Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

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Moderator: j.schöbel

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biba
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Registriert: Mo Jun 26, 2017 8:48 am

Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von biba »

Guten Morgen,

unser Kater ist leider an einer schwerwiegenden HCM + CNI (Krea 4,0) erkrankt. Diagnose: Dezember.
Bis vor kurzem ist er mit der Medikation gut zurecht gekommen: (Morgens 1 Dimazon 10 mg +Semintra + /Nachmittags 1 Dimazon 10 mg/zur Nacht 1/2 Fortekor 5mg sowie 1 Dimazon 10 mg). Ganz zu Beginn bekam er weniger Dimazon. Leider hatte er dadurch oft wenig Qualität durch schlechte Atmung, es kam zu Atemnot; er erhielt Dimazon per Spritze und es ging ihm innerhalb weniger Stunden wieder gut.
Deshalb wurde die Dosis so hoch gesetzt.

Leider geht es im seit Beginn der ansteigenden Temperaturen schlechter. Wir haben erlernt, wie wir Dimazon in schlechten Situationen per Spritze selbst verabreichen können, was sehr gut funktioniert und es wirkte bislang auch immer prima. Zudem bekommt er nun morgens ebenfalls eine 1/2 Tablette Fortekor 5mg. Dh. wir sind bei morgens Fortekor 1/2 5mg-Tablette/30 Minuten später Semintra/Nachmittags 1 x Tablette Dimazon sowie abends dann wieder 1/2 Tablette Fortekor 5mg + 1 Dimazon zur Nacht. Die Spritzen wenden wir an, wenn die Atmung besonders auffällig ist und wird anstelle einer Dimazon-Dosis verabreicht.

In der letzten Woche schlugen sämtliche Medis nicht mehr an und wir sind direkt zur Notsprechstunde; er kam ersteinmal zur Stabilisierung ins Sauerstoffzelt und dann erst wurden weitere Untersuchungen durchgeführt (Röntgen/Ultraschall). Ein Thoraxerguss wurde festgestellt und 180 ml Flüssigkeit entnommen. Sehr geschwächt aber stabil haben wir ihn mit nach Hause genommen. Die Atmung des Katers ist viel ruhiger. Was wir festgestellt haben, dass er seltsame Brummgeräusche (fast wie ein Mops-Hund) macht, wenn er sich bewegt oder dreht... Er interessiert sich sehr für Futter, möchte aber nur wirklich wenige Dinge annehmen, hat aber offensichtlich Hunger. Wir werden ihn heute Abend erneut vorstellen, ob er ggf. eine Entzündung im Hals/mund-Bereich hat, da wir annehmen, dass er nicht kauen kann und ggf. Schmerzen im Mund/Halsbereich hat. Er schläft viel, ist allerdings nach wenig Anstrengung auch schnell wieder aus der Puste und atmet durchs offene Mäulchen. Wenn er sich dann hinlegt und ruht, beruhigt es sich nach einiger Zeit. Allerdings kann er oft nicht entspannt liegen, da er dann wieder an Atemnot leidet, so dass er meist gerade auf dem Bauch liegt (wie Sphinx).

Haben Sie Erfahrungen mit dem SUC-Komplex von Heel? Weiter überlegen wir, ob wir ihm einen Gefallen tun könnten mit der Verabreichung von B12, um den Appetit wieder zu steigern? Diesen könnten wir ihm auch unter die Haut spritzen, das haben wir gelernt. Welche Dosis würden Sie für angemessen halten? Der Kater wiegt nunmehr nur noch 4 kg, ist sehr geschwächt.

Vielen Dank für eine Antwort.

Freundliche Grüße
Bianca
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von Kardio »

Hallo!

Es tut uns sehr Leid, dass Ihr Kater so krank ist.

Leider handelt es sich bei einer HCM um eine progressive Herzerkrankung. Mittels der entwässernden Therapie kann man die Tiere über eine gewisse Zeit stabilisieren. Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, wird auch immer mehr Entwässerung notwendig und die Phasen, in denen die Tiere stabil sind werden kürzer. Irgendwann hat man leider den Punkt erreicht, an dem das Tier nicht mehr ausreichend auf die Therapie anspricht und außerdem stark abbaut.
Haben die Herzpatienten zusätzlich eine Nierenerkrankung so verschärft sich die Problematik, da die lebensnotwendige Entwässerungstherapie die Nierenfunktion beeinträchtigt.

Wie Sie es schildern, ist Ihre Katze anscheinend in einem fortgeschrittenen Stadium der Herzerkrankung und spricht nur noch wenig auf die Entwässerung an.

