Herzrrhythmusstörungen bei Kater

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Moderator: j.schöbel

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Evora
Beiträge: 2
Registriert: Di Jun 17, 2014 10:28 am

Herzrrhythmusstörungen bei Kater

Beitrag von Evora »

Hallo!
es geht um meinen Kater Toby, kastriert, 13 Jahre alt. Ich brachte ihn wegen eines seit einiger Zeit auftretenden merkwürdigen, stoßweisen Hustens zum Tierarzt.
Der TA sagte mir nach langem Abhören (bei anflutender Narkose; unter Narkose Herzschlag normal, weil, lt. TA, Adrenalin durch das Sedativum gebremst wird), er habe linksseitig ein wahres Trommelfeuer gehört, bei rechtsseitigem Abhören alles normal, auch keine Klappengeräusche. Ein Blutbild wurde gemacht, alles normal bis auf eine leichte Erhöhung bei Muskel? (leider habe ich die Bezeichnung vergessen), was laut TA ein Hinweis auf eine Herzproblematik sein kann.
Er vermutet, dass der Husten das Symptom einer Herzrhythmusstörung ist. Vorläufig empfiehlt er Weißdorn (Cardio Liquid). Ich füttere außerdem ca. 300 mg Taurin zu.
Die Diagnose war am 12.06., am 13. habe ich mit den Präparaten begonnen. Der Kater ist deutlich lebhafter, aber gestern glaubte ich bei ihm wieder eine Atemnot zu beobachten. Er legt sich lang hin, streckt den linken Vorderlauf nach vorn und man sieht, dass seine Flanke sich deutlich hebt und senkt, als ob er heftig atmet. Gelegentlich geht ein starker Ruck durch seinen ganzen Körper. Nach einer Weile ist die Erscheinung vorbei und er wirkt normal.

Mir ist bewusst, dass man keine Ferndiagnosen stellen kann, aber in unserem Bereich gibt es keinen Tierkardiologen, ich müsste ca. zwei Stunden fahren, was eine große Belastung für den Kater wäre, bei bei Arztbesuchen entsetzlich tobt. Untersuchungen ohne Narkose sind unmöglich.

Aber vielleicht kann man nach meiner Schilderung doch sagen, ob es wirklich nichts anderes gibt als Weißdorn, um bei einem solchen Herzproblem zu helfen? Ich bin dankbar für alles, Toby ist eine Handaufzucht und für meinen Mann und mich wäre es furchtbar, ihn jetzt schon zu verlieren.

Gruß,
Eva
Mariposa3103
Beiträge: 53
Registriert: Di Jul 31, 2012 9:14 am

Re: Herzrrhythmusstörungen bei Kater

Beitrag von Mariposa3103 »

Hallo,

wenn Rhythmusstörungen bei der Auskultation auffallen, sollte mittels eine EKGs weiter abgeklärt werden, um welche Art von Arrhythmien es sich handelt, da diese vielseitig sein können und dann ggf. auch ganz unterschiedlich therapiert werden müssen. Beurteilt wird dann u.a. woher die Arrhythmie ihren Ursprung nimmt, also z.B. ob es sich um sog. Extrasystolen aus der Kammer oder aus den Vorhöfen handelt, außerdem in welcher Frequenz die Arrhythmie auftritt und in welcher Häufigkeit etc.
Nur anhand dessen kann entschieden werden, ob eine Therapie dessen nötig ist oder nicht.
Wenn bei einer Katze Herzrhythmusstörungen auftreten, so ist in jedem Fall zu einer weiteren kardiologischen Abklärung mittels Herzultraschall zu raten, da die Ursache hierfür fast immer kardial ist (im Gegensatz zum Hund, bei welchem auch andere systemische Erkrankungen Herzrhythmusstörungen auslösen können).
Die häufigste Herzerkrankung bei der Katze ist die sog. Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), bei welcher der Herzmuskel verdickt. Im Zuge der Erkrankung kann es zu einer Vergrößerung des linken Vorhofes und schließlich zu einem Rückstau von Blutflüssigkeit in die Lunge kommen, es entsteht dann ein Lungenödem. Dieses äußert sich in erschwerter oder pumpender Atmung, bzw. auch in akuter Atemnot und kann lebensbedrohlich sein.
Das Vorliegen eines Lungenödems kann nur mittels eines Röntgenbildes des Brustkorbes diagnostiziert werden.

Da Sie schreiben, dass sich Ihr Kater nicht ohne Narkose untersuchen lässt, ist dies natürlich für die weitere Diagnostik schwierig.
Die vermehrte Atmung kann ein Hinweis auf ein beginnendes Lungenödem sein, v.a. (wie schon erwähnt) in Zusammenhang mit den Herzrhythmusstörungen; ein Röntgenbild könnte hier nähere Hinweise liefern. Wenn der linke Vorhof schon stark vergrößert ist oder auch andere Herzdimensionen verändert sind (bei anderen Herzerkrankungen, die außer der HCM auftreten können), kann auch dies auf einem Röntgenbild sichtbar sein, zur Diagnose einer HCM ist die röntgenologische Untersuchung allein jedoch eher unsensitiv.
Dennoch sind weitere diagnostische Schritte bei Ihrer Katze in jedem Fall anzuraten, mit Ihrem Tierarzt können Sie sicher das weitere Vorgehen besprechen.
Sollte ein Herzproblem vorliegen, so wirkt sich eine Narkose/Sedation immer auch auf das Herz-Kreislauf-System aus und kann dieses negativ beeinflussen, ggf. können dann auch die Befunde des Herzultraschalls nur eingeschränkt beurteilt werden. Am besten kann der untersuchende Tierarzt, welcher Ihre Katze kennt, entscheiden ob und inwieweit sich Ihre Katze auch ohne Sedation manipulieren lässt.
Wenn eine Sedation unumgänglich ist, sollte ein möglichst kreislaufschonendes Protokoll gewählt werden.

