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Myokarditis beim Kater (4,9 J)

Posted: Fri Jun 21, 2024 4:24 pm
by Alexandra S.
Guten Tag,

mein Kater zeigte am Abend nach einem Hustenanfall Bauchatmung. Ich bin am nächsten Tag mit ihm zum Tierarzt. Dieser stellte im Röntgen ein Lungenödem fest. Der Herzultraschall war ebenso auffällig - linke LV Wand verdickt. Aus diesem Grund wurde Blut abgenommen und ins Labor geschickt.
Außerdem nahm mein Kater seit dem letzten Wiegen im Dezember 1kg ab (Gewicht: ca.5 kg).
Der Arzt startete sofort eine Diurese mit Libeo 1/2 Tablette (Furosemid 10mg).
Als das Blutergebnis am nächsten Tag bzw. am übernächsten Tag (ein Wert hat länger gebraucht) da war, wurde anhand des Herzprofils mit Troponin I: 0,43 pmol/l und Cardiopet proBNP >1500 pmol/l die Diagnose: schwerwiegende Myokarditis, gestellt.


Weitere Blutwerte:

Natrium: 18 ( Referenzwert 17-159)
Kalium: 3,7 (Referenzwert 3,3-5,8)
+ Glucose: 247 mg/dl (Referenzwert 63-140)
+ Magnesium: 1,2 mmol/l (Referenzwert 0,6-1,1)
+ Monocyten: 852/µl (Referenzwert 40-530)
- Calcium: 2 mmol/l (Referenzwert 2,2-2,9)
- Albumin: 2,6 (Referenzwert 2,7-4,4)
- ALT (GPT) 24 U/l (Referenzwert 27-110)
- Alkalische Phosphatase 5 U/l (Referenzwert 12-73)
Hämoglobin: 10,7 g/dl (Referenzwert 10,3 -16,2)
- Thrombozyten 56 G/L (Referenzwert 155-641)
MCHC: 29,2g/dl (Referenzwert 28,5-37,8)
- Retikulozyten-Hämoglobin 15 pg (Referenzwert 15,3-22,9)
- Eosinophile 85,2/µl (Referenzwert 90-2180)

Die Medikation sah nach dem Bluttest so aus:

Prilium 300, 0.1ml x2 täglich,
Prednisolon 5, eimal täglich 1/2 Tablette,
Clopridogrel 75, einmal 1/4 Tablette am Tag,
Libeo wurde erhöht auf eine Tablette (Furosemid 10mg) pro Tag auf 2 Gaben verteilt

Ab Tag 3 kam die Antibiose dazu.
Kesium 50, 2x mal am Tag 1 Tablette für 5 Tage.

Mein Kater war 2,5 Tage in stationärer Behandlung (am 2. Tag aufgenommen), danach wurde er entlassen. Zuhause stellte ich ein neu aufgetretenes Symptom fest - eine Muskelschwäche (geducktes Gehen und ständiges Pausieren). Er war sehr dehydriert, hat aber trotzdem nur wenig getrunken. Beim Trinken hinterließ er einen dickflüssigen Speichel im Wassernapf. Nach weiterer Medikamentengabe, möchte mein Kater weder trinken noch essen. Es ist absolut unmöglich ihn zwangszuernähren, da er beim Schlucken Schmerzen zeigt und versucht zu entkommen. Nach erneutem Vorstellen in der Praxis, entschied der Arzt, dass wir jeden Tag mit dem Kater zur Praxis kommen sollen, damit die Medikamente (Furosemid und das Antibiotikum) gespritzt werden. Mittlerweile sind die Extremitäten meines Katers kühl geworden. Er befindet sich im dehydrierten Zustand.
Obwohl ich dem Arzt alle Symptome genau beschrieb und er sogar selbst eine erniedrigte Temperatur von 37 Grad feststellte, startete er keine Hilfsmaßnahmen (Flüssigkeitszufuhr über intravenöse Infusion/ Magensonde etc.). Er schreibt die Symptomatik der Herzmuskel-Erkrankung zu und betont die Wichtigkeit der Weitergabe von Furosemid wegen des Lungen-Ödems. Nach der letzten Furosemid-Spritze in der Praxis bekam mein Kater Bauchkrämpfe. Der Arzt gab ihm daraufhin ein Schmerzmittel ins Mäulchen.

Ich bin verzweifelt.

Bitte um Hilfe und bedanke mich im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Alexandra S.

Re: Myokarditis beim Kater (4,9 J)

Posted: Sat Jun 22, 2024 7:03 pm
by j.friederich
Guten Tag,

es tut mir sehr leid von der Erkrankung Ihres Katers zu hören.
Der kardiale Biomarker Troponin I ist erhöht, wenn ein akuter Herzmuskelschaden vorliegt. Bei einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) ist dieser Wert sehr stark erhöht und liegt mindestens bei > 1 ng/ml. Werte < 1 ng/ml können auch bei chronischen Herzerkrankungen vorkommen, wie beispielsweise einer genetisch bedingten Hypertrophen Kardiomyopathie (HCM), die ebenfalls zu einer Verdickung des Herzmuskels führt.
Der kardiale Biomarker NT-proBNP ist erhöht, wenn eine Dehnung der Vorhöfe vorliegt. Dies ist bei jeder Herzerkrankung der Fall, die zur Ausbildung eines kardiogenen Lungenödems führt und ist kein Hinweis für eine Myokarditis.

