Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

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Moderator: j.schöbel

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Mo
Beiträge: 3
Registriert: So Sep 11, 2011 11:06 pm

Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von Mo »

Liebes Kardiologie-Team,
hätte gerne einen Rat für die Medikation meines 18jährigen Katers.
Er hat seit 10 Jahren erhöhte Nierenwerte, ansonsten aber keine Symptome von CNI.
Seit ca. 2 Jahren hat er ein Herzgeräusch. Bisher bekam er keine Herzmedikamente, da er ansonsten keine Symptome einer Herzinsuffizienz zeigte.
Seit einer Woche ist er nun apathisch und inappetent, Atmung normal. Röntgen o. b. B., bohnenförmiges Herz. Blutchemie (wie immer Azotämie: 30.08.: Harnstoff 15,1, Krea 228; 10.09.: Harnstoff 14, Krea 182), T4 in der Norm,
War mit dem Kater deshalb inzwischen beim Kollegen zum US, weil mir die Ursache der Verhaltensänderung nicht erklärbar war: nachfolgend die Befunde:
Abdomen: geringgradige Menge freier hypocheogener Flüssigkeit, beide Nieren sind von Grösse und Architektur in der Norm, die Rinden sind echogen, umgeben von einem feinen Saum von freier hypoechogener Flüssigkeit. Die Nierenbecken sind schmal, der corticomedulläre Übergang ist gut definiert. Leber, Milz, Gallenblase, Magen-Darm-Trakt u. Lnn. o. b. B.
Herz: der linke Ventrikel misst 17,5mm LVIDd und 13,7mm LVIDs, die Ventrikelwände sind mit 4,4mm IVSd und 4,6mm LVPWd in der Norm, die Kontraktilität liegt bei 22%FS. Der linke Vorhof misst 22,4mm (LA:Ao 2,74). Mit Farbdoppler kann eine feine mitrale Regurgitation sowie eine aortische Regurgitation dargestellt werden. Der rechte Vorhof ist ebenfalls leicht vergössert. Es ist freie pleurale Flüssigkeit vorhanden.
Befunde verdächtig für Nierenversagen, Herzversagen mit Zweihöhlenerguss; DD: Vaskulitis, Thromboembolie.

Habe vor 3 Tagen mit der Therapie mit ACE-Hemmer (Benazepril 1,25 mg 1 x tgl) begonnen. Bisher zeigt sich keine Verbesserung im Allgemeinzustand. Inzwischen bekommt er, trotz Niereninsuffizienz auch Furosemid dazu (2,5 mg). Er wiegt 5,5 kg. Vermutlich sind die Medis unterdosiert. Da mit höher dosierter Diurese und ACE-Hemmer aber auch akutes Nierenversagen beschrieben ist, traue ich mich (beim eigenen Tier) nicht so richtig, die Dosis zu erhöhen, zumal mir alle Veränderungen eher moderat vorkommen. Heute ist er eher noch schlapper und zeigt auch eine zunehmende Hinterhandschwäche - könnte man auch als Nebenwirkung interpretieren.
Überlege, das Furosemid trotzdem zu erhöhen, oder auf Pimobendan zu wechseln oder dazu zu geben.

Vielen Dank für Ihren Rat im voraus
Monika
J.Simak
Beiträge: 400
Registriert: Mo Okt 16, 2006 11:26 am

Re: Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von J.Simak »

Hallo,

wenn eine Herzerkrankung mit Rückstau in die Körperhöhlen vorliegt, könnten die Ergüsse zuerst punktiert werden, um Ihrem Kater Erleichterung zu verschaffen. Danach sollte er gut auf Furosemid eingestellt werden (Dosisspanne 1 - 4 mg/kg 2 - 3 x täglich). Bei einer gleichzeitigen Niereninsuffizienz liegt ein therapeutisches Dilemma vor. Wenn es Ihrem Kater aufgrund des Herzversagens schlecht geht, sollten Sie unter Nierenwertkontrolle die Entwässerungsdosis weiter erhöhen, bis er stabiler ist. Alternativ kann auch für wenige Tage eine höhere Dosis gegeben werden und diese dann unter Atemfrequenzkontrolle auf die niederigste wirksame Dossis reduziert werden. Die Prognose für ein kongestives Herzversagen, das nicht ausreichend mit Entwässerungsmedikamenten behandelt wird, ist ungünstig. Bitte verändern Sie Medikamentendosierungen nur in Absprache mit Ihrem behandelnden Kardiologen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Mo
Beiträge: 3
Registriert: So Sep 11, 2011 11:06 pm

