Liebes Team,
wir wohnen mit unserem herzkranken Kater, 16 Jahre alt (EKH), 3,5 kg,  tief am österreichischen Land. Wir wissen aus diesem Forum sehr genau, dass nur ein Herzultraschall eine zuverlässige Diagnose bietet. Aber eine weitere Fahrt zur wirklich kompetenten Kardiologie an der 130 km entfernten Vetmed Uni Wien können wir ihm  bei seinem labilen Zustand nicht mehr zumuten, ohne einen weiteren Zusammenbruch zu riskieren. Wir sind uns sehr bewusst, dass Sie keine Ferndiagnose leisten können, bitten Sie aber dringend in unserer Not um symptomatische Hinweise, die wir evtl. an unsere TÄ herantragen könnten. Und die vielleicht auch anderen Fragenden auf dieser Seite effektiv weiterhelfen könnten.
Mitte November 2009 erlitt unser Kater eine komplette Einblutung des rechten Auges (Iris). - Glaukom-Verdacht. Nebenbei diagnostizierte die TÄ (Auskultation) Herz-Klappeninsuff. und Galopp-Rhythmus. Keine Zyanose. Zur Abklärung Fahrt zur Vet.med. Uni Wien, Augenambulanz Prof. Nell. Diagnose: Kein Glaukom. Augeneinblutung mit teilw. Retinaablösung wg Bluthochdruck. Diese Untersuchung war für den Kater so anstrengend, dass wir nicht mehr zur Kardiologie gehen konnten.
Verschriebene Therapie: tägl. Norvasc 0,625 mg (morgens) und Fortekor 2,5 mg (abends).
Zuhause folgte 2 Tage später der erste Krampfanfall seines Lebens (ohne Belastungssituation), mit Ohrenzucken (Hilfe!). Â
Er ist nicht ganz blind, frisst zwar, ist aber sehr schlapp, vor allem in den Hinterbeinen: er geht breitbeinig und in Zeitlupe zum Trinken und aufs Kistchen, springt dann gleich wieder zurück auf seinen Sessel.
Nun hat er aus heiterem Himmel, auf seinem Ruheplatz, einen 2. Krampfanfall bekommen (also 3 Monate nach dem ersten). Das hat uns total umgeworfen. Er war so heftig wie der erste, ohne Schaum, klang mit Ohrenzucken aus, dann Desorientierung, Heißhunger, aber ohne Schlafphase danach.
Aus Angst vor weiterem Anfall haben wir erstmal Norvasc von 1/8 auf 1/4 Tablette erhöht. Unsere TÄ weiß selbst auch nicht weiter .
> Er hat keine Zyanose, keine Atemnot (Atemfrequenz 20 Züge pro Minute im Ruhezustand). Husten eher selten, nach unserm Eindruck in Verbindung mit Fortekor.
Weitere Symptome:
> Schonung der rechten Brustseite mit Einstemmen des rechten Ellenbogens, was das Hinlegen bis zum Finden der Ruhelage schwierig macht.
> Trinkt vermehrt und hat vermehrten Harn (nur 1mal proTag eine schwere Menge). Â Kein Erbrechen.
> Blutbild (19.01.2010, Laboklin): Nierenwerte erhöht: Â Harnstoff 34,10 (Ref.: 5.0-11,3). Krea 253,9 (Ref. 0-168). Phosphat aber ok; -- Leber-, T4/ft4 und Bilirubin ok; NA u. Kalium ok; Calcium 2,2 (2,3-3,0). -- Dagegen Leukozythose: 18,0 (6.0-11 G/l) und Lymphopenie: 1,0 (15-38%). Segmentkernige erhöht 16,0 (3,0-11,0 G/I).
Die für uns wichtigen Fragen:
1) Wie hoch darf eine Herzfrequenz sein? Ab wann und mit welchem Medikament oder mit welcher Veränderung der bestehenden Medikation (Norvasc/Fortekor) muß sie gesenkt werden?
2) Gibt es für den Laien erkennbare Anzeichen für Lungenödeme (bzw Pleura- oder Baucherguss)?
3) Kann die schon länger bestehende (1 1/2 Jahre) einseitige Brustschonung (rechtsseitig !) eine "Herzschonung" sein?
4) In diesem Forum werden Krampfanfälle entweder Epilepsie oder Synkopen zugeschrieben. Können sie auch durch BHD (hypertensive Krise) verursacht sein? Â
5) Unterscheidet sich ein Krampfanfall aufgrund einer hypertensiven Krise von einem durch Synkope ausgelösten durch erkennbare Phänomene?
6) Gibt es ein Medikament, mit dem man solche Anfälle verhindern, ihnen vorbeugen kann? Das wäre für uns eine hochwichtige Antwort, weil wir seitdem in PANIK leben.
7) Können schwache Hinterbeine mit breitem Seemannsgang auf HCM bzw BHD rückführbar sein?
8) Was können wir für eine ev. Thromboseprophylaxe tun? (Unter Berücksichtigung der CNI)?
Mit herzlichem Dank im Voraus für Ihre Mühe der Antwort,
Samy
HCM: Bluthochdruck-Augeneinblutung-Krampfanfaelle
Moderator: j.schöbel
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- Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am
Re: HCM: Bluthochdruck-Augeneinblutung-Krampfanfae
Hallo,
hier ein paar Antworten auf Ihre Fragen. Wie bereits von Ihnen erwähnt ist es für uns bei so einem komplexen Fall nicht möglich einen wirklichen Therapievorschlag zu machen. Ihre Tierärztin könnte ggf. telefonisch Kontakt zu einem Neurologen und/oder Kardiologen aufnehmen.
zu 1) Wie hoch darf eine Herzfrequenz sein? Ab wann und mit welchem Medikament oder mit welcher Veränderung der bestehenden Medikation (Norvasc/Fortekor) muß sie gesenkt werden?: Die Herzfrequenz bei der Katze liegt zwischen 140 und 200/min in Ruhe. Norvasc senkt nicht die Herzfrequenz sondern den Blutdruck, dieser sollte bei Katzen mit Netzhautablösung aufgrund Bluthochdruck bei 120 - 140 mmHg liegen.
2) Gibt es für den Laien erkennbare Anzeichen für Lungenödeme (bzw Pleura- oder Baucherguss)?: Das Anzeichen von einem Lungenödem/Pleuraerguss bei der Katze ist Atemnot. Bei Vorliegen eines Bauchergusses wird der Bauch dick und prall.
3) Kann die schon länger bestehende (1 1/2 Jahre) einseitige Brustschonung (rechtsseitig !) eine "Herzschonung" sein?: Dieses Symptom ist nicht bei Herzerkrankungen bekannt. Ich würde es eher als ein neurologisches Symptom ansehen, allerdings kann ich dies ohne die Katze untersucht zu haben nicht sagen.
4) In diesem Forum werden Krampfanfälle entweder Epilepsie oder Synkopen zugeschrieben. Können sie auch durch BHD (hypertensive Krise) verursacht sein?: Hypertension kann zur Schädigung des Gehirns führen ("Schlaganfall"), dabei kann es zu Anfällen kommen.
5) Unterscheidet sich ein Krampfanfall aufgrund einer hypertensiven Krise von einem durch Synkope ausgelösten durch erkennbare Phänomene?: Eine Synkope wird meist durch Rhythmusstörungen verursacht, ein neurologischer Anfäll durch Veränderungen im Grosshirn. Neurologische Anfälle dauern in der Regel länger, die Tiere sind danach verhaltensverändert und zeigen während dem Anfall häufig krampfen, speicheln, Kot- und Urinabsatz. Häufig lassen sich neurologische von kardiologischen Anfällen klinisch nicht genau unterscheiden.
6) Gibt es ein Medikament, mit dem man solche Anfälle verhindern, ihnen vorbeugen kann? Das wäre für uns eine hochwichtige Antwort, weil wir seitdem in PANIK leben.: Es gibt Medikamente um neurologische Anfälle zu verhindern. Weitere Informationen hierzu kann ich Ihnen als Kardiologin leider nicht geben. Hierzu sollten Sie sich an einen Neurologen wenden (bzw. Ihre Tierärztin).
7) Können schwache Hinterbeine mit breitem Seemannsgang auf HCM bzw BHD rückführbar sein?: Ein Schwankender Gang könnte bei sehr schlechter Herzfunktion aber auch bei einer primären neurologischen Erkrankung auftreten.
8) Was können wir für eine ev. Thromboseprophylaxe tun? (Unter Berücksichtigung der CNI)?: Verschiedene Medikamente werden eingesetzt: Clopidogrel, Aspirin, Heparine. Diese Medikamente sollten nach strenger Indikation verabreicht werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
hier ein paar Antworten auf Ihre Fragen. Wie bereits von Ihnen erwähnt ist es für uns bei so einem komplexen Fall nicht möglich einen wirklichen Therapievorschlag zu machen. Ihre Tierärztin könnte ggf. telefonisch Kontakt zu einem Neurologen und/oder Kardiologen aufnehmen.
zu 1) Wie hoch darf eine Herzfrequenz sein? Ab wann und mit welchem Medikament oder mit welcher Veränderung der bestehenden Medikation (Norvasc/Fortekor) muß sie gesenkt werden?: Die Herzfrequenz bei der Katze liegt zwischen 140 und 200/min in Ruhe. Norvasc senkt nicht die Herzfrequenz sondern den Blutdruck, dieser sollte bei Katzen mit Netzhautablösung aufgrund Bluthochdruck bei 120 - 140 mmHg liegen.
2) Gibt es für den Laien erkennbare Anzeichen für Lungenödeme (bzw Pleura- oder Baucherguss)?: Das Anzeichen von einem Lungenödem/Pleuraerguss bei der Katze ist Atemnot. Bei Vorliegen eines Bauchergusses wird der Bauch dick und prall.
3) Kann die schon länger bestehende (1 1/2 Jahre) einseitige Brustschonung (rechtsseitig !) eine "Herzschonung" sein?: Dieses Symptom ist nicht bei Herzerkrankungen bekannt. Ich würde es eher als ein neurologisches Symptom ansehen, allerdings kann ich dies ohne die Katze untersucht zu haben nicht sagen.
4) In diesem Forum werden Krampfanfälle entweder Epilepsie oder Synkopen zugeschrieben. Können sie auch durch BHD (hypertensive Krise) verursacht sein?: Hypertension kann zur Schädigung des Gehirns führen ("Schlaganfall"), dabei kann es zu Anfällen kommen.
5) Unterscheidet sich ein Krampfanfall aufgrund einer hypertensiven Krise von einem durch Synkope ausgelösten durch erkennbare Phänomene?: Eine Synkope wird meist durch Rhythmusstörungen verursacht, ein neurologischer Anfäll durch Veränderungen im Grosshirn. Neurologische Anfälle dauern in der Regel länger, die Tiere sind danach verhaltensverändert und zeigen während dem Anfall häufig krampfen, speicheln, Kot- und Urinabsatz. Häufig lassen sich neurologische von kardiologischen Anfällen klinisch nicht genau unterscheiden.
6) Gibt es ein Medikament, mit dem man solche Anfälle verhindern, ihnen vorbeugen kann? Das wäre für uns eine hochwichtige Antwort, weil wir seitdem in PANIK leben.: Es gibt Medikamente um neurologische Anfälle zu verhindern. Weitere Informationen hierzu kann ich Ihnen als Kardiologin leider nicht geben. Hierzu sollten Sie sich an einen Neurologen wenden (bzw. Ihre Tierärztin).
7) Können schwache Hinterbeine mit breitem Seemannsgang auf HCM bzw BHD rückführbar sein?: Ein Schwankender Gang könnte bei sehr schlechter Herzfunktion aber auch bei einer primären neurologischen Erkrankung auftreten.
8) Was können wir für eine ev. Thromboseprophylaxe tun? (Unter Berücksichtigung der CNI)?: Verschiedene Medikamente werden eingesetzt: Clopidogrel, Aspirin, Heparine. Diese Medikamente sollten nach strenger Indikation verabreicht werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU