Sehr geehrtes Kardioteam,

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

Orestas_Vovk
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Joined: Sat Feb 25, 2012 4:56 pm

Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Ich habe einen 6Monatigene unkastrierten Labrador (Ruede) 30 Kg, der Pleuraerguss (ohne Ascites) und TI mit RVorhofdilatierung hat.
Die Frage ist: Kann allein Tricuspidalinsuffizienz Pleuraerguss (ohne Ascites?) versursachen oder soll ich noch ein zusaetzliches Problem suchen?
Bis jetzt kein Fieber, allgemeinzustand ok, Laborergebnisse OK. Keine Punktion und keine Fluessigkeituntersuchung leider durchgefuert, da er nach 3 Tage mit Furosemid keine Fluessigkeit im Brustkorb mehr hat. Lediglich TI.

Beste Gruesse aus Litaeun.
Orestas Vovk
Tierarzt
p.holler
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by p.holler »

Guten Morgen,

im Rahmen einer Tricuspidalinsuffizienz kann es auch zu einem Pleuraerguß ohne Aszites kommen. Wobei bei einem 6monatigen Labrador eine Tricuspidaldysplasie sehr wahrscheinlich erscheint.

Es könnte sein, dass die Entwässerung auch den Aszites verbessert hat und somit gewisse klinische Anzeichen verschleiert hat.

Andere Ursachen für einen Pleuraerguß können aber leider ohne Ergußdiagnostik und eine entsprechende Zytologie nicht ausgeschlossen werden - z.B. einen Pleuraerguß durch ein Trauma bedingt, eine Lungenlappentorsion, eine intrathorakale Neoplasie, ein Chylothorax oder beispielsweise auch eine Hypoaluminämie.

Herzliche Grüße aus München :) ,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Orestas_Vovk
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Vielen Dank fuer Ihre Antwort.

Die Situation nach einer Woche mit Furosemid - erste 3 Tage 4mg/Kg 3xTaeglich subcutan, dann mit Ultraschall fasst keine Fluessigkeit im Brustkorb nachgewiesen, danach letzte 4Tage 2mg/Kg 2xTaeglich subcutan.
Mit Enalapril haben wir bis gestern erwartet, da nach der Entwaesserung trotzt verbesserter Beatmung und eines gutes Allgemeinzustandes, hatte der Hund schlimmeres Appetit als immer.
Gestern hat er endlich gut (Futter – Specific CKD – Kidney + Heart) gefressen und seine Enap Tablette 15 mg/30kg gekriegt (1,5 10 mg Tab). Nur einmal.
Heute ist er scwach, apatisch geworden, 4 Mal erbrochen.
Heute sofort Blutuntersuchung – Nierenwerte – Kreatinin 319 micromol/L!; Urea – 16,13mmol/L (Vor 3 Tagen waren noch im Normbereich).
Haematokrit 53,7 (laut der Besitzer der Hund hat waerend Furosemidtherapie ausreichend Wasser gekriegt).
Electrlolyten heute nich ueberprueft. Vor 3 Tagen – K. Na. Ca. P – im Normbereich.

Mit Ultrachall sieht man wieder etwas Fluessigkeit im Thorax. Momentan zu wenig um eine Punktion durchzufuehren.

Was waere die richtige Therapie und wie sollte ich weiter mit diesem Patient umgehen?
Was koennte solche Nierenwertveraenderungen ursachen? Natuerlich statt Enap waere besser Benazeptil oder Ramipril wegen Ausscheidung ueber die Nieren  - aber bis jetzt habe ich nocht nie so starkes Nebeneffekt (wenn das auf diesem Grund ist) gehabt.

Fuer Ihre Meinung werde ich sehr dankbar.

Vielen Dank im Voraus.

