Herzbasistumor

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Moderator: j.schöbel

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Loba85
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Registriert: Mo Okt 14, 2019 8:24 am

Herzbasistumor

Beitrag von Loba85 »

Hallo,

Vorab: Sorry für die lange Erläuterung.

Bei meiner bald 13j. Boxerhündin wurden vor 2 Wo. ein Herzbasistumor und eine Aorteninsuffizienz festgestellt. Wir waren aufgrund von Husten beim Tierarzt, der Herzbasistumor war lt. Ärztin ein Zufallsbefund und der Typ des Tumors ist nicht bekannt.
Uns wurden Cardalis (ACE-Hemmer+Diuretika) und Loxicom Schmerztropfen („für Tumor + Arthrose“) verschrieben.
[Zusätzlich hat die Hündin seit 10 Monaten erhöhte Leberwerte. Seit einem halben Jahr ist ihre Hörleistung stark variabel (mal hört sie schlecht, mal kann sie Geräusch nicht zuordnen, mal hört sie perfekt).]

Nach dem Tierarztbesuch haben wir mit o.g. Medikamenten begonnen. Danach ist meine Hündin zunehmend müder geworden und hatte Bauchschmerzen. ~7 T. nach dem TA-Besuch hat sie ihre Hinterpfoten kurzzeitig "seltsam verwendet" als wären sie aus Gummi und gehörten nicht zu ihr, am nächsten Tag wollte sie 24h lang nicht mehr aufstehen und hat tief und fest durchgeschlafen (ansprechbar). Ihre Mundschleimhaut war kräftig rosa, Herzfrequenz etwa 120-140, Puls konnte ich nicht finden (ungeübt), die Pfoten waren kalt. Die Tierärztin meinte wir sollen abwarten. In den nächsten Tagen hat sie zwar noch immer vermehrt geschlafen, war aber sonst wieder okay. Ihre Hörleistung war in dieser Zeit auch schlecht. Sie hat zeitweise gewirkt, als hätte sie Kreislaufschwierigkeiten. Ein paar Tage später waren alle Symptome wieder verschwunden und seither geht es ihr gut. Da ich die Symptome nicht zuordnen konnte, dachte ich, es käme von den ACE-Hemmern und habe diese in Absprache mit der TÄ abgesetzt. Erst später habe ich realisiert - kann dies eventuell ein Perikarderguss gewesen sein?

Ich hätte hierzu bitte einige Fragen:

1) Wie geht man bei einem vermuteten Perikarderguss vor? Ausruhen lassen oder sofort zum TA? Meine Hündin ist ist extrem aufgeregt, wenn sie zum Tierarzt muss und ich mache mir Sorgen, dass ihre Aufregung dann einen Erguss auslöst. Muss der TA Erfahrung in Bezug auf Perikardergüsse haben?

2) Ist eine Perikardfenstrierung mit Narkose verbunden? Gibt es eine Alternative ohne Narkose? Oder ist diese aufgrund des unbekannten Typs ihres Herzbasistumors ohnehin kontraindiziert?

3) Verstärkt Loxicom nicht das Blutungsrisiko? Gibt es Schmerztabletten, welche dies nicht tun? Und Cardalis?

4) In der USA wird von schulmed. Onkologen häufig eine Dauergabe von Yunnan Baiyao (chinesische Kräutermischung zur Stillung von Blutungen) und I'm Yunity (Coriolus Vitalpilz) empfohlen. Würden sie diese generell empfehlen?

Vielen, vielen Dank im Voraus!

Beste Grüße,
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Herzbasistumor

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo!

Ein Perikarderguss hat beim Hund häufig eine neoplastische Ursache, dabei spielen v.a. auch Herzbasistumore, Mesotheliome, Hämangiosarkome und Lymphome eine wichtige Rolle. Herzbasistumore wachsen in der Regel langsam und führen häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium zu Symptomen. Falls sich ein Perikarderguss bildet, zeigen die Hunde häufig Symptome wie Mattigkeit, Apathie, Fressunlust, eine erschwerte Atmung und ein aufgetriebenen Bauch (durch Wasseransammlungen in der Bauchhöhle).
Falls ein relevanter Perikarderguss vorliegt, ist dies als Notfall zu betrachten und er sollte schnellstmöglich mittels Perikardiozentese abgezogen werden. Dies sollte von einem geübten Tierarzt durchgeführt werden und es sollte dabei eine enge Überwachung mittels EKG erfolgen. Außerdem ist es sinnvoll, dass vor einer Perikardiozentese die Menge an Erguss mittels Ultraschall ermittelt wird, da ein geringgradiger Erguss nicht zwangsläufig abgezogen werden muss. Je nach Befinden des Tieres ist für eine Perikardiozentese nur eine leichte Sedierung notwendig.
Falls wiederholt ein Perikarderguss auftritt, kann eine Perikardfenestrierung unter Vollnarkose Abhilfe schaffen. Je nach ursächlichem Tumor ist allerdings die komplette Entfernung des Perikards sinnvoller.

Zu den von Ihnen angesprochenen Mitteln wie Yunnan Baiyao oder I'm Yunity (Coriolus Vitalpilz) liegen derzeit keine wissenschaftlich basierten Beweise für eine Wirksamkeit vor. Zudem sind sie weder von der FDA (Food and Drug Administration) noch von der Europäischen Arzneimittel-Agentur auf ihre Sicherheit geprüft. Wir raten deshalb davon ab, diese Mittel zu verwenden.

Loxicom (Meloxicam) ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAIDs. Diese Medikamente können Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt wie Magengeschwüre auslösen oder verschlimmern. Sollte ein Hund unter Therapie mit diesen Medikamenten gastrointestinale Symptome wie Erbrechen, Fressunlust oder Teerstuhl zeigen, sollte das Medikament abgesetzt werden.
ACE-Hemmer wie in Cardalis enthalten haben unter anderem eine blutdrucksenkende Wirkung. Diese ist individuell stark ausgeprägt. Dies ist eine mögliche Erklärung für die gezeigte Schwäche nach Therapiestart. Derzeit gibt es keine Evidenz, dass der Einsatz von Cardalis bei kardialen Neoplasien von Vorteil ist. Dementsprechend empfehlen wir Ihnen, mit der behandelnden Tierärztin zu besprechen, ob ein Einsatz bei Ihrem Hund indiziert ist.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
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