Hallo zusammen!
Am 23.12. stellte unsere Tierärztin die Diagnose DCM bei unserer dreijährigen Boxerhündin nur mittels Herzultraschall. Es wurde kein 24-Stunden-EKG durchgeführt, kein Röntgenbild und kein Blutbild gemacht. Das einzige Anzeichen war, dass sie bei der Impfung den Hund routinemäßig abhörte und ein Herzgeräusch wahrnahm.
Das Herz sei stark vergrößert, eine Herzklappe schliesst nicht richtig, eine Wand ist dünn und die Werte seien abnormal. Die Messwerte kann ich gern nachreichen.
Ich hatte bereits E-Mail-Kontakt mit einem Spezialisten, der meinte „die gemessenen Werte sprechen schon recht eindeutig für das Vorliegen einer DCM.
Es gibt zwar noch 2 Krankheiten, die ein ähnliches Bild erzeugen (PDA, MVD), aber die wurden
vermutlich ausgeschlossen.“
Er empfahl außerdem, einen weiteren Kardiologen zurate zu ziehen. Ob und wie unsere Tierärztin PDA und MVD ausschloss kann ich nicht beurteilen, wir haben erst morgen wieder einen Termin bei ihr (wegen der Medikamenteneinstellung).
Die Hündin zeigt keinerlei Anzeichen, rennt und tobt wie eine junge Hündin, zeigt auch keine Schwäche und hustet auch nicht (sie krächzt ab und an, aber das stufe ich als normal ein, da es beim Toben passiert und nicht mal täglich). Die Ärztin meinte aber, es sei dramatisch und sie bekommt alle 3 Medikamente wie folgt:
Furorese 40 mg 2 mal täglich 1,5 Tabletten zur Entwässerung
Enalapril AL 5 ACE-Hemmer 1 mal täglich 2,5 Tabletten für den Blutdruck
Cardisure vet. 5 mg morgens 1/2 Tablette abends 1 Tablette
Furorese hab ich eigenmächtig auf 2 x 1 Tablette herabgesetzt, weil die Hündin nur noch gesoffen hat und auch nachts zum Pipi raus musste.
Kann man über die Fütterung etwas erreichen (ich barfe)? Ich geb Schüssler Nr. 4 ins Futter, um den Kaliumbedarf zu decken. Darf ich "astoral Cardiotin plus" als Supplement geben?
Ich wäre sehr dankbar um Infos/Ratschläge. Vielleicht besteht Ihrer Meinung nach auch Hoffnung, dass es gar nicht DCM, sondern eine andere Herzkrankheit ist, die weniger schlimm ist?
Besten Dank!
DCM beim Boxer?
Moderator: j.schöbel
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Re: DCM beim Boxer?
Hallo!
In der Regel reicht bei den meisten Rassen ein Herzultraschall für die Diagnose einer DCM aus. Da es sich bei Ihrer Hündin um einen Boxer handelt, empfehlen wir zusätzlich die Durchführung eines 24-Stunden-EKGs. Boxer können eine besondere Form der DCM bekommen, die sogenannte ARVC (Arrhythmogene RechtsVentrikuläre Cardiomyopathie). Bei der ARVC kommt es neben Herzultraschallveränderungen auch zu schweren Herzrhythmusstörungen, die am besten mithilfe eines 24-h-EKGs evaluiert werden können und die in der Regel eine Therapie mit geeigneten Antiarrhythmika erfordern.
Nachdem Sie Ihren Hund barfen, empfehlen wir außerdem die Bestimmung des Taurinspiegels im Blut. In seltenen Fällen kann (v. a. beim Barfen) ein Taurinmangel die Ursache für eine DCM sein – in diesem Fall könnte das Taurin dann supplementiert werden.
Eine Supplementierung von Kalium empfehlen wir nur bei einem im Blut nachgewiesenen Kaliummangel. Dies kann bei Tieren unter Entwässerungsmedikation vorkommen. Daher raten wir bei Tieren, die Diuretika erhalten, zu regelmäßigen Kontrollen der Elektrolytwerte (v. a. Kalium) im Blut. Außerdem sollten bei solchen Tieren die Nierenwerte kontrolliert werden. Falls ein Kaliummangel im Blut nachgewiesen wurde, raten wir zur Verabreichung eines Kaliumgluconat-Pulvers (übers Futter), da in Schüßler-Salzen bei weitem nicht genug Kalium enthalten ist um einen manifesten Mangel zu beheben.
