Atemnot bei DCM

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Hallo liebes Ärzteteam!!!

Bei meinem 10jährigen Chesapeake Bay Retriever "Milan"  wurde im letzten Frühjahr DCM diagnostiziert. Er bekommt zur Zeit Vetmedin(3 Kapseln/täglich 2 Morgens, 1 Nachts), Enalapril( 1,5 Tabletten/täglich), und Furopuren( 2x täglich 0,5 Tabletten). Ich habe hier bereits sehr viel über diverse Atemprobleme bei dieser Erkrankung gelesen. Es scheint sich jedoch bei den Atemproblemen hauptsächlich um Husten zu handeln. Auch Milan hustete und verschluckte sich oft bevor wir die Diagnose bekommen haben. Der Husten ist jedoch fast verschwunden seit er Medikamente bekommt. Er hat jedoch immer öfter Probleme Luft zu schnappen wenn er in Stresssituationen kommt (Postbote klingelt, Besuch,etc).
Wie ist das zu erklären? Liegt es auch an der vergrößerten Herzkammer? Mein TA schein da auch keine plausible Erklärung zu haben. Kehlkopf und Luftröhre wurden bereits ohne Befund untersucht? Zu erwähnen wäre noch das Milan speziell im Schlaf bzw in Ruhephasen etwas röchelt, als wenn er Schleim in den Luftwegen hätte. Die Lunge wurde auch geröngt, und es wurde kein Wasser gefunden.
Nun meine Frage: Woher kommt die Atemnot in Stresssituationen? Was kann man evtl dagegen tun? Meine Sorge ist halt das er, irgendwann wenn der Postbote klingelt, sich selbst so stresst, das er erstickt. Er hat dann Probleme beim Einatmen wobei das Ausatmen scheinbar normal funktioniert.
Haben für den Notfall sogar Beclometason vom TA bekommen, das wir ihm geben sollen sollte er einen Erstickungsanfall bekommen. :'(
Vielen dank vorab
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by p.holler »

Hallo,

wie lange dauern diese Hustenanfälle an? Es besteht die Möglichkeit, dass durch die vergrößerte linke Vorkammer eine Kompression der Hauptbronchien (die Luftwege, in die sich die Luftröhre auf Höhe der Herzbasis aufspaltet) stattfindet und diese besonders bei Stress durch die veränderte Blutzirkulation zum Tragen kommt. Generell wird meistens in fortgeschrittenem Krankheitsstadium die Luftröhre angehoben durch die Herzvergrößerung.

Unter Umständen kann es auch sein, dass die Furosemiddosierung nicht ausreicht in Stresssituationen. Es wäre empfehlenswert, wenn Sie die Ruheatemfrequenz von Milan täglich zählen würden - wenn diese konstant über 45 Atemzügen/Minute liegt, dann liegt eine zu niedrige Furosemiddosierung nahe.

Ebenso könnte eine primäre Lungenerkrankung vorhanden sein, die man im Röntgen nicht oder nur sehr darstellen kann. Hier wäre eine Entnahme einer Spülprobe im Rahmen einer Endoskopie ein möglicher diagnostischer Weg.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Hallo Herr Dr.Holler

zunächst mal einen riesen Dank für die schnelle Antwort.
Ich sollte jedoch nochmal erwähnen das Milan eigentlich gar nicht mehr hustet, seid er medikamentös eingestellt ist. Was auffällig, und auch schlimmer geworden ist, ist die Tatsache das er in Stresssituationen unter akuter Atemnot leidet. Diese äußert sich darin das er erhebliche Probleme beim Einatmen hat, wobei das Ausatmen scheinbar normal funktioniert. Was ich in meinem vorherigen Post vergessen habe zu erwähnen ist, das Milan, wenn er versucht zu bellen, dabei fast kein Ton mehr raus bekommt. Quasi nur noch "heisse Luft".
Die Atemnot verschwindet nach ca 20-30 sec, je nachdem wie schnell wir ihn beruhigt kriegen. Zum Glück war es bisher nie so akut das die Zunge zb blau wurde.
Auffällig in den letzten Tagen ist ein Rückgang der Muskulatur an der kompletten Hinterhand, mit einhergehenden  ganz leichten Zittern in den Beinen.
Die von Ihnen beschriebene "Erhöhung der Luftröhre" klingt ja sehr vielversprechend. Wie aufwändig wäre die OP?
Und ist Beclometason in der Lage das ersticken des Hundes u.U zu verhindern? Dier Atemfrequenz in den Ruhephasen werden wir über die nächsten Tage beobachten
Nochmals danke vorab
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by p.holler »

Hallo,

diese Verlagerung der Trachea nach dorsal, also "oben", ist eine Folge der Vergrößerung der Herzkammern - dies ist kein chirurgischer Eingriff, sondern kann vielmehr eine mögliche Ursache, bedingt durch das Herzleiden, für das Husten darstellen.

Was auch in Frage kommt ist ein neurologisches Problem - zum Beispiel Myasthenia gravis oder ein Problem bei der nervalen Versorgung des Kehlkopfes. Ich würde Ihnen hier eine eingehende neurologische Untersuchung empfehlen.

