Katze: Kardiomyopathie im Stadium der systolischen Dysfunktion mit Infarktareal im linken Ventrikel im Herzversagen
Posted: Sun Nov 20, 2022 10:11 pm
Sehr geehrtes Expertenteam,
ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt, denn der Laie ist doch häufig durch tierärztliche Erklärungen überfordert und Fragen tauchen oft erst im Nachhinein auf. So auch bei mir.
Meine 13-jährige EKH-Katze Törtchen zeigte am 27.10.22 eine Bauch-Preß-Atmung und schnurrte mit geöffnetem Mäulchen. Mein erster Gang in akuten Fällen ist zunächst unsere Dorftierarztpraxis, weil sie nur 300 Meter entfernt ist. Ich muss vorausschicken, dass Törtchen sowohl Autofahrten als auch Tierarztpraxen hasst. Sie hat da ein regelrechtes Trauma. Ich habe Törtchen von unserer Katzenhilfe, bei der ich seit vielen Jahren tätig bin, mit nach Hause genommen, nachdem sie mit ihren zwei Wochen alten Babys bei Minustemperaturen ausgesetzt wurde. Nach der Vermittlung der Welpen bin ich mit ihr zur Kastration gegangen, die Praxis lag in einem Altbau mit deckenhohen Fenstern und ebensolchen Übergardinen. Törtchen, die extrem ängstlich war, entwischte der Tierärztin, sprang mit einem Satz in die Übergardinen und kletterte hoch – bis ganz nach oben. Die Tierarzthelferin, die sie mit einer Leiter dort runterholen sollte, kippte mit ebendieser um, flog auf den Schrank mit dem tierärztlichen Instrumentarium, das sich scheppernd auf dem Boden verteilte und es dauerte eine halbe Stunde, bis Törtchen aus den Gardinen gezogen werden konnte. Sie können sich sicher vorstellen, dass die Katze für ihr Leben gestört ist, was Tierärzte betrifft.
Na jedenfalls wurde in der Dorfpraxis mit Weh und Ach eine Röntgenaufnahme gemacht, die meiner laienhaften Auffassung nach -da ich dies schon öfter bei Katzenhilfe-Katzen gesehen hatte- einen Thoraxerguss zeigte, der ja häufig bei Herzdiagnosen auftritt. Der gesamte Brustkorb war durch und durch milchig, es ließen sich keinerlei schwarze Stellen mehr erkennen, schon gar nicht das Herz. Die Tierärztin sprach von dennoch nur von einem Lungenödem, verursacht „wahrscheinlich durch eine Entzündung oder aber tumoröse Strukturen, da die weißen Bereiche faserig durchsetzt sind“. Man habe der Katze direkt nach dem Röntgen Convenia, eine geringe Menge Furosemid und Depo-Medrate (!!!) gespritzt. Ohne mich vorher zu informieren! Ich war entsetzt und habe gefragt, wie man der Katze bei so einen Rö-Befund denn Cortison geben könne, ohne vorher weiter untersucht zu haben, ob die Flüssigkeit vom Herz kommen könne! Antwort: Das wäre jetzt auch egal, man empfehle sowieso, die Katze an Ort und Stelle einschläfern zu lassen, die Prognose sei denkbar schlecht. Dem habe ich nicht zugestimmt und bin direkt mit Törtchen in die 50km entfernte Tierklinik weitergefahren. Dort wurde sie sofort punktiert, es wurden 195 ml glasklare Flüssigkeit entfernt, NT-proBNP-Schnelltest: Abnorm. Keine Entzündung, kein Tumor. Eine erste vorsichtige Diagnose lautete auf HCM und Thoraxerguss und Törtchen kam auf der Intensivstation in die Sauerstoffbox, wurde weiter entwässert und schließlich auf 2-3x tgl. 10mg Dimazon und ½ Vasotop 1,25mg tgl. eingestellt. Zwei Tage später wurde sie entlassen, ich bekam einen Termin zum Herzultraschall in 14 Tagen. In der Klinik gibt es aber keinen zertifizierten Kardiologen.
