Katze mit hochgradiger Pulmonalstenose

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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maine_coon
Posts: 2
Joined: Wed Oct 16, 2013 7:24 am

Katze mit hochgradiger Pulmonalstenose

Post by maine_coon »

Wertes Team der Kardiologie,
obwohl ich mich in guter Betreuung bei einer Tier-Kardiologin empfinde, möchte ich mich heute doch an sie wenden: Bei unserer Katze (Maine coon, akt. knapp 11 Monate) wurde eine hochgradige infundibuläre Pulmonalstenose und Pulmonalarterienhypoplasie diagnostiziert, die offenbar bereits zu hochgradigen konsekutiven Veränderungen des rechten Ventrikels geführt hat. Bis jetzt liegt noch kein kongestives Rechtsherzversagen vor, das rechte Atrium ist nur leicht vergrößert. Doppler: Verwirbelung in der Pulmonalarterie, ggr. Trikuspidalinsuffizienz darstellbar. Pulmonalfluss mit max. 4,97 m/s => 98 mmHg
Die Katze wurde auffällig durch erhöhte Atemfrequenz v.a. bei 'Anstrengung' mit etwa 5 Monaten. Sie hat auch bis heute keine weiteren offensichtlichen Symptome und wird deshalb auch noch nicht medikamentiert.
Das also zu unserem (absolut liebenswerten) Sorgenkind!
Ich möchte heute einfach einmal ihre Meinung zu Behandlungsmöglichkeiten, auch chirurgischer, anfragen, wohl wissend, dass nur eine genaue Untersuchung ein eindeutiges Ergebnis zeitigen kann.
In der Literatur gibt es diese Beeinträchtigung bei Katzen ja praktisch nicht und wir möchten natürlich nichts unversucht lassen, unserer Katze weiterhin eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Herzlichen Dank vorab!
alexandraseuss
Posts: 66
Joined: Tue Apr 16, 2013 9:31 am

Re: Katze mit hochgradiger Pulmonalstenose

Post by alexandraseuss »

Hallo!

Es handelt sich bei dem Befund Ihrer Katze tatsächlich um eine bei der Katze äußerst seltene Fehlbildung. Dass Sie bei dieser Diagnose nichts unversucht lassen wollen, ist nachvollziehbar. Leider sind die Behandlungsmöglichkeiten bei einem solchen Befund eingeschränkt.

Würde es sich lediglich um eine valvuläre Pulmonalstenose (Verengung der Klappe) handeln, könnte man über einen Herzkathetereingriff mit Pulmonalstenosenballonierung versuchen, die Engstelle zu weiten. Auf diese Weise erhofft man sich, den Druckgradienten zu reduzieren und den Widerstand, gegen den das rechte Herz ankämpfen muss verringern zu können.
Bei Ihrer Katze liegt jedoch neben einer infundibulären Pulmonalstenose eine Hypoplasie der Pulmonalarterie vor, d. h. die Arterie selbst ist in ihrem Durchmesser verringert. Daher kommt eine solche Operation vermutlich nicht in Frage.

Gegebenenfalls könnten Sie in Absprache mit Ihrer Kardiologin z. B. über den Einsatz eines beta-Blockers nachdenken – je nachdem auch, wie stark die Veränderungen der rechten Herzkammer ausgeprägt sind. Verdickt sich ein Herzmuskel nämlich sehr stark, so kann er nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es kann zu ischämischen Bereichen kommen und in der Folge zu Rhythmusstörungen (ventrikulären Extrasystolen). Über einen beta-Blocker könnte die Herzfrequenz gesenkt werden und somit eine bessere Sauerstoffversorgung des Herzmuskels gewährleistet werden. Außerdem wird bereits vorhandenen Tachyarrhythmien entgegengewirkt und somit die Gefahr von Synkopen (Ohnmachtsanfällen) und des Sekundentodes gesenkt.

Falls es bei Ihrer Katze zu einem Rechtsherzversagen kommen sollte, so könnten Sie dies an einer Vergrößerung des Bauchumfangs (bei Aszites) und/oder an einer erhöhten Ruheatemfrequenz (bei Anbildung eines Thoraxergusses) erkennen. Sie sollten auf beides achten um im Falle eines Rechtsherzversagens möglichst schnell mit entwässernden Medikamenten gegensteuern zu können.

Oben genannte Anregungen sind natürlich unter Vorbehalt zu werten, da wir Ihre Katze nicht selbst untersucht haben und es unterschiedlichste Variationen der von Ihnen beschriebenen Defekte gibt. Definitive Therapiepläne sollte nur Ihre Kardiologin erstellen, die den Herzultraschall durchgeführt hat und all die Befunde Ihrer Katze kennt.

Mit freundlichen Grüßen,
           
Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
maine_coon
Posts: 2
Joined: Wed Oct 16, 2013 7:24 am

Re: Katze mit hochgradiger Pulmonalstenose

Post by maine_coon »

Hallo Frau Seuß,
herzlichen Dank für ihre ausführliche Antwort. Sie entspricht auch ziemlich genau der Vorgehensweise, die mit 'unserer' Kardiologin besprochen ist. Wir hatten einfach gehofft, dass es doch eine erfolgversprechendere Lösung -im Sinne von Verbesserung der Prognose- im Zusammenhang mit der Diagnose unserer Katze gibt. Es ist einfach schwer nur darauf warten zu können, dass sich ihr Befinden verschlechtert und nicht auf Besserung hoffen zu können -schließt man die Tierchen doch sehr schnell, und mehr als man vorher glaubt, ins Herz.
Wir versuchen also weiter ihr ein katzengerechtes Leben mit Freigang und allem drum und dran zu ermöglichen. Auf ihre Kräfte und Schonung achtet sie selbst und kostet ihre Möglichkeiten aus.
Nochmals herzlichen Dank und freundliche Grüße
B. Hauser-Feil
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