Dekompensierte MI bei 10jähriger Deutscher Dogge

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Lanova
Posts: 16
Joined: Sun Aug 11, 2013 8:10 pm

Dekompensierte MI bei 10jähriger Deutscher Dogge

Post by Lanova »

Im August 2013 wurde bei unserer jetzt 10,5 Jahre alten Deutschen Dogge eine leichte Mitralklappen-Insuffienz festgestellt. 2014 gab es eine 2.Kontrolluntersuchung mit US-Doppler. Eine Medikamentation war bisher nicht erforderlich.
Nun hatten wir seit ein paar Tagen Symptome bemerkt, wie Kurzatmigkeit und ab und zu einzelne Hustenansätze.
Seit 2 Tagen ist der Appetit vermindert, und gestern abend kam es zu einer plötzlichen Ausfallerscheinung:
Der Hund legte sich in nach vorne übergestreckter Haltung hin und reagierte für etwa 2-3 Minuten kaum, so daß wir schon ein Koma befürchteten. Er war aber danach wieder  reaktionsfähig, wenn auch zunächst noch etwas orientierungs-eingeschränkt. Wir sind dann gleich zum Notdienst gefahren. Dort ging man von einem Rückstau in der Lunge aus. Es erfolgte eine Injektion zur Entwässerung und für die vorläufige medikamentöse Behandlung als Einschleich-Dosierung 3 x tägl. 20mg Dimazon + 1 x tägl. 5mg Vasotop.
Der Hund hat über Nacht oft und viel Urin abgesetzt. Es geht ihm deutlich besser.
Nun haben wir einen Diagnose-Termin mit Röntgen und Ultraschall-Doppler in 5 Tagen.

Meine Fragen sind:

1. Raten Sie zur Wahrnehmung des Termins erst in 5 Tagen, oder sollen wir uns um einen kurzfristigeren Termin in der Tierklinik (Duisburg / Kaiserberg) bemühen?
2. Wie ist Ihre Zweitmeinung zu den bis dahin verordneten Medikamenten?
Die Hündin hat ein Gewicht von 56kg.
Für Ihr geschätztes Statement danke ich Ihnen schon jetzt herzlich.
Mit besten Grüßen nach München,
Volker Lantelme
Anna_Fritscher
Posts: 44
Joined: Tue Jul 01, 2014 10:58 am

Re: Dekompensierte MI bei 10jähriger Deutscher Dogge

Post by Anna_Fritscher »

Hallo,

bitte haben Sie Verständnis dass wir keine Diagnosen bestätigen oder individuelle Therapieempfehlungen geben können ohne Ihr Tier selbst untersucht zu haben.

Im Allgemeinen ist es so dass Doggen im Alter dazu neigen eine Dilatative Kardiomyopathie zu entwickeln. Dies ist eine Herzmuskelschwäche, in Folge der sich die Herzkammern so vergrößern können dass es sekundär zu einer Mitralklappeninsuffizienz kommen kann. Es erscheint eher unwahrscheinlich dass eine primäre Klappenveränderung Ursache für die Insuffizienz und die Symptome Ihrer Hündin sind, gänzlich ausschließen können wir es aber natürlich aus der Ferne nicht.

Am besten wäre es Ihre Hündin ausführlich kardiologisch zu untersuchen, mittels Herzultraschall und Kurz- sowie Langzeit-EKG. Ein Röntgenbild wäre wichtig wenn sie immernoch hustet oder Atembeschwerden zeigt um ein mögliches Lungenödem auszuschließen.

Die Ausfallserscheinung die Sie beschreiben könnte eine Art Ohnmachtsanfall gewesen sein, so etwas kann auch durch eine Herzerkrankung vorkommen, z.B. wenn in Folge der Herzerkrankung Rhythmusstörungen auftreten. Wir würden daher auf jeden Fall auch zur Durchführung eines 24-Stunden-EKGs raten, um gefährliche Rhythmusstörungen entdecken und therapieren zu können und damit das Risiko eines plötzlichen Herztods zu senken.

