Perikarderguß/ Herztumor/ Behandlung

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Tanja0791
Posts: 2
Joined: Wed Jan 23, 2013 7:30 am

Perikarderguß/ Herztumor/ Behandlung

Post by Tanja0791 »

Hallo, sehr geehrtes Ärzte Team,

bei meiner 13 jährigen Pudelhündin wurde vor ca. 5 Wochen ein Tumor am Eingang des Herzens, im Herzbeutel, durch Ultraschall festgestellt. Bedingt durch diesen Tumor kommt es immer wieder zum Perikarderguss (Flüssigkeits- bzw. Blutansammlung im Herzbeutel) und einer lebensbedrohlichen Situation, die nur durch Punktion des Herzbeutels beseitigt werden kann.
Bisher wurden ca. fünf Punktionen über diesen Zeitraum durchgeführt, welche mein Hund bisher immer geduldig über sich ergehen lies. Nach der Punktion geht es ihr sehr gut, als ob alles so wäre wie immer. Sie geht gern spazieren, spielt und frißt sehr gut. Der behandelnde Tierarzt/ Kardiologe hat uns jedoch schon darauf vorbereitet, das wir nur noch in Wochen denken sollen und das wir nichts für unsere Hündin tun können.
In Anbetracht der Tatsache, das es ihr zwischen den Punktionen, die sehr spontan kommen, sehr gut geht und man ohne es sich "schönreden" zu wollen, von echter Lebensfreude sprechen kann, wollen wir aber nichts unversucht lassen.
Leider habe ich ihre Seite erst jetzt entdeckt und erhoffe mir ein wenig Hilfe, da man ansonsten als "Laie" mit diesem Thema ziemlich allein steht und allgemein sehr verunsichert ist.
Gibt es hier wirklich keine Behandlungsmethoden? Habe in ihrem Forum die Möglichkeit gelesen, den Herzbeutel zu entfernen.
Wie wird diese OP durchgeführt und kommt sie für einen 13 jährigen Hund mit eben einem Herzproblem, überhaupt noch in Frage? Und spielt die Tumorgröße hier auch eine Rolle?
Leider ist der Tumor bereits recht groß (ca. 25x35 mm).
Um was für einen Tumor es sich handelt (gutartig/bösartig) ist nicht bekannt, wobei der TA aufgrund des Wachstums von einem bösartigen Tumor ausgeht. Bei den ersten Untersuchungen wurde auch ein Blutbild erstellt, worin alle Werte gut waren. Bisher wurden keine weiteren Untersuchungen auf weitere Tumore/ Metastasen im Körper gemacht. Es besteht keine Ansammlung von Wasser/ Flüssigkeit im Bauchraum.
Der behandelnde TA/ Kardiologe hat sich bereits telefonisch an eine Tierklinik gewandt und mir anschließend mitgeteilt, das eine OP nicht in Frage kommt und auch eine Chemotherapie allein nicht hilft und auch aufgrund der Nebenwirkungen (u.a. für das Herz) nicht in Frage kommt.
Leider ist es aber immer sehr schwierig oder gar nicht möglich mal selbst mit jemanden aus der Tierklinik sprechen zu können.
Gibt es auch noch die Möglichkeit von alternativen Behandlungsmethoden, z.B. aus dem Bereich der Homöopathie, die ihr Leben verlängern und weitgehend beschwerdefrei lassen würden. Vom TA habe ich mir nach Rücksprache mit einer befreundeten Heilpraktikerin Thuja C30, Lymphomysot, Ubichinon und Coenzym besorgt, trotz der Aussage der Tierärzte, das dies nichts bringt.
Der behandelnde TA hat uns auch mitgeteilt, das sich die Punktionen nicht so oft durchführen lassen, da der Herzbeutel sich durch das Punktieren verdickt und das Durchstechen mit der Nadel dann sehr schmerzhaft und schwierig ist. Beim letzten Punktieren war dies bereits der Fall, aber eben die einzige Möglichkeit. Ich habe jetzt große Angst, das diese Möglichkeit dann bald auch nicht mehr bestehen könnte, weil der TA mit der Nadel nicht mehr in den Herzbeutel gelangt und dies dann der Grund für ein Einschläfern sein muss. Dabei geht es ihr ansonsten nach der Punktion, wie bereits erwähnt, sehr gut.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir in irgendeiner Weise weiterhelfen könnten und freue mich über jede Antwort.
Ich möchte meiner "Kleinen" so gern helfen und mir nicht irgendwann selbst vorwerfen müssen, irgendetwas unversucht gelassen zu haben.

Vielen herzlichen Dank.
Und danke für das tolle Forum.
Mit freundlichen Grüßen an das gesamte Team
Tanja und ihre kleine Lissy
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Perikarderguß/ Herztumor/ Behandlung

Post by p.holler »

Guten Morgen,

Perikardergüße stellen lebensbedrohende Zustände dar. Eine Punktion, also ein Abziehen der Flüssigkeit im Herzbeutel kann zu einer deutlichen Verbesserung führen - wie Sie dies auch beschrieben haben.