Orestas Vovk
Tierarzt
Litauen
p.holler
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by p.holler »

Hallo,
als ersten Versuch sollte man die Fursosemiddosierung weiter reduzieren - unter Umständen wurde der Hund damit so dehydriert, dass dies die Nierenveränderungen ausgelöst hat und den hohen HKT bedingt (prärenale Azotämie) - auch wenn hier die Besitzer sagen, dass der Hund entsprechend Wasser bekommen hat. Außerdem sollte man den ACEi wieder absetzen, da dieser durch eine starke Vasodilatation am Vas efferens in der Niere ebenso ähnliche Werte bedingen kann.
Wenn der Urinabsatz funktioniert können damit postrenale Ursachen weitgehend ausgeschlossen werden.
Falls der Hund stabil ist mit niedriger Furosemiddosierung könnte man weiters ein geringes Flüssigkeitsvolumen infundieren - dies muss jedoch unter striktem Monitoring erfolgen um keine erneute Dekompensation zu provozieren.
Außerdem ist eine Kontrolle der Elektrolyte zu empfehlen, da diese unter Umständen ebenso substituiert werden müssen.
Mi freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Orestas_Vovk
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Sehr geehrter Dr. Peter Holler,

gestern hat der Hund kein Furosemid und kein Enalapriel mehr gekriegt. Am Abend hat er vorsichtigt und lagsam eine Dauertropfeninfusion gekriegt (10ml/KG).
Heute ist er schon munter geworden, Urinabsatz ist OK, Wasser aufnahnme OK. Hat aber noch kein Apetit. Die Blututersuchung wir bald durchgefuert. Nierenparameter, Electrolyten und Haematocrit werden ueberprueft.

Die wichtigste Fragen sind:
wieviel Fluessigkeiten ml/kg/Tag Fall darf er intravenoes kriegen bis die Nieren werte wieder normal werden?

Soll er wieder ein Furosemid kriegen? In welcher Dosierung, weniger als 2mg/KG?

Darf er, als TI kranker Tier ohne Vasodilatator bleiben?
Wenn nein, welches am besten und in welcher dosierungm, damit die Nieren minimal beeinfluessen?

So wie es jetzt aussieht, er darf nur unter taeglicher kontrolle weiter behandeln sein, damit zwischen Uraemie und Dekompensierung zu balansieren :).

Vielen Dank im Voraus.

Orestas Vovk
Tierarzt
p.holler
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by p.holler »

Es freut mich, dass es dem Hund mittlerweile besser geht  :)

Zu Ihren Fragen:
Wieviel Fluessigkeiten darf er intravenoes kriegen bis die Nierenwerte wieder normal werden?

Es gibt hier keine eindeutigen Empfehlungen - wenn der Hund 10ml/kg/h entsprechend kompensieren kann, dann ist das in Ordnung - generell wäre eine vorsichtigere Infusionrate  empfehlenswert (2-3ml/kg/h), da man hier bei einer Dekompensation schneller und besser reagieren kann (Verabreichung von Furosemid).

Soll er wieder ein Furosemid kriegen? In welcher Dosierung, weniger als 2mg/KG?

Nach einer Dekompensation des Herzleidens wird der Hund - und wenn andere Ursachen ausgeschlossen wurden -  lebenslang Fursosemid benötigen. Die genaue Dosierung orientiert sich an den klinischen Symptomen - manche Hund benötigen "nur" 1mg/kg 2xtägl, manche 3mg/kg 3xtägl...meistens erreicht man entsprechende Erfolge mit einer Dosierung von 2mg/kg 2xtäglich.

Darf er, als TI kranker Tier ohne Vasodilatator bleiben?
Wenn nein, welches am besten und in welcher dosierungm, damit die Nieren minimal beeinfluessen?


Prinzipiell wirken alle ACEi an der Niere, unabhängig vom Präparat. Bei vollständiger Rekonvaleszenz, also wenn der Hund wieder frisst und bei gutem Allgemeinbefinden ist, dann kann wieder ein ACEi verabreicht werden. Falls der Labrador dies nicht verträgt, dann muss man darauf verzichten.
Es ist sehr gut möglich, dass die Entgleisung der Nierenwerte eben durch Dehydratation bedingt war und bei vollständiger Rehydrierung der ACEi gut vertragen wird. Wir verwenden Ramipril (0,125-0,25mg/kg 1xtäglich) oder Benazepril (0,25-0,5mg/kg 2xtäglich).

Die gesamte Prognose sollte eher vorsichtig formuliert werden, wenn der Schweregrad der Tricuspidaldysplasie so ist, dass diese bereits zur Dekompensation geführt hat.

Viel Erfolg weiterhin!

