Dekompensierte Herzinsuffizienz ?

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Gabriele
Posts: 1
Joined: Wed Jun 19, 2013 8:36 am

Dekompensierte Herzinsuffizienz ?

Post by Gabriele »

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen hier, mit der Bitte um Hilfe und um Klärung. Es ist wichtig für mich, da es mich quält.

Lief hier nicht alles völlig verkehrt?

Wie sehen Sie das ? Anhand der Symptome, des Krankheitsverlaufes ?? War er nicht ein Notfall - und hätte völlig anders untersucht und behandelt werden müssen ? ??

Ich weiß, das bringt ihn nicht zurück. Über eine Antwort wäre ich Ihnen dennoch sehr, sehr dankbar.

Ich hatte meinen Dobermann in einer hier in der Gegend ansässigen Tierarztpraxis vorgestellt.

Grund: Inkontinenz. Er trank auffallend mehr Wasser - und konnte morgens manchmal den Harndrang nicht halten. Ich dachte, das ist vielleicht das Alter ? Er wird im Juni 12 (!) Jahre. Die Rhythmen ändern sich: okay, dann gehen wir von nun ab eben früher bzw. öfter raus. Aber: Es geschieht wieder.

Beim Tierarztbesuch löst er sich auch im Behandlungsraum. Der Tierarzt hält einen Teststreifen in den Urin. Diagnose: Blasenentzündung = Antibiotika geben. Amoxival Vet 400mg, 2x täglich. Es ist Samstag. Er verhält sich ansonsten normal. Ich gebe ihm das Antibiotika.

Am Dienstag: der Hund beginnt zu hüsteln. Nicht oft. Nur leicht: Aber es ist etwas, dass er sonst noch nie hatte.

Mittwoch: Feiertag. Das Hüsteln kommt öfter. 

Donnerstag: Sofort zum Tierarzt. Herz abhören. die Lunge wird geröntgt. Überall helle "Flecken". Aber dennoch kein klarer Befund seitens des Arztes. Wasser ? Tumor ? Lungenentzündung ? Es wird Lungenentzündung diagnostiziert = Antibiotika.

Freitag:  Der Atem des Hundes geht schwerer und schneller. Er hechelt auffallend stark auch in Ruhe. Verliert seinen bis dahin guten Appetit, mag nicht mehr fressen. Die weiteren Antibiotika-Gaben per Tabletten von da an unmöglich.

Samstag: zum Tierarzt. Er bekommt nun Antibiotika per Injektion. Es geht ihm zuhause zusehends schlechter. Ich schiebe Panik! Notruf beim Tierarzt - ich sage: irgendetwas stimmt einfach nicht!! ich frage: was kann ich tun ?! Soll ich in eine Klinik fahren ????  Antwort: Die machen auch nichts anderes als wir. Rufen Sie an, wenn sich die Lage noch verschlimmert. Wir sind 24 Stunden erreichbar. Machen Sie Inhalationen für ihn. Heißen Wasserdampf für die trockenen Schleimhäute.

Die Laborbefunde des Blutes waren inzwischen eingetroffen: Leber- und Nierenwerte i.O. Nichts auffälliges. Nichts. Alles ohne Befund.

Sonntag: Der Hund wird schwächer. Will/kann nicht mehr weit laufen. Magert ab, dass man fast zusehen kann. Ich bin bei ihm. Lässt sich aus den Händen füttern mit Kleinigkeiten. Er sucht die Nähe, schläft viel. Das tut ihm gut, denn dann kommt er zur Ruhe. Haben wieder einen Arzt-Termin am Montag.

Die Nächte sind der Horror. Schweres Atmen, Wasser trinken, sich lösen. Unruhe. Schweres Atmen, Wasser trinken, sich lösen. ... ...

Montagmorgen: Tierarzt-Termin absagen?! Ich schleppe den Hund nicht mehr dort hin. Jede Bewegung strengt ihn unsagbar an. Mich erfasst das Grauen: wird er sterben ?