Durch die höhere Dosierung von Dimazon werden Blutsalze über den Urin verloren. Dadurch kann der Kaliumspiegel im Blut absinken, was zu einem reduzierten Appetit und auch einem reduzierten Allgemeinbefinden führen kann. Deshalb sollte bei Herzpatienten regelmäßig der Kaliumwert überprüft werden und falls nötig zugefüttert werden.
Wenn Ihre Katze jedoch weiterhin Atemnot zeigen sollte (Verharren in Brust-Bauch-Lage, Maulatmung, erhöhte Atemfrequenz in Ruhe) dann muss erst diese Atemnot behandelt werden.

Das von Ihnen beschriebene Präparat von Heel ist ein homöopathisches Mittel, das die Nierenfunktion unterstützen soll. Es kann ergänzend zu der bereits verabreichten Therapie gegeben werden, kann die bisherige Therapie jedoch keinesfalls ersetzen. Bitte besprechen Sie dies jedoch auch mit Ihrem behandelnden Tierarzt, da nur er alle Untersuchungsbefunde kennt.

Wir empfehlen Ihnen außerdem mit Ihrem Tierarzt zu besprechen, ob Ihr Kater immer noch Atemnot zeigt und ob die Dimazon-Dosis noch erhöht werden kann/soll. Des Weiteren besteht bei Patienten, die nicht mehr gut auf Dimazon ansprechen die Option, ein weiteres Entwässerungsmedikament hinzuzufügen (z. B. Hydrochlorothiazid).

Wir wünschen Ihnen viel Kraft und alles Gute!
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
biba
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Registriert: Mo Jun 26, 2017 8:48 am

Re: Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von biba »

Guten Morgen nach München,

vielen Dank für Ihre Nachricht und die Antwort.

Ich möchte Ihnen gern einen Stand geben: Ich hatte ja das brummen (analog Mops-Hund) beschrieben. Meine Vermutung lag bei einer Rachententzündung, was die TAin vor zwei Tagen bestätigte. Da ein AB sicherlich das Mittel erster Wahl gewesen wäre bei jedem gesunden Kätzchen, jedoch nicht bei unserem geschwächten Katerlein, hatte ich mich für den homöopathischen Weg entschieden und ihm viel Ruhe gegeben (wie wir auch brauchen bei einer Grippe/starken Erkältung mit üblen Halsweh) und ihm Angin Heel verabreicht. Tatsächlich wird das Brummen weniger, er bekommt besser Luft, Appetit usw. kehrt auch zurück. Heute den 3. Tag SUC unter die Haut gespritzt. Seltsamerweise lässt er sich diese Spritze gern gefallen ;-) Der Kater wirkt zufriedener und nimmt wieder am Leben teil. (Über Tag wenn wir arbeiten wird natürlich viel geschlafen und so soll das ja auch sein.)

An der Dimazon- und Fortekor-Dosis haben wir bislang nichts geändert. (Morgens 1/2 Tablette und abends 1/2 Tablette) Allerdings beobachte ich einfach, dass er morgens und abends nach der Gabe sich prima von der Atmung darstellt.... für so ab 14.00/15.00 Uhr bis zum Abend hin würde ich ihm am liebsten noch ein Präparat verabreichen. Leider sind wir mit den 5 mg/Tag für die Katze am Limit angekommen und die TAin würde ungern ein weiteres Präparat geben. Kaliumdefizit hatte ich auch bereits angesprochen. Die Ärztin möchte den Kater ungern stressen mit Blutabnahme derzeit; ich habe ja die Hoffnung, dass er bald weitaus stabiler ist, so dass eine Blutentnahme möglich ist.

Wir sind derzeit recht zufrieden für ihn/mit ihm.... nur die Qualität der Atmung am Tag zwischen den Fortekor-Gaben ... da würde ich mir mehr für ihn wünschen. Habe jetzt schon über die Gabe von Cranolin einiges gelesen. Haben Sie hierzu bereits Erfahrungen bzw. verabreichen Sie das Präparat?

Ich sende Ihnen herzliche Grüße und Danke Ihnen für eine Antwort.

Viele Grüße
Bianca
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von Kardio »

Hallo,

bei Cralonin handelt es sich um ein homöopathisches Mittel von Heel, das die Herzfunktion unterstützen soll. Es kann ergänzend zu der bereits verabreichten Therapie gegeben werden, kann die bisherige Therapie jedoch, ebenfalls wie SUC, keinesfalls ersetzen! Bitte besprechen Sie dies auch mit Ihrem behandelnden Tierarzt, da nur er alle Untersuchungsbefunde kennt.

