Hallo,
ich war vor einigen Wochen mit meiner Terrierhündin (10 Jahre, 4 kg) beim Kardiologen zum Herzultraschall und EKG. Nachstehend das Ergebnis. Anschließend bin ich noch zu meinem Tierarzt und habe ein großes Blutbild mit zusätzlichem Cardio-Pet machen lassen. Der NT-proBNT Wert ist sehr hoch (1673) und ich mache mir große Sorgen. Mein TA riet mir, den Kardiologen anzurufen, leider ist der momentan im Urlaub und ich sitze hier wie auf Kohlen. Was bedeutet der Wert für meinen Hund?
Anamnese/ klinische Symptome:
Herzabklärung, bekanntes Herzgeräusch seit ca. 8 Monaten, keine Leistungsinsuffizienz, ganz selten mal Husten bei Aufregung,
Sehr guter Allgemein- und Ernährungszustand, munter, aufmerksam und etwas ängstlich, KFZ < 2 sec., kein Husten, SH rosa, teilweise Pulsdefizit, tastbare Lymphknoten unauffällig, Herzfrequenz von 100 Schlägen/min., Atemfrequenz von 25 Atemzügen/min.
Auskultation:
systolisches Herzgeräusch II-III°/6 links > rechts über den AV-Klappen, normales Vesikuläratmen, teilweise Pulsdefizit
Sonographie:
physiologischer linksventrikulärer Durchmesser in der Diastole (LVDd 27,3 mm, diastolischer Index nach Cornell mit
1,8 mm physiologisch) und in der Systole (LVDs 12,2 mm)
Hinterwand physiologische Stärke (LWDd 4,8 mm) und Normokontraktilität
Ventrikelseptum physiologische Stärke (IVSd 5,9 mm) und Normokontraktilität
homogene Echogenität des Myokards
linker Vorhof leicht vergrößert, Verhältnis linkes Atrium : Aorta = 1,53 (Kurzachse), LAsD-2D- 21 mm
linksventrikulärer Ausflußtrakt morphologisch unauffällig, mit 13,7 mm physiologischer enddiastolischer Aortendurchmesser, morphologische Beschaffenheit und Motilität der Taschenklappen o.b.B., laminares Flußprofil der Aorta ohne diastolische Regurgitationssignale, Vmax des systolischen Einstroms mit 1,6 m/s physiologisch
rechtsventrikulärer Ausflußtrakt morphologisch unauffällig, morphologische Beschaffenheit und Motilität der Taschenklappen o.b.B., laminares Flußprofil der A. pulmonalis ohne diastolische Regurgitationssignale, Vmax des systolischen Einstroms mit 1,2 m/s physiologisch
ggr. Verdickung beider Mitralklappensegel, hochgr. systolische Regurgitationssignale bis 7,2 m/s im Cw und im Farbdoppler, (im Farbdoppler als Jet bis zur Hinterwand reichend), physiologisches E/A Verhältnis,
ggr. Mitralklappenprolaps
morphologische Beschaffenheit der Trikuspidalklappensegel o.b.B., ohne systolische Regurgitationssignale im Cw und im Farbdoppler
physiologischer Kurvenverlauf der Mitralklappenbewegungen im M-Mode (typische Ausbildung der E- und A-Welle) normale Distanz zwischen dem E-Punkt der Mitralklappenbewegungen und dem Kammerseptum (EPSS 2,0 mm)
gute Kontraktilität des Myokards (FS um 55,3 %)
die Kreisflächenverkürzung betrug 79.4 %
mitlaufendes EKG: Sinusrhythmus mit einer Herzfrequenz von 140 Schlägen/min., zum Teil tachykard von
180 Schläge/min. und vereinzelte ventrikuläre Extrasystolen
Diagnosen:
degenerative Klappenerkrankung
hochgr. Mitralklappeninsuffizienz
ggr. Mitralklappenprolaps
Abdomen:
Milz: normale Größe, einige inhomogene Herde
Beurteilung:
Das Herz von Pixel hinterläßt einen leicht veränderten Gesamteindruck. Es bestehen physiologische linksventrikuläre Parameter und eine gute Kontraktilität. Bei ihr ist das linke Atrium leicht vergrößert, der Regurgitationsjet über der Mitralklappe ist zentral und schmal. Es besteht ein ggr. Mitralklappenprolaps, der als Ursache auch einen Abriß eines Chordae tendineae haben könnte. Zu beachten sind die Arrhythmien, die auch ein Zeichen einer myokardialen Schädigung sein können. Bei Anhalten der Arrhythmien haben diese einen Einfluß auf die Auswurfleistung des Herzens. Die hochgradige Insuffizienz der AV-Klappe und auch die ggr. Pulmonalklappeninsuffizienz haben bei ihr nur einen ggr. Einfluß auf die Hämodynamik. Der CHIEF Einteilung nach befindet sich die Patientin im Stadium B1/B2.