Zu Ihren Fragen:
- Wenn es Ihrer Hündin im Moment gut geht, sie frisst und trinkt und munter ist, ist es wahrscheinlich ausreichend den Termin in 5 Tagen wahrzunehmen. Sollte sich irgendetwas verschlechtern wäre es ratsam sie früher wieder beim Tierarzt vorzustellen.
- Die bisher verordenten Medikamente sind Standartmedikamente zur Therapie der Herzinsuffizienz und damit vermutlich auch bei Ihrer Hündin indiziert, wenn sich der Verdacht auf ein Herzproblem bestätigt. Eventuell müsste die Dosis noch angepasst werden, da Ihre Hündin als Dogge natürlich etwas schwerer ist als ein kleinerer Hund.

Im Falle einer Herzmuskelschwäche wäre ein weiteres Medikament zur Pumpkraftsteigerung wichtig, das Vetmedin (Wirkstoff Pimobendan). Nach der Durchführung der Herzultraschalluntersuchung kann Ihnen der behandelnde Tierarzt sicher mehr Informationen über die optimale Therapieeinstellung geben.

Viele Grüße und alles Gute für Ihre Hündin!
Anna Fritscher
Tier
Lanova
Posts: 16
Joined: Sun Aug 11, 2013 8:10 pm

Re: Dekompensierte MI bei 10jähriger Deutscher Dogge

Post by Lanova »

Hallo Frau Fritscher!
Herzlichen Dank für Ihre geschätzte Antwort.
Wir haben die Hündin umgehend in der Tier-Herzklinik Duisburg untersuchen lassen (wie schon 2 x zuvor im Abstand von jew. einem dreiviertel Jahr).
Nun ist der Zustand seit kurzer Zeit sehr schlecht: linker Ventrikel und linkes Atrium hochgradig dilatiert, mgr Mitralklappeninsuffizienz.
Tägl.Therapie nach Entwässerungsinjektion:
3x 2,5 Dimazon 40mg
2x 1 Kapsel Vetmedin 10mg
2x 3/4 Tabl.Vetmedin 5mg
1x 1,5 Tabl. Vasotop 5mg
1 x 1,5 Tbl. Prilactone 80mg
Kontrolle in 7 Tagen.
Meine Farge ist nun, könnte es die genetisch bedingte DCM sein, obwohl das typische Eintrittsalter dafür bei 4-6 Jahren liegen soll.
Außerdem wurde bei der ersten Untersuchnung Ende August 2013 konstatiert, daß nach Schall-Doppler - Untersuchung kein Hinweis auf DCM zu erkennen gewesen sei bei ggr Mitralinsuffizienz, Papillarmuskeln nicht verstrichen, keine dilatierten Vorhöfe.
Ich danke Ihnen für Ihre Meinung herzlich im voraus.
Wenn auch nur noch symptomatisch verfahren werden kann, ist mir eine Ursachenforschung wichtig, denn
wir haben uns mit der Ernährung und Haltung dieses Hundes außergewöhnlich viel fachlich fundierte Mühe gegeben.
Beste Grüße,
Fam. Lantelme
Anna_Fritscher
Posts: 44
Joined: Tue Jul 01, 2014 10:58 am

Re: Dekompensierte MI bei 10jähriger Deutscher Dogge

Post by Anna_Fritscher »

Hallo,

zu Ihrer Frage:
Es könnte trotzdem eine DCM sein, es ist ja nur ein durchschnittlicher Wert mit den 4-6 Jahren, auch später, oder in seltenen Fällen früher, ist es möglich das die Hunde eine DCM entwickeln können. Die DCM ist eine chronisch progressiv verlaufende Erkrankung, das heisst es entwickelt sich unter Umständen langsam, was vielleicht der Grund ist warum bei Ihrer Hündin 2013 noch keine Veränderungen zu sehen waren.

Ob es sich bei Ihrer Hündin jetzt wirklich um eine DCM handelt oder doch eine Herzklappenerkrankung vorherrschend ist, kann ich leider nicht beurteilen ohne Ihren Hund selbst untersucht zu haben.

Auch andere Ursachen, wie zum Beispiel ein Taurinmangel oder das Auftreten von Rhythmusstörungen, können eine DCM verursachen. Deshalb raten wir je nach Fütterungsvorbericht (auf jeden Fall bei Barfen!) zur Kontrolle des Taurinwertes im Blut und zur Durchführung eines 24-Stunden-EKGs, um mögliche therapiebedürftigen Rhythmusstörungen auschließen zu können.

Ich hoffe Ihre Hündin spricht jetzt gut auf die Therapie an und sie ist bald wieder fit.

Viele Grüße und alles Gute!
Anna Fritscher
Tier
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