SAS, Atenolol-Alternativen

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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simon
Posts: 2
Joined: Tue Mar 19, 2013 10:21 am

SAS, Atenolol-Alternativen

Post by simon »

Guten Morgen,

ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen eine Einschätzung zu den Herzproblemen meines Hundes bekommen könnte.

Eckdaten: Bullterrier (großer Mini), Rüde, 8 Jahre alt, unkastriert, 24kg, seit 4 1/2 Jahren bei uns, lt. TÄ im Impfpass ohne diagnostizierte Vorerkrankungen

bei uns entdeckte Erkrankungen: Rücken- & Gelenksprobleme, erhöhte Nierenwerte, eine Niere hat veränderte Oberfläche & eine Zyste

Das Herz hatten die Hundetrainerin und meine TÄ von Anfang an in Verdacht, dass es eine Ursache sein könnte, warum der Hund mehr hechelt als andere und eher faul ist. Deshalb wurde er auch jährlich bei meiner Haus-TÄ geschallt. Ab Sommer 2011 bekam er dann Vetmedin, morgens 10mg abends 5mg.

Im Nov. 2012 schickte mich meine TÄ dann zu einem Herzspezialisten, weil sie Herzgeräusche hörte und meinte es wäre besser das vom Spezialisten abklären zu lassen.

Am 13.11.2012 bekamen wir dann folgende Diagnose:
Klinische Untersuchung: Herzfrequenz 110/min, rhytmisch und regelmäßig, Schleimhäute rosa, Grad 4/6 Systolikum links kranial.

Ultraschall: Aortenklappe und anteriores Mitralklaensegel verdickt, Aortenbulbus ggr. dilatiert, subvalvuläre Verengung. linksventrikuläres Myokard hypertrophiert

Doppelsonographie: V max Aorta 5,1 m/sec -> hochgradige
Subaortenstenose. Pulmonalklappe geringgradig plump, V max 2,5 m/sec.
Wir sollten das Vetmedin langsam ausschleichen lassen und dann Atenolol geben, morgens und abends je 6,25mg.

Daraufhin wurde Simon irgendwie nervöser, hibbeliger, aktiver.

04.12.2012 erste Ohnmacht:
Ich ging spät morgens mit Simon eine gemütliche Runde Gassi. Er wurde plötzlich ganz aufmerksam und ist vlt. 200m irgendwas hinterher gerannt, ging dann mit mir 100m langsam weiter und dann wurden die Beine wackelig/schwammig, er sackte zusammen und war nicht mehr ansprechbar.
Ich habe ihn dann die 200m nach Hause zu meinem Auto getragen (in der Zeit hing er wie ein nasser Sack auf dem Arm), bin nach oben gerannt, habe meinen Geldbeutel geholt und bin in die Tierklinik zum Herzspezialisten gedüst.
Dort angekommen war Simon wieder so weit da, dass er von alleine ins Gebäude schleichen konnte. Er hustete dann aber etwa 2 Stunden lang noch regelmäßig (tut er sonst nicht).
Festgestellt werden konnte in der Klinik nichts, aber man hat uns vor den Untersuchungen auch 2 Std. warten lassen.

08.12.2012 Zusammenbruch:
Was hier genau geschah kann ich nicht sagen. Simon war abends im dunklen nochmal kurz im Garten pinkeln, wir hörten dann unten auf der Treppe ein Rumpeln und fanden ihn dort schlapp, kalt und mit blassen Schleimhäuten liegend.

05.12.2012 Langzeit-EKG:
Blieb leider nur 4 1/2 Stunden dran, umfasste aber alle Aktivitätsphasen des Hundes... kein Hinweis auf die Zusammenbrüche

10.12.2012: Auswertungs-Gespräch zum EKG vom 05.12., Ergebnis: Halbierung der Atenolol-Dosis auf 6,25mg abends

Dann hatten wir einige Zeit Ruhe, es kam 2x vor dass ich dachte Simon wird etwas schwächlich, habe ihn angesprochen, gerubbelt und ein paar Tropfen Rescue Bachblüten ins Maul gegeben. Dann ginge wieder.

09.01.2013 Setzen des Kastrationschips (Suprelorin), da die Hündin meines Chefs bald ins Läufigkeitsalter kommt und ich nicht wollte, dass Simon unnötig unruhig wird...

24.02.2013 zweite Ohnmacht:
Wieder Spaziergang am morgen, wir mußten vor dem Feld am Bahnübergang warten, Simon war unruhig, hat gequitescht (macht er öfter, weil er weiß, dass er am Feld frei laufen und toben kann). Sind dann rüber, haben ihn absitzen und dann laufen lassen. Er ist 200m gerannt, hat gepinkelt und ist dann nach hinten weggesackt, war kurz weggetreten. Habe ihn gerubbelt & angesprochen, er kam dann wieder zu sich un wir sind langsam nach Hause zurück. Dann wieder Husten für einige Zeit.

