Liebes Kardiologie-Team,
bei unserer 9-jährigen Deutschen Dogge liegt folgende Diagnose vor:
Auskultation: Herzgeräusch 2/6,
kein Husten, keine Leistungsschwäche, Atemfrequenz 20/min., Ruhepuls 70/min.
Echokardiographie und Doppleruntersuchung:
derzeit kein Hinweis auf DCM, aber leicht erweiterter Ventrikel bei nicht dilatierten Vorhöfen, ggr.Mitralinsuffizienz, Papillarmuskeln nicht verstrichen, Fluß in den großen Gefäßen normal, im beilaufenden EKG Sinusrhythmus. Derzeit kein Therapievorschlag.
Nun meine Fragen:
Kann durch entspr.Nährstoffe und/oder leichte, regelmäßige körperliche Belastung (mehr oder weniger ausgedehnte Spaziergänge) der Anfangsstatus möglichst lange gehalten bzw. das Fortschreiten verzögert werden?
(Dieser Hund hat bis vor gut einem Jahr immer 2-3 Stunden zügige Bewegung pro Tag gehabt durch geführten Auslauf mit teilw.Jogging).
Wenn ja, inwiefern, worauf ist zu achten?
In welchen Abständen sollten weitere Sonographien vorgenommen werden?
Ist eine Mitralinsuff. bei alten, großen Hunden eher erworben (z. durch eine überstandene schwere Entzündung, wie Pyometra), oder eher genetisch bedingt?
Vielen Dank im voraus für eine hilfreiche Antwort und Grüße nach München!
Mitralinsuffienz bei Deutscher Dogge
Moderator: j.schöbel
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- Posts: 53
- Joined: Tue Jul 31, 2012 9:14 am
Re: Mitralinsuffienz bei Deutscher Dogge
Hallo,
bei einem älteren Hund sind Insuffizienzen an den Herzklappen am ehesten auf im Alter erworbene Veränderungen zurückzuführen. Wenn keine Ultraschalluntersuchung zu einem früheren Zeitpunkt vorliegt, kann natürlich nicht sicher ausgeschlossen werden, dass die Klappen möglicherweise von Geburt an ein wenig „undicht“ angelegt waren und schon immer eine kleine Insuffizienz aufgewiesen haben.
Wenn die bisherige Auskultation aber auch immer unauffällig war, liegen am ehesten altersbedingte degenerative Veränderungen vor (sog. Mitralendokardiose). Die Klappen schließen dann nicht mehr adäquat und Blut kann in den Vorhof zurückfließen, was je nach Schweregrad ein Herzgeräusch unterschiedlicher Lautstärke verursachen kann (bei Ihrem Hund ja ein eher leises Geräusch Grad 2/6).
Die Ursache der Mitralendokardiose ist nicht 100%ig geklärt. Man nimmt an, dass es sich um eine Bindegewebsschwäche handelt und dass eine genetisch beeinflusste Degeneration des Bindegewebes zugrunde liegt. Früher nahm man an, dass durch andere Erkrankungen (z.B. Zahnerkrankungen) Bakterien im Organismus streuen und für die degenerativen Veränderungen verantwortlich waren. Diese Theorie ist heutzutage aber überholt.
In dem asymptomatischen Stadium, in dem sich Ihr Hund befindet, ist keine kardiale Therapie indiziert und derzeit fehlen auch Studien, welche einen Nutzen von einem Therapiestart vor Dekompensation (also der Zeitpunkt, ab dem sich ein Lungenödem bildet) eindeutig belegen.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Erkrankung mit der Zeit fortschreitet, wie schnell dies passiert und ob es bei Ihrem Hund überhaupt zu Problemen kommen wird, ist individuell sehr unterschiedlich und kann nicht vorhergesagt werden. Jedoch kann mittels Medikamenten oder anderen Maßnahmen das Fortschreiten leider nicht aufgehalten werden.
Da bei Doggen im Alter auch besonders die DCM (dilatative Kardiomyopathie) eine Rolle spielt und sich im Laufe der Zeit noch entwickeln kann, sind regelmäßige und jährliche Herzultraschalluntersuchungen in jedem Fall anzuraten, da die Diagnose einer DCM nur mittels Ultraschall gestellt werden kann. Wenn sich die Befunde dann verändern/verschlechtern sollten, können die Untersuchungsintervalle verkürzt werden, dies sollte dann von dem jeweiligen Kardiologen beurteilt werden können.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen und Ihrem Hund alles Gute,
herzliche Grüße aus München
M. Seckerdieck
bei einem älteren Hund sind Insuffizienzen an den Herzklappen am ehesten auf im Alter erworbene Veränderungen zurückzuführen. Wenn keine Ultraschalluntersuchung zu einem früheren Zeitpunkt vorliegt, kann natürlich nicht sicher ausgeschlossen werden, dass die Klappen möglicherweise von Geburt an ein wenig „undicht“ angelegt waren und schon immer eine kleine Insuffizienz aufgewiesen haben.