Am meisten beunruhigt mich die Aussage im Blutergebnis, daß mein Hund ein hohes Risiko hat, innerhalb der nächsten 12 Monate ein Herzversagen zu haben.
Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort.
MFG
NT-ProBNT Wert 1673
Moderator: j.schöbel
-
- Posts: 53
- Joined: Tue Jul 31, 2012 9:14 am
Re: NT-ProBNT Wert 1673
Hallo,
bei Ihrem Hund liegt eine Mitralendokardiose vor, welche anhand der Befunde des Kardiologen im gering- bis mittelgradigen Bereich einzuordnen ist.
Das linke Herz und der linke Vorhof sind noch nicht volumenüberladen, demnach befindet sich Ihr Hund im sogenannten kompensierten Stadium, d.h. es ist noch zu keinem Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge gekommen (=Lungenödem). In diesem Stadium wird derzeit auch noch keine Therapie empfohlen, da Studien fehlen, welche einen eindeutigen Nutzen belegen.
Unumgänglich ist ein medikamentelles Eingreifen natürlich ab dem dekompensierten Zeitpunkt, also dann, wenn sich das erste Mal ein Lungenödem gebildet hat. Hier sind dann entwässernde Medikamente (Dimazon), sowie Pimobendan und ggf. ein ACE-Inhibitor Medikamente der Wahl.
Wann und ob ein Hund überhaupt dieses Stadium erreicht, lässt sich schwer vorhersagen; um eine Tendenz zu erkennen sind zudem mehrere Untersuchungen nötig.
Bei regelmäßigen Kontrollen kann z.B. mithilfe von Röntgenbildern zur Beurteilung der Herzgröße eine plötzliche Zunahme des Herzens auffallen, wodurch dann das Risiko für den Patienten in das kongestive Herzversagen zu fallen, steigen würde.
Hier kann Ihnen Ihr Tierarzt/Kardiologe sinnvolle Kontrollintervalle empfehlen, da dieser Ihren Hund untersucht hat und alle Befunde kennt.
Studien haben gezeigt, dass auch mithilfe des kardialen Biomarkers NT-proBNP und bestimmten echokardiographischen Parametern (Innendurchmesser des linken Ventrikels im Verhältnis zum Aortendurchmesser) eine Risikoeinschätzung gegeben werden kann („Prediction of first onset of congestive heart failure in dogs with degenerative mitral valve disease: The Predict cohort study“).
Zu bedenken ist jedoch immer, dass auch andere Faktoren eine Erhöhung des BNPs zur Folge haben können, z.B. Nierenerkrankungen und Lungenerkrankugen, welche mit einer Erhöhung des Lungendrucks einhergehen (pulmonäre Hypertension).
Dies sollte weiter abgeklärt werden, d.h. eine Kontrolle der Nierenwerte erfolgen; für das Vorliegen eines erhöhten pulmonären Druckes können u.U. verschiedene echokardiographische Parameter Hinweise liefern.
Die Geschwindigkeit der Mitralinsuffizienz wurde bei Ihrem Hund mit 7,2 m/s und damit sehr hoch gemessen. Anhand dessen können Rückschlüsse auf Druckverhältnisse im Herzen und den systemischen Blutdruck abgeleitet werden und es besteht der Verdacht auf eine systemische Hypertension. Auch dies kann einen erhöhten BNP-Wert zur Folge haben, daher sollte der Blutdruck bei Ihrem Hund in jedem Fall kontrolliert werden. Ursächlich für einen erhöhten Blutdruck kommen beim Hund verschiedene internistische Ursachen in Frage (wie z.B. eine chronische Nierenerkrankung oder Morbus Cushing), eine weitere Ausführung dessen würde in diesem kardiologischen Forum jedoch zu weit führen.
Die im mitlaufenden EKG aufgefallenen Rhythmusstörungen können beim Hund kardiale, sowie extra-kardiale Ursachen haben. Für letzteres kommen z.B. systemische Erkrankungen oder gastro-intestinale Erkrankungen in Frage. Eine bessere Eingrenzung (auch zur Klärung der Frage ob eine antiarrhythmische Therapie indiziert ist oder nicht), kann mithilfe eines Kurzzeit- und/oder Langzeit-EKGs erfolgen.