Eine Entwässerungstherapie kann zu Verlust von Elektrolyten über die Niere führen und vor allem ein Verlust von Kalium kann zu den von Ihnen beschriebenen Symptomen wie Schwäche, Apathie und Anorexie führen. Daher ist es ratsam bei einer Entwässerungstherapie regelmäßig den Kaliumwert im Blut zu testen und gegebenenfalls Kalium in Form von Kaliumglukonat (1 Messlöffel pro 4 kg 2x täglich) zur Therapie zu ergänzen.
Außerdem sollte die niedrigst mögliche Dosierung der Entwässerung gefunden werden, mit der die Atmung stabil ist und gleichzeitig die Niere so wenig wie möglich geschädigt und der Elektrolytverlust reduziert wird. Daher ist es ratsam, die Ruheatemfrequenz im Schlaf zu zählen, welche < 30 Atemzüge pro Minute liegen sollte. Wenn das der Fall ist, kann die Diurese auch in Rücksprache mit einem Tierarzt*in reduziert werden.
Außerdem hat Cortison bei den meisten Formen einer Myokarditis keinen Effekt und ist im Falle einer HCM sogar schädlich, da es das Blutvolumen erhöht und somit die Symptome verschlechtern kann. Daher bitten wir Sie, mit dem behandelnden Tierarzt zu besprechen, ob die Gabe von Cortison wirklich nötig ist.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kater alles Gute!

Re: Myokarditis beim Kater (4,9 J)

Posted: Mon Jun 24, 2024 9:22 pm
by Alexandra S.
Guten Tag,

Danke für Ihre Antwort.

Mein Kater hatte in den sieben Behandlungstagen, trotz Entwässerungstherapie, jeweils nur einmal in 12 Stunden eine kleine Menge Urin abgesetzt.
Noch am gleichen Tag, direkt nach der letzten Spritze beim Arzt, hatte er Bauchkrämpfe/Verstopfung (in den 7 Tagen hatte er keinen Stuhlgang).
Am Abend würgte er auf einmal, fiel um, bekam einen Muskelkrampf, urinierte auf der Stelle und fing an zu schreien. Der nächste Notfall-Tierarzt war 50 km weiter weg. Ich versuchte noch einen in der Nähe zu finden, was leider ein Zeitfresser war. Das einzige was ich dem Notarzt am Telefon sagen konnte war, dass mein Kater im Sterben liegt. Also durfte ich mit meinem Kater zum Einschläfern kommen.

Mein Kater starb noch während der Fahrt.

Ich bin vollkommen traumatisiert.

Da ich jetzt weiß, dass Furosemid in der Hauptwirkung zur Ausscheidung von Natrium-, Kalium- und Chlorid-Ionen führt, kann ich das, was passiert ist, kaum verkraften.

Mein Kater hatte niedrige Natrium- und Kaliumwerte im Blut. Jetzt kann ich die Muskelschwäche und seine Essensverweigerung (Übelkeit) verstehen. Er hatte mittlerweile, aufgrund der Therapie, einen Natrium- und Kaliummangel. Er muss ohne Ende gelitten haben. Ich habe die Symptomatik so oft beim Tierarzt angesprochen und dieser redete mir ein, es läge an der Herzmuskelentzündung.

Am Ende weiß ich nicht, woran mein Kater eigentlich erkrankt war. Er hatte zweimal Husten, an einem Tag etwas erhöhte Temperatur und er schlief viel. Er hat nicht gehechelt, es gab auch keine Rasselgeräusche beim Atmen. Ich ging zum Tierarzt, weil mein Kater nach dem Husten verstärkte Bauchatmung zeigte.
Seine Blutwerte zeigen außerdem eine Hypoalbuminämie, die vom behandelnden Tierarzt nicht beachtet wurde, aber dafür bekannt ist, Ödeme zu verursachen.

Ich werde niemals verstehen, warum ein Tierarzt die Symptome eines Elektrolytmangels nicht erkennt, obwohl er ein Diuretikum einsetzt und warum er einem offensichtlich dehydriertem Tier weiterhin Furosemid verabreicht, ohne das Tier zu stabilisieren.
Das war eine sehr teure Behandlung.
Mein geliebter Kater lebt nicht mehr und ich kann nichts mehr daran ändern.

Ich mache mir schreckliche Vorwürfe.

Ich hatte Vertrauen zu dieser Tierarztpraxis.

Dieses Forum habe ich leider viel zu spät entdeckt.

Mit freundlichen Grüßen
Alexandra S.

Re: Myokarditis beim Kater (4,9 J)

Posted: Tue Jun 25, 2024 10:58 am
by j.friederich
Guten Tag,

es tut mir wirklich sehr leid zu hören, was Ihnen und Ihrem Kater widerfahren ist.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommende Zeit und für die Zukunft alles Gute!

Re: Myokarditis beim Kater (4,9 J)

Posted: Wed Jun 26, 2024 9:10 am
by Alexandra S.
Guten Tag Frau Dr. Friederich,

vielen Dank für Ihre Empathie, die Mühe und Zeit, die Sie sich zum Beantworten der Fragen nehmen und die Kommunikation auf Augenhöhe.
Das Zuhören ist von einem unschätzbaren Wert. Ich wünschte, jeder Tierarzt würde so mit dem Tierbesitzer kommunizieren.

Ich wünsche Ihnen auch alles Gute!