Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Balou1305
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Joined: Fri Sep 03, 2010 6:08 am

Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Balou1305 »

Hallo,

Chewy (geb. 21.04.2008 ) hat seit Januar 2010 bis jetzt vier kurze Krampfanfälle gehabt (aus dem Schlaf heraus, ca. 20 Sekunden Dauer, bei Bewusstsein, nur Zittern der Gliedmaßen, kein Kot- oder Urinabgang, keine Vorlaufsphase, keine Erholungsphase). Chewy ist nach solchen Anfällen sofort wieder aufnahmebereit, sucht jedoch Körperkontakt und will festgehalten werden.

Vier Geschwister von insgesamt zehn sind aus diesem Wurf betroffen (VDH / LCD). Diese haben allerdings schwere Anfälle, die bis zu 5 Minuten dauern.
Die Züchter wissen Bescheid, der LCD auch.

Im Zuge dessen haben wir die Ausschlussdiagnostik begonnen. Gestern also Kardiologietermin bei beim Spezialisten in Hannover. Leider hat dieser DCM bei Chewy festgestellt. Er zeigt keinerlei Symptome, ist ein aufgeweckter, agiler, sportlicher Hund, der sehr intelligent und ständig aufnahmefähig ist.
Er bekommt seit heute morgen (Freitag, 03.09.2010) täglich drei Kapseln Vetmedin. Außerdem hat er Blut für Schilddrüse und BNP abgenommen. Die Ergebnisse kriege ich erst nächste Woche...

Am 27.09. fahren wir nach Dettelbach zu einem Neurologen, wegen MRT etc.
Nach diesem Termin wird besprochen, ob das alles erblich ist, oder erworben und wie wir weiter vorgehen.

Vollständigkeitshalber muss ich dazu erwähnen, dass wir ihn seit März 2010 bei einer ganzheitlich behandelnden TÄin in Hannover alternativ nach TCM mit einer Bachblütenmischung und chinesischen Kräutern unterstützen, da er sehr flippig ist und bis dahin einfach keine Ruhe fand. Mit den "Mittelchen" geht es ihm viel besser. Er entspannt endlich und träumt, was er vorher nicht gemacht hat. Davon kann jeder halten, was er will. Chewy scheinen sie offensichtlich zu helfen. Die Anfälle kommen sehr selten, die größte Pause waren jetzt 4 Monate. Der letzte Anfall ist am 17.07.2010 gewesen.

Dokumentation der Anfälle:
15.01.2010 (abends aus dem Schlaf heraus)
13.03.2010 (nachts aus dem Schlaf heraus)
14.03.2010 (nachmittags beim Toben mit Hunden, Tag vorher war Dummy-Prüfung)
17.07.2010 (abends aus dem Schlaf heraus nach einer anstrengenden Woche)

Meine Fragen:
Ist die DCM in Verbindung mit den Krampfanfällen zu sehen?
Wie alt kann mein Hund damit werden?
Fällt er irgendwann tot um, trotz Vetmedin?
Kann ich mit ihm weiterhin Hundesport (Obedience, Agility, Dummy-Training, Joggen, am Fahrrad laufen) betreiben?

Ich bin grad ziemlich verzweifelt.:'(

Gruß
Eva
Gr
Anja_Roos
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Joined: Sat Apr 03, 2010 11:29 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Anja_Roos »

Hallo,
bei einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM) liegt eine reduzierte Pumpfunktion des Herzens vor. Diese reduzierte Pumpleistung kann neben vielen anderen Ursachen zu Bewusstseinsverlusten (Synkopen) führen. Auch Rhythmusstörungen wie sie bei der DCM auftreten können, können solche Synkopen verursachen. Das diese Synkopen mit Krämpfen verbunden sind ist jedoch eher untypisch.
Daher ist eine weitere neurologische Abklärung sehr sinnvoll.
Zur weiteren Diagnostik könnte zusätzlich noch ein 24 Stunden EKG (Holter) durchgeführt werden um Rhythmusstörungen ausschließen zu können.

Wie alt kann mein Hund damit werden?
Dies  kann ich ihnen leider nicht beantworten da Faktoren wie Kramkheitsstadium, Verlauf bzw Fortschreiten, individuelle Aspekte sowie Begleiterkrankungen, insbesondere via Internet, schwer abzuschätzen sind.

Fällt er irgendwann tot um, trotz Vetmedin?
Dies ist abhängig von der Ursache der Anfälle. Das Medikament Vetmedin dient hauptsächlich einer Steigerung der Kontraktionskraft.  

Kann ich mit ihm weiterhin Hundesport (Obedience, Agility, Dummy-Training, Joggen, am Fahrrad laufen) betreiben?
In der Regel regulieren die Tiere ihre Leistung selbst.
Ob der Hund Hundesport machen kann sollte der behandelne Tierarzt beurteilen.

Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier
Balou1305
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Joined: Fri Sep 03, 2010 6:08 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Balou1305 »

Vielen Dank Frau Roos für Ihre Antwort.

Nun ja, Sport machen würde Chewy bis er tatsächlich tot umfällt. Er ist sehr aktiv und deshalb unterstützen wir ihn auch mit TCM. Das ist jetzt auch schon viel besser geworden und er kann endlich entspannen.

Die weitere Diagnostik kommt am 27.09. Das 24h-EKG werde ich beim nächsten Telefonat mit dem Kardio ansprechen. Danke für den Tip.

