Hund eingeschläfert: akute re. Mitralinsuffizienz

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

Post Reply
Bellona
Posts: 19
Joined: Sat Jun 30, 2012 2:10 pm

Hund eingeschläfert: akute re. Mitralinsuffizienz

Post by Bellona »

Sehr geehrtes Kardioteam,

mein geliebter Hugo musste am 17. Juni abends eingeschläfert werden. Jetzt werfen sich aber Fragen auf zu seinen Medikamenten...

Wir holten Hugo vor vier Jahren aus Spanien, dort befand er sich bereits vier Jahre im Tierheim und war einer der Notfälle, weil sich niemand für ihn interessierte. Hugo war eine Rauhaardackel/ Bassetmischung. Sehr lang im Rücken, kräftig gebaut und nur 35 cm hoch, Gewicht bei 15,5 kg im Optimalgewicht. Schwarz-Braun in der Farbe und wohl als Jagdhund eingesetzt worden. Geboren war er im Jahr 2002.
Die Herzinsuffizienz stellte mein Tierarzt erst 1,5 Jahre später fest und Hugo bekam sogleich Medikamente.
Im Dezember letzten Jahres bekam Hugo das erste Mal einen epileptischen Anfall (möglicherweise aufgrund der fortgeschrittenen Mitralinsuffizienz), gleichzeitig eine Dackellähmung. Mit diesen ungünstigen Verknüpfungen lebten wir das letzte halbe Jahr mit Phasen der Besserung und Phasen der Verschlechterung. Insgesamt hatte er dann fünf epileptische Anfälle, wobei er sich vom letzten am 25. Mai kaum noch erholte. Denn bei jedem Anfall war der Rücken wieder schlechter und er hatte vermehrt Lähmungen der Hinterläufe. Deweiteren bemerkte ich zunehmende Leistungsminderung und Schwäche. Am 5. Juni stellte mein Tierarzt das Bauchwasser fest. Ich bemerkte den dicken Bauch breits zuvor, dachte jedoch nicht an Wasser, sondern an die Futterumstellung. Von Diät/Herzfutter auf Royal Canin (weil er zu viel abgenommen hatte). Wir haben sofort mit Diuretika begonnen. Eine halbe Tablette morgens, eine halbe mittags. Doch das Wasser nahm zu. Innerhalb von fünf Tagen um 200 Gramm mehr Gewicht auf der Waage in der Klinik. Zu dem Zeitpunk des Entdeckens des Bauchwassers hatte Hugo schon fast 1 kg Übergewicht, Hugo hatte da ein Gewicht von 16,4kg (Übergewicht: alles Wasser).
Am 16. Juni begann er komplett abzubauen. (Am Freitag den 15. haben wir einen letzten kleinen Spaziergang im Wald gemacht, er trabte noch recht viel und zu Hause spielte er ein wenig. An dem Tag war er noch glücklich, ein letztes Mal) Schwach war er ab Samstag früh den 16. Juni, konnte nicht mehr laufen ohne Hilfe (hinten nur mit einem Gurt als Stütze), er schlief viel und der Bauch wurde noch dicker. Durchfall setzte ein ab Mittwoch (wurde behandelt). Mein Tierarzt sagte mir seit dem Entdecken des Bauchwassers, dass sein Zustand nun dramatisch wird und das Herz sehr schlecht sei. Am 17. Juni wurde Hugo zunehmend apathisch und konnte ab späten Nachmittag kaum mehr aufstehen oder laufen. Er war am Abend nach etwa zwei Stunden Schlaf kalt (die Ohren waren kalt) und er begann nach dem Erwachen an zu zittern vor Kälte. Seine Nase war im Schlaf  trocken geworden und als er aufwachte konnte er kaum seine Augen öffnen. So müde und schwach war er. Seine unteren Augenlider hingen nach unten. Morgens waren wir noch in der Klinik und er hatte vier Rückenspritzen bekommen. Er lief mit mir morgens und mittags ganz langsam, nur kurze Strecken und war zunehmend schwach und müde..) Ich habe ihn dann in den Garten getragen, damit er noch einmal die Blase entleeren kann, da ich ihn für die Nacht vorbereiten wollte. Im Garten wurde mir bewusst, wie schlecht es ihm ging. Zu zweit mussten wir ihn stützen. Einer hielt ihn vorne am Geschirr, ich hielt Hugo hinten im Gurt. Ein Gehen war unmöglich, wir kamen nicht vorwärts. Ich trug ihn in meine Wohnung und legte ihn auf seine Decke, dort bleib er sofort seitlich liegen und hebte auch nicht mehr den Kopf. An dem Abend habe ich ihm auch die Dosis der beiden Epilepsiemedikamente nicht mehr gegeben, denn er war auch ohne sie schon viel zu müde... Ich rief unsere Notärztin an und sie sagte, dass es sich akut nach dem Herzen anhört, ich sollte mit ihm kommen, damit sie ihn untersuchen kann. Vor dem Verlassen des Hauses gab ich ihm etwas Rindfleisch (was er so liebte), um ihm eine Freude zu machen und da war er plötzlich hellwach und fraß mit Lust aus meiner Hand, aufstehen konnte/wollte er jedoch nicht. (In unserer Tierklinik angekommen, am Abend gegen 21 Uhr, wurde sofort sein Herz abgehört und es war nur noch ein Herzton da und ein leises Zischgeräusch (ich habe es dann auch selbst noch gehört). Außerdem hatte er Untertemperatur. Hugo war so schwach, dass er dort wieder den Kopf auf dem Tisch in der Klinik ablegte, was untypisch für ihn war. Unsere Tierärztin (es sind mehrere in der Klinik) sagte, dass Hugo austherapiert sei und wir nichts mehr machen können. Sie hätte höchstens noch Cortison gespritzt, damit ich ihn wieder mitnehmen kann oder die Nacht in der Klinik am Tropf gelassen. (Ich wollte ihn jedoch nicht alleine dort lassen). Er würde wohl möglicherweise noch in der Nacht sterben, sagte sie mir. Ich fasste die schwerste und tränenreichste Entscheidung meines Lebens, da ich nicht wollte, dass er sich noch länger quält, wenn das Herz nicht zu retten sei....

Seine Medikamente waren: Vetmedin, Prilactone, ACE-Hemmer (alle diese schon seit Jahren), seit Dezember Kasivan, Phenpret, Luminal, seit ende Mai nach dem fünften epil. Anfall  Dibro-B mono, seit Anfang Juni ein Mittel für die Schilddrüse (kaum noch Funktion nach Bluttest) und ein Medikament für die Leber. Außerdem die Entwässerungstabletten (sie halfen nicht mehr).

Frage: Hätte ich Hugo doch an dem Abend des 17. wieder mit nach Hause nehmen sollen oder wäre er vermutlich die Nacht dann doch zu Hause verstorben? Hätte man noch mehr machen können? Hätte ich die Bauchwassersucht früher entdecken müssen? Der Bauch begann dicker zu werden ab etwa Ende April.... Wir waren aber Stammkunden in der Klinik, es gab Tage, an denen wir täglich dort waren wegen der Dackellähmung :-[

Danke für Antworten im Voraus!

Olivia Sievers
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Hund eingeschläfert: akute re. Mitralinsuffizienz

Post by p.holler »

Guten Morgen,

im Nachhinein ist es leider kaum mehr möglich eine genaue Einschätzung zu treffen, ob etwas "verbessert" hätte werden können.

Eine akute Verschlechterung kann entweder durch ein Fortschreiten der Herzerkrankung (Abreißen der Klappenhaltestruktur) oder beispielsweise auch der Epilepsie oder auch der Dackellähme passieren. Was genau der Auslöser war für diese Verschlechterung kann aus der Distanz nicht gesagt werden.

Meine persönliche Meinung zu Ihren Schilderungen ist, dass Sie alles für Ihren Hund getan haben & Ihn optimal beobachtet haben und er dadruch und die enge Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt gut versorgt war - bzw. er bis zu letzt eine hohe Lebensqualität hatte.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Bellona
Posts: 19
Joined: Sat Jun 30, 2012 2:10 pm

Re: Hund eingeschläfert: akute re. Mitralinsuffizienz

Post by Bellona »

Vielen Dank Herr Dr. Holler, für die rasche Antwort.

Ihre Antwort hat mir sehr geholfen. Die Gedanken, dass ich vielleicht hätte noch mehr machen können, um seinen Gesundheitszustand zu verbessern, waren doch quälend. Lange Zeit haben wir mit der Mitralinsuffizienz gut leben können, doch in der Kombination mit der Epilepsie und Dackellähme war das letzte halbe Jahr  voller Sorge und  permanente Reha mit Rückschlägen.

Mit freundlichen Grüßen,

Olivia Sievers
Post Reply