Zweitmeinung sinnvoll?

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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DSenn
Beiträge: 2
Registriert: Sa Jan 17, 2015 10:13 pm

Zweitmeinung sinnvoll?

Beitrag von DSenn »

Unsere 15jährige kastrierte Katze Sara leidet seit kurz nach Weihnachten an gel. Husten , Dyspnoe (manchmal mit Bauchmuskulatur) und Tachypnoe(frequenzca44-48/min). Bei Entspannung und im Schlaf 33/min.Der Husten tritt nach psychischer Belastung und gel nach körperlicher Belastung auf(Kater ärgert oder jagt sie, einmal beim Spielen, sehr selten in Ruhe). Beide Katzen hatten schon mal im November gehustet, dann nochmals um Weihnachten. Aufgrund des Beladtungshustens stellte ich sie Notfallmediziner beim TÄ vor. (3.1.) sie wurde auf eine Atemwegserkrankungen behandelt, bei verschärftem Atemgeräusch, hatte aber Untertemperatur, kein Fieber. Depotantibiose und ein i.m. Schleimlöser sowie Mittel zur immunsystemunterstützung (pulmostat) sowie metacam. Luca ging es auch ohne Behandlung rasch besser. Bei Sara hielt die Symptomatik an. Nach
1Woche erfolgte ein Röntgen der Lunge, das mich (Humanmedizinerin) an eine interstitielle Pneumonie erinnerte. Die Lunge war verschattet, die gefässe, auch die großen, nicht gut sichtbar. Wohl keine Herzvergrösserung. Herz auskultatorisch ok. Der TA gab einen Schleimlöser (bisolvon). Ich hatte den Eindruck, es geht ihr diskret besser,insgesamt aber Wechselnd. Nach einer Woche unveränderte Röntgenkontrolle. Bereits beim ersten Röntgen wurde mir nahegelegt, dass es auch ein Tumor sein könnte. Zuletzt wurde geraten, zuzuwarten, da sie für einen Tumor körperlich zu gut sei. Sie spielt, frisst, steckt und putzt sich. Nur der Husten (eher keuchen im Anfall) ist etwas mehr geworden und blieb trocken.
Der TA Riet mir von einer Untersuchung in der Klinik aufgrund der Belastenden Untersuchungen und der längeren Anfahrt ab. Eigentlich sei sie für einen Tumor zu gut. Bislang erfolgte keine Laborkontrolle und auch kein Herzschall, was mich bei dem sonst so genauen  TÄ verwundert. Wie würde eine weitere Abklärung aussehen, wie belastend wäre das. München ist da 1-1,5h Fahrzeit entfernt.
Vielleicht ist noch zu ergänzen, dass wir aufgrund eines Teppichkäferbefalls Ende Sept. und vor Weihnachten fossiles Plankton hinter den Fußleisten und dem Sofa aufgebracht habe. Sara hat auch ,bei einer pankreasinsuffizienz unter Diät stabil, kein Gewicht abgenommen. Aktuell 3,5 kg.
Herzlichen Dank d.senn
andrealeithner
Beiträge: 39
Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm

Re: Zweitmeinung sinnvoll?

Beitrag von andrealeithner »

Hallo!

