Kaninchen mit Mitralklappeninsuffizienz

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Anna_Maria
Posts: 1
Joined: Wed Oct 30, 2013 1:39 pm

Kaninchen mit Mitralklappeninsuffizienz

Post by Anna_Maria »

Guten Tag!

Der Patient:
4 jähriger, kastrierter Zwergwidder, 2,2kg

Nach Zahnsanierung in Narkose in 09/2013 erst Inappetenz, dann zusätzlich Apathie. Nach 72h Vorstellung beim Tierarzt, da keine anderen offensichtlichen Ursachen gefunden werden konnten, wurde der Thorax geröngt. Der Tierarzt stellte auf der Aufnahme ein leichtes Lungenödem fest und verordnete Furosemid und Cardisure. 24h nach der Erstgabe verbesserte der Zustand sich deutlich, dass Tier fing wieder an zu fressen und agil.
Medikamentendosis:2x tägl. 4mg Lasix liquid, 2x tägl. 0,625mg Cardisure
Nach 3 Wochen Versuch, das Lasix um 50% zu reduzieren (auf 2x 2mg), leider zeigte das Tier dann wieder Unpässlichkeit, welche nach der Gabe von 4mg verschwand die Unpässlichkeit innerhalb von 12h wieder.
Gestern war ich in einer großen Tierklinik und habe einen Herz-US machen lassen.
Ergebnis:
ggr Mitralinsuffizienz derzeit ohne atriale Stauungen
myokardiale Funktion normal
Fluß in großen Gefäßen normal
Herzfrequenz 295bpm

Therapie soll beibehalten werden.

Meine Frage:
a) Ich habe gelesen, dass die LMU nur Vetmedin verschreibt, weil dort Citronensäure enthalten ist. Allerdings ist das Präparat für Hunde entwickelt, kann es sein, dass die andere Verdauung und Ernährung beim Kaninchen doch Cardisure wirken lässt oder soll ich leieber zu Vetmedin wechseln?

b) Das Kaninchen muss leider regelmäßig (spätestens alle 2-2,5 Monate) in Narkose zur Zahnkorrektur. Ich befürchte nun, dass das Tier früher oder später eine Narkose nicht überleben wird. Kann man Maßnahmen treffen, dies hinauszuzögern?

Vielen Dank!
Unvergessen: Jule
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Kaninchen mit Mitralklappeninsuffizienz

Post by p.holler »

Hallo,
zu Ihren Fragen:
  • Wir verschreiben das Originalpräparat, da sich alle Studien auf eben dieses Präparat beziehen und damit sehr viele Erfahrungswerte existieren. Weiters wird, wie Sie auch richtig anmerken, eine veränderte Verstoffwechselung des Generikums diskutiert, was eine unterschiedliche Wirkung verursachen kann. 
    Außerdem kann nur durch die Unterstützung von forschenden Unternehmen eine Weiterentwicklung möglicher kardialer Therapien erzielt werden, welche dann wieder den tierischen Patienten zu Gute kommen - dies ist bei Generika nicht gegeben.

    Wenn sich Ihr flauschiges Sorgenkind jedoch unter der bestehenden Therapie, wie von Ihnen beschrieben, merklich verbessert hat, dann ist kein Präparatwechsel erforderlich.
  • Eine Narkose bei herzkranken Patienten stellt immer ein Risiko dar. Man kann jedoch die Risiken minimieren, wenn man ein möglichst kreislaufschonendes Narkoseprotokoll verwendet und eine entsprechend engmaschige Überwachung durchführt. Auch sollte ein Venenkatheter vorhanden sein um im Notfall eine bestmögliche Medikamentenwirkung zu erzielen. Infusionen sollten ebenso nur vorsichtig verabreicht werden, da zusätzliche Flüssigkeit, die man dem Körper zuführt zu einer erneuten Überlastung des Herzens führen könnte.

    Natürlich muss dies alles auf die genauen kardiologischen und allgemein klinischen Befunde ausgerichtet werden. Ihr behandelnder Kardiologe, bzw. Tierarzt kann Sie hier am genauesten Informieren, da diese einen vollständigen Überblick über die Krankengeschichte Ihres Zwergwidders haben.
Wir drücken die Daumen, dass es Ihrem Liebling lange stabil gut geht und zukünftig keinerlei Narkoseprobleme auftreten!  :)

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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