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Herzfrequenz senken
Posted: Sat Dec 07, 2013 11:01 pm
by EvaM
Hallo,
bei unserm Kater wurde im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung eine viel zu hohe Herzfrequenz festgestellt (über 240). Nun bekommt er Betablocker, der aber nicht gut anschlägt. Anfangs hat er 1/8Tabl einmal täglich bekommen dann 1/4. Mit dieser Dosis von 1/4 sinkt die Herzfrequenz zwar aber er schläft fast nur noch und es scheint ihm damit auch nicht gut zu gehen. Im Moment versuchen wir es mit 2x tgl. 1/8 Tabl aber das scheint die Herzfrequenz nicht genug zu senken. Beim Herzultraschall konnten leider keine genauen Messungen gemacht werden, da das Herz zu schnell geschlagen hat. Es scheint aber eine HCM vorzuliegen und der Vorhof war auch vergrößert.
Kann es sein, dass ein Ca-Blocker bei manchen Tieren die Herzfrequenz besser senkt als ein Betablocker oder macht es keinen Sinn das zu versuchen?
Der T4 war übrigens entweder im Graubereich oder im Normalbereich, je nachdem in welchem Labor dieser Wert bestimmt wurde. Am Montag soll zur Sicherheit noch fT4 untersucht werden.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe und herzliche Grüße,
Eva
Re: Herzfrequenz senken
Posted: Tue Dec 10, 2013 8:30 am
by livi.wolf
[left]Hallo,
die Herzfrequenz Ihres Katers bei der tierärztlichen Untersuchung ist hoch, aber nicht völlig untypisch für eine gestresste Katze beim Tierarzt. Es ist schwierig dann zu unterscheiden, ob die Herzfrequenz den ganzen Tag über so hoch ist oder nur unter einer solchen Stressbedingung.
Der Nachweis einer HCM muss mit einem Herzultraschall erfolgen und sollte auch mittels Messungen belegt werden. Es gibt bestimmte Referenzwerte, die eine gesunde von einer erkrankten Katze unterscheiden. Natürlich kann man mit bloßem Auge auch subjektiv einen Eindruck erhalten von den Herzdimensionen, trotzdem sind am Ende die Messungen des Herzes im Ultraschall das Entscheidende für die Diagnosestellung.
Als Folge einer HCM kann es zu einer Vorhofvergrößerung auf der linken Seite und zu einem Rückstau von Wasser auf der Lunge (Lungenödem) kommen. Hier spricht man von Herzversagen und von einer Dekompensation. Befindet sich der Patient in einem Zustand vor dieser sogenannten Dekompensation, spricht man von einer kompensierten Erkrankung. Je nach Befund muss eine individuelle Therapie auf Ihr Tier abgestimmt werden. Eine Entwässerungstherapie ab Dekompensation ist ab diesem Zeitpunkt lebenswichtig. Ein Thrombozytenaggregationshemmer kann zusätzlich gegeben werden, wenn Hinweise auf Gerinnungsstörungen bzw. bereits Thrombenbildungen vorliegen.
Eine Medikamentengabe bei einer kompensierten HCM konnte in aktuellen Studien keinen eindeutigen Vorteil belegen. Es gibt eine obstruktive Form der HCM, bei der es zu einem dynamischen Herzgeräusch kommt, d.h. das Herzgeräusch tritt bei hohen Herzfrequenzen auf und kann bei niedrigeren Herzfrequenzen verschwinden. Hier kommt es zu einer Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes, man nimmt an, dass dies die Verdickung des Herzmuskels verschlimmern kann. Eine Möglichkeit der Therapie ist die Gabe von Atenolol, einem Betablocker, jedoch konnten aktuelle Studien keinen Vorteil dieser Gabe zeigen gegenüber ähnlich erkrankten Tieren ohne Atenololgabe.
Sollte eine solche obstruktive Form der HCM vorliegen und Ihr Kater auch eine hohe Herzfrequenz zeigen, ist eine Atenololgabe eine Möglichkeit der Therapie.
Die von Ihnen beschriebene Folge der Medikamentengabe (Müdigkeit) ist eine mögliche Nebenwirkung des Betablockers. In der Tiermedizin wird immer sehr viel Wert auf eine gute Lebensqualität gelegt, weshalb einer solchen Auffälligkeit Beachtung geschenkt werden sollte.
Kalziumkanalblocker sollten vorsichtig bei Tieren mit Leber- und Nierenerkrankungen abgewendet werden und können bei einer Überdosierung zu kreislaufbelastenden Nebenwirkungen führen, wie z.B Blutdrucksenkung. Sie sollten auch nicht in Kombination mit Betablockern angewendet werden.
Außerdem sollte man differentialdiagnostisch bei einer Katze mit einem verdickten Herzmuskel auch den Blutdruck messen, da dies auch eine Ursache einer Muskelverdickung sein kann.
Wie immer muss ich betonen, dass wir keine Diagnose stellen können und auch nicht den derzeitigen Zustand Ihres Katers beurteilen können, ohne ihn selbst untersucht zu haben. Hier ist natürlich eine enge Zusammenarbeit Ihrerseits mit Ihrem Tierarzt das Wichtigste, um die optimale Versorgung Ihres Katers zu gewährleisten.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kater alles Gute!
Liebe Grüße,
O.Wolf[/left]