Ich werde Chewy also erstmal ein wenig schonen, bis wir alles endgültig durchgecheckt haben.

Danke schön!

Eva
Gr
Balou1305
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Joined: Fri Sep 03, 2010 6:08 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanf�llen und DC

Post by Balou1305 »

Hallo,

jetzt hätte ich doch noch eine zweite Frage zu meinem Labrador.

Dr. Tobias hat die Diagnose DCM Chief B gestellt. Den Bericht habe ich heute im Briefkasten gehabt. In dem Bericht bin ich über die Bezeichnung Chief B gestoßen. Im Internet konnte ich dazu nichts finden. Was bedeutet Chief B?

Vielen Dank für die Antwort!
Gr
Anja_Roos
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Joined: Sat Apr 03, 2010 11:29 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Anja_Roos »

Hallo,
bei CHIEF (Canine Heart Failure International Expert Forum) handelt es sich um ein Beurteilungsschema für Herzinsuffizienzen beim Tier:
Stadium A: Risiko einer Herzerkrankung besteht, es ist keine strukturelle Herzerkrankung dokumentiert. Z.B. genetische Prädisposition, systemische Erkrankung mit kardiovaskulärer Auswirkung.
Stadium B:Eine Herzerkrankung ist dokumentiert, es liegen keine Anzeichen auf ein kongestives Herzversagen vor, eine Kardiomegalie kann vorliegen.
Stadium C (C1-C3): vorausgegangenes oder akutes Herzversagen
Stadium D: therapieresistentes Herzversagen

Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier
Balou1305
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Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Balou1305 »

Und wie schlimm bzw. gut ist die Beurteilung B? Wieviele Buchstaben gibt es? Kann sich das B verschlechtern?
Gr
J.Simak
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Joined: Mon Oct 16, 2006 11:26 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by J.Simak »

Hallo,

die CHIEF Klassifikation gibt das Stadium der Herzerkrankung an. Eine DCM kann von Stadium B zu Stadium C oder D fortschreiten. B bedeutet, dass Ihr Hund zwar die Erkrankung hat, aber noch keine Symptome zeigt. Die weiteren Stadien hat Ihnen Frau Roos in Ihrer vorherigen Antwort aufgezählt.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Balou1305
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Joined: Fri Sep 03, 2010 6:08 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Balou1305 »

Vielen Dank für die Antworten!
Gr
Balou1305
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Joined: Fri Sep 03, 2010 6:08 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by Balou1305 »

Man fragt zwar immer und ist auch glücklich über Antworten, aber wie es dem Patienten ergangen ist, schreibt kaum jemand.

Deshalb möchte ich hier die Chance nutzen :)

Chewy, der im September 2010 eine DCM im Herz-US von Dr. Tobias, Hannover, diagnostiziert und daraufhin Vetmedin verschrieben bekam, ist nach wie vor quicklebendig!

Wir konnten die Dosis von 15 mg Pimobendan täglich auf mittlerweile 7,5 mg reduzieren!!!! von 15 auf 10 mg konnten wir Sommer 2012 reduzieren, seit Februar 2013 bekommt er nur noch 7,5 mg täglich!

Die nächte Untersuchung findet im August 2013 statt. Ich bin recht aufgeregt, aber voller Zuversicht, dass wir die Dosis nicht erhöhren müssen.

Übrigens, bekommt  Chewy seit mindestens einem Jahr das Cardisure Flavour, was ihm sehr gut bekommt. Ich kann die Unverträglichkeiten, von denen hier und da gesprochen wird, nicht bestätigen.

Übrigens hat Dr. Tobias bei der Untersuchung im Februar 2013 befundet, dass Chewy klinisch praktisch gesund ist. Da er aber mit einer totalen Absetzung von Pimobendan schlechte Erfahrung gemacht hat, setzen wir das Medikament nicht ab, sondern reduzieren es auf das Minimum.

Und jetzt kommt das beste:

Seit dem 16.07.2012 ist Chewy auch noch anfallsfrei. D.h. wir haben über ein Jahr lang dieser beschissenen Krankheit die Stirn geboten und bis jetzt jede Schlacht gewonnen.

Möglich gemacht hat es die Osteopathie, TCM und spezielles, von mir für ihn entwickeltes Verhaltenstraining, damit er sich nicht mehr so stresst, aber trotzdem nicht in einem Labor ohne Umwelteinflüsse leben muss. Er betreibt nach wie vor Hundesport (Obedience) und wir starten sogar mehrmals jährlich auf Wettkämpfen und sind recht erfolgreich. Außerdem läuft er nach wie vor am Fahrrad, geht mit mir joggen und schwimmt ausdauernd im See (zur Sicherheit wegen Epi mit Schwimmweste)  :D

Chewy bekommt KEINE Antiepileptika. Er wird ausschließlich alternativ (Osteopathie, TCM, chinesische Kräuter, Bachblüten) von seiner ganzheitlichen Tierärztin nebst von mir im Verhaltensträning behandelt.

Ich hoffe, unsere kleine Erfolgsgeschichte macht anderen Besitzern Mut und gibt ihnen Hoffnung, weiter zu kämpfen.

Vielen Dank fürs Lesen (ich bin sooo glücklich)
Gr
p.holler
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Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Labrador Retriever mit Krampfanfällen und DCM

Post by p.holler »

Guten Morgen!
Vielen Dank, dass Sie uns teilhaben lassen an Ihrer Erfolgsgeschichte :) Wir wünschen Ihnen auch weiterhin nur das Beste!
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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