Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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xd1e5x
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Joined: Mon Jul 02, 2012 7:28 am

Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by xd1e5x »

Grüß Gott!

Ich möchte hier einmal fragen, ob es möglich ist, daß ein Hund eine sehr schlechte Diagnose durch Ultraschall und Abhören hat und trotzdem beschwerdefrei ist.

Mein Zwergpudel hatte dieses Jahr zwei Vestibularsyndrome, Ende Februar und Anfang Juni. Im Zuge der Untersuchungen beim zweiten VS wurde ein massives Herzgeräusch festgestellt. Letzte Woche war ich mit ihm zum Ultraschall. Der Befund lautet:

Echokardiographie: IVSd: 5,2 mm;  LVDd: 36,0 mm;  HWd: 5,4 mm;  FS: 34 %; LA/A: 1,54 mm; Ao/LA: 13,0/29,7 mm; LA: 34,3 mm (absolut).
Dopplersonografie: Aorta : Vmax 1,14 m/s ; Pulmonalis : Vmax 0,65 m/s ; Mitralis : mgr. –hgr. Insuff. ; Trikuspidalis : o.b.B.
Diagnose: -> Mgr. –hgr. Mitralisinsuffizienz
-> Rezidivierendes Vestibularsyndrom, aktuell mit Kopf-Schief-Haltung nach rechts, vor 3 Monaten nach links
Linksatrial und –ventrikulär dilatiert bei Hyperkinesie von Septum und Hinterwand. Mittel- bis hochgradige Mitralisinsuffizienz infolge fortgeschrittener Mitralendokardiose sowie abnormer Beweglichkeit des septalen Mitralsegels. V.a. partielle Chordae ruptur.

Ist so eine Diagnose möglich, ohne daß der Hund irgendwelche Symptome zeigt? Er hustet nicht, ist agil wie immer und hat auch keine Wasseransammlungen. Er hat lediglich wenig Appetit, aber das ist schon so seit dem ersten VS.

Grüße, Limoncina
p.holler
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Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by p.holler »

Hallo!
Auch hochgradige Befunde können manchmal vom Körper ohne "sichtbare" Symptome kompensiert werden. Leider kann man hier jedoch nicht genau sagen, wann es zu einer Dekompensation, also einer Wasseransammlung in der Lunge kommt.
Es wäre empfehlenswert die Ruheatemfrequenz Ihres Hundes regelmäßig zu zählen - wenn diese konstant über 45 Atemzüge in der Minute liege (1x Ein- und Ausatmen zählt als 1), dann kann dies einen Hinweis auf Wasser in der Lunge darstellen. In diesem Fall sollten Sie sich mit Ihrem Tierarzt in Verbindung zu setzten um die entsprechende Therapie zu starten.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
xd1e5x
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Joined: Mon Jul 02, 2012 7:28 am

Re: Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by xd1e5x »

Hallo Herr Dr.Holler,

vielen Dank für die Antwort! Er wird schon therapiert mit Mini-minidosen von Vetmedin, Fortekor und Dimazin. Er wird regelmäßig von der TÄ abgehört, bisher hat er kein Wasser in der Lunge.

Die Atemfrequenz im Ruhezustand habe ich schon ein paarmal kontrolliert, sie ist immer unter 40.

Kann es sein, daß die Vestibularsyndrome im Zusammenhang stehen mit der Herzerkrankung? Und vielleicht durch die Medikamentengabe ein erneutes VB verhindert werden kann?

Grüße, Limoncina
p.holler
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Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by p.holler »

Hallo,
es gibt hier keinen direkten Zusammenhang zwischen der Herzerkrankung und dem Vestibularsyndrom.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
xd1e5x
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Joined: Mon Jul 02, 2012 7:28 am

Re: Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by xd1e5x »

Hallo Herr Dr.Holler,

bedeutet das, ein Zusammenhang zwischen den Vestibularsyndrom (was ja meines Wissens im Zusammenhang steht mit der Durchblutung im Kopf/Gleichgewichtsorgan) ist ausgeschlossen?

Das würde ja dann bedeuten, daß er bezüglich der Herzerkrankung absolut symptomfrei ist. Ist dann eine medikamentöse Behandlung überhaupt schon notwendig? Soweit ich das verstanden habe, wurden die Mittel gegeben, um in Zukunft ein weiteres VB evtl. zu verhindern, weil der Arzt da doch einen Zusammenhang sieht.

Viele Grüße,
Limoncina
p.holler
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Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Schlechter Befund ohne Beschwerden?

Post by p.holler »

Guten Morgen,

ohne erschwerende Umstände wird die Therapie einer Mitralklappenendokardiose erst ab dem dekompensierten Stadium empfohlen (also bei respiratorischen Symptomen und einem Flüssigkeitsrückstau in die Lunge) - vor dem Erreichen dieses Stadiums gibt es keine Studie, die zeigt, dass eine frühzeitige Medikamentengabe ein Voranschreiten der Herzerkrankung verhindert bzw. verlangsamt. Wobei dies nur Ihr behandelnder Tierarzt entsprechend entscheiden kann, da dieser alle Befunde kennt und somit ein komplettes Bild hat.
Bezüglich des Vestibularsyndroms können verschiedene Ursachen in Frage kommen - was hierbei genau der Auslöser ist kann leider aus der Ferne nicht definiert werden. Ein geriatrisches Vestibularsyndrom können jedoch auch herzgesunde ältere Hunde bekommen.
Wie bereits eingangs erwähnt wäre es empfehlenswert etwaige Fragen hinsichtlich der Therapie mit Ihrem Tierarzt zu besprechen um eine optimale Therapie Ihres Hundes zu gewährleisten.  :)
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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