Bezüglich der Therapie mit Weißdorn haben wir leider keine Erfahrung, zudem ist die weitere Therapie davon abhängig, welche Herzerkrankung vorliegt.
Weitere Informationen zu Herzerkrankungen bei der Katze finden Sie unter: http://www.tierkardiologie.lmu.de/besit ... eiten.html unter dem Abschnitt "erworbene Herzerkrankungen".

Ich hoffe, dass eine weitere Abklärung bei Ihrer Katze möglich ist und wünsche Ihnen beiden alles Gute,

mit herzlichen Grüßen

M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
Evora
Beiträge: 2
Registriert: Di Jun 17, 2014 10:28 am

Re: Herzrrhythmusstörungen bei Kater

Beitrag von Evora »

Liebe Frau Seckerdieck,
herzlichen Dank für Ihre ausführliche und teilnahmsvolle Antwort auf meine Anfrage.

Ich habe entgegen meiner Erwartung in unserer Nachbarstadt Trier, ca. 30 km entfernt, eine Tierklinik gefunden, die eine kardiologische Abteilung hat und dort einen Termin für den 07.07. verabredet.

Die Fahrt wird für unseren kranken Kater eine große Belastung darstellen, deshalb habe ich gestern noch ein Gespräch mit dem ursprünglich behandelnden Tierarzt über Sinn/Unsinn dieses Vorhabens geführt. Das Interesse unseres Tieres steht immer an erster Stelle. Der Arzt meint, wenn ich das tun möchte, steht er voll hinter mir und wird der Klinik seine Unterlagen mailen, aber unterschwellig habe ich herausgehört, dass ich nach der Untersuchung zwar genau weiß, was der Kater hat, aber ändern oder helfen wird es weder ihm noch uns, seinen Adoptiveltern. Es gäbe einfach keine wirksamen Medikamente für herzkranke Katzen. Ich stehe also da mit meinen stumpfen Waffen Weißdorn und Taurin und muss warten, dass er tot umfällt?

Unser Tierarzt führt die Praxis in zweiter Generation, wir waren mit unseren Katzen schon bei seinem Vater und immer zufrieden, aber Sie arbeiten an einer Forschungseinrichtung - ganz davon abgesehen, was nun die genaue Ursache für die Herzrhythmusstörungen von Kater Toby ist, gibt es überhaupt wirksame Medikamente für Herzkrankheiten bei Katzen, oder wäre die Abklärung der Ursache im Grunde nichts weiter als Aktionismus, der mir das Gefühl gibt, nichts versäumt zu haben?

Vielleicht können Sie mir einige neue Entwicklungen auf diesem Sektor aufzeigen und ich könnte mit meinem Tierarzt darüber sprechen? Möglicherweise ist er als Allgemein-Tierarzt doch nicht auf dem allerneusten Stand.

Ich will Sie wirklich nicht belästigen, aber ich fühle mich völlig hilflos  :'(

Mit freundlichen Grüßen,
Eva
Mariposa3103
Beiträge: 53
Registriert: Di Jul 31, 2012 9:14 am

Re: Herzrrhythmusstörungen bei Kater

Beitrag von Mariposa3103 »

Hallo nochmals,

ich kann Sie sehr gut verstehen, bei einem geliebten Tier macht man sich natürlich sehr viele Gedanken und möchte nur das Beste.
Man möchte seinem Tier nie unnötig Stress zumuten und Nutzen und Risiken müssen immer sorgfältig abgewogen werden.
Oberstes Ziel in der Medizin sollte immer sein, dem Tier eine gute Lebenqualität zu verschaffen, auch eine Therapie sollte selbstverständlich immer darauf abzielen.
Da bei Ihrer Katze derzeit noch gar nicht sicher ist, welches Problem vorliegt (kardial ja oder nein, ein kardial bedingtes Lungenproblem ja oder nein etc.), kann auch keine optimale Therapie empfohlen werden, hierzu sind zunächst weitere diagnostische Schritte nötig.
Für eine erworbene Herzerkrankung bei Katzen gibt es leider keine Medikamente, welche diese Erkrankung heilen, jedoch muss der Begriff "wirksam" definiert werden. Wenn die Medikamente die Lebensqualität verbessern und dem Tier ein gutes Leben ermöglichen, sind sie in dieser Hinsicht "wirksam"; in der Tiermedizin ist eine Therapie häufig lediglich palliativ, da nicht immer eine Heilung erzielt werden kann.
Ohne Ihr Tier selbst untersucht zu haben, kann von unserer Seite natürlich nicht beurteilt werden, ob und in wieweit eine Beeinträchtigung der Lebensqualität vorliegt, sprich ob eine Therapie nötig ist oder nicht.
Wenn aber bei einem Tier eine Beeinträchtigung aufgrund eines akuten kardialen Lungenödems vorliegt, kann (muss) es mithilfe von Medikamenten so eingestellt werden, dass ein stabiler Zustand erreicht wird.
Auch wenn Arrhythmien vorliegen, welche behandlungsbedürftig sind, kann eine Therapie dazu beitragen, dass sich das Allgemeinbefinden des Tieres deutlich bessert, auch wenn die Grunderkrankung leider nicht "geheilt" werden kann.
Wie lange mit einer Therapie ein Erfolg erzielt werden kann, lässt sich insbesondere bei Katzen nie vorhersagen und ist individuell sehr verschieden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen und Ihrem Kater auch für den bevorstehenden Termin alles Gute und drücke die Daumen, dass alles gut verläuft!
Mit herzlichen Grüßen

M.Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
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