Aszites beim Labrador

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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sara
Posts: 2
Joined: Tue Dec 17, 2013 11:40 am

Aszites beim Labrador

Post by sara »

Hallo , ich bin neu hier im Forum und brauche Hilfe für meinen 11 Jahre alten Labradorrüden. Er war zuvor nie krank gewesen und ist noch im September ohne weiteres 1 Stunde beim Ausreiten hinter den Pferden hergelaufen. Ich war im Oktober zwei Wochen beruflich unterwegs und er wurde in dieser Zeit zuhause fremdbetreut. Als ich wieder kam wirkte er ""depressiv" , verlangsamt und hustete sowohl in Ruhe , als auch unter Belastung. Die tierärztliche Untersuchung ( Rö- Thorax, Sono, Echo) zeigte eine Rechtsherzinsuffizienz mit Klappeninsuffizienz (DCM?) und einen ausgeprägtem Aszites. Die Leber wirkte entsprechend gestaut, es bestand außerdem der Verdacht auf eine Hepatitis. Enstprechende Laborergebnisse habe ich aber noch nicht. Gewicht 41,9 kg !!!! (früher immer ca. 38kg)
Medikation am Anfang: Vetmedin 20 mg, Furosemid hochdosiert ( 3 x 80mg), Spironolacton 80 mg 1xtgl.
Darunter ging es ihm bald besser, der Husten wurde weniger, der Aszites verringerte sich, aber ihm war ständig übel ( auch zeitweise erbrechen und Diarrhoe). Ich habe dann die Medikation zunehmend reduziert, er erhielt Mariendistel und Bioresonanztherapie, sowie unterstützende homöopathische Therapie. Danach ging es ihm immer besser. Er wurde wieder ein fröhlicher Hund. Ein Auslassversuch mit Furosemid scheiterte aber und er lief wieder etwas zu ( Aszites).
Jetzige Befunde:
Herzfrequenz in Ruhe: ca. 100-120, rhythmisch
Atemfrequenz durchschnittlich ca. 25/min
Husten nur noch bei Aufregung und manchmal bei Lagewechsel ( Aufstehen), sowie regelmäßig einmal nachts um ca 3 Uhr. Er kann wieder 2 x tgl. problemlos ca. 45 min spazierengehen ohne zu Husten.
Gewicht vor ca 1 Woche: 40,2 kg, wahrscheinlich jetzt noch etwas weniger.
Der Bauchumfang ist beim Messen konstant, aber es besteht immer noch ein leichter Aszites. Er frisst (wie immer) sehr gut und hat in alter Labradormanier immer Hunger, was ich aber jetzt mal als gutes Zeichen nehme, auch wenn er noch an Gewicht reduzieren muss.  :)

Jetzige Medikation:
Vetmedin 15 mg
Furosemid 2xtgl. 40 mg
Spironolacton 40 mg.
2 x 200mg Silymarin

Meine Fragen: sehen Sie eine Möglichkeit die Medikation weiter zu reduzieren ohne das Risiko einer Zunahme des Aszites einzugehen? und wenn Ja: würden Sie eher die Spironolacton-Dosis reduzieren oder das Furosemid?
Beim Menschen ist es üblich die Spironolacton-Dosis als Erhaltungsdosis weitmöglich zu reduzieren und wegen der Pharmakologischen Eigenschaften nur jeden zweiten oder dritten Tag zu geben. Macht das beim Hund auch Sinn?
Eine regelmäßige laborchemische Kontrolle wegen der Diuretika ( K, Na, Krea) ist hier nur schwer möglich. Wir leben jetzt in den schwedischen Wäldern :). Tierärzte sind nicht so leicht erreichbar.
Sollte ich routinemäßig noch substituieren ( Kalium?, Zink? Carnitin, Taurin? Vitamin B).
Irgendwelche anderen Tipps.
Ich weiß, das waren viele Fragen, aber wir wären wirklich sehr dankbar, wenn Sie uns weiterhelfen könnten.
Herzliche Grüße aus Schweden

 
livi.wolf
Posts: 37
Joined: Thu Jul 04, 2013 8:52 pm

Re: Aszites beim Labrador

Post by livi.wolf »

[left]Hallo,
da wir Ihren Hund nicht selbst untersuchen können, ist es uns nicht möglich auf die Entfernung Diagnosen zu stellen oder Therapieempfehlungen zu geben.

Sollte Ihr Hund primär eine erworbene Klappenundichtigkeit auf der rechten Seite (Trikuspidalklappenendokardiose) haben, dann sind die von Ihnen beschriebenen Symptome (Aszites, gestaute Lebergefäße) typisch. Es kann auch mal vorkommen, dass Hunde mit Rechtsherzversagen einen Erguss im Thorax bekommen aufgrund des Rückstaus. Sehr gut ist, dass Sie den Bauchumfang regelmäßig überprüfen (am besten täglich).

Sollte sich viel Aszites anstauen, ist es ratsam, diesen beim Tierarzt abziehen zu lassen, dies ist dann eine Erleichterung für Ihren Hund. Es ist keine Seltenheit, dass bei einer hochgradigen Herzerkrankung mehrere Liter Aszites abgezogen werden.

Sollte Ihr Hund eine DCM haben (Sie hatten dies in Klammern mit Fragezeichen geschrieben), dann wären in der Regel vor allem die linke oder beide Herzseiten betroffen. In diesem Falle würden wir nicht nur Aszites erwarten, sondern auch eventuell ein Lungenödem. Einen guten Hinweis erhalten sie anhand der täglichen Zählung der Ruheatemfrequenz, ob bei Ihrem Hund ein Lungenödem vorliegt. Die Ruheatemfrequenz sollte unter 45 Zügen pro Minute liegen, wobei ein Mal Ein- und Ausatmen als „1“ gilt. Sollte diese konstant ansteigen oder Ihr Hund eine vermehrte Bauchatmung zeigen, sollte er umgehend einem Tierarzt für ein Brustkorbröntgen vorgestellt werden, weil dies ein Hinweis auf ein bestehendes Lungenödem sein kann.

Bei einer DCM können auch Klappenundichtigkeiten vorhanden sein, diese sind jedoch sekundär durch die Volumenüberladung des Herzens und das damit verbundene Auseinanderziehen der Klappen bedingt.

Da bei Ihrem Hund bereits Herzversagen vorlag, muss er lebenslang Medikamente erhalten.
Furosemid gibt man in der Regel beim Hund in einer Dosierung von 1-4 mg/kg 2-3 x täglich. Mit der von Ihnen beschriebenen Dosis liegen Sie eher im unteren Dosierungsbereich, so dass eine Reduktion des Furosemids nicht empfehlenswert ist.
Spironolacton gibt man in der Regel in einer Dosierung von 1-2 mg/kg 2 x täglich, auch hier liegen Sie eher am unteren Dosierungsbereich.
Vetmedin sollte in der Regel in einer Dosierung von 0,25 mg/kg (bis maximal 0,6 mg/kg) 2 x täglich verabreicht werden, um das Herz zu entlasten und die Pumpkraft zu steigern.

Wie gesagt, es ist für uns nicht möglich ohne eigene Untersuchung Ihres Hundes Diagnosen aufzustellen oder Ihnen Therapieempfehlungen zu geben, da diese individuell an den Zustand und den Befunden Ihres Hundes angepasst werden müssen. Hierfür empfehlen wir Ihnen eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt/ der Tierärztin Ihres Vertrauens, um eine geeignete Therapieempfehlung aufzustellen.
Jedoch ganz allgemein gesprochen sind die Medikamente bei einem Patienten, der sich bereits im Herzversagen befunden hat, lebenswichtig und eine Dosisreduktion sollte vorher gut bedacht und nur in enger Absprache mit dem Tierarzt und unter dauerhafter Überwachung des Patienten erfolgen.

Da sich die Dosierungen am unteren Empfehlungsrand bewegen, können wir pauschal nicht zu einer weiteren Reduktion raten.

Weiterhin können wir Ihnen nur raten, täglich den Bauchumfang, sowie die Ruheatemfrequenz gut zu monitoren.

Wir raten bei einem herzkranken Patienten routinemäßig alle 3 Monate zu einer kardiologischen Kontrolle inklusive Blutabnahme, um besonders Nierenwerte und Elektrolyte zu überprüfen.

Pauschal können wir nicht zu einer ungezielten Substitution raten.


Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund eine besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute!

Liebe Grüße,
O.Wolf [/left]
Tier
sara
Posts: 2
Joined: Tue Dec 17, 2013 11:40 am

Re: Aszites beim Labrador

Post by sara »

Hallo,
vielen Dank für die rasche Antwort. Ich weiß, das Ferndiagnosen natürlich nicht gehen und wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich meinen Hund natürlich gerne in Ihrer Ambulanz vorstellen. Mir bleibt hier nur die Möglichkeit zu einem "normalen " Tierarzt zu fahren und das werde ich selbstverständlich auch in regelmäßigen Abständen machen. Die Diagnose hier war leider etwas "schwammig". Er hatte eine Trikuspidalinsuffizienz, der Tierarzt war sich aber nicht sicher ob eine DCM vorliegt (deshalb das Fragezeichen) bei nur geringen Zeichen einer Linksherzinsuffizienz und keinem Hinweis auf ein Lungenödem, sondern primär Aszites, mit gestauten Lebervenen. Ich weiß, dass Sie mir bei der Diagnosestellung auf die Ferne nicht helfen können. Das erwarte ich auch nicht. 
Der Aszites ist sicherlich momentan  nicht punktionswürdig. Generell bin ich mit seinem Zustand bei dem fortgeschrittenen Alter und den bereits bestehenden Anzeichen einer Herzinsuffizienz sehr zufrieden. Seine Atemfrequenz ist normal, seine Herzfrequenz manchmal noch leicht erhöht, aber meist auch normal und rhythmisch. Auskultatorisch ist er (bis auf das Klappengeräusch) unauffällig und der Bauchumfang konstant. Ich weiß, dass ich mit den Medikamentendosierungen bereits am unteren Limit bin und bedanke mich hier für Ihre Einschätzung bezüglich der Dosierung. Meine Idee war nur die Dosierung aufgrund etwaiger Nebenwirkungen und Wechselwirkungen so niedrig wie möglich zu dosieren ohne das Risiko eines Rezidivs in Kauf zu nehmen.
 
Eine Frage habe ich aber noch. Ich hatte Sie gefragt, ob es in der Veterinärmedizin ähnlich ist wie in der Humanmedizin, dass man Spironolacton in der niedrigstmöglichen Erhaltungsdosis nur jeden zweiten oder dritten Tag gibt. ( dies aufgrund der pharmakokinetischen Eigenschaften des Canrenoat). Könnten Sie mir diese Frage bitte noch beantworten?

Vielen Dank für die kompetente Beratung.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr!
livi.wolf
Posts: 37
Joined: Thu Jul 04, 2013 8:52 pm

Re: Aszites beim Labrador

Post by livi.wolf »

[left]Hallo,
Spironolacton ist in erster Linie ein Entwässerungsmedikament. Es konnte in Studien gezeigt werden, dasss es auch antifibrotische Eigenschaften besitzt, d.h. dem Herzaufbau zugute kommt. In der Tiermedizin setzen wir es in der Regel erst ein, wenn es tatsächlich für seine entwässernden Eigenschaften benötigt wird und dann wird es meist in der bereits von mir genannten Dosis in Zusammenhang mit einem Schleifendiuretikum gegeben, um seinen Effekt zu erzielen. Bei einem Patienten, der sich schonmal im Herzversagen befunden hat, legt man vorallem Wert auf die entwässernden Eigenschaften, deshalb raten wir nicht zu einer verminderten Dosisgabe.
Wir wünschen auch Ihnen und Ihrem Hund alles Gute, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!

Liebe Grüße,
O.Wolf[/left]
Tier
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