Re: Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von Mo »

Liebe Frau Dr. Simak,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!
Bin selber TA, nur eben kein Kardiologe und US hab ich auch nicht. Beim eigenen Tier kann ich auch nicht mehr ganz so rational vorgehen, wie sonst bei meinen Patienten.
Die Ergüsse sind minimalst, d. h. im Rx gar nicht darstellbar, nur im US, deshalb ist keine Punktion möglich. Die Atmung ist vollkommen normal.
Das ist nun mein Problem, das ich kein Sympotm habe, an dem ich eine Dosisanpassung vornehmen kann.
Blutkontrolle ist extrem schwierig, da der Kater unkooperativ ist und alles mit extremem Stress verbunden.

Vielen Dank nochmal und herzliche Grüsse
Monika
J.Simak
Beiträge: 400
Registriert: Mo Okt 16, 2006 11:26 am

Re: Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von J.Simak »

Hallo,

leider ist es schwierig auf die Ferne die Therapie anzupassen. Wenn Ihr Kater keinen deutlichen Rückstau in die Körperhöhlen hat, ist die Frage ob es ihm aus irgendeinem anderen Grund schlecht geht. Normalerweise geht es dekompensierten Patienten bei hgr. Rückstau in die Körperhöhlen oder in die Lunge schlecht, post erfolgreicher Diurese meist dann aber besser. Manchmal ist eine Herzerkrankung schon soweit fortgeschritten, dass sich Patienten nur aufgrund eines hochgradigen Herzbefundes allgemein schlechter fühlen. Pimobendan würde ich nur bei einer deutlichen systolischen Dysfunktion geben. Nebenwirkungen durch das eher unterdosierte Furosemid würde ich im Normalfall eigtl. nicht erwarten. Evt. könntren Sie im Blut kontrollieren ob Ihr Kater Elektrolytverschiebungen hat und ein EKG schreiben ob zusätzlich Rhythmusstörungen als Ursache für die Schwäche vorliegen. Auf die Ferne ist schwer zu beurteilen, ob der Herzbefund so schlimm ist, dass eine systolische Dysfunktion oder allgemein eine hochgradig reduzierte Globalfunktion für die Symptome verantwortlich sein können. Vielleicht kann das der untersuchende Kardiologe besser beurteilen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Mo
Beiträge: 3
Registriert: So Sep 11, 2011 11:06 pm

Re: Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von Mo »

Liebe Frau Dr. Simak,
mir ist klar, dass Sie keine Ferndiagnose stellen können. Trotzdem sieht es momentan so aus, als ob Sie Recht haben, dass ein anderes Problem für die Symptome verantwortlich ist.
Wir haben gestern ein Kontrollröntgen gemacht: weiterhin keine Ergüsse darstellbar, aber verdickte Magen- u. Darmwände. Dazu Snap Test fPLI mit Ergebnis "veränderte Konzentration". Die übrigen Laborergebnisse und fPLI Konzentration sind noch ausstehend. Verdacht auf Pankreatitis.
Der Kater ist etwas munterer. Wir werden Benazepril beibehalten und erst die Pankreatitis behandeln.
Gibt es die Möglichkeit, Ihnen ggf. Röntgenbilder zu mailen? Vom US gibt es keine gespeicherten Bilder.
Vielen herzlichen Dank und schönes Wochenende!
Monika
p.holler
Beiträge: 390
Registriert: Mo Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Kater Herzinsuffizienz u. CNI, Medikation

Beitrag von p.holler »

Guten Morgen,
meine Kollegin ist derzeit außer Haus, Sie können jedoch gerne die Röntgenbilder auch an mich weiterleiten - p.holler@medizinische-kleintierklinik.de.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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