Sehr geehrtes Ärzte-Team,
vorab: Ich finde es großartig, dass Sie ein solches Forum eingerichtet haben! Daher wage ich es heute auch, mich mit folgendem Problem an Sie zu wenden:
bei unserer ca. 9 Jahre alten Mischlingshündin Jeannie ist nach einem Ohmachtsanfall Silvester 2007 eine Unregelmäßigkeit im Herzen festgestellt worden. Ein Herzultraschall im März 2008 bestätigte den Verdacht auf eine Mitralklappeninsuffizienz mit hgr. Vorhoferweiterung. Die Mediaktion seitdem: Fortekor 20mg (1x1), Vetmedin 7,5mg (2x1 bzw. zusammengesetzt 2x1 5mg und 2x1 2,5mg); Prilactone 80mg (1x1), Dimazon 40mg (2x 1,5). Zudem erhielt sie zur Unterstützung der Leberfunktion 3x1 Legavit. Mit dieser Medikation ist sie gut bis sehr gut bis Ende August 2008 ausgekommen. Sehr gelegentliches Husten, drei Ohmachtsanfälle in der Zeit waren die einzigen Auffälligkeiten. Ende August ging es ihr nach der langen Hitzeperiode sehr schlecht, unsere TÄ befürchtete das Schlimmste und gab ihr nur noch wenig Zeit; einen geplanten Urlaub sagten wir daher ab. Wir gaben ihr zusätzlich Scilla comp Globuli (3x15) auf Anraten unser Human-Heilpraktikerin, was ihr serh gut bekam. Jeannie erholte sich zusehends und lief zu beinahe alter Form auf. Ab September wurde sie, vermutlich durch die Entwässerungstabletten, inkontinent. Seit ca. Weihnachten nahm ihr Bauchumfang beträchtlich zu, so dass wir im Januar - u.a. auch, weil unsere gewohnte TÄ sich wegen eines Todesfalls in ihrer Praxis vertreten ließ - eine weitere TÄ aufsuchten, die sich auf heilpraktische Methoden versteht. Sie punktierte Jeannie und gab ihr entwässernde Globuli. Eine Blutuntersuchung lieferte beste Ergebnisse; die TÄ war sehr zuversichtlich. Vier Tage darauf hatte sich wieder Wasser im Bauchraum angesammelt, Jeannie atmete schwer. Eine neue Punktion wurde vorgenommen, bei der das Wasser auch mit Blut vermischt war. Zusätzlich erhielt sie eine Cortison-Spritze. Am nächsten Tag sollten wir Jeannie erneut vorstellen. Jeannie sah wie komplett entwässert aus, der Bauchumfang war deutlichst zurückgegangen bis auf einen Wulst an der Bauchunterseite. Darauf tastete die TÄ Jeannie kurz ab und meinte, damit sei ihr Verdacht bestätigt, Jeannie habe einen großen Milztumor, daher auch das Blut bei der Punktion. Röntgen wolle und brauche sie nicht, wir würden ohnehin jetzt nicht mehr von Monaten oder Wochen, sondern von Tagen reden. Am liebsten hätte sie Jeannie sofort eingeschläfert. Drei Tage später waren wir bei unserer "alten" TÄ, die aber aufgrund des Bauchumfanges Jeannie ebenfalls nur noch wenige Tage gab und in dieser Hinsicht auch nichts unternehmen wollte, also keine Punktion. Sie spritzte Jeannie aber ebenfalls Cortison.
Das alles ist jetzt vier Wochen her. Seitdem ist Jeannie zwar durchaus etwas langsamer als früher, aber sie hat Appetit (wenn auch nicht über-, so doch regelmäßig), sie reagiert freudig und ohne Verzögerung auf die Aufforderung zum Spaziergang, ist aufmerksam und läuft unserer Nachbarkatze hinterher, sucht den Kontakt zu anderen Vierbeinern und natürlich auch zu uns. Sie spielt manchmal mit einem Rinderohr und zeigt - wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie früher - Lust am Hundeleben. Erkennbar Schmerzen hat sie nicht, sie leidet nicht, und Sie können gewiss sein, das würden wir merken, zumal Jeannies Vorgänger Merlin ebenfalls an einer Herzkrankheit litt und wir aus leidvoller Erfahrung die Zeichen erkennen würden.
Solange wir diesen Lebenswillen und diese Lebensfreude bei Jeannie sehen, wollen und dürfen wir nichts zu ihrem Tode unternehmen, sondern alles, damit sie solange wie möglich ein gutes Hundeleben hat.
