Hallo zusammen,
bei meinem Cavalier King Charles Spaniel (geb. 15.06.2006) wurde im Frühjahr 2011 ein Herzgeräusch, vergrößertes Herz und im HUS mit Farbdoppler eine MIS 2 Grades durch degenerative AV Klappendysplasie diagnostiziert. Er bekam 1 x Prilactone 40 mg morgens und 1 x Fortekor 5 mg abends verordnet. Erneute Vorstellung zum HUS Ende 2011 - keinerlei Verschlechterung und Wiedervorstellung Ende 2012. Anfang Dez. 2012 die Aussage (anderer TA), dass eine deutliche Verschlechterung eingetreten sei und Umstellung der Medikation auf Vasotop 2,5 mg (1/2 Tabl. morgens und abends). Von da an entwickelte er einen trockenen Husten und stellte das Trinken ein, der mir im Jan. und Febr. 2013 mit trockenen Schleimhäuten erklärt wurde. Im Mai bin ich mit ihm aufgrund des zunehmenden Hustens wieder in die 1. Klinik mit ihm gefahren und mir wurde sein Zustand mit lebensbedrohlich geschildert. Sein Herz hat die Größe des Herzens eines Irischen Wolfshundes (Soll=35 IST=53), der Rückstau des Blutes erfolgt mittlerweile bis in die Lunge, weshalb sich ein Lungenödem gebildet hat. Dass Bono keinerle krankheitsbedingten Symptome zeigte (Atemfrequenz 20-25 pro Min., Blutdruck 130:80, keine Konditionsschwäche etc.), konnte sich der TA nicht erklären. Medikation ab Mai: 2 x tgl. Vetmedin 2,5 mg, 2 x tgl. 1/2 Vasotop 2,5 mg, Dimazon insges. 60 mg tgl., 1 x tlg. 20 mg Prilactone. Wiedervorstellung Anfang Juli mit Verschlechterung im HUS. Medikation: Vetmedin 3 x tgl. 2,5 und Erhöhung Prilactone auf 1 x tgl. 40 mg, Dimazon 2 x tgl. 40 mg. Wiedervorstellung Ende Juli: Lunge wieder komplett frei, Vorhof etwas verkleinert, Herzkammer eine Katastrophe (Aussage des TA: medizinisch nicht erklärbar, dass er noch lebt). Seit ca. 2 Wochen fängt er an, die krankheitstypischen Symptome zu zeigen (Belastbarkeit stark eingeschränkt, Atemfrequenz erhöht sich auf 35 - 40, Atemprobleme, zunehmener Husten). Frage: kann es sein, dass er auf diese Medis (vor allem Vetmedin) evtl. nicht anspricht? Falls ja, gibt es Alternativen oder muss ich das jetzt einfach so hinnehmen? Er kämpft sich so tapfer durch und ich würde ihn wirklich gerne noch einige Zeit behalten, da ich ihn sehr liebe.
LG Karin
rasende Verschlechterung trotz extremer Medikation
Moderator: j.schöbel
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Re: rasende Verschlechterung trotz extremer Medikation
Hallo!
Bei der Mitralklappenendokardiose – einer sehr häufigen Herzerkrankung beim Cavalier King Charles Spaniel – handelt es sich um eine degenerative knotige Veränderung der Mitralklappe (Klappe auf der linken Herzseite), die dadurch undicht wird. Durch den ständigen Rückfluss in den linken Vorhof verändert sich das Herz sekundär: die linke Hauptkammer wird volumenüberladen und der linke Vorhof vergrößert sich mit zunehmendem Druck im selbigen. Herz und Körper versuchen mit diesem Zustand klarzukommen und das funktioniert auch eine Weile lang, nur irgendwann wird der Druck im linken Vorhof zu groß, das Blut staut sich sozusagen in die Lunge zurück, Flüssigkeit tritt aus den Blutgefäßen ins Lungengewebe aus – ein Lungenödem entsteht.
Dieses Lungenödem lässt sich im Röntgenbild darstellen und diagnostizieren und äußert sich klinisch in einer Erhöhung der Atemfrequenz und/oder verstärkter Bauchatmung des Tieres und Husten. Da es einen lebensbedrohlichen Zustand darstellen kann, muss eine Mitralklappenendokardiose ab diesem Stadium unbedingt behandelt werden.
