Synkopen oder epileptische Anfälle

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Moderator: j.schöbel

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A.M.
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Joined: Sun Sep 27, 2009 9:24 pm

Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by A.M. »

Hallo allerseits!
Komme nicht über den Tod meiner diesen Sommer 9,5 Jahre alt gewordenen Hündin hinweg, auch weil die Erkrankung wegen der sie eingeschläfert wurde nicht 100%ig geklärt ist und ich versäumt hatte, sie adäquat medizinisch versorgen zu lassen und mich frage, ob ich ihren völlig unerwarteten Tod vielleicht hätte verhindern können.
Letztes Jahr im Sommer kam es zu den ersten epileptischen Anfällen:
Es waren ca. 3 Grand-Mal Anfälle die aus dem Schlaf heraus auftraten und tonisch-klonisch verliefen.
Der TA untersuchte das Blutbild, schloss dies und jenes aus, hörte das Herz ab, keine Geräusche.
Dennoch röntchte er es obwohl er nicht so recht an eine Herzerkrankung glaubte.Ich sagte ihm aber, dass meine Hündin sehr hitzeempfindlich war und die Aufnahme ergab tatsächlich, dass das Herz stark vergrößert und die  Luftröhre aufgrund dessen bereits verbogen war.
Er verordnete ihrem Gewicht von damals knapp über 30 kg (Pitbull-Terrier-Hündin)entsprechend 3 Kapseln Vetmedin täglich.
Außerdem gab er mir Luminal mit falls es wieder zu Anfällen kommen würde.Nach 3 anfallsfreien Monaten könne ich das Luminal wieder bei ihm abgeben, was glücklicherweise passierte, sie blieb ein Jahr anfallsfrei, so dass ich davon ausging, dass die Diagnose richtig war und die Therapie anschlug.
Leider ging es diesen Sommer wieder mit Anfällen los die aber diesmal schrecklicherweise nicht aufhörten.
Wieder im Hochsommer, wieder aus dem Schlaf heraus wurde meine arme Hündin von tonisch-klonischen Anfällen heimgesucht.Ich muß dazu sagen dass ich die Herztabletten ca 1/3 des anfallsfreien Jahres in der verordneten Dosis verabreicht hatte und die Dosis dann immer weiter bis auf 1 Tablette am Tag-ohne Rücksprache mit dem Tierarzt-herunterdosiert hatte in der Annahme dass die eine Tablette auch reichen würde, da meine Hündin ja scheinbar anfallsfrei blieb.
Als nun die Anfälle wieder auftraten, gab ich ihr direkt wieder die volle Tagesdosis, ich nahm ja an daß die Anfälle vom Herzen herrühren und wie letzten Sommer auch wieder aufhören würden.
Aufgrund von eigener Erkrankung und der Erkrankung meiner kleinen Tochter, falschem Optimismus und Nachlässigkeit schob ich nach den ersten 3 bis 4 Anfällen den Tierarztbesuch wieder zum nächsten Tag hinaus , was sich als Fehler herausstellte, da es bis um halb 11 abends bereits 6 Anfälle waren und der Hund sich bereits vom Wesen her verändert hatte.
Der Arzt sagte, dass ich dem Hund noch einen kleinen aber keine weiteren 2 Anfälle zumuten könne und ihn also schlimmstenfalls noch in der Nacht einschläfern lassen müsse.
Es kam wie es kommen mußte, noch ein kleinerer Anfall wurde gefolgt vom letzten und besonders schlimmen 8. Anfall, den mein armes Tier ertragen mußte. Die Abstände zwischen den Anfällen waren immer kürzer geworden und der Hund konnte sich immer schlechter davon erholen, er war in einem erbärmlichen Zustand.
Meine Frage ist nun:Kommt wirklich die Herzerkrankung und somit Sauerstoffmangel im Gehirn für derart schreckliche Grand-Mal-Anfälle in Frage?
Es machte nicht den Anschein, als ob diese Anfallsserie nochmal abgerissen wäre!
Mein Tierarzt meinte dass eine Herzerkrankung bei dem Verlauf als Ursache nicht mehr in Frage käme.
Eher ein Tumor oder eine starke "Alters-Epilepsie".
Auch meinte er daß selbst ein sofortiger Tierarztbesuch nach dem ersten Anfall die folgenden Anfälle nicht hätte verindern können, da Luminal, wenn es denn überhaupt angeschlagen hätte 2 Tage braucht ehe es einen wirksamen Spiegel im Blut erreicht hätte.
Ich tröste mich damit, dass ich Geschichten von anderen krampfenden Hunden gelesen habe, die in ähnlich erbärmlichen Zustand wie der in dem sich meine arme Hündin zuletzt befand, noch eine starke Beruhigungsspritze oder eine sonstige Spritze (was hilft denn überhaupt, wenn mein TA meint nichts hätte sofort wirken können?)erhalten haben, noch am Tropf hingen, sich dann langsam irgendwie wieder berappelt haben und letztlich doch immer wieder von schlimmen Anfällen heimgesucht wurden die ihnen mehr und mehr dauerhaften Schaden zugefügt haben bis eine Einschläferung letztlich auch unumgänglich wurde.
Und dass obwohl zich Medikamente verabreicht wurden.
Freue mich über jedes ehrliche und offene Statement und bedanke mich schonmal im Voraus für jede Meinung!
Viele Grüße