Wenn die bisherige Auskultation aber auch immer unauffällig war, liegen am ehesten altersbedingte degenerative Veränderungen vor (sog. Mitralendokardiose). Die Klappen schließen dann nicht mehr adäquat und Blut kann in den Vorhof zurückfließen, was je nach Schweregrad ein Herzgeräusch unterschiedlicher Lautstärke verursachen kann (bei Ihrem Hund ja ein eher leises Geräusch Grad 2/6).
Die Ursache der Mitralendokardiose ist nicht 100%ig geklärt. Man nimmt an, dass es sich um eine Bindegewebsschwäche handelt und dass eine genetisch beeinflusste Degeneration des Bindegewebes zugrunde liegt. Früher nahm man an, dass durch andere Erkrankungen (z.B. Zahnerkrankungen) Bakterien im Organismus streuen und für die degenerativen Veränderungen verantwortlich waren. Diese Theorie ist heutzutage aber überholt.
In dem asymptomatischen Stadium, in dem sich Ihr Hund befindet, ist keine kardiale Therapie indiziert und derzeit fehlen auch Studien, welche einen Nutzen von einem Therapiestart vor Dekompensation (also der Zeitpunkt, ab dem sich ein Lungenödem bildet) eindeutig belegen.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Erkrankung mit der Zeit fortschreitet, wie schnell dies passiert und ob es bei Ihrem Hund überhaupt zu Problemen kommen wird, ist individuell sehr unterschiedlich und kann nicht vorhergesagt werden. Jedoch kann mittels Medikamenten oder anderen Maßnahmen das Fortschreiten leider nicht aufgehalten werden.
Da bei Doggen im Alter auch besonders die DCM (dilatative Kardiomyopathie) eine Rolle spielt und sich im Laufe der Zeit noch entwickeln kann, sind regelmäßige und jährliche Herzultraschalluntersuchungen in jedem Fall anzuraten, da die Diagnose einer DCM nur mittels Ultraschall gestellt werden kann. Wenn sich die Befunde dann verändern/verschlechtern sollten, können die Untersuchungsintervalle verkürzt werden, dies sollte dann von dem jeweiligen Kardiologen beurteilt werden können.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen und Ihrem Hund alles Gute,
herzliche Grüße aus München
M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
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Re: Mitralinsuffienz bei Deutscher Dogge
Hallo Frau Seckerdieck,
auch diesmal vielen Dank für Ihren wertvollen Rat!
Auf der Basis dessen möchte ich nur noch die Frage anschließen, ob Sie 2 x 1 Stunde Spazierengehen als körperliche Belastung für angemessen, zuviel oder zu wenig erachten, also trendmäßig eher schonen oder eher normal belasten?
Viele Grüße aus dem Rheinland,
Volker
auch diesmal vielen Dank für Ihren wertvollen Rat!
Auf der Basis dessen möchte ich nur noch die Frage anschließen, ob Sie 2 x 1 Stunde Spazierengehen als körperliche Belastung für angemessen, zuviel oder zu wenig erachten, also trendmäßig eher schonen oder eher normal belasten?
Viele Grüße aus dem Rheinland,
Volker
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- Joined: Tue Jul 31, 2012 9:14 am
Re: Mitralinsuffienz bei Deutscher Dogge
Guten Abend nochmal,
aus kardiologischer Sicht und anhand der von Ihnen beschriebenen Befunde stehen bei Ihrem Hund Spaziergänge von 1 Stunde nichts im Wege. Sofern Ihr Hund selbst auch Freude daran hat, in dem Alter noch gerne mitläuft und keine anderen z.B. orthopädischen Probleme wie Arthrosen o.ä. hat, sollte alles was Spaß macht erlaubt sein!Â
Ihr Hund bedarf aufgrund der Befunde am Herzen derzeit keiner besonderen Schonung.
Herzliche Grüße
M. Seckerdieck
aus kardiologischer Sicht und anhand der von Ihnen beschriebenen Befunde stehen bei Ihrem Hund Spaziergänge von 1 Stunde nichts im Wege. Sofern Ihr Hund selbst auch Freude daran hat, in dem Alter noch gerne mitläuft und keine anderen z.B. orthopädischen Probleme wie Arthrosen o.ä. hat, sollte alles was Spaß macht erlaubt sein!Â

Herzliche Grüße
M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
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Re: Mitralinsuffienz bei Deutscher Dogge
Nochmals vielen Dank, Frau Seckerdieck!!!