Bei der Behandlung bedient man sich – wie auch bei Ihrem Cavalier geschehen – einer Kombinationstherapie aus Pimobendan (Vetmedin), ACE-Hemmer (Vasotop) und – ganz wichtig – der Entwässerungsmedikamente (Furosemid/Dimazon in einer Dosierung von 2 – 4 mg/kg Körpergewicht zwei- bis dreimal täglich und Spironolacton/Prilactone in einer Dosierung von 1 – 2 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich).
Das Vetmedin soll dabei die Pumparbeit des Herzens erleichtern und das Herz entlasten. Auch der ACE-Hemmer soll das Herz unterstützen, indem er eine entlastende Wirkung entfaltet.
Jedoch können nur die Entwässerungsmittel ein bestehendes Lungenödem therapieren, bzw. die Entstehung eines erneuten Lungenödems verhindern. Die Dosis der Entwässerungsmedikamente richtet sich dabei v.a. nach den vom Tierbesitzer gezählten Ruheatemfrequenzen. Wenn also die Ruheatemfrequenzen nach oben gehen (also konstant ansteigen auf über ca. 40 – 45 Atemzüge/Minute), muss man auch die Dosis der Entwässerungsmedikamente nach oben anpassen – was in den allermeisten Fällen nach einer gewissen Zeit der Fall ist, da die Erkrankung voranschreitet und aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt gegenüber der Entwässerung eintritt.
Sollte eine Erhöhung der bisher verabreichten Entwässerungsmedikamente nicht mehr möglich sein, da die Dosis bereit sehr hoch ist, dann kann über den Einsatz eines dritten Diuretikums nachgedacht werden – dem HCT (Hydrochlorothiazid). HCT ist ein sehr potentes Diuretikum und sollte – um seine Wirkung maximal entfalten zu können – ca. eine Stunde vor der Furosemid-Gabe verabreicht werden.
Natürlich kann es im Einzelfall auch einmal andere Ursachen geben für eine Erhöhung der Atemfrequenz, gesteigerten Husten und eingeschränkte Belastbarkeit. Diese anderen Ursachen sollten möglichst ausgeschlossen werden. Auch raten wir bei einer Entwässerungstherapie immer dringend dazu, regelmäßig die Nierenwerte und Elektrolyte im Blut zu überprüfen. Für die Nieren ist nämlich eine Entwässerung durchaus eine Herausforderung und es können durch die Entwässerung vermehrt Elektrolyte (v. a. Kalium) verloren gehen. Bei einem zu niedrigen Kaliumspiegel im Blut könnte man eine Mineralstoffmischung in Pulverform zufüttern.
Leider können wir natürlich aus der Ferne keine detaillierte Beurteilung Ihres Falles vornehmen – daher ist es wichtig, dass Sie engen Kontakt mit den behandelnden Tierärzten halten, da nur diese Ihren Cavalier und seine gesamten Befunde kennen und die Therapie entsprechend anpassen können.
Leider ist die Mitralklappenendokardiose wie bereits erwähnt eine fortschreitende Herzerkrankung. Wie schnell dabei eine Verschlechterung eintritt ist individuell recht verschieden. In Studien hat man herausgefunden, dass man mit einer durchschnittlichen Überlebenszeit von etwa 9 Monaten rechnen kann, sobald das erste mal ein Lungenödem aufgetreten ist. Man sollte sich jedoch davon nicht zu sehr verunsichern lassen – immerhin handelt es sich dabei zum Glück lediglich um statistische Werte, d. h. wir haben schon genug Hunde gesehen, die noch deutlich länger bei Ihren Besitzern sind!
Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Cavalier alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Bei der Mitralklappenendokardiose – einer sehr häufigen Herzerkrankung beim Cavalier King Charles Spaniel – handelt es sich um eine degenerative knotige Veränderung der Mitralklappe (Klappe auf der linken Herzseite), die dadurch undicht wird. Durch den ständigen Rückfluss in den linken Vorhof verändert sich das Herz sekundär: die linke Hauptkammer wird volumenüberladen und der linke Vorhof vergrößert sich mit zunehmendem Druck im selbigen. Herz und Körper versuchen mit diesem Zustand klarzukommen und das funktioniert auch eine Weile lang, nur irgendwann wird der Druck im linken Vorhof zu groß, das Blut staut sich sozusagen in die Lunge zurück, Flüssigkeit tritt aus den Blutgefäßen ins Lungengewebe aus – ein Lungenödem entsteht.
