Hallo,
ich hätte einige Fragen zur Medikation meiner HCM Katze und hoffe, Sie können mir "aus der Ferne" einen Rat geben...
Bei meinem Kater wurde vor ca. 2 Monaten bei einer Untersuchung "zufällig" HCM festgestellt, d.h. ich war also nicht wegen irgendeiner Auffälligkeit beim TA. Das einzige was mir in der Vergangenheit auffiel war, dass mein Kater etwas müder geworden war, was ich allerdings auf sein Alter zurückgeführt hatte (12 Jahre). Es wurde ein Galopprhythmus festgestellt mit starken
Extrasystolen.
Mein Kater (6,5 kg) bekommt seitdem Fortekor, Atenolol (1/4 2xtägl.) und Furo (1/8 2x tägl.). Alle 3 Tage bekommt er 25 mg ASS.
1. Ich lese auf Ihren Seiten immer wieder, dass Atenolol nur noch bei andauernd hohen Herzfrequenzen gegeben wird - was heißt das konkret? Ab wann sollte Atenolol nicht (mehr) gegeben werden?
2. Mein Kater hatte wie gesagt nie Wasser in der Lunge o.ä. - ich soll ihm aber Furosemid geben. Warum? Wird dieses Mittel auch zur Prophylaxe gegeben und kann man Wasseransammlungen dadurch verhindern?
3. Ab wann setzt man ACE-Hemmer ein?
4. Müssten Sie sich für ein Medikament entscheiden - Â würden Sie Atenolol oder einen ACE-Hemmer geben? Warum?
5. Warum ziehen Sie Clopidogrel dem Aspirin vor? Geben Sie diese Medikamente auch wenn das Tier vorher noch keine Thrombose hatte?
Es ist mir klar, dass Sie ohne Untersuchung der Katze keine Diagnosen stellen können  - das erwarte ich natürlich nicht. Evtl. können Sie mir aber Ihre Meinung zu den o.g. Medikamenten und deren sinnvollen Einsatz geben.
Vielen Dank im voraus für Ihre Bemühungen.
Viele Grüße!
Katze mit HCM
Moderator: j.schöbel
Re: Katze mit HCM
Hallo,
1. Ich lese auf Ihren Seiten immer wieder, dass Atenolol nur noch bei andauernd hohen Herzfrequenzen gegeben wird - was heißt das konkret? Ab wann sollte Atenolol nicht (mehr) gegeben werden?
Atenolol wird zur Reduktion der Herzfrequenz bei einer Einengung des Ausflusstraktes eingestzt. Bei Katzen mit HCM liegt z. B. oft eine dynamische Einengung des Ausflusstraktes vor. Diese Tiere profitieren dann bei hohen Herzfrequenzen von der Gabe des Medikamentes. Eine pauschale Angabe der Herzfrequenz ist schwierig. Daneben ist Atenolol aber auch ein wichtiges Medikament bei Herzrhythmusstörungen, wie sie anscheinend bei ihrem Kater vorliegen.
2. Mein Kater hatte wie gesagt nie Wasser in der Lunge o.ä. - ich soll ihm aber Furosemid geben. Warum? Wird dieses Mittel auch zur Prophylaxe gegeben und kann man Wasseransammlungen dadurch verhindern?
Wir setzen Dimazon i.d.R. nicht als Prophylaxe ein. Es liegt momentan keine Studie vor die zeigen kann dass eine prophylaktische Gabe Vorteile bringt.
3. Ab wann setzt man ACE-Hemmer ein?
Wir setzten ACE-Hemmer ab dem dekompensierten Stadium ein (Wasser auf der Lunge u/o. Aszites oder Pleraerguss). Auch hier existiert keine Studie über Vorteile eine früheren Gabe.
4. Müssten Sie sich für ein Medikament entscheiden - Â würden Sie Atenolol oder einen ACE-Hemmer geben? Warum?
Da es sich um 2 verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungen handelt sollten, wenn erforderlich und möglich, beide Medikamente gegeben werden. Ist die Tabletteneingabe schwierig würde ich die Priorität mit dem behandelnden Tierarzt absprechen. Ich denke  jedoch dass bei einem Tier mit behandlungsbedürftigen Rhythmusstörungen Atenolol sinnvoll ist.
5. Warum ziehen Sie Clopidogrel dem Aspirin vor? Geben Sie diese Medikamente auch wenn das Tier vorher noch keine Thrombose hatte?
Wir verwenden Clopidogrel zur Thrombosprophylaxe wenn ein vergrößerter Vorhof mit einer beginnenden Gerinnselbildung (Smoke)/Thrombus vorliegt. Clopidogrel ist re. sicher und hat z.B. weniger Gastrointestinale Nebenwirkungen als Aspirin. Die Gabe von Aspirin wird in der Literatur beschrieben, wir haben jedoch wenig Erfahrung damit.
Haben sie bereits eine Ultraschalluntersuchung durchführen lassen? Wenn nicht würde ich ihnen das empfehlen. Nur so kann sicher gesagt werden ob ein ACE-Hemmer, Dimazon und eine Thromboseprophylaxe erforderlich sind. Auch eine Schilddrüsenuntersuchung (Bestimmung von T4 im Blut) könnte sinnvoll sein.
Ob und welche Medikamente sinnvoll sind sollte jedoch immer der behandelnde Tierarzt entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
1. Ich lese auf Ihren Seiten immer wieder, dass Atenolol nur noch bei andauernd hohen Herzfrequenzen gegeben wird - was heißt das konkret? Ab wann sollte Atenolol nicht (mehr) gegeben werden?
Atenolol wird zur Reduktion der Herzfrequenz bei einer Einengung des Ausflusstraktes eingestzt. Bei Katzen mit HCM liegt z. B. oft eine dynamische Einengung des Ausflusstraktes vor. Diese Tiere profitieren dann bei hohen Herzfrequenzen von der Gabe des Medikamentes. Eine pauschale Angabe der Herzfrequenz ist schwierig. Daneben ist Atenolol aber auch ein wichtiges Medikament bei Herzrhythmusstörungen, wie sie anscheinend bei ihrem Kater vorliegen.
2. Mein Kater hatte wie gesagt nie Wasser in der Lunge o.ä. - ich soll ihm aber Furosemid geben. Warum? Wird dieses Mittel auch zur Prophylaxe gegeben und kann man Wasseransammlungen dadurch verhindern?
Wir setzen Dimazon i.d.R. nicht als Prophylaxe ein. Es liegt momentan keine Studie vor die zeigen kann dass eine prophylaktische Gabe Vorteile bringt.
3. Ab wann setzt man ACE-Hemmer ein?
Wir setzten ACE-Hemmer ab dem dekompensierten Stadium ein (Wasser auf der Lunge u/o. Aszites oder Pleraerguss). Auch hier existiert keine Studie über Vorteile eine früheren Gabe.
4. Müssten Sie sich für ein Medikament entscheiden - Â würden Sie Atenolol oder einen ACE-Hemmer geben? Warum?
Da es sich um 2 verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungen handelt sollten, wenn erforderlich und möglich, beide Medikamente gegeben werden. Ist die Tabletteneingabe schwierig würde ich die Priorität mit dem behandelnden Tierarzt absprechen. Ich denke  jedoch dass bei einem Tier mit behandlungsbedürftigen Rhythmusstörungen Atenolol sinnvoll ist.
5. Warum ziehen Sie Clopidogrel dem Aspirin vor? Geben Sie diese Medikamente auch wenn das Tier vorher noch keine Thrombose hatte?
Wir verwenden Clopidogrel zur Thrombosprophylaxe wenn ein vergrößerter Vorhof mit einer beginnenden Gerinnselbildung (Smoke)/Thrombus vorliegt. Clopidogrel ist re. sicher und hat z.B. weniger Gastrointestinale Nebenwirkungen als Aspirin. Die Gabe von Aspirin wird in der Literatur beschrieben, wir haben jedoch wenig Erfahrung damit.
Haben sie bereits eine Ultraschalluntersuchung durchführen lassen? Wenn nicht würde ich ihnen das empfehlen. Nur so kann sicher gesagt werden ob ein ACE-Hemmer, Dimazon und eine Thromboseprophylaxe erforderlich sind. Auch eine Schilddrüsenuntersuchung (Bestimmung von T4 im Blut) könnte sinnvoll sein.
Ob und welche Medikamente sinnvoll sind sollte jedoch immer der behandelnde Tierarzt entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier
Re: Katze mit HCM
Hallo Frau Roos,
vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten. Sie haben mir schon sehr geholfen.
Ein Ultraschall wurde bei meinem Kater vorgenommen, auch die Blutwerte wurden gecheckt. War alles super, auch die Schilddrüsenwerte.
Ich wurde von meiner eigentlichen Tierärztin im übrigen auch zu einer Tierkardiologin überwiesen, die diese Untersuchungen vornahm. Ich fühle mich da grundsätzlich absolut in guten Händen, möchte aber dennoch 2 Meinungen einholen.
Ich hätte noch eine Frage zu Furosemid: Wie erwähnt, hatte mein Kater nie Wasser in der Lunge. Welche Voraussetzungen oder welche Diagnose müsste vorliegen, damit Sie in Ihrer Klinik dieses Medikament dennoch geben?
Letzte Frage: Kurz vor der HCM Diagnose wurde eine leichte Arthrose beim Kater festgestellt. Ich habe mir zur Unterstützung das J/D Futter von Hills besorgt. Darf ich ihm dieses Futter geben, da es ja mit einigen Zusätzen versehen ist oder ist es eher kontraindiziert?
Vielen Dank nochmals für Ihre Mühen und viele Grüße!
vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten. Sie haben mir schon sehr geholfen.
Ein Ultraschall wurde bei meinem Kater vorgenommen, auch die Blutwerte wurden gecheckt. War alles super, auch die Schilddrüsenwerte.
Ich wurde von meiner eigentlichen Tierärztin im übrigen auch zu einer Tierkardiologin überwiesen, die diese Untersuchungen vornahm. Ich fühle mich da grundsätzlich absolut in guten Händen, möchte aber dennoch 2 Meinungen einholen.
Ich hätte noch eine Frage zu Furosemid: Wie erwähnt, hatte mein Kater nie Wasser in der Lunge. Welche Voraussetzungen oder welche Diagnose müsste vorliegen, damit Sie in Ihrer Klinik dieses Medikament dennoch geben?
Letzte Frage: Kurz vor der HCM Diagnose wurde eine leichte Arthrose beim Kater festgestellt. Ich habe mir zur Unterstützung das J/D Futter von Hills besorgt. Darf ich ihm dieses Futter geben, da es ja mit einigen Zusätzen versehen ist oder ist es eher kontraindiziert?
Vielen Dank nochmals für Ihre Mühen und viele Grüße!
Re: Katze mit HCM
Hallo,
wir setzten Furosemid ab dem Zeitpunkt des Herzversagens ein. Das heißt, wenn die Tiere ein Lungenödem und/oder freie Flüssigkeit in der Brust oder Bauchhöhle entwickeln.
Als Besitzer kann man diesen Zeitpunkt an erhöhten und zunehmenden Atemfrequenzen in Ruhe erkennen (über 45 Atemzüge pro Minute, wenn das Tier schläft). Weitere Hinweise können verstärkte und angestrengte Atmung sein.
In individuellen Fällen, wo bereits ein sehr stark vergrößerter Vorhof vorliegt und der Verdacht auf ein beginnendes oder bald einsetztendes Lungenödem besteht setzen wir ebenfalls Furosemid ein.
Ohne die Ultraschallbefunde zu kennen kann ich via Internet nicht beurteilen ob eine Therapie erfoderlich ist.
Sie können ihre Katze weiterhin mit J/D füttern.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
wir setzten Furosemid ab dem Zeitpunkt des Herzversagens ein. Das heißt, wenn die Tiere ein Lungenödem und/oder freie Flüssigkeit in der Brust oder Bauchhöhle entwickeln.
Als Besitzer kann man diesen Zeitpunkt an erhöhten und zunehmenden Atemfrequenzen in Ruhe erkennen (über 45 Atemzüge pro Minute, wenn das Tier schläft). Weitere Hinweise können verstärkte und angestrengte Atmung sein.
In individuellen Fällen, wo bereits ein sehr stark vergrößerter Vorhof vorliegt und der Verdacht auf ein beginnendes oder bald einsetztendes Lungenödem besteht setzen wir ebenfalls Furosemid ein.
Ohne die Ultraschallbefunde zu kennen kann ich via Internet nicht beurteilen ob eine Therapie erfoderlich ist.
Sie können ihre Katze weiterhin mit J/D füttern.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Roos
Anja Roos&&Tier