Es ging zehn Tage gut, am 06.11. erhöhte sich die Atemfrequenz wieder. Ich erhöhte das Dimazon für zwei Tage auf 4x10mg und nachdem keine Besserung eintrat, brachte ich sie wieder in die Tierklinik. Diesmal hatte sich ein Lungenödem gebildet, sie wurde wieder mit hochdosiertem Dimazon entwässert. Wegen der hohen Tagesdosis von 40mg Dimazon für eine 3,5kg Katze, die nichts mehr gebracht hatte, bat ich um Umstellung auf Torasemid. Törtchen wurde eingestellt auf 1mg Isemid tgl. Das Vasotop sollte ich beibehalten. Tags darauf wurde sie entlassen, das Lungenödem war aber weiterhin vorhanden. Mehr könne man nicht tun. Ich habe alle mir vorliegenden Röntgenaufnahmen an die Tierkardiologie der Uni Gießen geschickt und bekam sofort Antwort und einen Notfalltermin für den folgenden Tag. Törtchen bekam von mir eine Kapsel Gabapentin (die ich nur in sie reinbekam, weil es ihr wirklich schlecht ging) und ich fuhr sie die 150km nach Gießen. Sie wurde drei Stunden lang untersucht, Herzultraschall, EKG, Blutdruck, Röntgen, Blutuntersuchung, Urin, erneute Thoraxpunktion (90ml).
Diagnose: Kardiomyopathie im Stadium der systolischen Dysfunktion mit Infarktareal im linken Ventrikel im Herzversagen mit Azotämie, Thoraxerguss und Lungenödem, außerdem extrem schlechte Nierenwerte (Kreatinin 351,9 umol/l, Harnstoff 37 mmol/l), Hypokaliämie. Auch viele sonstige Blutwerte waren sehr schlecht. Ich war im Juni noch zum geriatrischen Check (war für Törtchen wieder eine Katastrophe), da waren sämtliche Werte super. Die Nieren sind offenbar durch die Entwässerung so in die Knie gegangen, also innerhalb von nur ca. zwei Wochen.
Törtchen erhielt folgende Medikation:
2x tgl. ¾ Isemid 1mg
1x tgl. ½ Cardalis 2,5/20mg
2x tgl. ¾ Vetmedin 1,25mg
1x tgl. ¼ Clopidogrel 75mg
1x tgl. 1 TL L-Carnitin,Taurin, Weissdorn (Cardiozoon)
2x tgl. ½ Kapsel Kalinor retard 600mg
Törtchen wurde entlassen mit sehr schlechter Prognose, ich sollte mich darauf einrichten, dass ihr möglicherweise nur noch wenige Tage bleiben und sollte, wenn die Atemfrequenz wieder steigt oder Atemnot auftritt, über eine Erlösung entscheiden. Aber es gebe eben auch immer wieder Wunder, man wisse nie genau, wie die Katzen auf die Therapie ansprechen.
Am folgenden Tag hatte Törtchen zuhause eine Ruheatemfrequenz von 36, die sich jeden Tag um zwei reduzierte und nun seit sieben Tagen konstant bei 26-28 liegt (vorgestern habe ich sogar einmal im Schlaf 23 gezählt). Sie überrascht mich jeden Tag aufs Neue. Gestern bekam ich es fast am Herzen, als ich sah, wie Törtchen im Wohnzimmer einem Flummi hinterherjagte, den ich ihr aus Angst dann abnahm und nur Hin-und-Her-Kicken aus naher Entfernung im Badezimmer mit ihr spielte, was sie liebt. Sie kickt mir die Flummis immer gezielt zurück, das macht ihr einen Riesenspaß. Sie spaziert jeden Tag eine halbe Stunde mit ihrer Katzenfreundin Oma, 20 Jahre alt (wir haben noch fünf weitere Katzen), durch den Garten, markiert all ihre alten Stellen mit den Wangen und fängt herabfallende Blätter. Heute wollte sie unbedingt im Schnee wühlen. Es geht ihr also nach dieser Diagnose erstaunlich gut.
Nun habe ich folgende Fragen und gehe zum allgemeinen „man“ über, weil mir klar ist, dass Sie keine Therapieempfehlungen aussprechen können, ohne das jeweilige Tier gesehen zu haben und das Forum dafür auch nicht gedacht ist.
Der Wirkstoff Torasemid ist ja sowohl in UpCard als auch in Isemid enthalten. Beim UpCard 1mg Tablette gilt als Dosisempfehlung 0,1 – 0,6mg/kg 1x tgl., beim Isemid 1mg Tablette 0,13-0,25mg/kg 1x tgl.. Dosen von 0,26mg Isemid sollten maximal über 5 Tage gegeben werden.
Wieso ist die Dosierung bei Produkten mit identischem Wirkstoff so unterschiedlich? Hat das damit zu tun, dass Isemid eine Kautablette ist und die Bioverfügbarkeit eine andere ist? Törtchen bekommt das Isemid ja schon sehr hoch dosiert für ihre 3,5kg Körpergewicht. Könnte man es weiter dauerhaft erhöhen, wenn die Atemfrequenz steigt, obwohl der Hersteller schreibt, bei 0,25mg dauerhaft sei quasi Schluß? Hätte es Sinn, auf UpCard umzusteigen und 0,6mg zu geben, wenn die Isemid-Dosierung nicht mehr reicht?
Könnte man zu dem Isemid noch ein Thiazid dazunehmen? In dem Cardalis ist ja allerdings bereits Spironolacton.
Ich bekomme das Clopidogrel nicht in Törtchen hinein. Köpfchen packen, überstrecken, Schnute auf, Tablette rein – und aus der Katze wird ein aaliges Wesen, das sich windet und wendet, kratzt und beißt, hinter die Couch flüchtet und sich erst nach Stunden höchst beleidigt wieder blicken lässt.
Medis gehen generell nur gemörsert und in Leberwurstschleck vermatscht per Spritze (natürlich ohne Aufsatz) ins Mäulchen. Das geht beim geviertelten Clopidogrel nicht, weil es ja sehr bitter ist. In Leerkapsel gepackt per Tabletteneingeber funktioniert es ebenfalls nicht, weil sie merkt, ob ich eine Spritze oder den Tabletteneingeber verwende. Und den akzeptiert sie überhaupt nicht, Schauspiel wie oben. Daraufhin habe ich mir Xarelto verschreiben lassen – geht auch nicht.
Bleibt nur Aspirin, 5mg alle drei Tage. Aber Törtchen hat einen sehr empfindlichen Magen. Kann man einen Magenschutz dazugeben und wenn ja, welchen? Wäre Omeprazol geeignet und in welcher Dosierung? Oder gibt es bessere?
Auch das Cardiozoon bekomme ich nicht in sie rein, ebenfalls keine Omega 3-Fettsäuren, die ich gerne geben würde. Tötchen verschwindet hinter die Couch, sobald sie den Geruch wahrnimmt. Wäre es sehr wichtig, Taurin, L-Carnitin und Omega 3 zu geben?
Wie lange verbleibt das Depo-Medrate im Körper und welchen Einfluß hat es auf die Wassersituation genau?
Ich überlege hin und her, ob ich Törtchen noch einmal punktieren lasse, wenn das Wasser wieder steigt. Denn es geht ihr wirklich gut, wenn kein Wasser da ist. Sie hat z. Zt. eine hohe Lebensqualität. Aber ich kann sie ja auch nicht alle zwei Wochen zum Entwässern in die Klinik schleifen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, eine Katze in diesem Krankheitsstadium gehen zu lassen? Was empfehlen Sie Ihren Patientenbesitzern? Wovon machen Sie abhängig, ob eine weitere Punktion sinnvoll ist? Ich will auf gar keinen Fall, dass meine Katze leidet oder nur noch lebt, weil ich es unbedingt möchte. Aber ich möchte mich auch nicht den Rest meines Lebens fragen, ob es vielleicht zu früh war zum Einschläfern. Sie haben sehr viel Erfahrung mit diesem Thema. Wann ist die Zeit gekommen, eine Katze gehen zu lassen? Wie oft punktieren Sie und wann empfehlen Sie, es sollte besser Schluß sein?
Ich bedanke mich im Voraus ganz herzlich für Ihre Antwort.
Traurige Grüße
Dagmar H.
ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt, denn der Laie ist doch häufig durch tierärztliche Erklärungen überfordert und Fragen tauchen oft erst im Nachhinein auf. So auch bei mir.
Meine 13-jährige EKH-Katze Törtchen zeigte am 27.10.22 eine Bauch-Preß-Atmung und schnurrte mit geöffnetem Mäulchen. Mein erster Gang in akuten Fällen ist zunächst unsere Dorftierarztpraxis, weil sie nur 300 Meter entfernt ist. Ich muss vorausschicken, dass Törtchen sowohl Autofahrten als auch Tierarztpraxen hasst. Sie hat da ein regelrechtes Trauma. Ich habe Törtchen von unserer Katzenhilfe, bei der ich seit vielen Jahren tätig bin, mit nach Hause genommen, nachdem sie mit ihren zwei Wochen alten Babys bei Minustemperaturen ausgesetzt wurde. Nach der Vermittlung der Welpen bin ich mit ihr zur Kastration gegangen, die Praxis lag in einem Altbau mit deckenhohen Fenstern und ebensolchen Übergardinen. Törtchen, die extrem ängstlich war, entwischte der Tierärztin, sprang mit einem Satz in die Übergardinen und kletterte hoch – bis ganz nach oben. Die Tierarzthelferin, die sie mit einer Leiter dort runterholen sollte, kippte mit ebendieser um, flog auf den Schrank mit dem tierärztlichen Instrumentarium, das sich scheppernd auf dem Boden verteilte und es dauerte eine halbe Stunde, bis Törtchen aus den Gardinen gezogen werden konnte. Sie können sich sicher vorstellen, dass die Katze für ihr Leben gestört ist, was Tierärzte betrifft.
Na jedenfalls wurde in der Dorfpraxis mit Weh und Ach eine Röntgenaufnahme gemacht, die meiner laienhaften Auffassung nach -da ich dies schon öfter bei Katzenhilfe-Katzen gesehen hatte- einen Thoraxerguss zeigte, der ja häufig bei Herzdiagnosen auftritt. Der gesamte Brustkorb war durch und durch milchig, es ließen sich keinerlei schwarze Stellen mehr erkennen, schon gar nicht das Herz. Die Tierärztin sprach von dennoch nur von einem Lungenödem, verursacht „wahrscheinlich durch eine Entzündung oder aber tumoröse Strukturen, da die weißen Bereiche faserig durchsetzt sind“. Man habe der Katze direkt nach dem Röntgen Convenia, eine geringe Menge Furosemid und Depo-Medrate (!!!) gespritzt. Ohne mich vorher zu informieren! Ich war entsetzt und habe gefragt, wie man der Katze bei so einen Rö-Befund denn Cortison geben könne, ohne vorher weiter untersucht zu haben, ob die Flüssigkeit vom Herz kommen könne! Antwort: Das wäre jetzt auch egal, man empfehle sowieso, die Katze an Ort und Stelle einschläfern zu lassen, die Prognose sei denkbar schlecht. Dem habe ich nicht zugestimmt und bin direkt mit Törtchen in die 50km entfernte Tierklinik weitergefahren. Dort wurde sie sofort punktiert, es wurden 195 ml glasklare Flüssigkeit entfernt, NT-proBNP-Schnelltest: Abnorm. Keine Entzündung, kein Tumor. Eine erste vorsichtige Diagnose lautete auf HCM und Thoraxerguss und Törtchen kam auf der Intensivstation in die Sauerstoffbox, wurde weiter entwässert und schließlich auf 2-3x tgl. 10mg Dimazon und ½ Vasotop 1,25mg tgl. eingestellt. Zwei Tage später wurde sie entlassen, ich bekam einen Termin zum Herzultraschall in 14 Tagen. In der Klinik gibt es aber keinen zertifizierten Kardiologen.