Problem hierbei ist, dass durch die wiederholte Punktion des Herzbeutels dieser "steifer" und dicker wird als Reaktion auf den gesetzen Reiz. Dies führt in weiterer Konsequenz dazu, dass weniger Flüssigkeit schneller zu schwerwiegenden Symptomen führt.
Um dem entgegenzuwirken kann das Perikard entfernt werden. Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, zum einen einen minimalinvasiven Eingriff (hier wird nur ein "Fenster" in den Herzbeutel geschnitten damit die Flüssigkeit ablaufen kann) oder eine komplette Entfernung des Herzbeutels - diese kann jedoch zumeist nicht minimalinvasiv durchgeführt werden.

Beide Varianten erfordern eine Vollnarkose und stellen keine Heilung dar, sondern lediglich eine symptomatische Therapie. Idee dahinter ist, dass es zu keiner Einschränkung der Herzarbeit (Tamponade) mehr kommt und die gebildete Flüssigkeit in den Brustkorb abfließt und dort resorbiert wird.

Anhand des Ultraschallbefundes kann leider keine genaue Klassifikation des Tumors erfolgen - oftmals handelt es sich beim Hund an dieser speziellen Lokalisation um Chemodektome oder ektopes Schilddrüsengewebe, jedoch kann es sich auch um anderes tumoröses Gewebe handeln. Weder eine chirurgische Tumorentfernung noch eine Chemotherapie zeigen hier meistens einen deutlichen Überlebensvorteil.

Natürlich besteht ein deutlich erhöhtes Narkoserisiko und es muss genau erwogen werden, ob ein entsprechend großer chirurgischer Eingriff durchgeführt werden soll. Mit den von Ihnen beschriebenen Medikamenten haben wir keine Erfahrung, deshalb kann dies leider nicht beurteilt werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Tanja0791
Posts: 2
Joined: Wed Jan 23, 2013 7:30 am

Re: Perikarderguß/ Herztumor/ Behandlung

Post by Tanja0791 »

Sehr geehrter Herr Holler,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Dies ist nicht selbstverständlich. Bisher habe ich nur, wenn es überhaupt möglich war mit einem TA zu sprechen, nur Sätze gehört, wie "da kann man nichts machen" oder das für so manchen Hund mit 13 Jahren bereits ein hohes Alter erreicht ist.
Ich weiß natürlich auch, das egal ob Mensch oder Tier, jedes Leben nun einmal begrenzt ist. Dies hält mich jedoch nicht davon ab, nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben meines Hundes auf eine für sie angenehme Weise noch zu verlängern. Und dieses ist eben mein Anliegen. Wenn die Eröffnung des Herzbeutels durch eine Art "Fenster" bedeutet, das es ihr noch eine Weile "gut" gehen kann und eine solche OP ein minimal invasiver Eingriff ist, würde ich dies sicher in Erwägung ziehen. Ich möchte natürlich vermeiden, das sie in ihren vielleicht letzten Wochen oder Monaten noch große Schmerzen hat. Darum frage ich sie nicht nur als TA, sondern auch persönlich, würden Sie dies für Ihren Hund in Erwägung ziehen? Ich als Laie kann mir natürlich unter minimal invasiv nicht viel vorstellen. Dies können Sie als TA natürlich besser beurteilen. Wie wird diese OP durchgeführt? Wird der Brustkorb geöffnet? Und steht diese OP überhaupt im Verhältnis mit einer ihr evtl. noch verbleibenden Überlebenszeit?
Leider sind sie für uns auch sehr weit entfernt und es ist sehr schwierig in unserer Gegend (Kassel) eine Tierklinik zu finden, die uns weiterhilft.
Ich möchte meinem Hund einfach nur helfen und sie noch ein Weilchen behalten können, da sie wirklich, wie schon in meiner vorherigen Mail beschrieben, noch große Lebensfreude zeigt.
Ich habe jetzt auch schon sehr viel im Internet gelesen, auch über alternative Medikamente, da ich ihren momentanen Zustand erhalten möchte. Das es keine Heilung gibt, ist mir bewußt und auch das eine OP zur Entfernung des Tumors nicht in Frage kommt. Ebenso eine Chemotherapie, sowie Bestrahung.
Können Sie mir noch irgendetwas an alternativen Medikamenten benennen bzw. mir jemanden nennen, der sich damit auskennt?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir wieder antworten. Ich freue mich über jede Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Tanja und Ihre kleine Lissy
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Perikarderguß/ Herztumor/ Behandlung

Post by p.holler »

Guten Morgen,
leider kann keine genaue Einschätzung aus der Entfernung gegeben werden.
Minimal Invasive Chirurgie bezeichnet "Knopflochchirurgie" - hier sollten Sie Rücksprache mit einem spezialisierten Chirurgen und/oder Kardiologen betreffend der Möglichkeiten halten.
Ein Eingriff dieser Art erfolgt unter Allgemeinanästhesie und ist damit mit Risiken verbunden auch in Bezug auf das Alter Ihres Hundes.
Kardiologen in Ihrer Umgebung können Sie beispielsweise im Collegium Cardiologicum finden (http://www.collegium-cardiologicum.de). Spezialisierte Chirurgen finden Sie am besten über die lokale Homepage die Tierärztekammer in Ihrem Bundesland.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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