Das Atenolol habe ich dann abgesetzt (war so mit dem Arzt abgesprochen).

Bis jetzt scheint alles gut zu sein. Könnten diese Anfälle tatsächlich mit der Atenolol-Gabe zusammen hängen? Früher hatte er sowas nie - obwohl wir im Sommer z.B. Tageswanderungen mit ihm gemacht haben, er 1x die Woche wegen seiner Rückenprobleme zum Schwimmen mußte (und dort echt Stress hatte, weil wasserscheu), wir mit ihm Radtouren gemacht habe etc.

Nun meine Fragen:
Gibt es Alternativen zu Atenolol? Ist es vertetbar ihn nicht weiter zu behandeln (auch zu Gunsten seiner Nieren)? Oder könnte SAS vlt. eine falsche Diagnose sein?
Wie gehe ich richtig mit Ohnmachtsanfällen um, falls sie wieder kommen und in wieweit muss ich ihn wirklich einschränken (das Schwimmen haben wir vorsichtshalber aufgegeben, lange / schnelle Radtouren & Tageswanderungen ebenfalls)? Ich möchte ihm aber nicht jegliche Lebensfreuden nehmen (Toben und längere Spaziergänge mit Hundefreunden z.B.).
Inwieweit können die Anfälle dem Hirn schaden? Mir kommt Simon zunehmend "seniler" vor...

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Interessant ist vlt. auch, dass wir durch den Verein, der uns Simon vermittelt hat kürzlich einen Bruder (8J., 20kg, unkastriert) von ihm kennen gelernt haben. Auch er hat vor kurzem die Diagnose SAS bekommen (anderer Herzspezialist), allerdings "nur" mitterlgradig. Er bekommt nun einschleichend 25mg Atenolol / Tag. Also doppelt so viel wie Simons Tagesdosis sein sollte. Seit der Tablettengabe hechelt er viel, ist unruhig und hat Verdauungsstörungen.

Wir sind ehrlich gesagt alle ziemlich verunsichert und würden uns über eine Antwort freuen.
Zeitgleich sind wir auch schon auf der Suche nach einem weiteren Herspezialisten für eine 2. Meinung. München ist leider arg weit weg.

Vielen Dank vorab!

Mit freundlichen Grüßen
Catrin R.
Kienhoefer
Posts: 82
Joined: Wed Apr 04, 2012 8:35 am

Re: SAS, Atenolol-Alternativen

Post by Kienhoefer »

Hallo,

hier erstmal eine Liste von zertifizierten Kardiologen:
http://collegium-cardiologicum.de/CC_Un ... _02_13.pdf

Und hier noch allgemeine Informationen zur Subaortenstenose (SAS):
http://www.tierkardiologie.lmu.de/pta/sas.html

Bezüglich der von Ihnen beschriebenen Ohnmachtsanfälle gibt es leider sehr viele mögliche Ursachen. Zum einen kann es im Rahmen einer SAS zu Beispiel durch schnelle Rythmusstörungen zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gehrins kommen, was diese Änfalle verursacht.
In der Regel ist Atenolol Medikament der Wahl bei einer SAS und die übliche Dosierung beweget sich je nach Schweregrad auch im Rahmen dessen, was die Anfangsdosierung von Simon war bis hin zu der Dosierung seines Bruders.
In der Regel wird Atenolol sehr gut Vertragen, in einzelnen Fällen sind die Tiere müder oder auch etwas Leistungsschwächer. Dies wird in der Regel in Kauf genommen da man sich durch die Gabe des Medikaments eine Reduktion des Schweregrads der SAS verspricht. In sehr seltenen Fällen kann durch die Gabe es durch die Gabe von Atenolol zu langsamen Rythmusströungen kommen.
Daher ist es sicher sinnvoll erneut ein 24-Stunden-EKG durchzuführen um herauszufinden ob langsame oder schnelle Rythmusstörungen die Ursache der Anfälle vom Simon sind. Je nach Ursache wird auch komplett unterschiedlich vorgegangen.

Mit freundlichen Grüßen
Juliane Kienhöfer
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
simon
Posts: 2
Joined: Tue Mar 19, 2013 10:21 am

Re: SAS, Atenolol-Alternativen

Post by simon »

Hallo Frau Kienhöfer,

danke für die Antwort.  :)

Die Seiten kannte ich bereits, aber sie haben meine Fragen nicht beantwortet, deshalb die Nachfrage im Forum.

Habe mittlerweile einen Termin für eine 2. Meinung bei Dr. Kresken in Duisburg und schreibe mir die Rythmusstörungen mit auf meine Fragenliste.

Seit ich das Atenolol abgesetzt habe, geht es dem Hund entgegen aller Unkenrufe bestens - er ist aktiv, hat keine Ohnmachtsanfälle mehr gehabt und auch keine Kreislaufprobleme.
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