Es ging zehn Tage gut, am 06.11. erhöhte sich die Atemfrequenz wieder. Ich erhöhte das Dimazon für zwei Tage auf 4x10mg und nachdem keine Besserung eintrat, brachte ich sie wieder in die Tierklinik. Diesmal hatte sich ein Lungenödem gebildet, sie wurde wieder mit hochdosiertem Dimazon entwässert. Wegen der hohen Tagesdosis von 40mg Dimazon für eine 3,5kg Katze, die nichts mehr gebracht hatte, bat ich um Umstellung auf Torasemid. Törtchen wurde eingestellt auf 1mg Isemid tgl. Das Vasotop sollte ich beibehalten. Tags darauf wurde sie entlassen, das Lungenödem war aber weiterhin vorhanden. Mehr könne man nicht tun. Ich habe alle mir vorliegenden Röntgenaufnahmen an die Tierkardiologie der Uni Gießen geschickt und bekam sofort Antwort und einen Notfalltermin für den folgenden Tag. Törtchen bekam von mir eine Kapsel Gabapentin (die ich nur in sie reinbekam, weil es ihr wirklich schlecht ging) und ich fuhr sie die 150km nach Gießen. Sie wurde drei Stunden lang untersucht, Herzultraschall, EKG, Blutdruck, Röntgen, Blutuntersuchung, Urin, erneute Thoraxpunktion (90ml).
Diagnose: Kardiomyopathie im Stadium der systolischen Dysfunktion mit Infarktareal im linken Ventrikel im Herzversagen mit Azotämie, Thoraxerguss und Lungenödem, außerdem extrem schlechte Nierenwerte (Kreatinin 351,9 umol/l, Harnstoff 37 mmol/l), Hypokaliämie. Auch viele sonstige Blutwerte waren sehr schlecht. Ich war im Juni noch zum geriatrischen Check (war für Törtchen wieder eine Katastrophe), da waren sämtliche Werte super. Die Nieren sind offenbar durch die Entwässerung so in die Knie gegangen, also innerhalb von nur ca. zwei Wochen.
Törtchen erhielt folgende Medikation:
2x tgl. ¾ Isemid 1mg
1x tgl. ½ Cardalis 2,5/20mg
2x tgl. ¾ Vetmedin 1,25mg
1x tgl. ¼ Clopidogrel 75mg
1x tgl. 1 TL L-Carnitin,Taurin, Weissdorn (Cardiozoon)
2x tgl. ½ Kapsel Kalinor retard 600mg
Törtchen wurde entlassen mit sehr schlechter Prognose, ich sollte mich darauf einrichten, dass ihr möglicherweise nur noch wenige Tage bleiben und sollte, wenn die Atemfrequenz wieder steigt oder Atemnot auftritt, über eine Erlösung entscheiden. Aber es gebe eben auch immer wieder Wunder, man wisse nie genau, wie die Katzen auf die Therapie ansprechen.
Am folgenden Tag hatte Törtchen zuhause eine Ruheatemfrequenz von 36, die sich jeden Tag um zwei reduzierte und nun seit sieben Tagen konstant bei 26-28 liegt (vorgestern habe ich sogar einmal im Schlaf 23 gezählt). Sie überrascht mich jeden Tag aufs Neue. Gestern bekam ich es fast am Herzen, als ich sah, wie Törtchen im Wohnzimmer einem Flummi hinterherjagte, den ich ihr aus Angst dann abnahm und nur Hin-und-Her-Kicken aus naher Entfernung im Badezimmer mit ihr spielte, was sie liebt. Sie kickt mir die Flummis immer gezielt zurück, das macht ihr einen Riesenspaß. Sie spaziert jeden Tag eine halbe Stunde mit ihrer Katzenfreundin Oma, 20 Jahre alt (wir haben noch fünf weitere Katzen), durch den Garten, markiert all ihre alten Stellen mit den Wangen und fängt herabfallende Blätter. Heute wollte sie unbedingt im Schnee wühlen. Es geht ihr also nach dieser Diagnose erstaunlich gut.
Nun habe ich folgende Fragen und gehe zum allgemeinen „man“ über, weil mir klar ist, dass Sie keine Therapieempfehlungen aussprechen können, ohne das jeweilige Tier gesehen zu haben und das Forum dafür auch nicht gedacht ist.