Hiermit kann die Anzahl der Extrasystolen in 24 Stunden, deren Frequenz und Morphologie etc. beurteilt werden.
Auch hierfür kann Ihr Kardiologe sicher mit Ihnen die bestmöglichen nächsten Schritte festlegen.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute,
herzliche Grüße
M. Seckerdieck
bei Ihrem Hund liegt eine Mitralendokardiose vor, welche anhand der Befunde des Kardiologen im gering- bis mittelgradigen Bereich einzuordnen ist.
Das linke Herz und der linke Vorhof sind noch nicht volumenüberladen, demnach befindet sich Ihr Hund im sogenannten kompensierten Stadium, d.h. es ist noch zu keinem Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge gekommen (=Lungenödem). In diesem Stadium wird derzeit auch noch keine Therapie empfohlen, da Studien fehlen, welche einen eindeutigen Nutzen belegen.
Unumgänglich ist ein medikamentelles Eingreifen natürlich ab dem dekompensierten Zeitpunkt, also dann, wenn sich das erste Mal ein Lungenödem gebildet hat. Hier sind dann entwässernde Medikamente (Dimazon), sowie Pimobendan und ggf. ein ACE-Inhibitor Medikamente der Wahl.
Wann und ob ein Hund überhaupt dieses Stadium erreicht, lässt sich schwer vorhersagen; um eine Tendenz zu erkennen sind zudem mehrere Untersuchungen nötig.
Bei regelmäßigen Kontrollen kann z.B. mithilfe von Röntgenbildern zur Beurteilung der Herzgröße eine plötzliche Zunahme des Herzens auffallen, wodurch dann das Risiko für den Patienten in das kongestive Herzversagen zu fallen, steigen würde.
Hier kann Ihnen Ihr Tierarzt/Kardiologe sinnvolle Kontrollintervalle empfehlen, da dieser Ihren Hund untersucht hat und alle Befunde kennt.
Studien haben gezeigt, dass auch mithilfe des kardialen Biomarkers NT-proBNP und bestimmten echokardiographischen Parametern (Innendurchmesser des linken Ventrikels im Verhältnis zum Aortendurchmesser) eine Risikoeinschätzung gegeben werden kann („Prediction of first onset of congestive heart failure in dogs with degenerative mitral valve disease: The Predict cohort study“).
Zu bedenken ist jedoch immer, dass auch andere Faktoren eine Erhöhung des BNPs zur Folge haben können, z.B. Nierenerkrankungen und Lungenerkrankugen, welche mit einer Erhöhung des Lungendrucks einhergehen (pulmonäre Hypertension).
Dies sollte weiter abgeklärt werden, d.h. eine Kontrolle der Nierenwerte erfolgen; für das Vorliegen eines erhöhten pulmonären Druckes können u.U. verschiedene echokardiographische Parameter Hinweise liefern.
Die Geschwindigkeit der Mitralinsuffizienz wurde bei Ihrem Hund mit 7,2 m/s und damit sehr hoch gemessen. Anhand dessen können Rückschlüsse auf Druckverhältnisse im Herzen und den systemischen Blutdruck abgeleitet werden und es besteht der Verdacht auf eine systemische Hypertension. Auch dies kann einen erhöhten BNP-Wert zur Folge haben, daher sollte der Blutdruck bei Ihrem Hund in jedem Fall kontrolliert werden. Ursächlich für einen erhöhten Blutdruck kommen beim Hund verschiedene internistische Ursachen in Frage (wie z.B. eine chronische Nierenerkrankung oder Morbus Cushing), eine weitere Ausführung dessen würde in diesem kardiologischen Forum jedoch zu weit führen.
Die im mitlaufenden EKG aufgefallenen Rhythmusstörungen können beim Hund kardiale, sowie extra-kardiale Ursachen haben. Für letzteres kommen z.B. systemische Erkrankungen oder gastro-intestinale Erkrankungen in Frage. Eine bessere Eingrenzung (auch zur Klärung der Frage ob eine antiarrhythmische Therapie indiziert ist oder nicht), kann mithilfe eines Kurzzeit- und/oder Langzeit-EKGs erfolgen.
Hiermit kann die Anzahl der Extrasystolen in 24 Stunden, deren Frequenz und Morphologie etc. beurteilt werden.
Auch hierfür kann Ihr Kardiologe sicher mit Ihnen die bestmöglichen nächsten Schritte festlegen.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute,
herzliche Grüße
M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
Tier