Generell ist Husten bei Katzen (anders als beim Hund) in der Regel kein Symptom von kardialer Dekompensation. Husten kann bei der Katze vor allem im Zuge von felinem Asthma auftreten. Andere Differentialdiagnosen der unteren Atemwege sind infektiöse Atemwegserkrankungen (viral, bakteriell, parasitär, mykotisch), chronische Bronchitis oder eine Neoplasie. Ebenso kann ein Problem in den oberen Atemwegen bestehen, ausgelöst durch beispielsweise einen Fremdkörper, eine Laryngitis/Tracheitits oder ebenso eine Neoplasie. Pulmonale Thromembolien können auch zu Husten führen.
Bei Vorliegen eines Herzversagens können Katzen Symptome wie Tachy - oder Dyspnoe (Maulatmung bei der Katze) aufgrund eines Lungenödems oder Pleuralerguss zeigen, sowie eine Zunahme des Bauchumfanges infolge von Aszites. Ebenso können unspezifische Symptome wie Apathie und Anorexie auftreten.
Hinweise auf eine zugrunde liegende Herzerkrankung können Herzgeräusche, Arrhythmien und ein sog. Galopprhythmus bei der Auskulatation sein. Eine normale Auskultation bei der Katze kann eine bestehende Kardiomyopathie jedoch nicht ausschließen, da nicht jede Herzerkrankung mit einem Herzgräusch einhergehen muss bzw. auch dynamische Herzgeräusche (dies bedeutet, dass sie nur bei schnellen Herzfrequenzen zu hören sind) auftreten können.
Das Röntgenbild kann bei Katzen zur Beurteilung der Herzgröße mitunter auch wenig sensitiv sein. So ist nicht in jedem Fall eine eindeutige Vergrößerung des linken Vorhofes im Röntgen darstellbar, wenngleich trotzdem eine kardiale Dekompensation vorliegt.
Die Ruheatemfrequenz bei Katzen sollte nicht dauerhaft über 40 Atemzügen pro Minute bzw. nicht über 30 Atemzügen pro Minute während des Schlafens liegen. Eine Atmung mit Bauchpresse kann auch bei noch "normaler" Atemfrequenz hinweisend auf ein kardiales oder respiratorisches Problem sein. Trotzdem sind dies nur "Richtwerte" und wichtig ist es die normale Ruheatemfreqenz für das individuelle Tier zu ermitteln.
Im Falle eines kardialen Lungenödems kommt es jedoch zu einer progressiven Verschlechterung der Patienten, die ohne medikamentelle Therapie bis zum Tode führen kann.
Leider können wir aus der Ferne, ohne Ihre Katze selbst untersucht zu haben, keine Therapieempfehlungen oder Diagnose stellen.
Eine Möglichkeit für die weitere Aufarbeitung ihrer Katze zusammen mit Ihrem Haustierarzt ist aber die Einleitung eines aktuellen Blutbildes. Zusätzlich kann der kardiale Biomarker NT-proBNP übers Blut bestimmt werden, welcher Hinweise auf das Vorliegen einer bestehenden Herzerkrankung liefern kann.
Um den Husten weiter abzuklären ist die Anfertigung von Röntgenbildern in mehreren Ebenen möglich. Außerdem kann eine Endoskopie in Narkose erfolgen, wobei ebenso Spülproben entnommen werden können. 
Sollte in der klinischen Untersuchung oder aufgrund des NT-proBNP-Wertes Hinweise auf ein möglicherweise zusätzlich bestehendes Herzproblem aufrteten, sollte dies durch eine Echokardiographie weiter abgeklärt werden.
Gerne können Sie auch unter 089/2180 2650 einen Termin in der Medizinischen Kleintierklinik vereinbaren. Seit diesem Jahr gibt es auch spezielle Sprechstunden für Tiere mit Problemen mit dem Respirationstrakt.
Wir hoffen, dass die Ursache der Probleme ihrer Katze bald aufgeklärt werden kann und wünschen alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen,
A.Leithner
Andrea Leithner
Tier
DSenn
Beiträge: 2
Registriert: Sa Jan 17, 2015 10:13 pm

Re: Zweitmeinung sinnvoll?

Beitrag von DSenn »

Sehr geehrte Frau Leitner, ganz herzlichen Dank für Ihre so ausführliche und auch wegweisende Antwort. Ich war heute nochmals bei einem Kollegen, der mir zunächst mit V.a. felinem Asthma eine Kortisontherapie vorschlug, falls das nicht hilft, die Vorstellung in Ihrer Ambulanz. Er hatte wohl schon mehrere Katzen mit einem ähnlichen Röntgenbild, die gut darauf ansprachen. Er meinte, dass für einen Tumor der Grösse der AZ und der äussere Zustand der Katze zu gut sei, was auch unsere StammTÄs so besprochen haben.
Ich hoffe, wir sind auf einem annehmbaren und für Sara guten Weg.
Mit freundlichem Gruß
D. Senn
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