Welcher ACE-Hemmer wann

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Sabine_Meyer
Posts: 1
Joined: Thu Mar 06, 2014 11:10 am

Welcher ACE-Hemmer wann

Post by Sabine_Meyer »

Hallo,

ich bin hier ganz neu registriert und ich hoffe (ich konnte es zunächst nicht finden), ich frage jetzt nicht etwas, das schon 1000x da war oder allzu laienhaft.

Unser Kater (Neva Masquarade, zugelaufen 2004, geschätzt 15 - 17 Jahre alt) wurde im Februar 2012 auffällig und ich ließ wegen des eigenen Verdachtes auf Nierenprobleme ein Blutbild (geriatrisches Profil) machen. Es bestätigte sich, die Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff) waren erhöht, sonst alles altersgemäß ok.

Wir gaben eine Weile Nierendiät (was ich nie wieder tun würde - schon gar nicht bei einer Katze in diesem Alter) und behandelten mit Renes/Viscum, was wir bis heute - mit vergrößerten Abständen - beibehalten. Die Werte verbesserten sich zunächst und blieben dann etwa konstant.

In der Folgezeit stellte der TA (nur durch Abhören) ein Herzgeräusch fest, was eine zweite TÄ ohne Vorinformation unabhängig bestätigte. Eine Herzklappe schließe nicht richtig (rechts), was das Geräusch statt klar und trocken eher "wuschig" klingen lässt. Danke an dieser Stelle für die Hörbeispiele auf dieser Homepage!

Der TA empfahl nun Vasotop zur Entlastung des Herzens und sprach von den - wenn auch umstrittenen - positiven Nebeneffekten für die verbleibenden Nephronen. Unser Kater (Mobli) ist ein Weltmeister im Tabletten ausspucken und es ist jedesmal ein Drama. Eine Weile versuchten wir es und es ging nicht sehr gut ... Kater "schäumt" und spuckt jeweils und man wusste nie, wieviel Wirkstoff nun "drin" war. Darum schauten wir uns um, fanden Prilium (weil flüssig), ließen den TA dies bestellen, rechneten die Dosierung aus (vgl. Katze/Hund) und geben seitdem Prilium ohne Probleme.

Beide Medikamente werden ja nun über Leber und Nieren abgebaut. Im letzten großen Blutbild von 2013 hatten sich auch die Leberwerte etwas verschlechtert, was ich mir eben als Folge dieser Medikation erklärte. Ein weiteres Blutbild zur Kontrolle steht für dieses Frühjahr noch an.

Inzwischen haben wir den TA gewechselt. Der neue TA sprach nun ebenfalls von der durchaus schädigenden Wirkung des Medikamentes auf Leber und Nieren und dachte alternativ noch über Fortekor nach.

Wir sind skeptisch, weil es dieses wieder nur in Tablettenform gibt und wir nicht wollen, dass unser ohnehin hochbetagter Kater für den Rest seines Lebens nun jeden Abend "Drama" haben soll.

So viel in Kürze und nun zur eigentlichen Frage:

Wir haben also

Vasotop (Ramipril)
Prilium (Imidapril)
Fortekor (Benazepril)

... für mich alles ACE-Hemmer mit ähnlicher Indikation und Wirkung.

Gibt es Unterschiede, die für uns relevant sein könnten?
Hätte Fortekor deutliche Vorteile vor Prilium? Überwiegt hier nicht der Vorteil der problemloseren, für das Tier entspannteren und sicheren Gabe bei Prilium?
(Laborwerte habe ich vorliegen und kann sie einstellen, falls es hilft).

An eine CNI glaube ich bei diesem Kater inzwischen nicht mehr wirklich - es wird immer schnell davon gesprochen, aber hier halte ich es für denkbar, dass es sich um ein "normales", altersbedingtes Nachlassen der Organfunktion handelt.

Für's erste herzliche Grüße,
Sabine M.
       
p.holler
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Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Welcher ACE-Hemmer wann

Post by p.holler »

Guten Morgen,
wie Sie bereits richtig vermuten ist die Wirkweise der einzelnen Präparate sehr ähnlich - sie unterscheiden sich jedoch in der jeweiligen Verstoffwechselung und auch in der Darreichungsform.

Ob eine Therapie indiziert ist oder nicht, kann aus der Ferne nicht beurteilt werden - generell hat ein ACE-Inhibitor nachweislich positiven Effekt, wenn Eiweiß über die Niere verloren wird.

Zur genauen Definition des derzeit bestehenden Stadiums einer etwaigen Niereninsuffizienz, wäre es empfehlenswert neben der Nierenwerte auch noch den Blutdruck, eine Urinuntersuchung und Spezialparameter (beispielsweise UP/C) einzuleiten. Anhand dieser Parameter kann ein optimales Staging (anhand der IRIS Kriterien) und auch ein optimaler Therapievorschlag gegeben werden. Ihr behandelnder Tierarzt kann Sie hier sicher gerne weiterführend beraten.

Um die genaue Ursache des Herzgeräusches zu definieren wäre ein Herzultraschall zu empfehlen. Generell gibt es derzeit keinen Hinweis, dass eine Therapie vor der kardialen Dekompensation (also der Anbildung von Flüssigkeit in der Lunge aufgrund einer Herzschwäche - der Nachweis erfolgt über ein Röntgenbild des Brustkorbes, bzw. der Lunge) einen nachweislichen Effekt hinsichtlich der Überlebenszeit bringt. Jedoch kann auch hier keine genaue Einschätzung aus der Ferne erfolgen.

Bitte besprechen Sie jede Therapieänderung mit Ihrem Tierarzt - dieser hat einen umfassenden Überblick über den derzeitigen Zustand Ihres samtpfötigen Sorgenkindes und kann Sie hier eingehend beraten.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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