Nun meine Frage: Ihr Bauch hat wieder deutlich zugenommen, er ist gespannt und fest, also wird sich wieder viel Wasser angesammelt haben, was ihr sichtbar zu schaffen macht, wenn sie etwa länger braucht, um eine angenehme Liegeposition zu finden. Ihr Ausatmen geht stoßweise und holpert etwas, Husten hat sie aber nicht. Was können wir tun, um sie zu stärken und sie effizienter zu entwässern? Ist eine neuerliche Punktion, die ihr offensichtlich Erleichterung verschafft, ratsam? Wie oft? Was können wir weiter tun, um ihr Erleichterungen zu verschaffen?
Ich freue mich auf eine rasche Antwort und bedanke mich im Voraus herzlich für Ihren Rat!
ALex
Entwässerung bei Mitralklappeninsuffizienz
Moderator: j.schöbel
-
- Posts: 504
- Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am
Re: Entwässerung bei Mitralklappeninsuffizienz
Hallo,
wenn der Bauch wieder sehr dick und gespannt ist, würde ich Ihren Hund auf alle Fälle wiederholt punktieren lassen. Dies verschafft den meisten Patienten die beste Erleichterung. Die Entwässerung kann mit Dimazon (Furosemid) auf max. 5 mg/kg Körpergewicht 3 x tgl. gesteigert werden. Man kann zusätzlich zu Furosemid und Spironolacton (Prilactone) noch Hydrochlorothiazid geben. Ob hinter dem Wasser im Bauchraum noch ein anderes Problem wie z.B. ein Milztumor steckt, könnte mittels Bauchultraschall und labordiagnostischen Untersuchungen des Punktats abgeklärt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
wenn der Bauch wieder sehr dick und gespannt ist, würde ich Ihren Hund auf alle Fälle wiederholt punktieren lassen. Dies verschafft den meisten Patienten die beste Erleichterung. Die Entwässerung kann mit Dimazon (Furosemid) auf max. 5 mg/kg Körpergewicht 3 x tgl. gesteigert werden. Man kann zusätzlich zu Furosemid und Spironolacton (Prilactone) noch Hydrochlorothiazid geben. Ob hinter dem Wasser im Bauchraum noch ein anderes Problem wie z.B. ein Milztumor steckt, könnte mittels Bauchultraschall und labordiagnostischen Untersuchungen des Punktats abgeklärt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Re: Entwässerung bei Mitralklappeninsuffizienz
Sehr geehrte Frau Dr. Keller,
ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich nicht früher für Ihre Hilfe bedankt habe, aber wie das manchmal so ist ... Dies sei jetzt besonders herzlich nachgeholt!
Und mit einer weiteren Frage verbunden.
Im April sind wir aufgrund der Empfehlung einer VertretungsTÄ zu einem Internisten in Köln gefahren, der unsere Jeannie auf den Kopf gestellt hat:Ultraschall, Röntgen, das ganze Programm. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie keinerlei Tumor hat, die Mitralklappeninsuffizienz allerdings inzwischen beidseitig ist. Dazu wurde Vorhofflimmern festgestellt. Daraufhin wurden ihr 3,75 l Wasser entfernt, die Medikation ihrem Gewicht angepasst (nur noch 5 mg Vetmedin, 1/2 Prilactone) und zusätzlich Lanitop gegeben. Das alles hat ihr sichtlich gutgetan,allerdings sammelten sich innerhalb von drei Wochen wieder 3 l Wasser an. Nach einer fünftägigen Höchstdosierung von Dimazon (40 mg) ist sie jetzt auf 3x1,5 Dimazon gesetzt und bekommt zusätzlich Esidrix. Ihre Blutwerte (insbesonder der Kaliumwert) sind so gut, dass dies ohne weiteres möglich ist. Nach dieser Umstellung hatte sich nach vier Wochen nur 1 l Wasser neu angesammelt, insgesamt blühte sie regelrecht auf. Wir sind nach Rücksprache mit dem TA auch mit ihr in Urlaub gefahren, der ihr bestens bekommen ist. Dienstags zuvor haben wir sie noch einmal entwässern lassen, 1,2 l wurden ihr "abgezapft". Allerdings hatte sie sofort danach ein Bäuchlein, das bereits in der übernächsten Nacht (Mittwoch auf Donnerstag) schon zugenommen hatte, als wir in Urlaub fuhren. Jetzt scheint er weiter angewachsen zu sein. Sie ist aber ansonsten sehr gut zurecht, spielt, frisst sehr gut, hat wohl auch insgesamt wieder etwas zugenommen. Sie ist wesentlich aufmerksamer und wacher als noch im März/April und geht sehr gerne spazieren (gut 20 Minuten sind kein Problem).
Wir haben nun natürlich Sorge, dass ihr Herz das Wasser nicht schafft. Oder kann es sein, dass es daran liegt, dass sie nicht, wie gewohnt, zwei Tage absolute Ruhe nach der Entwässerung hatte? Wir möchten, solange sie ansonsten so bestens drauf ist, weiterhin alles tun, um ihr ein gutes Leben zu ermöglichen. Was denken Sie, in welchem Stadium sie ist und was noch möglich ist?