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
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Orestas_Vovk
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Vielen Dank fuer Ihre Aushilfe und Beratung.
Die Besitzer sind ueber vorscichtige Prognose schon informiert.
Ich hoffe aber die Situazion zu stabilisieren.

Beste Gruesse,

Orestas Vovk
Tierarzt
Orestas_Vovk
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Wieder ein Paar Fragen ueber den Hund.
Die Hauptfrage - darf ich bei solcher Dekompensation wegen TI auch Vetmedin reinfuehren?

Letzte 2 Wochen die Groesse des rechten Atriums nicht veraendert (ich koennte auch Ultraschallvideo uebersenden, falls es moeglich waere), aber man sieht, dass nur mit Furosemid kommen wir nicht zu weit.


Erste Frage - was koennten wir von Vetmedin in diesem Falle erwarten - eher Zuhilfe oder auch negative Wirkung - z.B - weitere Vorhofdilatierung mit moeglicher Vohofflimmern? Nur schaetzen, da ich zu wenig Erfahrung mit Rechtshertzdekompansationmechanismen habe.

Wenn Vetmedin ja, mit oder ohne Vasodialatator (da wir naturlich sehr vorsichtig wegen Niereninsuffizienz sind).

Wenn Vasodilatator ja - suerst es oder zuerst Pimobendad?

Nach einer Woche es geht dem Hund viel besser - Nierenwerte, Haematocrit und Electroyten schon wieder im Normbereich, Allgemeinbefinden und Apetit ist OK.

Aber lezte Tage wegen niedriegeren Furosemid Dosen (angefangen mit 1mg/Kg - das hat nicht gereicht, weiter 2mg/kg - auch nicht genug) wieder Dekompensation im Thorax. Jetzt kriegt er wieder groessere Dosis von Furosemid - 3mg/Kg. Laut der Kollegin, die am Wochende ihn gesehen hat, es soll ihm besser sein. Ich werde heute nachmittag mit Ultraschall ueberpruefen und wieder Laborwerte vergleichen.

Vielen Dank fuer Ihre Antwort.

Orestas Vovk
Tierarzt
p.holler
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by p.holler »

Guten Morgen,
Furosemid wird bei Dekompensation in entsprechend hoher Dosierung lebenslang verabreicht werden müssen. Pimobendan würde man bei einer Pumpschwäche verabreichen oder unter Umständen auch bei einer Pulmonalen Hypertonie. Bei Rechtsherzversagen kann man Pimobendan versuchen, jedoch existieren hierzu kaum Studien - unter Umständen kommt es zu einer Verbesserung.
Als erstes könnte man, jetzt wo der Hund wieder stabil ist, den ACEi wieder starten.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
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Orestas_Vovk
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Re: Sehr geehrtes Kardioteam,

Post by Orestas_Vovk »

Seher geehrte Kollegen,

wieder zu dem Hund (schon 7 Monatiger Labrador mit vermutlich TI). Es ging ihm einige Zeit gut mit Furosemid 2 mg/kg 2xT und Ramipril  0,125 mg/kg.
Aber nach der wiederhollte Kontrolle mit Ultrachall wurden im Thorax erneut Fluessigkeiten in groesserer Menge festegtellt.
Es wurde punktiert - Punktat ist von Milchkonsistenz.
Zytologisch - nur Fettzellen. Keine Tumorzellen.
Vermutich - Chylus?
Bakteriologische und biochemische Untersuchungen werden noch erwartet.

1. Die Frage ist nach wie vor -  kommt es nicht vom Herz, oder kann es auf jedem Fall Kardiologische Ursache fuer solche Konsistenz in Brustholle sein?

2. Wenn es nicht kardilogisch ist und z. B. mit Ductus Thoracicus zu tun hat - wegen Trauma o. a.  - wie koennten wir es genauer diagnostizieren und welche Therapie - koservatieve bzw chirurgische - moeglich waere?

3. Und wegen TI - die ich vorher festgestellt hatte: kann es ein sekundaeres Problem - wegen Drucks auf z.b. RV, dass Pleuraerguss hervorrufen hat, sein?

4. Oder kann das nur ein zufaelliges Befund sein (typisch fuer Labrador) und mit milchigem Erguss in Brustholle nichts zu tun haben?

Vielen Dank im Voraus.

Oretas Vovk
Tierarzt
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