Die Ärztin kommt um 15 Uhr zu uns nach Hause. Euthanasie? Dem Hund den qualvollen Erstickungstod ersparen. Ich starre wie paralysiert auf die Uhr, die Zeit rast davon. Doch dann: Dobi rappelt sich auf. Wirkt plötzlich wie verwandelt! Bellt das fremde Fahrzeug an, dass vor dem Garten einparkt. Begrüßt die Ärztin. Liegt bei uns. Atmet ruhig. Ohren gespitzt, aufmerksam. Sein Herz wird abgehört. Alles i.O ? Er bekommt eine Injektion fürs Immunsystem. Und Schleimlöser. Lungenentzündung ?" Ist er "über den Berg"? Hoffnung keimt auf. ...

"Nun aber Nägel mit Köpfen machen", sagt die Tierärztin. Morgen = Dienstag um 8 Uhr: Endoskopie.

(( ... Nägel mit Köpfen ? Nach alldem und erst zu diesem Zeitpunkt ? ??? ))

Die letzte Nacht war schlimmer als die H Ö L L E !  Morgens fünf Uhr: der Hund fällt vor Erschöpfung von den Qualen dieser Nacht in den Armen meines Freundes in den Schlaf. Er rang um jeden Kubikzentimeter Sauerstoff ... nun atmet er leicht und ruhig. Schläft tief und fest. Er träumt.

Halb acht: ich wecke ihn. " Hey Dino, wir müssen aufbrechen". Er scheint alles vergessen zu haben. Springt auf, wedelt, will losdüsen zum morgendlichen Streifzug durch Feld, Wald, Wiesen. Wie jeden Tag. Nach 10 Metern wird klar: nichts wird mehr sein, wie jemals zuvor.

8 Uhr in der Arztpraxis: Sauerstoff geben. Herz-Ultraschall. Ein Bild des Grauens!!! Die Klappen schließen fast überhaupt nicht mehr. Endoskopie: Auf dem Monitor zeigt sich die Lunge und die Bronchien voller Blut und Flüssigkeit. Fast randvoll.

Den Hund aus der Narkose aufwachen lassen?  Unverantwortlich. Er wird eingeschläfert. Ich halte ihn fest bis zu seinem letzten Atemzug.
....

Danke für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Gabriele
connyhackl
Posts: 36
Joined: Thu Jul 12, 2012 9:57 am

Re: Dekompensierte Herzinsuffizienz ?

Post by connyhackl »

Hallo Dini2506,

erstmal möchte ich Ihnen sagen, wie leid mir der Verlust Ihres Hundes tut. So wie Sie den Verlauf beschrieben haben war das nicht nur für Ihren Hund eine sehr belastende Zeit.

Bitte haben sie jedoch Verständnis dafür, dass wir ohne die Befunde vorliegen zu haben und ohne den Hund selbst gesehen und untersucht zu haben, aus der Ferne keine Beurteilung zu dem dramatischen Verlauf äußern können.
Ob Ihr Hund zusätzlich zu seiner Lungenentzündung bzw. statt dieser an einer Herzerkrankung wie z.B. einer Dialtativen Kardiomyopathie litt und diese mit Entwässerung und anderen speziellen Herzmedikamenten hätte therapiert werden müssen, kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Fest steht, dass Ihr Tierarzt eine Herzerkrankung neben anderen Ursachen differentialdiagnostisch in Betracht gezogen hat, eine Lungenentzündung für ihn dann aber die wahrscheinlichste Ursache war.
Falls Sie Gewissheit über die Diagnose möchten, könnte eine pathologische Untersuchung Aufschluss darüber geben.

Ich hoffe dennoch, dass Ihnen die gemeinsamen 12 Jahre mit Ihrem Hund in guter Erinnerung bleiben und diese irgendwann über den Schock und den Verlust hinweghelfen werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Cornelia Hackl
Tierärztin
Team Kardiologie
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