Anke
Lisa_Keller
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Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by Lisa_Keller »

Hallo,
im nachhinein zu beurteilen welche Ursache die Anfälle bei Ihrem Hund hatten ist leider sehr schwierig. Wie Sie den Fall schildern, hört es sich eher nicht nach einer kardialen Ursache an, 100 % ausschliessen kann man z.B. chronische Rhythmusstörungen nicht. Theoretisch hätte weitere invasivere Diagnostik durchgeführt werden können (Kernspintomographie des Gehirns, Punktion von Liquor). Bei andauernden Anfällen besteht theoretisch die Möglichkeit einer Narkose um die Anfälle zu unterbrechen, es kann jedoch sein, dass der Hund nach dem Aufwachen aus der Narkose wieder beginnt Anfälle zu zeigen. Tatsächlich ist z.B. ein Tumor im Gehirn bei älteren Hunden eine relativ wahrscheinliche Diagnose.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
A.M.
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Joined: Sun Sep 27, 2009 9:24 pm

Re: Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by A.M. »

Hallo nochmal!
Leider lässt mich die Sache irgendwie nicht los, obwohl mein Hund jetzt schon ein halbes Jahr tod ist.
Ich werde die Schuldgefühle, die ich von Anfang an (seit dem Tod, warum nicht früher?)aufgrund von mir vermeindlich oder tatsächlich begangenen Haltungs- und Behandlungsfehlern, zu seltenen Untersuchungen beim Tierarzt sowie Ernährungsfehlern, habe, einfach nicht mehr los.
Ich weiß, Sie sind eher für die körperliche Seite des Geschehens zuständig, aber Verzweiflung von trauernden Tierhaltern gehört ja irgendwie wahrscheinlich auch "zum Geschäft".
Meine Frage, die mich aktuell wieder umtreibt, auch wenn sie wahrscheinlich mit diesem Status-Epilepticus-artigen Zustand nichts zu tun hatte(oder doch?), ist:
War die unterdosierte Gabe von 1 Tablette Vetmedin statt der 3 verordneten am Tag für eine am Schluss knapp 33 kg wiegende Hündin völlig umsonst bzw wirkungslos?(mg-Angabe weiß ich nicht mehr, Packung weggegeben...)
Gibt es noch andere Menschen, die bei der Dosierung so bequem und nachlässig sind oder waren, einfach mal ohne Rücksprache mit dem Arzt aufgrund ausbleibender Anfälle massiv runterzudosieren?
Auf der anderen Seite:War es richtig vom TA, mir auf meine Frage, was ich nun bei einem diagnostiziert herzkranken Hund in Zukunft zu beachten hätte, einfach zu antworten:"Sie müssen nichts beachten und auch nichts verändern, nur die Tabletten geben."
Ich hätte auch von selbst auf die Idee kommen können, auch ohne neue Symptome, mal zu einer Nachuntersuchung zu gehen.
Ich dachte nur Herzerkrankung>Anfälle>Vetmedin>Verbesserung der Herzerkrankung>keine Anfälle mehr>trotz Runterdosierung von Vetmedin keine wieder auftauchenden Anfälle über knapp 1 Jahr>alles ok.
Schließlich waren Tabletten teuer und schwer zu verabreichen.
Wie konnte ich nur??
Gehustet oder sowas hatte sie nicht, nur Schlappheit im Sommer und schleichendes Immerschlapperwerden, das schon irgendwann "normal" schien.
Bis dann die Anfälle in völlig unerwarteter Härte und Unwiderrufbarkeit aus dem Nichts wieder da waren.
Und einfach nicht mehr aufhörten. Das kannte ich nicht und hatte es auch nicht erwartet.
Von so einem Fall hatte ich auch noch nichts gehört oder gelesen.
Der Arzt riet mir nach 8 Anfällen zum Einschläfern um dem Hund kein unnötiges weiteres Leid zuzumuten, ich war völlig mit den Nerven durch, hoffnungslos, fühlte mich machtlos, erkannte meinen Hund nicht wieder, hatte unglaubliches Mitleid mit ihm und wollte in diesem letzten Schritt stark sein, um ihn zu erlösen.
Auch was diese Entscheidung angeht bin ich mir nicht mehr sicher.
Das Internet ist voll von Leuten deren American Pitbullterrier 14, 15 oder gar 16 Jahre alt werden, und das teilweise auch bei jahrelanger Herzschwäche unter Gabe von Vetmedin (wahrscheinlich aber eher in der richtigen Dosis...).
Mir sagte mein Tierarzt 10 Jahre seien für einen solchen Hund normal.
Das würde ich gerne glauben.
Dann wäre 9 einhalb ja sogar fast akzeptabel falls man von sowas sprechen kann.
Im Internet ist etwas von einem Durchschnitt von 10-12 Jahren Lebenserwartung bei der Rasse zu lesen.
Es ist ja nun nicht mehr zu ändern und ich sollte aus diesen Erfahrungen wie es so plötzlich richtig ernst werden kann für den nächsten Hund lernen.
Aber es fällt mir schwer, damit abzuschließen.
Vielleicht wäre eine Autopsie gegenüber der Einäscherung die bessere Wahl gewesen, um durch Gewissheit Ruhe zu finden.

