Tierkardiologie LMU

Liebe Kardiologen,

bitte schauen Sie einmal auf folgende Werte, einer Katze, die einer Bekannten gehört. Wer den Schall durchgeführt hat weiß ich nicht.
Maine Coon Katze, weiblich, 10 Jahre
Heart rate 217 bqm
IVSd   39 mm
LVIDd   15,5
LVFWd   7,7
IVSs      95
LVIDs   5,9
LVFWs  9,1
SF    62,1
Ao    8,1
LA   21,9
LA/Ao  2,6

Die schallende Tierärztin hat den Zustand der Katze als beginnende HCM mit moderaten Werten eingestuft. Die Katze soll nun Atenolol und Ramipril bekommen.
Vorausgesetzt die gemessen Werte entsprechen den tatsächlich vorhandenen Werten meine Frage dazu:
Ist es mit einem so riesigen linken Atrium wirklich eine moderate oder eben beginnende HCM?
Bei meinem Tiger sagte mir Dr. Wess damals, dass ein riesiges Atrium (bei Tiger damals LA/Ao 2,9) für eine hochgradige HCM spricht und die Gefahr einer Thrombenbildung sehr groß ist.
Bitte sagen Sie etwas zu den obigen Werten und erklären bitte die Abkürzungen . Wie würden Sie, entsprechend diesen Werten die HCM einstufen, wann sollte ein Folgeschall, idealerweise bei einem Kardiologen erfolgen?

Viele Grüße
Anja Auerbach aus Erfurt

Hallo,

- IVSs/d : Dicke des Septums zwischen den beiden Herzkammern (systolisch/diastolisch)
- LVIDd : Lumen der linken Herzkammer in der Diastole
- LVIDs : Lumen der linken Herzkammer in der Systole
- LVFWd: Dicke der freien Wand der linken Herzkammer in der Diastole
- LVFWs: Dicke der freien Wand der linken Herzkammer in der Systole
- FS% : Fractional Shortening (Verkürzungsfraktion)  
- LA: Durchmesser linkes Atrium
- Ao: Durchmesser Aorta

Die Beurteilung der Wanddicke (LVFWd)erfolgt in der Diastole. Ab 6 mm liegt eine HCM vor, ab 7 mm besteht eine hochgradige HCM.  
Wie Sie schon geschrieben haben, ist ein weiteres wichtiges Kriterium die Größe des linken Vorhofs. Sie zeigt wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. Das Verhältnis Aorta zu linkem Vorhof liegt bei normalen Vorhofgrößen bei max. 1,5. Bei einem Verhältnis von 2,6 besteht nicht nur die Gefahr der Thrombenbildung, sondern auch, dass es bald zur Dekompensation kommen kann (Bildung von Wasser auf der Lunge, etc.).

Bisher konnte keine Studie beweisen, dass ein Therapiebeginn vor dem dekompensierten Stadium Vorteile bringt. Jedoch erfolgt die Beurteilung ob eine Therapie erforderlich ist immer am individuellen Fall (bspw. Beginn mit einer Thromboseprophylaxe, etc.).
Falls ihre Bekannte bisher die Katze noch keinem Spezialisten (Kardiologen) vorgestellt hat, sollte dies vielleicht in Betracht gezogen werden. Für mich ist es leider nicht möglich den Fall zu beurteilen, ohne die Untersuchung selber durchgeführt zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Nadine Kasüske
Tierärztin
Team Kardiologie LMU München