VIelen Dank im Voraus!
ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich nicht früher für Ihre Hilfe bedankt habe, aber wie das manchmal so ist ... Dies sei jetzt besonders herzlich nachgeholt!
Und mit einer weiteren Frage verbunden.
Im April sind wir aufgrund der Empfehlung einer VertretungsTÄ zu einem Internisten in Köln gefahren, der unsere Jeannie auf den Kopf gestellt hat:Ultraschall, Röntgen, das ganze Programm. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie keinerlei Tumor hat, die Mitralklappeninsuffizienz allerdings inzwischen beidseitig ist. Dazu wurde Vorhofflimmern festgestellt. Daraufhin wurden ihr 3,75 l Wasser entfernt, die Medikation ihrem Gewicht angepasst (nur noch 5 mg Vetmedin, 1/2 Prilactone) und zusätzlich Lanitop gegeben. Das alles hat ihr sichtlich gutgetan,allerdings sammelten sich innerhalb von drei Wochen wieder 3 l Wasser an. Nach einer fünftägigen Höchstdosierung von Dimazon (40 mg) ist sie jetzt auf 3x1,5 Dimazon gesetzt und bekommt zusätzlich Esidrix. Ihre Blutwerte (insbesonder der Kaliumwert) sind so gut, dass dies ohne weiteres möglich ist. Nach dieser Umstellung hatte sich nach vier Wochen nur 1 l Wasser neu angesammelt, insgesamt blühte sie regelrecht auf. Wir sind nach Rücksprache mit dem TA auch mit ihr in Urlaub gefahren, der ihr bestens bekommen ist. Dienstags zuvor haben wir sie noch einmal entwässern lassen, 1,2 l wurden ihr "abgezapft". Allerdings hatte sie sofort danach ein Bäuchlein, das bereits in der übernächsten Nacht (Mittwoch auf Donnerstag) schon zugenommen hatte, als wir in Urlaub fuhren. Jetzt scheint er weiter angewachsen zu sein. Sie ist aber ansonsten sehr gut zurecht, spielt, frisst sehr gut, hat wohl auch insgesamt wieder etwas zugenommen. Sie ist wesentlich aufmerksamer und wacher als noch im März/April und geht sehr gerne spazieren (gut 20 Minuten sind kein Problem).
Wir haben nun natürlich Sorge, dass ihr Herz das Wasser nicht schafft. Oder kann es sein, dass es daran liegt, dass sie nicht, wie gewohnt, zwei Tage absolute Ruhe nach der Entwässerung hatte? Wir möchten, solange sie ansonsten so bestens drauf ist, weiterhin alles tun, um ihr ein gutes Leben zu ermöglichen. Was denken Sie, in welchem Stadium sie ist und was noch möglich ist?
VIelen Dank im Voraus!
-
- Posts: 504
- Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am
Re: Entwässerung bei Mitralklappeninsuffizienz
Hallo,
sicherlich befindet sich Ihr Hund im hochgradigen, dekompensierten Stadium der Erkrankung. Eine genaue Prognose kann ich Ihnen auf diesem Wege leider nicht geben. Solang Ihr Hund mit der derzeitigen Medikation und sporadischen Punktionen gut klar kommt und ein gute Lebensqualität hat, können Sie weiter wie bisher vorgehen. Falls wieder häufiger Bauchwasser auftritt könnte noch ein drittes entwässerndes Medikament, Hydrochlorothiazid gegeben werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
sicherlich befindet sich Ihr Hund im hochgradigen, dekompensierten Stadium der Erkrankung. Eine genaue Prognose kann ich Ihnen auf diesem Wege leider nicht geben. Solang Ihr Hund mit der derzeitigen Medikation und sporadischen Punktionen gut klar kommt und ein gute Lebensqualität hat, können Sie weiter wie bisher vorgehen. Falls wieder häufiger Bauchwasser auftritt könnte noch ein drittes entwässerndes Medikament, Hydrochlorothiazid gegeben werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Re: Entwässerung bei Mitralklappeninsuffizienz
Vielen Dank!
Drücken Sie uns einfach weiter die Daumen - wenn Jeannie weiterhin so guten Appetit hat und ihre Knabberwürstchen wie wild aus dem Versteckkasten holt, dann sind wir noch guter Dinge.
Ihnen alles Gute - und größtes Lob und größten Dank für Ihr Engagement!
Drücken Sie uns einfach weiter die Daumen - wenn Jeannie weiterhin so guten Appetit hat und ihre Knabberwürstchen wie wild aus dem Versteckkasten holt, dann sind wir noch guter Dinge.
Ihnen alles Gute - und größtes Lob und größten Dank für Ihr Engagement!