Idealerweise können Sie bei Ihrem Kater die Ruheatemfrequenz zählen. Diese sollte konstant nicht mehr als 30 Atemzüge pro Minute betragen. Hierbei zählt einmaliges Heben und Senken des Brustkorbes als 1 Atemzug. Sollte die Ruheatemfrequenz kontinuierlich erhöht sein, wenden Sie sich bitte erneut an Ihren behandelnden Tierarzt. Eine erhöhte Ruheatemfrequenz kann nämlich beispielsweise durch ein erneutes Lungenödem hervorgerufen werden und bedarf dann einer Dosierungsanpassung der Entwässerungsmedikamente. Zur Diagnose eines Lungenödemes sollten Röntgenbilder vom Brustkorb angefertigt werden.

Wir wünschen Ihrem Kater alles Gute
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
biba
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Registriert: Mo Jun 26, 2017 8:48 am

Re: Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von biba »

Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich möchte Ihnen sehr gern ein Update geben über das Befinden unseres Katers:
Seit nunmehr knapp zwei Wochen erhält unser Kater zu den bereits benannten Medis (Fortekor/Semintra/Dimazon) von uns eine homöopathische Unterstützung. Ausdrücklich schreibe ich hier, dass wir diese verordneten Medikamente auch nicht ersetzen möchten, da wir zum Stadium der HCM unseres Katers hier solche Versuche nicht starten möchten sondern unser Fokus weiterhin wirklich auf die Lebensqualität für die ihm bleibdene Zeit legen möchten, dh. gute Schlafqualität, keine Pressatmung/Atemnot usw.

Er bekommt von uns seit knapp 2 Wochen zweimal wöchentlich Cor Suis Comp. sowie Ren Suis injeel unter die Haut gespritzt. SUC unter die Haut erhält er weiterhin täglich. Weiterhin geben wir ihm 2-3/täglich jeweils 1 Tablette Strophantus sowie Apocynum D2. Bereits ab dem ersten Tag dieser zusätzlichen Gaben konnten wir eine deutliche!!! Verbesserung seines gesamten Zustandes vermerken. Er liegt wieder richtig entspannt und angenehm und muss nicht ständig nur auf dem Bauch liegen. Seine Atmung ist viel unauffälliger geworden und es geht ihm insgesamt viel besser. Er frisst wieder sehr gut und hat an Gewicht sichtbar zugelegt. Wir freuen uns, dass wir das Kerlchen jetzt so "eingestellt" haben mit dieser Mischung aus Medis um Homöopathischen Mitteln, dass es ihm wirklich gut geht.

Eine kleine Frage wollte ich noch loswerden: Wenn er eine etwas größere Runde (also wenn ich von größere Runde spreche meine ich mal länger als 10 Minuten, mehr traut er sich für normal nicht zu), ist er doch schon sehr aus der Puste und muss im Garten Pausen einlegen. Wenn er dann an sein Plätzchen zurückkehrt, ist er aus der Puste wie wir nach einem Jogginglauf. Es beruhigt sich dann in so 10-12 Minuten und danach wird dann geschlafen. Wie stehen die Chancen, dass er seine eigene Kondition wieder steigern wird (ist ja so schlecht seit der Punktion der 180 ml Flüssigkeit - klar - aus der Brust) oder ist bei HCM-Katzen eigentlich der Trend eher nur in Richtung schlechter als besser? Ich würde es einfach nur gern verstehen wollen und kann darüber in der Literatur nicht viel finden und wäre Ihnen dankbar.

Vielen Dank und viele Grüße
Bianca
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Kater, ca. 16 Jahre alt HCM/CNI

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Es freut uns zu hören, dass es Ihrem Kater unter der aktuellen Therapie gut zu gehen scheint. Da sich Ihr Kater in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Herzerkrankung befindet, ist es zu erwarten, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist größere Leistung zu bringen. Deshalb ist es nichts ungewöhnliches, wenn er nur noch kleine Runden gehen möchte und sich öfter Pausen gönnen müssen. Aus diesem Grund empfehlen wir, dass Herzpatienten keine Leistung abgefordert werden soll, sondern dass die Tiere am besten selber entscheiden, wie viel Leistung sie bringen möchten und können. Manchmal kann bei einigen Patienten jedoch durch eine Anpassung der medikamentösen Therapie eine vorübergehende Verbesserung der Leistungsfähigkeit erreicht werden. Deshalb rate ich Ihnen sich diesbezüglich mit Ihrem behandelnden Tierarzt zu besprechen inwieweit eine Anpassung sinnvoll und notwendig ist, da er Ihren Kater und alle Befunde am besten kennt.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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