Darf ich Sie bei all meiner Abschweiferei trotzdem noch bitten, mir eine fachliche Einschätzung zur Frage zur Unterdosierung von Vetmedin und dazu, ob ein Behandlungserfolg statt der Einschläferung vielleicht noch möglich gewesen wäre?
Ich muß dazu sagen, dass der letzte Anfall besonders schlimm war und der Hund insgesamt den ganzen Zeitraum über seit dem ersten Anfall zwischendrin gar nicht mehr er selbst wurde.
Urinieren in der Wohnung, Desorientierung allgemein und beim Gassigehen, Verkennen von Leuten und Situationen.
Am Schluss funktionierte die Koordination nicht mehr, nur noch Kreislaufen, völlige Desorientierung, Rastlosigkeit und Erschöpfung, nur immer wieder die Aussicht auf den nächsten Anfall, der heimtückischerweise wieder wie immer aus dem Schlaf kommen würde, angefangen mit einem "harmlosen" Zucken der Lefzen, bis zur völligen Verbiegung des Körpers, über die Aktivierung sämtlicher Muskeln incl. "Fahrradfahren" mit Schaum vorm Mund und Urinieren und danach nie Regenerations-/Tiefschlaf sondern nach wenigen Sekunden dann wieder dieses nicht enden wollende rastlose, ohne Kraft und Orientierung umherirren, gegen die Wand laufen, nicht mehr zur Ruhe kommen, wegknicken der Beine, im Kreis laufen, wie ein Tiger im Käfig.....
Hätte da Diazepam als Zäpfchen was gebracht?Oder die Vollnarkose?

Vielen Dank schon mal im Voraus für eine kleine Einschätzung die ich mir erhoffe.

Viele Grüße
A.M. :-[
Lisa_Keller
Posts: 504
Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by Lisa_Keller »

Hallo,
wie ich in meinem letzten Beitrag schon erwähnt hatte ist es leider für mich auf diesem Wege sehr schwer die Situation einzuschätzen. So wie Sie den Verlauf der Erkrankung und die Symptome schildern gehe ich von einem neurologischen und nicht von einem kardiologischen Geschehen aus. Daher denke ich hat die Dosierung von Vetmedin keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung und das Versterben Ihren Hunden gehabt. Von daher brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen. Ob eine weitere Diagnostik und Therapie hinsichtlich des Gehirns Ihrem Hund noch hätte helfen können kann ich Ihnen leider nicht beantworten, da ich Kardiologin und nicht Neurologin bin. In vielen Fällen ist Epilepsie (durch z.B. einen Tumor bedingt) jedoch nicht heilbar sondern kann nur symptomatisch behandelt werden. Manchmal sind die Tiere jedoch auch auf starke antiepileptische Medikamente nicht einzustellen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
A.M.
Posts: 3
Joined: Sun Sep 27, 2009 9:24 pm

Re: Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by A.M. »

Sehr geehrte Frau Dr. Keller,

habe ihre Antwort erst jetzt gesehen.
Vielen Dank.
Bin mittlerweile einigermaßen über die Trauer hinweg.(Behaupte ich und hoffe ich, mal schauen was noch kommt....)
Wenn ich wieder einen Hund haben sollte (was hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft wieder der Fall sein wird), werde ich gewissenhafter mit gesundheitlichen Fragen umgehen.
Auch bei meiner Oldi-Katze lasse ich jetzt gründliche Vorsorgeuntersuchungen machen und stelle auf hochwertigeres Futter um.
Den Tod kann man zwar nicht verhindern aber evtl. hinauszögern. Und man kann im Idealfall lernen, ihn zu akzeptieren für sich selbst und für andere.

Es ist auf jeden Fall toll, dass Sie sich in diesem Forum engagieren und dass man auf diesem Wege kompetenten Rat erhalten kann.
Gibt es denn für andere tiermedizinische Bereiche neben der Kardiologie auch andere empfehlenswerte Internetseiten oder Foren? Oder allgemeine Foren?
Wobei ich natürlich hoffe, dass sich für mich im Bereich der Neurologie nie wieder akuter Informationsbedarf auftun wird...

Viele Grüße

A. Mielke
Lisa_Keller
Posts: 504
Joined: Fri Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Synkopen oder epileptische Anfälle

Post by Lisa_Keller »

Hallo,
vielen Dan für Ihr Lob. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, ob es solche Foren auch in anderen Bereichen der Tiermedizin gibt.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
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