Hündin mit chronischer Niereninsuffizienz Entwässerungsmedikament geben?

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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ABC
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Joined: Tue Sep 03, 2019 7:03 pm

Hündin mit chronischer Niereninsuffizienz Entwässerungsmedikament geben?

Post by ABC »

Sehr geehrte Damen und Herren,

unsere Hündin hat seit über einem Jahr eine chronische Niereninsuffizienz und auch eine Pankreatitis. Zeitweise ging es ihr sehr schlecht (z.B. der cPLI-Wert war bei 484,2 Mikrogramm pro Liter, der Harnstoff bei 39,3 mmol/l , Kreatinin bei 452 Mikromol pro Liter und SDMA bei 28 Mikrogramm pro Deziliter). Sie mußte oft erbrechen, zitterte und hechelte viel und knickte mit den Hinterbeinen weg. Zum Glück geht es ihr jetzt wieder etwas besser, sie hat schon lange nicht mehr gebrochen und zittert auch kaum noch. Außerdem hat sie wieder guten Appetit, was uns sehr freut :)

Uns fällt auf, daß es ihr Morgens immer viel besser geht als Nachmittags und Abends. Es ist jeden Tag dasselbe: Je später es am Tag ist, desto mehr hechelt sie und desto unsicherer läuft sie. Außerdem geht sie dann oft beim Stehen mit den Hinterbeinen ganz tief in die Hocke, setzt sich aber nicht hin. Manchmal streckt sie dabei auch ein Hinterbein weit aus und ist dann schon manches mal umgefallen. Da unsere Hündin dann leidet, fragen wir uns, was die Ursache für die Verschlechterung ihres Zustandes im Tagesverlauf ist und was wir dagegen machen können.
Ist es eine Wasseransammlung im Körper ( so etwas wie ein Pleuralerguß), die das Atmen erschwert? Ich habe mich bisher nicht getraut, ihr wieder das Entwässerungsmittel Upcard zu geben, wir hatten es damals abgesetzt, als es unserer Hündin so schlecht ging und wir dachten, daß die Verschlechterung ihres Zustandes vom Upcard kommt . Außerdem hoffte ich jeden Tag, daß es wieder kühler wird und sie deshalb kein Upcard mehr braucht. Ich frage mich, ob sich eine Wasseransammlung im Körper immer erst ab den Nachmittagstunden bemerkbar macht und die Patienten Vormittags noch beschwerdefrei sind? Wenn es aber Patienten mit Wasseransammlung im Körper den ganzen Tag gleichermaßen schlecht geht, dann würde das eher gegen eine Wasseransammlung bei unserer Hündin sprechen, da es ihr Vormittags ja zum Glück gut geht.
Oder das Hecheln und das in die Hocke gehen (mit den Hinterbeinen) kommt von Schmerzen und geht weg, sobald wir das neue Schmerzmittel Flexadin haben?
Uns wurde empfohlen, das Entwässerungsmittel Upcard wieder zu geben. Aber ich habe wegen der Nebenwirkungen - gerade bei Nierenpatienten - große Bedenken, daß es unserer Hündin mehr schadet als nützt. Wenn ich den Beipackzettel richtig verstehe, ist die Gabe von Upcard bei gleichzeitiger Gabe von Kortison und ACE-Hemmern riskant. Und da unsere Hündin sowohl das Kortison Prednisolon als auch den ACE-Hemmer Cardalis täglich bekommt, befürchte ich, daß Upcard ihr eher schadet als nützt.
Deshalb wollte ich Sie gerne um Ihren Rat bitten, ob Upcard gleichzeitig mit den Medikamenten gegeben werden darf, die unsere Hündin täglich bekommt. Hier ist eine Auflistung der täglichen Medikamente:
2,5 mg Prednisolon, Vitamin B, Pancreas comp., Pancreas suis, Semintra, Renes, Zeel, Carduus comp. Cardalis 5mg/40mg, SUC+Hepar. Jeden 3. Tag bekommt sie abwechselnd Leptandra compositum oder Momordica compositum.
Oder spricht die Tatsache, daß es unserer Hündin morgens immer viel besser geht als nachmittags und abends dafür, daß sie gar keine Wasseransammlung im Körper hat und deshalb auch kein Entwässerungsmittel braucht?

Vielen Dank!
J.Eberhard
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Joined: Sat Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Hündin mit chronischer Niereninsuffizienz Entwässerungsmedikament geben?

Post by J.Eberhard »

Hallo!
Es tut uns sehr Leid, dass Ihre Hündin gleich mehrere Probleme hat.
Die Gabe von entwässernden Medikamenten wie z.B. UpCard (Torasemid) ist indiziert, wenn das Tier aufgrund einer Herzerkrankung im Herzversagen ist. Je nach Art der Herzerkrankung äußert sich das Herzversagen als Wasseransammlungen im Bauch (Aszites), Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem) und gelegentlich auch als Wasseransammlung im Brustkorb (Pleuraerguss/Thoraxerguss). Wasseransammlungen in der Lunge/im Brustkorb äußern sich zuerst als erhöhte Ruheatemfrequenz (diese sollte beim schlafenden Hund normalerweise unter 30 Atemzüge pro Minute liegen) oder als erhöhte Atemarbeit (erschwerte Atmung) und schreitet unbehandelt weiter fort, bis das Tier deutliche Atemnot zeigt. Da eine Wasseransammlung aufgrund von Herzversagen ohne Therapie weiter fortschreitet, verschlimmert sich die Symptomatik unbehandelt innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen.
UpCard und wie auch andere entwässernde Medikamente der selben Wirkstoffklasse können die Nierenfunktion negativ beeinflussen und sollten deshalb - falls möglich - bei Nierenpatienten vermieden werden. Leidet ein Tier jedoch gleichzeitig an Nieren- und Herzproblemen, ist es leider häufig nicht möglich, auf die entwässernde Therapie zu verzichten. In diesen Fällen sollte unter täglicher Kontrolle der Ruheatemfrequenz eine möglichst niedrige Dosierung des entwässernden Medikaments gewählt werden. Außerdem sollten häufig Kontrollen der Nierenwerte und der Blutsalze (Elektrolyte) stattfinden.
Falls Kortikosteroide (wie Prednisolon) in Kombination mit UpCard gegeben werden, sollten die Blutsalze engmaschig kontrolliert werden. ACE-Hemmer werden häufig in Kombination mit entwässernden Medikamenten gegeben. Hierbei sollten ebenfalls die Dosierungen angepasst und mit Hilfe der Ruhe-Atemfrequenz überwacht werden. Cardalis und Semintra werden häufig problemlos mit entwässernden Medikamenten kombiniert.
Die Kombination mit homöopathischen Mitteln wie zB Pancreas suis ist unproblematisch.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei Ihrer Hündin wichtig ist, die Dosierung von UpCard möglichst niedrig zu wählen und die Nierenwerte und Elektrolyte regelmäßig zu überwachen. Ob bei Ihrem Hund ein Erguss vorliegt, sollte durch einen Tierarzt mittels Röntgenbild oder Ultraschall des Brustkorbs abgeklärt werden. Die beschrieben Problematik ist eher untypisch für eine kardial bedingte Symptomatik. Deshalb empfehlen wir Ihnen eine weitere internistische Abklärung und auch orthopädische Abklärung dieser Symptome.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Hündin alles Gute!
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