Ganz herzlichen Dank!

Guten Tag,

Bei der Hypertrophen Kardiomyopathie kommt es zu einer Verdickung des Herzmuskels. Diese ist histologisch durch eine Hypertrophie und veränderten Anordnung der Herzmuskelzellen, als auch einer interstitiellen Fibrose – eine sogenannte Bindegewebszubildung im Herzmuskel gekennzeichnet. Aufgrund dieser histologischen Veränderungen ist ein therapeutischer Ansatz bei der Therapie dieser Erkrankung der Einsatz von Medikamenten, welche diese bindegewebige Umgestaltung des Herzmuskels verlangsamen. Vasotop mit dem Wirkstoff Ramipril ist ein ACE-Hemmer, welches in der Kardiologie unter anderem wegen seiner den peripheren Gefäßwiderstand senkenden Wirkung eingesetzt wird. Jedoch wird ihm auch nachgesagt, dass es die Umgestaltung des Herzmuskels (das sogenannte Remodeling) hemmt. Prilactone mit dem Wirkstoff Spironolacton ist eine Kaliumsparendes Diuretikum (Entwässerungsmedikament), welches eine milde entwässernde Wirkung hat und daher bei Herzpatienten häufig als ergänzende Therapie zu einem stärker wirksamen Entwässerungsmedikament eingesetzt wird. Eine weitere Wirkung von Spironolacton ist sein antifibrotisches Potential. Bei einer Studie mit Spironolacton bei Maine Coon Katzen und Maine Coon Mischlingen zeigten jedoch 1/3 der Katzen starke Hautnebenwirkungen, welche nach dem Absetzen des Medikamentes vollständig verschwanden. Inwieweit Ihr Kater Spironolacton vertragen wird, kann leider im Vorab nicht abgeschätzt werden. Des Weiteren ist es mir nicht möglich ohne Ihren Kater selbst untersucht zu haben bzw. die genauen Untersuchungsbefunde der Kollegin zu kennen zu beurteilen, ob die aktuelle Medikation ausreichend ist.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München

Liebe Frau Hertzsch,
herzlichen Dank für Ihre Antwort. Sie haben mir auf alle Fälle weiter geholfen, denn ich hatte es wohl falsch verstanden, dass die Hautveränderungen nicht zurück gehen würden. Sie schreiben, dass Prilactone oft als Ergänzung zu stärkeren Entwässungsmedikamenten eingesetzt wird, aber ausser Prilactone und wie gesagt Vasotop bekommt mein Jack nichts?  Es ist leider auch schon so schwer genug ihm die Tabletten zu verabreichen, da ich eigentlich morgens und abends 10mg Prilactone verabreichen sollte. Da er aber morgens fast nie sichtbar ist, da er Fregänger ist, klappt es fast nie mit der morgendlichen Eingabe. Aber laut meiner Ärtzin sollte ich nicht mehr abends geben, sondern eben versuchen sooft wie möglich ihn morgens zu erwischen. Wäre Furosemid eines der stärkeren Entwässerungstabletten? Ist es möglich, dass meine Ärztin ihm "nur" Prilactone verschrieben hat, weil auf dem Schall noch keine Blutverdickung erkennbar ist? Ich wünschte ich könnte Ihnen Jack bringen, aber München liegt leider zu weit weg, schon die 10 Kilometer zu meiner Fachärztin sind der blanke Horror für ihn Ich danke Ihnen aber für Ihre wirklich informative Antwort. Es hat mich schon beruhigt. Herliche Grüße, Jutta Klein

Guten Morgen,

Furosemid als Schleifendiuretikum wäre ein stärkeres Entwässerungsmedikament im Vergleich zu Prilactone. Warum Ihre Tierärztin Jack Prilactone verschrieben hat, kann ich von der Ferne nicht beurteilen. Des Weiteren ist es mir, wie bereits erwähnt, nicht möglich ohne Ihren Kater selbst untersucht zu haben zu beurteilen, ob die aktuelle Therapie ausreichend ist. 

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München

Liebe Frau Hertzsch,
trotzdem herzlichen Dank für Ihre Hilfe.
Schade, dass ich Jack nicht vorbei bringen kann. Wünsche Ihnen eine schöne Restwoche.
Herzliche Grüße, Jutta Klein