Mit dem Nahrungsergänzungsmittel „astoral Cardiotin plus“ haben wir keine Erfahrungen. Es enthält auch Taurin, jedoch raten wir dennoch zu einer Taurinspiegelkontrolle im Blut. Falls der Taurinspiegel tatsächlich erniedrigt sein sollte, kann das wertvolle Hinweise auf die Ursache der DCM geben!
Pimobendan (der Wirkstoff in Cardisure) soll die Pumpfunktion des Herzens verbessern, die bei einer DCM eingeschränkt ist. Es ist nachweislich dazu geeignet den Krankheitsverlauf einer DCM zu verlangsamen. Der ACE-Hemmer dient der Entlastung des Herzens.
Entwässerung geben wir in der Regel erst, sobald sich das erste Mal Flüssigkeit in der Lunge und/oder im Bauchraum/Brustkorb angesammelt hat. Wenn eine solche Flüssigkeitsansammlung erfolgt ist, spricht man von „Dekompensation“ oder einfach „Herzversagen“. Um ein Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge) nachweisen zu können, muss ein Röntgenbild des Brustkorbs angefertigt werden. Ein Hinweis auf die Anbildung eines Lungenödems ist die Ruheatemfrequenz des Hundes. Daher raten wir den Besitzern immer dazu, täglich die Ruheatemfrequenz bei ihrem Tier zu zählen. Diese sollte einen Wert von 45 Atemzügen in der Minute nicht überschreiten (im Idealfall liegt sie deutlich unter 45 Atemzügen pro Minute). Falls die Ruheatemfrequenz also konstant auf über 45 Atemzüge in der Minute ansteigt oder der Hund vermehrt Symptome zeigt wie angestrengte Bauchatmung oder Husten, dann besteht die Möglichkeit, dass sich Flüssigkeit in der Lunge (Lungenödem) oder um die Lunge herum (Thoraxerguss) angebildet hat. In diesem Fall sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden und die Entwässerung muss erhöht werden. Wie gesagt geben wir Entwässerung also meist erst, wenn das erste Mal ein solches Herzversagen stattgefunden hat. In manchen Fällen beginnen wir aber auch schon dann, wenn der linke oder rechte Vorhof (oder beide) im Herzultraschall massiv vergrößert erscheinen und man daher in Kürze mit einem Herzversagen rechnet. Ob eine Entwässerung bei Ihrem Hund schon nötig ist, kann daher nur die Tierärztin beurteilen, die den Ultraschall selbst durchgeführt hat.
Inwieweit die anderen beiden Erkrankungen, die Sie erwähnt haben, als Diagnose in Frage kommen, können wir nicht beurteilen, ohne den Hund selbst per Herzultraschall zu untersuchen. Jedoch handelt es sich beim Persistierenden Ductus Arteriosus (PDA) um eine angeborene Herzerkrankung, die ein sehr lautes Herzgeräusch verursacht, welches in der Regel bereits bei den ersten Impfungen im Welpenalter auffällt. Auch Mitralklappendysplasien verursachen angeborene Herzgeräusche. Einen PDA kann man mit Hilfe eines Herzkathetereingriffs oder chirurgisch verschließen, bei einer Mitralklappendysplasie kann man jedoch auch nur symptomatisch medikamentös behandeln.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige nützliche Informationen an die Hand geben und wünsche Ihnen und Ihrer Hündin alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
In der Regel reicht bei den meisten Rassen ein Herzultraschall für die Diagnose einer DCM aus. Da es sich bei Ihrer Hündin um einen Boxer handelt, empfehlen wir zusätzlich die Durchführung eines 24-Stunden-EKGs. Boxer können eine besondere Form der DCM bekommen, die sogenannte ARVC (Arrhythmogene RechtsVentrikuläre Cardiomyopathie). Bei der ARVC kommt es neben Herzultraschallveränderungen auch zu schweren Herzrhythmusstörungen, die am besten mithilfe eines 24-h-EKGs evaluiert werden können und die in der Regel eine Therapie mit geeigneten Antiarrhythmika erfordern.
Nachdem Sie Ihren Hund barfen, empfehlen wir außerdem die Bestimmung des Taurinspiegels im Blut. In seltenen Fällen kann (v. a. beim Barfen) ein Taurinmangel die Ursache für eine DCM sein – in diesem Fall könnte das Taurin dann supplementiert werden.
Eine Supplementierung von Kalium empfehlen wir nur bei einem im Blut nachgewiesenen Kaliummangel. Dies kann bei Tieren unter Entwässerungsmedikation vorkommen. Daher raten wir bei Tieren, die Diuretika erhalten, zu regelmäßigen Kontrollen der Elektrolytwerte (v. a. Kalium) im Blut. Außerdem sollten bei solchen Tieren die Nierenwerte kontrolliert werden. Falls ein Kaliummangel im Blut nachgewiesen wurde, raten wir zur Verabreichung eines Kaliumgluconat-Pulvers (übers Futter), da in Schüßler-Salzen bei weitem nicht genug Kalium enthalten ist um einen manifesten Mangel zu beheben.
Mit dem Nahrungsergänzungsmittel „astoral Cardiotin plus“ haben wir keine Erfahrungen. Es enthält auch Taurin, jedoch raten wir dennoch zu einer Taurinspiegelkontrolle im Blut. Falls der Taurinspiegel tatsächlich erniedrigt sein sollte, kann das wertvolle Hinweise auf die Ursache der DCM geben!
Pimobendan (der Wirkstoff in Cardisure) soll die Pumpfunktion des Herzens verbessern, die bei einer DCM eingeschränkt ist. Es ist nachweislich dazu geeignet den Krankheitsverlauf einer DCM zu verlangsamen. Der ACE-Hemmer dient der Entlastung des Herzens.
Entwässerung geben wir in der Regel erst, sobald sich das erste Mal Flüssigkeit in der Lunge und/oder im Bauchraum/Brustkorb angesammelt hat. Wenn eine solche Flüssigkeitsansammlung erfolgt ist, spricht man von „Dekompensation“ oder einfach „Herzversagen“. Um ein Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge) nachweisen zu können, muss ein Röntgenbild des Brustkorbs angefertigt werden. Ein Hinweis auf die Anbildung eines Lungenödems ist die Ruheatemfrequenz des Hundes. Daher raten wir den Besitzern immer dazu, täglich die Ruheatemfrequenz bei ihrem Tier zu zählen. Diese sollte einen Wert von 45 Atemzügen in der Minute nicht überschreiten (im Idealfall liegt sie deutlich unter 45 Atemzügen pro Minute). Falls die Ruheatemfrequenz also konstant auf über 45 Atemzüge in der Minute ansteigt oder der Hund vermehrt Symptome zeigt wie angestrengte Bauchatmung oder Husten, dann besteht die Möglichkeit, dass sich Flüssigkeit in der Lunge (Lungenödem) oder um die Lunge herum (Thoraxerguss) angebildet hat. In diesem Fall sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden und die Entwässerung muss erhöht werden. Wie gesagt geben wir Entwässerung also meist erst, wenn das erste Mal ein solches Herzversagen stattgefunden hat. In manchen Fällen beginnen wir aber auch schon dann, wenn der linke oder rechte Vorhof (oder beide) im Herzultraschall massiv vergrößert erscheinen und man daher in Kürze mit einem Herzversagen rechnet. Ob eine Entwässerung bei Ihrem Hund schon nötig ist, kann daher nur die Tierärztin beurteilen, die den Ultraschall selbst durchgeführt hat.
Inwieweit die anderen beiden Erkrankungen, die Sie erwähnt haben, als Diagnose in Frage kommen, können wir nicht beurteilen, ohne den Hund selbst per Herzultraschall zu untersuchen. Jedoch handelt es sich beim Persistierenden Ductus Arteriosus (PDA) um eine angeborene Herzerkrankung, die ein sehr lautes Herzgeräusch verursacht, welches in der Regel bereits bei den ersten Impfungen im Welpenalter auffällt. Auch Mitralklappendysplasien verursachen angeborene Herzgeräusche. Einen PDA kann man mit Hilfe eines Herzkathetereingriffs oder chirurgisch verschließen, bei einer Mitralklappendysplasie kann man jedoch auch nur symptomatisch medikamentös behandeln.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige nützliche Informationen an die Hand geben und wünsche Ihnen und Ihrer Hündin alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Re: DCM beim Boxer?
Besten Dank frau Dr. Seuß für die ausführliche Antwort. Bitte entschuldigen Sie meine späte Rückmeldung, ich bekam keine Info, dass es auf meinen Beitrag eine Antwort gibt.
Wir waren am 7.1.14 bei einem Kardiologen bei Berlin. Leider hat sie die Diagnose DCM bestätigt, meinte allerdings, wir sollten mehr von dem Cardisure geben. Wieviel soll ein 27 kg Hund denn bekommen?
Desweiteren wurde die Lunge geröntgt und zum Glück kein Wasser festgestellt. Die Furorese haben wir auf 1 Tablette pro Tag reduziert. Der Vorhof ist bereits vergrößert, allerdings liegt die Atemfrequenz bei 15 bis 20 pro Minute.
Kann ich die Herzschläge zählen? In welchem Zustand wäre welche Anzahl normal?
Besten Dank nochmal!
Wir waren am 7.1.14 bei einem Kardiologen bei Berlin. Leider hat sie die Diagnose DCM bestätigt, meinte allerdings, wir sollten mehr von dem Cardisure geben. Wieviel soll ein 27 kg Hund denn bekommen?
Desweiteren wurde die Lunge geröntgt und zum Glück kein Wasser festgestellt. Die Furorese haben wir auf 1 Tablette pro Tag reduziert. Der Vorhof ist bereits vergrößert, allerdings liegt die Atemfrequenz bei 15 bis 20 pro Minute.
Kann ich die Herzschläge zählen? In welchem Zustand wäre welche Anzahl normal?
Besten Dank nochmal!
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- Joined: Tue Apr 16, 2013 9:31 am
Re: DCM beim Boxer?
Hallo!
Da wir mit dem Präparat Cardisure (Wirkstoff Pimobendan) keine Erfahrungen haben, können wir keine konkreten Therapieempfehlungen dazu abgeben. Wir benutzen in ähnlichen Fällen Vetmedin (ebenfalls Wirkstoff Pimobendan) in einer Dosierung von 0,2 - 0,6 mg/kg Körpergewicht. Für die Dosierung von Cardisure sollten Sie sich mit dem behandelnden Kardiologen absprechen.
Die normale Herzfrequenz bei Hunden variiert stark. In Ruhe können Herzfrequenzen von 40 - 50 Schlägen pro Minute gemessen werden, beim Spielen/Toben können sogar über 200 Schläge pro Minute erreicht werden. Aufgrund dieser großen Bandbreite empfehlen wir den Besitzern die Herzfrequenzzählung bei ihrem Tier nicht routinemäßig, da sie meist keine weiteren Informationen liefert und Rhythmusstörungen in der Regel auf diese Art und Weise nicht erfasst werden können. Um mögliche Rhythmusstörungen weiter abzuklären, empfehlen wir daher eine 24-Stunden-EKG-Untersuchung durchzuführen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Da wir mit dem Präparat Cardisure (Wirkstoff Pimobendan) keine Erfahrungen haben, können wir keine konkreten Therapieempfehlungen dazu abgeben. Wir benutzen in ähnlichen Fällen Vetmedin (ebenfalls Wirkstoff Pimobendan) in einer Dosierung von 0,2 - 0,6 mg/kg Körpergewicht. Für die Dosierung von Cardisure sollten Sie sich mit dem behandelnden Kardiologen absprechen.
Die normale Herzfrequenz bei Hunden variiert stark. In Ruhe können Herzfrequenzen von 40 - 50 Schlägen pro Minute gemessen werden, beim Spielen/Toben können sogar über 200 Schläge pro Minute erreicht werden. Aufgrund dieser großen Bandbreite empfehlen wir den Besitzern die Herzfrequenzzählung bei ihrem Tier nicht routinemäßig, da sie meist keine weiteren Informationen liefert und Rhythmusstörungen in der Regel auf diese Art und Weise nicht erfasst werden können. Um mögliche Rhythmusstörungen weiter abzuklären, empfehlen wir daher eine 24-Stunden-EKG-Untersuchung durchzuführen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Seuß
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit