Guten Abend,
Ich habe einen Chihuahua, der dieses Jahr 12 Jahre alt wird. Im November 2019 wurde bei ihm eine Hetzerkrankung festgestellt, bei der die Herzklappe nicht mehr richtig abdichtet. Mittlerweile sieht man auf dem Röntgenbild, dass das Herz sich vergrößert hat und Richtung Luftröhre drückt. Er erbricht immer mal wieder glasklare Flüssigkeit. Zuerst dachte man, es läge evtl am Magen und er hat Sodbrennen.
Vor 1 Woche erbrach er auch wieder, stellte dann auch das Essen und das Trinken zeitweise ein. Insgesamt 5 Tage nicht gefressen, aber wieder getrunken. Wir waren in der Tierklinik und man hat dem Hund auch mal Blut abgenommen. Man sagte uns nur, dass die Blutwerte nicht dramatisch seien. Mittlerweile frisst er wieder, aber es hat ihm stark zu gesetzt und er nimmt auch stetig ab. Von 4,6 kg hat er nach der Woche Hungerstreik noch 4,2 kg.
Einige Blutwerte sind aber im roten Bereich. Ich würde gerne wissen was das bedeutet.
Zu seiner Medikation:
Er bekommt 1/2 Tablette Cardalis (5mg/40mg Dose), 2x 1/2 Tablette Vetmedin (2,5 mg Packung) und mittlerweile 3x 10 mg Dimazon am Tag. Zusätzlich als magenschutz bekommt er eine kleine Menge Maaloxan.
Nachdem er jetzt wieder frisst, hatte er von gestern auf heute eine ganz schlechte Nacht. Er pumpt ganz heftig und atmet auch sehr schnell. Zeitweise war die Atmung bei 70 pro Minute. Man bestätigt mir aber beim Tierarzt immer wieder, dass beim Abhören kein Wasser in der Lunge zu hören sei. Wovon kann die Atemnot dann noch kommen? Muss ich mich darauf einstellen, dass das eine Verschlechterung des Herzens ist und man sogar evtl an eine Erlösung denken muss? Dass das Herz es trotz aller Medikamente nicht mehr schafft? Ich möchte nicht, dass er sich quält. Oder kann es da auch eine Wetterfühligkeit geben?
Vielen lieben Dank im Voraus
Mit freundlichen Grüßen
Julia Degenkolb
Herzkranker Chihuahua
Moderator: j.schöbel
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- Posts: 215
- Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am
Re: Herzkranker Chihuahua
Guten Tag,
es tut mir sehr leid, von der Diagnose ihres Hundes zu hören!
Bei kleinen Hunderassen, wie auch bei Chihuahuas, kommt es im Alter zu einer Verdickung der Mitralklappe (Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer). Infolge dessen wird diese undicht und es strömt bei jeder Kontraktion des Herzens Blut zurück in den Vorhof. Im weit voran geschrittenen Stadium kann dieser Rückstrom nicht mehr kompensiert werden und es kommt folglich zu einem Rückstrom des Blutes in die Lunge mit der Ausbildung eines kardiogenen Lungenödems ("Wasser auf der Lunge"). Um dieses genau zu diagnostizieren, ist die Anfertigung eines Röntgenbildes des Brustkorbes indiziert, ein alleiniges Abhören ist für die Diagnosestellung nicht ausreichend. Außerdem zeigen Tiere mit einem Lungenödem klinische Symptome wie Atemnot oder eine erhöhte Ruhe-Atemfrequenz (im Schlaf über 30/min). Sollte dies der Fall sein (wie im Falle Ihres Hundes mit 70/min) handelt es sich um einen Notfall und es sollte umgehend eine Therapieanpassung stattfinden!
Eine adäquate Therapie besteht aus einem Medikament, das die Pumpkraft steigert (Vetmedin) und einem oder mehrerer Entwässerungsmedikamente (Dimazon und Cardalis). Hierbei kann zur Therapieanpassung die Dosis erhöht oder ein drittes Entwässerungsmedikament ergänzt werden. Dies ist jedoch im Ermessen des behandelnden Kardiologen.
Bei kleinen Hunderassen liegt zudem häufig ein Tracheal- oder Bronchialkollaps vor, wodurch die Atemnotsymptomatik verstärkt werden kann. In diesem Fall empfiehlt sich die Gabe eines Bronchien-erweiternden Medikamentes. Aber auch dies sollte durch den behandelnden Kardiologen entschieden werden.
Das Wetter kann schon auch eine Rolle spielen, da gerade bei sehr warmen Temperaturen die Tiere häufig dekompensieren und ein Lungenödem ausbilden. Daher sollte bei einem Herzpatienten die Hitze gemieden und kühle Stellen/Schatten angeboten werden.
Außerdem können die Tiere bei einer Entwässerungstherapie Kalium über die Niere verlieren. Sollte dies der Fall sein, zeigen sie Appetitlosigkeit und sind sehr schlapp/müde. In diesem Falle kann abhängig von den Blutbefunden Kalium zur Therapie über das Futter ergänzt werden.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Chihuahua weiterhin alles Gute!
es tut mir sehr leid, von der Diagnose ihres Hundes zu hören!
Bei kleinen Hunderassen, wie auch bei Chihuahuas, kommt es im Alter zu einer Verdickung der Mitralklappe (Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer). Infolge dessen wird diese undicht und es strömt bei jeder Kontraktion des Herzens Blut zurück in den Vorhof. Im weit voran geschrittenen Stadium kann dieser Rückstrom nicht mehr kompensiert werden und es kommt folglich zu einem Rückstrom des Blutes in die Lunge mit der Ausbildung eines kardiogenen Lungenödems ("Wasser auf der Lunge"). Um dieses genau zu diagnostizieren, ist die Anfertigung eines Röntgenbildes des Brustkorbes indiziert, ein alleiniges Abhören ist für die Diagnosestellung nicht ausreichend. Außerdem zeigen Tiere mit einem Lungenödem klinische Symptome wie Atemnot oder eine erhöhte Ruhe-Atemfrequenz (im Schlaf über 30/min). Sollte dies der Fall sein (wie im Falle Ihres Hundes mit 70/min) handelt es sich um einen Notfall und es sollte umgehend eine Therapieanpassung stattfinden!
Eine adäquate Therapie besteht aus einem Medikament, das die Pumpkraft steigert (Vetmedin) und einem oder mehrerer Entwässerungsmedikamente (Dimazon und Cardalis). Hierbei kann zur Therapieanpassung die Dosis erhöht oder ein drittes Entwässerungsmedikament ergänzt werden. Dies ist jedoch im Ermessen des behandelnden Kardiologen.
Bei kleinen Hunderassen liegt zudem häufig ein Tracheal- oder Bronchialkollaps vor, wodurch die Atemnotsymptomatik verstärkt werden kann. In diesem Fall empfiehlt sich die Gabe eines Bronchien-erweiternden Medikamentes. Aber auch dies sollte durch den behandelnden Kardiologen entschieden werden.
Das Wetter kann schon auch eine Rolle spielen, da gerade bei sehr warmen Temperaturen die Tiere häufig dekompensieren und ein Lungenödem ausbilden. Daher sollte bei einem Herzpatienten die Hitze gemieden und kühle Stellen/Schatten angeboten werden.
Außerdem können die Tiere bei einer Entwässerungstherapie Kalium über die Niere verlieren. Sollte dies der Fall sein, zeigen sie Appetitlosigkeit und sind sehr schlapp/müde. In diesem Falle kann abhängig von den Blutbefunden Kalium zur Therapie über das Futter ergänzt werden.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Chihuahua weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Re: Herzkranker Chihuahua
Guten Tag,
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Könnten Sie mir evtl Ihre Sicht der Dinge schildern wenn Sie die Blutwerte anschauen.?Könnte ich diese Ihnen irgendwie zukommen lassen?
Ich wollte die Werte als Anhang hier einstellen, leider klappt das nicht.
Ich möchte einfach noch eine Meinung hören, da man gesagt hat, die Blutwerte wären nicht schlimm. Man hat sie mir nicht näher erklärt. Das wäre prima von Ihnen wenn Sie da mal drauf schauen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Degenkolb
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Könnten Sie mir evtl Ihre Sicht der Dinge schildern wenn Sie die Blutwerte anschauen.?Könnte ich diese Ihnen irgendwie zukommen lassen?
Ich wollte die Werte als Anhang hier einstellen, leider klappt das nicht.
Ich möchte einfach noch eine Meinung hören, da man gesagt hat, die Blutwerte wären nicht schlimm. Man hat sie mir nicht näher erklärt. Das wäre prima von Ihnen wenn Sie da mal drauf schauen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Degenkolb
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- Posts: 215
- Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am
Re: Herzkranker Chihuahua
Guten Tag,
eine Beurteilung von Fremdbefunden ist leider im Rahmen dieses Forums nicht möglich.
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Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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Ludwig-Maximilians-Universität München