Dieses Lungenödem lässt sich im Röntgenbild darstellen und diagnostizieren und äußert sich klinisch in einer Erhöhung der Atemfrequenz und/oder verstärkter Bauchatmung des Tieres und Husten. Da es einen lebensbedrohlichen Zustand darstellen kann, muss eine Mitralklappenendokardiose ab diesem Stadium unbedingt behandelt werden.
Bei der Behandlung bedient man sich – wie auch bei Ihrem Cavalier geschehen – einer Kombinationstherapie aus Pimobendan (Vetmedin), ACE-Hemmer (Vasotop) und – ganz wichtig – der Entwässerungsmedikamente (Furosemid/Dimazon in einer Dosierung von 2 – 4 mg/kg Körpergewicht zwei- bis dreimal täglich und Spironolacton/Prilactone in einer Dosierung von 1 – 2 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich).
Das Vetmedin soll dabei die Pumparbeit des Herzens erleichtern und das Herz entlasten. Auch der ACE-Hemmer soll das Herz unterstützen, indem er eine entlastende Wirkung entfaltet.
Jedoch können nur die Entwässerungsmittel ein bestehendes Lungenödem therapieren, bzw. die Entstehung eines erneuten Lungenödems verhindern. Die Dosis der Entwässerungsmedikamente richtet sich dabei v.a. nach den vom Tierbesitzer gezählten Ruheatemfrequenzen. Wenn also die Ruheatemfrequenzen nach oben gehen (also konstant ansteigen auf über ca. 40 – 45 Atemzüge/Minute), muss man auch die Dosis der Entwässerungsmedikamente nach oben anpassen – was in den allermeisten Fällen nach einer gewissen Zeit der Fall ist, da die Erkrankung voranschreitet und aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt gegenüber der Entwässerung eintritt.
Sollte eine Erhöhung der bisher verabreichten Entwässerungsmedikamente nicht mehr möglich sein, da die Dosis bereit sehr hoch ist, dann kann über den Einsatz eines dritten Diuretikums nachgedacht werden – dem HCT (Hydrochlorothiazid). HCT ist ein sehr potentes Diuretikum und sollte – um seine Wirkung maximal entfalten zu können – ca. eine Stunde vor der Furosemid-Gabe verabreicht werden.
Natürlich kann es im Einzelfall auch einmal andere Ursachen geben für eine Erhöhung der Atemfrequenz, gesteigerten Husten und eingeschränkte Belastbarkeit. Diese anderen Ursachen sollten möglichst ausgeschlossen werden. Auch raten wir bei einer Entwässerungstherapie immer dringend dazu, regelmäßig die Nierenwerte und Elektrolyte im Blut zu überprüfen. Für die Nieren ist nämlich eine Entwässerung durchaus eine Herausforderung und es können durch die Entwässerung vermehrt Elektrolyte (v. a. Kalium) verloren gehen. Bei einem zu niedrigen Kaliumspiegel im Blut könnte man eine Mineralstoffmischung in Pulverform zufüttern.
Leider können wir natürlich aus der Ferne keine detaillierte Beurteilung Ihres Falles vornehmen – daher ist es wichtig, dass Sie engen Kontakt mit den behandelnden Tierärzten halten, da nur diese Ihren Cavalier und seine gesamten Befunde kennen und die Therapie entsprechend anpassen können.
Leider ist die Mitralklappenendokardiose wie bereits erwähnt eine fortschreitende Herzerkrankung. Wie schnell dabei eine Verschlechterung eintritt ist individuell recht verschieden. In Studien hat man herausgefunden, dass man mit einer durchschnittlichen Überlebenszeit von etwa 9 Monaten rechnen kann, sobald das erste mal ein Lungenödem aufgetreten ist. Man sollte sich jedoch davon nicht zu sehr verunsichern lassen – immerhin handelt es sich dabei zum Glück lediglich um statistische Werte, d. h. wir haben schon genug Hunde gesehen, die noch deutlich länger bei Ihren Besitzern sind!
Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Cavalier alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit