Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Wuschi
Posts: 5
Joined: Fri Jun 26, 2009 8:07 am

Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Post by Wuschi »

Liebes Ärzteteam,

Sie haben uns bereits im Juni 2009 bei der Erstdiagnose Endokardiose bei unserer nun 12,5 Jahre alten, 6 kg schweren Yorkiehündin sehr gut beraten.

(ED  2009= Endokardiose mit hgr. mitral-und ggr.trikuspidalklappeninsuffizienz,
ggr. Vorhofvergrösserung links,
ausreichende Myokardtätigkeit,  
ggr. Bradykardie (HF100/Min.)

Damals ging es um Zahnsanierung, diese konnte dann ohne Probleme in Kurznarkose gemacht werden.

Sie bekommt seit 2009 täglich 3,5 mg Enacard, die letztjährige, zweite Herzultraschall-Kontrolle ergab eine Verschlechterung, wir sollten BEI BEDARF Dimazon geben.
Die regelmässigen Kontrollen in der hiesigen Tierklinik ergaben aber keine Notwendigkeit für Dimazon, sie hatte keine Atemnot, keinen Husten, keine Wassereinlagerungen.

Nun bekam sie am 24.02.2011 morgens einen schlimmen Hustenanfall, bei der Untersuchung stellte der Tierarzt Wasser fest, machte ein EKG, das in Heidelberg ausgewertet wurde.
Dieses ergab nun eine Vorhofvergrösserung (kein Wasser in den Lungen), die Tatsache, dass sie nach sofort verabreichten 2 x 10 mg Dimazon keinerlei Husten mehr hat, würde diese Diagnose untermauern.

In der ED wurde Vorhofvergrösserung auch angegeben, u.U. zeigte das EKG hier eine Verschlechterung.

Die bleibende Medikation soll nun 35 mg Enacard und 2x10 mg Dimazon/Tag sein, sie schläft zwar mehr, schnarcht aber seit den Wassertabletten nicht mehr, wirkt ansonsten total fit, springt, spielt, flitzt Treppen hoch ohne Anzeichen von Atemnot oder folgendem Herzhusten.

Wir sind sehr unsicher, wie wir mit der neuen Diagnose umgehen sollen, wir wissen nicht, ob sie uns anzeigen wird, wenn ihr die Belastung zuviel wird, (vor allem bei Hitze, die sie noch nie gut vertrug) wenn wir dann doch mit ihr unterwegs sein sollten.

Natürlich werden wir sie keinen Wanderungen in der Wärme aussetzen, aber da sie immer dabei ist, überlegen wir, ob wir sie doch besser in ihre Tasche oder in einen Trolley sitzen lassen, sollten wir verreisen (Auto hat Klimaanlage) und dann in einer Stadt unterwegs sein.

Ihr grösstes Glück ist ÜBERALL dabei zu sein, das wollen wir ihr nicht nehmen, sie aber auch keinesfalls überfordern.

Und nun eine Frage, die uns natürlich keine Ruhe lässt, vielleicht können Sie aus Ihrem Erfahrungsschatz doch eine Einschätzung abgeben, ob wir noch auf eine längere Zeit, in der sie gute Lebensqualität hat, hoffen dürfen.
Wir wissen, dass Ferndiagnosen und Zukunftsprognosen schwer sind, aber momentan fühlen wir soviel Sorge und wissen nicht, auf was wir uns IN ETWA besser einstellen sollten.

Für Ihre Sicht der Dinge und ggf. noch eine andere Behandlungsmethode wären wir Ihnen sehr dankbar,

herzliche Grüsse
Andrea
Anja_Roos
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Joined: Sat Apr 03, 2010 11:29 am

Re: Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Post by Anja_Roos »

Guten Tag,

bei dem Verdacht von Wasser auf der Lunge (Lungenödem) ist zur Diagnosestellung ein Röntgenbild des Thorax sehr sinnvoll. Liegt ein Lungenödem vor, sollte mit einer adäquaten Entwässerungstherapie begonnen werden. Ab diesem Zeitpunkt ist i.d.R eine lebenslange Entwässerung erforderlich. Bei erhöhten Atemfrequenzen in Ruhe (über 45 Atemzüge pro Minute) sollte das Tier einem Tierarzt vorgestellt werden um die Entwässerung ggf. zu erhöhen.
Tiere regulieren ihre Leistung in der Regel sehr gut selbst. Außerdem sollte die Lebensqualität trotz Herzerkrankung nicht eingeschränkt werden. Wenn ihre Hündin immer gerne mit ihnen unterwegs ist, sollte sie das daher auch weiterhin dürfen.
Bzgl der Lebenserwartung ist es schwer eine Aussage zu treffen. Meist liegt die Lebenserwartung ab dem dekompensierten Stadium bei etwa einem Jahr. Sie kann aber naürlich individuell stark variieren.

Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier
Wuschi
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Joined: Fri Jun 26, 2009 8:07 am

Re: Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Post by Wuschi »

Herzlichen Dank Frau Roos,

ich war ein paar Tage unterwegs, deshalb melde ich mich erst heute.

Der untersuchende Tierarzt hörte unsere Hündin diesmal nur ab und machte ein EKG, schon nach dem Abhören kam seine Aussage, dass sie Wasser im Körper hätte, er erwähnte aber nicht die Lunge speziell.

Da der Herzhusten sofort nach Einnahme der von jetzt ab lebenslang verordneten 2x10 mg Dimazon verschwand, hat der Arzt nicht weiter auf Thoraxröntgen verwiesen.
Ich denke, nach den zwei vorausgegangenen Herzultraschalluntersuchungen und regelmässiger Herzkontrolle wollte er die Kleine vielleicht nicht zusätzlich durch Röntgen stressen.

Danke auch für Ihre Antwort, was die Erfahrungswerte bzgl. der Lebenserwartung sagen, sicher ist mir klar, dass sie variieren kann, ich hatte nur gar keine Vorstellung, womit ich rechnen muss.

Letztendlich steckt eine grosse Angst hinter meinem Eintrag und zwar davor, ob bei dieser Erkrankung zu erwarten ist, dass Wuschi plötzlich umkippt oder eine Art Herzanfall ? bekommt.
Natürlich wäre der sofortige Weg zum schnellst erreichbaren Tierarzt, eine Art "Notfallmedikament" gibt es wohl nicht.

Ihre Information, dass wir Wuschi bewegungsmässig nicht einschränken sollten, solange sie mitlaufen möchte, werden wir so umsetzen und aus der noch gemeinsamen Zeit eine "möglichst" gelassene und schöne machen,

mit herzlichen Grüssen,
Andrea  
Anja_Roos
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Joined: Sat Apr 03, 2010 11:29 am

Re: Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Post by Anja_Roos »

Guten Tag,

i.d.R kommt es bei Endokardiosepatienten zur Entwicklung von Herzversagen (Flüssigkeit in der Lunge bei Linksherzversagen, Ergüsse im Rechtsherzverdagen) die ab einem gewissen Zeitpunkt austherapiert sind.  
In weniger häufigen Fällen kommt es zur Entstehung von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen die zum Sekundentod führen können. Die zur Verfügung stehenden Notfallmedikamente bei Rhythmusstörungen müssen direkt in die Vene verabreicht werden und sind daher nur für Tierärzte verfügbar.

Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier
Wuschi
Posts: 5
Joined: Fri Jun 26, 2009 8:07 am

Re: Endokardiose, Vorhofvergrösserung

Post by Wuschi »

Liebe Frau Roos,

nochmals vielen Dank, wir werden es nehmen müssen, wie es kommt und bis dahin wird unsere Kleine in ihrer Lebensqualität nicht eingeschränkt,

herzliche Grüsse
Andrea
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