Der Wirkstoff Torasemid ist ja sowohl in UpCard als auch in Isemid enthalten. Beim UpCard 1mg Tablette gilt als Dosisempfehlung 0,1 – 0,6mg/kg 1x tgl., beim Isemid 1mg Tablette 0,13-0,25mg/kg 1x tgl.. Dosen von 0,26mg Isemid sollten maximal über 5 Tage gegeben werden.
Wieso ist die Dosierung bei Produkten mit identischem Wirkstoff so unterschiedlich? Hat das damit zu tun, dass Isemid eine Kautablette ist und die Bioverfügbarkeit eine andere ist? Törtchen bekommt das Isemid ja schon sehr hoch dosiert für ihre 3,5kg Körpergewicht. Könnte man es weiter dauerhaft erhöhen, wenn die Atemfrequenz steigt, obwohl der Hersteller schreibt, bei 0,25mg dauerhaft sei quasi Schluß? Hätte es Sinn, auf UpCard umzusteigen und 0,6mg zu geben, wenn die Isemid-Dosierung nicht mehr reicht?
Könnte man zu dem Isemid noch ein Thiazid dazunehmen? In dem Cardalis ist ja allerdings bereits Spironolacton.
Ich bekomme das Clopidogrel nicht in Törtchen hinein. Köpfchen packen, überstrecken, Schnute auf, Tablette rein – und aus der Katze wird ein aaliges Wesen, das sich windet und wendet, kratzt und beißt, hinter die Couch flüchtet und sich erst nach Stunden höchst beleidigt wieder blicken lässt.
Medis gehen generell nur gemörsert und in Leberwurstschleck vermatscht per Spritze (natürlich ohne Aufsatz) ins Mäulchen. Das geht beim geviertelten Clopidogrel nicht, weil es ja sehr bitter ist. In Leerkapsel gepackt per Tabletteneingeber funktioniert es ebenfalls nicht, weil sie merkt, ob ich eine Spritze oder den Tabletteneingeber verwende. Und den akzeptiert sie überhaupt nicht, Schauspiel wie oben. Daraufhin habe ich mir Xarelto verschreiben lassen – geht auch nicht.
Bleibt nur Aspirin, 5mg alle drei Tage. Aber Törtchen hat einen sehr empfindlichen Magen. Kann man einen Magenschutz dazugeben und wenn ja, welchen? Wäre Omeprazol geeignet und in welcher Dosierung? Oder gibt es bessere?
Auch das Cardiozoon bekomme ich nicht in sie rein, ebenfalls keine Omega 3-Fettsäuren, die ich gerne geben würde. Tötchen verschwindet hinter die Couch, sobald sie den Geruch wahrnimmt. Wäre es sehr wichtig, Taurin, L-Carnitin und Omega 3 zu geben?
Wie lange verbleibt das Depo-Medrate im Körper und welchen Einfluß hat es auf die Wassersituation genau?
Ich überlege hin und her, ob ich Törtchen noch einmal punktieren lasse, wenn das Wasser wieder steigt. Denn es geht ihr wirklich gut, wenn kein Wasser da ist. Sie hat z. Zt. eine hohe Lebensqualität. Aber ich kann sie ja auch nicht alle zwei Wochen zum Entwässern in die Klinik schleifen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, eine Katze in diesem Krankheitsstadium gehen zu lassen? Was empfehlen Sie Ihren Patientenbesitzern? Wovon machen Sie abhängig, ob eine weitere Punktion sinnvoll ist? Ich will auf gar keinen Fall, dass meine Katze leidet oder nur noch lebt, weil ich es unbedingt möchte. Aber ich möchte mich auch nicht den Rest meines Lebens fragen, ob es vielleicht zu früh war zum Einschläfern. Sie haben sehr viel Erfahrung mit diesem Thema. Wann ist die Zeit gekommen, eine Katze gehen zu lassen? Wie oft punktieren Sie und wann empfehlen Sie, es sollte besser Schluß sein?
Ich bedanke mich im Voraus ganz herzlich für Ihre Antwort.
Traurige Grüße
Dagmar H.