Ob Beclomethason eine Verbesserung bringt, hängt von der Ursache der Atemprobleme ab - dies kann aus der Ferne nicht beurteilt werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Guten Abend Dr. Holler,

nochmals danke für die schnelle Antwort, und sorry das ich den Hinweis bezüglich der dorsalen Verlagerung der Luftröhre falsch verstanden habe ;D
Ich werde es auf jeden Fall in betracht ziehen Milan auf Myasthenia Gravis testen zu lassen. Der Testaufwand scheint ja nicht so groß zu sein.
Wir haben ebenso vermutet das durch das häufige Wasserlassen, dieser Gewichtsverlust incl Verlust an Muskelmasse zustande gekommen ist, und versuchen dies durch die Zufütterung von Omega 3, Magnesium und L.Carnitin zu  kompensieren.
Nochmals vielen vielen dank das sie mir geholfen haben zu verstehen was mit Milan los ist.
Danke
Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Hallo!!!
Ein kurzes Update zu Milans Situation

Die Atemfrequenz wurde wie empfohlen in den Ruhephasen überprüft, sie liegt jedoch stets deutlich unter den 45 Atemzügen(schwanken zwischen 25-30).

Eine Anhebung der Luftröhre wurde von unserem Kardiologen ausgeschloßen da es sich bei Milan um eine leichte DCM handelt.
Myasthenia Gravis konnte durch einen Bluttest ausgeschloßen werden.
Die Pumpleistung des Herzens hat sich gegenüber der vorletzten Messung sogar leicht verbessert.
Flüssigkeit in der Lunge konnte nicht gefunden werden.

Wie stellt man eine nervale Unterversorgung des Kehlkopfes fest? Und wie viel kostst die Untersuchung ungefähr?Mein Kardiologe empfahl mir die Klinik im Niederländischen Utrecht. Ich hätte auch noch die Möglichkeit zur Tierklinik in Duisburg Kaiserberg zu fahren
Danke vorab
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by p.holler »

Hallo,
die genauen Kosten und das genaue Vorgehen kann im Rahmen dieses Forums nicht abgeschätzt werden - empfehlenswert wäre es, wenn Sie direkt die entsprechende Klinik kontaktieren und sich dort beraten lassen. So bekommen Sie die genauesten Informationen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Hallo Liebes Ärzte Team.

Nach langer Zeit mal ein kurzer Bericht über Milans Zustand.
Bei ihm wurde in der TK Duisburg im März eine "Larynxparalyse" diagnostiziert und wurde erfolgreich operiert. Dies war die Ursache für die starke Atemnot in seinen Stresssituationen. Diese sind nun vollständig verschwunden.
Eine kurze Frage habe ich noch zu seiner DCM Erkrankung. WIr haben die Diagnose ja nun schon eine geraume Zeit, und sein Herz hat sich, Gott sei dank, nicht verschlechtert. Letzte Herzbeschallung war im November. Die Medikation ist immer noch gleich geblieben. Wir geben ihm jedoch noch zusätzlich Taurin und L-Carnitin unters Futter. Nun zu meiner Frage:
Da Milans DCM mit ziemlicher Sicherheit nicht durch Vererbung entstanden ist( Erkrankung ist beim Chesapeake Bay Retriever sehr selten und keine bekannte Erkrankung bei den Geschwistern bzw Elterntieren), ob es Möglich wäre das eine "Theobromin" Überdosis seine DCM ausgelöst hat? Wenige Monat vor dem DCM Befund, hatte er ca. 1 Kg Kakao aus der Küche stiebitzt. Die Sorte mit einem relativ hohen Kakao Anteil. Er bekam von unserem TA eine Spritze zum Erbrechen, meinte aber das er noch nicht über dem Berg war. Später in der Nacht war dann bei ihm sehr starkes Zittern, Hyperaktivität und eine Tachykardie aufgetreten. wovon er sich dann aber noch erholt hat.
Kann also Theobromin das Herz irreparabel schädigen? Und verläuft eine DCM nicht immer Progressiv?
Liebe Grüße
Marco Timmer, mit Milan der gerade seinen nun 12 Jahren und trotz DCM seinen dritten Frühling erlebt :)
p.holler
Posts: 390
Joined: Mon Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by p.holler »

Hallo,
es ist äußerst schwierig eine genetische Komponente auszuschließen, da es auch zu Spontanmutationen kommen kann, die eine entsprechende Veränderung am Herzen auslösen können. Der genaue Verlauf eine dilatativen Kardiomyopathie kann auch durch eine sehr lange subklinische Periode gekennzeichnet sein, also ohne jede klinische Symptomatik.
Generell ist es eher unwahrscheinlich, dass eine einmalige Aufnahme von Theobromin zu einer bleibenden Herzschädigung führt. Dies ist lediglich bei einer chronischen Toxizität beschrieben - 100 bis 150 mg/kg/Tag Theobromin während 8 Monaten können zu fibrösen Läsionen im rechten Vorhof des Hundeherzens führen, da es beim Hund hauptsächlich zu 3-Methylxanthin metabolisiert wird. Dieser Metabolit könnte in diesen chronischen Fällen mitunter für die Kardiomyopathie verantwortlich sein.
Jedenfalls wünschen wir Milan nur das Beste & einen stabilen Verlauf  :)
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Boriandor
Posts: 6
Joined: Tue Jan 03, 2012 1:44 am

Re: Atemnot bei DCM

Post by Boriandor »

Hallo liebes Ärzte Team.

Milan lebt noch immer mit seiner DCM obwohl die Diagnose nun schon 3 !! Jahre zurück liegt. Sein Zustand hat sich praktisch nicht oder nicht signifikant verschlechtert. Durchforstet man diverse Foren überleben die meisten an DCM erkrankten Hunde kaum das 2 Jahr nach der Diagnose. Wäre es möglich das es sich hier um eine Fehldiagnose handelt, oder kommt es vor das DCM Hunde auch durchaus länger mit der Erkrankung überleben.
Viele Grüße
Post Reply