Mitralklappeninsuffizienz - Medikation ja o nein?

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

Post Reply
Fellnase
Posts: 1
Joined: Fri Nov 12, 2010 7:08 pm

Mitralklappeninsuffizienz - Medikation ja o nein?

Post by Fellnase »

Hallo!
Mein Hund (8-jähriger Pudel/Terriermischling) wird aufgrund seiner Mitralklappeninsuffizienz in Klinik x seit 3 Jahren von einem Kardiologen betreut. Es war und ist bisher symptomlos und normal aktiv - lediglich das Herzgeräusch machte auf den Defekt aufmerksam.

Sein letzter Befund in Klinik x ergab am 11.08.2010:
Mitralklappenendokardiose, sehr guter aktiver Zustand
Echokardiographie: LA max 25,2, RAmax 20,3
Linker Ventrikel diastolischer Durchmesser 7,2-28-7,9; FS 49,4%
(vorangehender Befund zum Vergleich, damals noch ohne Diuretikagabe: LAmax 32,9, RAmax 19,4, Li. Ventrikel diast. Durchmesser 6,6-30,4-7,3, FS 31,8%. Danach Start von Dimazon).

Fazit: Kontrolle hallbjährlich, Medikation:
weiterhin Vetmedin, 1,25mg - 2mal 1 / Dimazon 10 mg - 2mal 0,5

Aufgrund einer Bißverletzung musste mein Hund nun in Klinik Y einer Not-OP unterzogen werden. Der dortige Kardiologe führte vor der OP eine kardiologische Untersuchung durch:

Herzfrequenz 120bpm, Herzgeräusch III/VI, systolisch über Apex
Ergebnis Sono:
gute Globalfunktion, gute Kontraktilität, Kammerdimension in der Norm, Mitralis morphologisch ggr. verdickt, mittelgradiger Mitralinsuffizienzjet mit 6 m/s (Druckgradient 144 mmHg), Trikuspidalis oB, Aorten- und Pulmonalfluss kleiner 1,5 m/s, kein Hinweis auf kongenitale Erkrankungen
LVIDd 2,6 cm
LVIDs 1,6 cm
FS 39%
LA/Ao : 1,25
Gewebedopplermessungen:
E/E : 11
E' (pw lateraler Mitralannulus) = 8 cm/s
Sonstige:
Mitraleinstromprofil:
IVRT: 40
E/A: 1,2
mitlaufendes EKG: respiratorische Sinusarrythmie

Die Beurteilung des Kardiologen aus Klinik y fiel wie folgt aus: geringgradige Mitralinsuffizienz infolge Mitralendokardiose, physiologische linksentrikuläre Druckverhältnisse, CHIEF Klass. B1, Kontrolle jährlich. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Therapie notwendig.

Er empfahl mir mehrmals ausdrücklich Dimazon sowie Vetmedin sofort und komplett abzusetzen.

??? ???

Wie sind die beiden Befunde nun im Vergleich zu bewerten? Das einzige was ich als Laie erkennen kann, ist das sich die Kontraktionskraft des Herzens seit August von 49% auf 39% verschlechtert hat? Ist das richtig??
Und welche Therapie ist nun anzuraten: Medikation, keine Medikation...? Ich bin total verwirrt.

Vielleicht können Sie hier etwas Licht ins Dunkel bringen. Ich weiß, dass die Gabe von Medikamenten bei symtomlosen Patienten umstritten ist - der Kardiologe von Klinik x ist aber i.d. Vergangenheit auch sehr zurückhaltend damit umgegangen: Erst als sich die Werte bei den regelm. Kontrollen verschlechterten, fingen wir mit Vasotop (später Vetmedin) an und wiederum nocheinmal später (bei weiterer geringgradiger Verschlechterung) mit Dimazon.

Aus Hilflosigkeit habe ich jetzt erteinmal die Dimazongabe um die Hälfte reduziert (kann mir nicht vorstellen, dass es gut sein soll von heute auf morgen aufzuhöhren). Bin mir aber über das weitere Vorgehen noch unsicher.

Ich bin dankbar über jede Hilfe!
Viele liebe Grüße
J.Simak
Posts: 400
Joined: Mon Oct 16, 2006 11:26 am

Re: Mitralklappeninsuffizienz - Medikation ja o ne

Post by J.Simak »

Hallo,  

die frühzeitige Therapie der Mitralklappenendokardiose beim Hund wird auch unter Kardiologen viel diskutiert. Das ACVIM Consensus Statement (wurde von den führenden Kardiologen dieser Welt erstellt) sagt auch dass eine geringgradige Mitralklappenendokardiose im Normalfall noch nicht therapiert werden muss. Welcher genaue Befund bei Ihrem Hund vorliegt kann ich auf die Ferne leider nicht beurteilen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Post Reply