Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Jeanncro
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Joined: Tue Jul 05, 2011 9:47 pm

Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Post by Jeanncro »

Hallo liebes Ärzteteam,

wir waren gestern mit unserem geliebten erst sechs Jahre alten Kater nach vier Wo. Therapie mit Vasotop u. Atenolol zur Kontrolluntersuchung beim Kardiologen. Vor drei Tagen trat bei unserem Kater erstmalig plötzlich eine Schwindelanzeichen nach Stress mit einer anderen Katze auf. Nachdem wir gestern von TA zurückkamen, ist unser Kater gestern Abend zweimal taumelnd einfach zusammengesunken, hat sich die Pfote über die Augen gelegt und blieb erstmal einige Minuten so liegen. Vermutlich war ihm wieder schwindelig.

Die neuen Untersuchungsergebnisse haben uns jedoch sehr geschockt weil die Werte der Echokardiografie sich verschlechtert haben.
Nachstehend der Befund der Kontrolluntersuchung von gestern u. vor vier Wo.:

21.07.11
Anamnese
Schweratmigkeit nicht mehr auffällig, jedoch einmal Schwindelzeichen nach Stress

Klinische Untersuchung
HF 138/min
systolisches Herzgeräusch III/VI

Echokardiographie
     Erhebliche Hypertrophie der linken Hinterwand und linksatriale Stauung, Perikarderguß:
     LA/Ao 1.44, IVSD 6.75 mm. LVPWD 12.49 mm, LVIDD 14 mm. LVIDS 6.5 mm.

Diagnose:
•      Hypertrophe Kardiomyopathie

Beurteilung
•      Es besteht weiterhin eine Herzinsuffizienz, jetzt mit Perikarderguß. Es besteht weiterhin Obstipation bedingt durch eine funktionelle Störung des Mastdarms. Die Befunde erklären die Symptome Erbrechen und Konstipation.

Therapie:
•      
•      Atenolol 25® ¼ Tabl. täglich
•      Vasotop 1.25®  ½ Tbl. täglich
•      Dimazon 10®  2 x 1 über 10 Tage, dann1x1 weiterhin

weiteres Vorgehen:
•      Eine Kontrolluntersuchung soll nach 4 Wochen erfolgen (Kreatinin, Kalium, Herzecho).

zum Vergleich 28.06.11:

Anamnese
Erbrechen nach der Futteraufnahme, Episode mit Schweratmigkeit

Klinische Untersuchung
BCS III
Polypnoe 52/min, gemischte Dyspnoe
HF 180/min
systolisches Herzgeräusch III/VI

Radiologie
     Thorax: Linker Vorhof mit Mitraliszeichen, Pulmonalvene breiter als Rippendurchmesser, milde Hepatomegalie
     
Echokardiographie
     Hypertrophie der linken Hinterwand und linksatriale Stauung: LA/Ao 1.7, IVSD 3.3 mm. LVPWD 11.5 mm, LVIDD 17 mm. LVIDS 5 mm.

Diagnose:
•      Herzinsuffizienz: LV-Hypertrophie, dekompensiert

Therapie:
•      Atenolol 25® ¼ Tabl. Täglich
•      Vasotop 1.25®  ½ Tbl. täglich

Nach Gabe u.a. von 1 Tabl. Dimazon gestern Abend und heute morgen frisst unser Kater seit heute morgen nichts mehr. Man kann zusehen, wie er immer dünner wird und kaum noch belastbar ist.

Wir sind verunsichert, ob die zusätzliche Gabe von Dimazon 10 2 x tägl. über 10 Tage, danach 1x tägl. bei dem diagnostizierten Perikarderguss "richtig" ist.

Ich habe gelesen, dass bei einem Perikarderguss die Flüssigkeit mittels Punktion sofort entfernt werden muss.

Sollen wir nochmal in die Tierklinik fahren?
Würde unser Kater das überhaupt schaffen bzw. verkraften?
Wie ist Ihre Einschätzung? Der Kardiologe sprach davon, dass der Kater ja noch ein paar Jahre leben kann. Auf uns macht der Kater einen anderen Eindruck.

Vorab vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe und freundliche Grüße,

A. u. J. Cronauer
J.Simak
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Joined: Mon Oct 16, 2006 11:26 am

Re: Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Post by J.Simak »

Hallo,

auf die Ferne ist es schwer die Befunde Ihres Katers zu beurteilen. Bei einem Perikarderguss stellt sich die Frage durch was er genau verursacht wurde: ein Perikarderguss (z. B. durch einen Tumor), der die Herzarbeit einschränkt muss punktiert werden. Ein Perikarderguss, der durch einen Riss in einer vergößerten Vorkammer oder durch einen Rückstau verursacht wird, muss unter Umständen nur mit Entwässerungsmedikamenten behandelt werden. Wenn es Ihrem Kater schlecht geht, sollten Sie ihn umgehend nochmal Ihrem Tierarzt vorstellen. Zu den kardiologischen Untersuchungen ist als nächster Schritt eine Blutuntersuchung zu empfehlen, falls die letzte schon längere Zeit zurückliegt. Herzrhythmusstörungen sollten mit einem EKG ausgeschlossen werden. Der behandelnde Tierarzt sollte über das weitere Vorgehen hinsichtlich des Perikardergusses entscheiden.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Jeanncro
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Joined: Tue Jul 05, 2011 9:47 pm

Re: Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Post by Jeanncro »

Sehr geehrte Frau Dr. Simak,

herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Wir haben heute erfahren, dass unser Tierarzt bzw. Kardiologe bis Mitte August in Urlaub ist.

Reicht es, wenn ein EKG und eine Blutuntersuchung beim nä. Kontrolltermin am 18.08. durchgeführt werden?
Hinsichtlich des Perikadergusses hat der Kardiologe nichts bezüglich eines Tumors erwähnt, wohl aber eine Stauung aufgrund des vergrößerten Herzmuskels diagnostiziert.

Ergänzend haben wir in diesem Zusammenhang noch ein paar wichtige Fragen an Sie:

Gehen die Schwächanfälle denn mit der Gabe von Dimazon dann bald zurück?
Wir würden unseren Kater gerne wieder rauslassen, da es ihm mit der Gabe von Dimazon seit vier Tagen doch wieder etwas besser geht und er als Freigänger tagsüber natürlich gerne wieder raus will. Dies hängt aber für uns eng mit der zentralen Frage zusammen, ob durch die verabreichten Medikamente die Chance besteht, dass sich die Vergrößerung des linken Herzmuskels wieder zurückbildet. Wie ist hier Ihre Erfahrung? Oder ist ggf. die Chance auf eine Rückbildung größer, wenn wir unseren Kater im Haus lassen?

Was kann bzw. müssen wir denn tun, sollte wieder plötzlich ein Schwächeanfall auftreten? Den Kater einfach so liegen lassen? Bis jetzt stand er nach ein paar Minuten zwar von alleine wieder auf, jedoch fühlen wir uns jedesmal völlig hilflos.
Wie ist das einzuschätzen?

Für eine erneute Rückantwort wären Ihnen wirklich sehr dankbar!

Mit freundlichen Grüßen

J. u. A. Cronauer
J.Simak
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Joined: Mon Oct 16, 2006 11:26 am

Re: Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Post by J.Simak »

Hallo,

zu Ihren Fragen:

"Reicht es, wenn ein EKG und eine Blutuntersuchung beim nä. Kontrolltermin am 18.08. durchgeführt werden?"
=> Das müssen Sie bitte mit dem behandelnden Tierarzt besprechen, das kann ich auf die Ferne leider nicht beurteilen.

"Gehen die Schwächanfälle denn mit der Gabe von Dimazon dann bald zurück?"
=> Das hängt von der Ursache der Schwächeanfälle, die ja bisher nicht eindeutig geklärt ist, ab. Wenn die Schwächeanfälle mit dem Rückstau von Flüssigkeit zusammenhängen, können sich diese unter Therapie bessern. Wenn zusätzlich eine andere Krankheit vorliegt, hängt es von dieser ab.

"Wir würden unseren Kater gerne wieder rauslassen, da es ihm mit der Gabe von Dimazon seit vier Tagen doch wieder etwas besser geht und er als Freigänger tagsüber natürlich gerne wieder raus will. Dies hängt aber für uns eng mit der zentralen Frage zusammen, ob durch die verabreichten Medikamente die Chance besteht, dass sich die Vergrößerung des linken Herzmuskels wieder zurückbildet. Wie ist hier Ihre Erfahrung? Oder ist ggf. die Chance auf eine Rückbildung größer, wenn wir unseren Kater im Haus lassen?"
=> Eine Rückbildung einer Wandverdickung bei HCM normalerweise nicht zu erwarten. Allerdings sollte Freigang die Wand auch nicht weiter verdicken. Normalerweise sollen sich Herzpatienten schonen, allerdings ist Freigang mit Sicherheit ein großer Faktor für die Lebensqualität Ihres Katers. Lebensqualität ist nach unserer Meinung ein sehr wichtiger Faktor. Die meisten Tiere mit sehr schweren Herzerkrankungen schonen sich, wenn nötig, selbst.

"Was kann bzw. müssen wir denn tun, sollte wieder plötzlich ein Schwächeanfall auftreten? Den Kater einfach so liegen lassen? Bis jetzt stand er nach ein paar Minuten zwar von alleine wieder auf, jedoch fühlen wir uns jedesmal völlig hilflos. Wie ist das einzuschätzen?"
=> Generell sollten, wie schon erwähnt, Rhythmusstörungen mit einem EKG ausgeschlossen werden. Wenn sich Ihr Kater nicht schnell von einem Schwächeanfall erholt, sollten Sie ihn umgehend zu einem Tierarzt bringen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Julia Simak
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
Jeanncro
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Joined: Tue Jul 05, 2011 9:47 pm

Re: Kater hat HCM mit Thromboembolie

Post by Jeanncro »

Hallo Frau Dr. Simak,

nochmals vielen Dank für Ihre Antwort.

Leider ist die Krankheitsentwicklung unseres Katers leider nicht besser geworden. Gestern Abend mussten wir ihn als Notfall mit einer Thromboembolie in die TK bringen. Unser Kater hatte gestern Nachmittag Probleme, aufzustehen und sich auf die Hinterpfoten zu setzen. Plötzlich konnte er wieder laufen, nach fünf Stunden lag er nur noch laut und schmerzhaft maunzend auf dem Boden und konnte die rechte Vorderpfote nicht mehr belasten. Atembeschwerden hatte er nicht.
In der TK wurde eine Thromboembolie diagnostiziert, die "gewandert" sei. Im Herzultraschall war jedoch kein Thrombus zu erkennen und der Perikarderguss war auch nicht mehr zu sehen (wir hatten Glück, der TA hatte u.a. das Fachgebiet Kardiologie). Während des Ultraschalls sagte der TA etwas von einem Wert mit "22" bei unserem Kater und das bei "26" sehr häufig Thromben im Herzmuskel abgehen würden.
Ein Blutbild wurde (nach wie vor) nicht erstellt mit dem Hinweis, dass das nicht viel bringen würde, da das Hauptproblem die schwere Herzerkrankung sei, die man einfach behandeln müsse (Zitat: "Ihr Kater stünde auf der Liste für eine Herztransplantation ganz oben")

Es wurde Dimazon und was stabilisierendes injiziert. Zusätzlich weitere Therapie zu den bestehenden Medikamenten:

Dimazon jetzt 40 mg  3 x 1/4 Tabl. tägl.
Aspirin 100 1/8 Tabl. seit gestern alle 3 Tage (max. Dosis)

Der TA sagte, dass der Kater die Thrombose aufgrund des warmen Wetters bekommen hätte und wir mit der Dimazon-Dosis "spielen" sollen, d.h. rauf- bzw. runterdosieren. Das finde ich jedoch etwas schwierig, denn ich will nicht, dass unser Kater auch noch dehydriert.
Was wäre bei Befund und Entwicklung unseres Katers denn die Mindest- und was die Höchstdosis?

Auf meine Frage, ob statt Aspirin die Gabe von Clopidogrel nicht besser wäre, sagte der TA, dass man dies in der Klinik nicht einsetzen würde und man keine Erfahrung damit hätte. Unser Kater hat auch eine milde Hepatomegalie.
Würde das Clopidogrel therapeutisch bei dem schweren Befund unseres Katers noch einen Unterschied machen?
Wenn ja, wer verschreibt mir das?

Es geht unserem Kater seit heute zwar nur mäßig besser, er humpelt noch etwas. Nach Meinung des TA darf er als Freigänger dennoch raus.
Wird die Lähmung der Vorderpfote wieder zurückgehen bzw. sich der Thrombus auflösen?
Wäre es evtl. sinnvoller Heparin zu injizieren? Ich musste meine Katzen schon öfter mal spritzen, insofern wäre das keine Belastung für mich.

Für eine Antwort wäre ich Ihnen nochmal sehr dankbar, denn wir wollen einfach nur das richtige für unseren Kater tun.

Viele Grüße,
J. Cronauer
N.Kasueske
Posts: 81
Joined: Mon Feb 14, 2011 10:41 am

Re: Kater hat HCM jetzt mit Perikarderguss

Post by N.Kasueske »

Guten Tag!
Es ist immer sehr schwierig aus der Ferne so einen Fall zu beurteilen!
Durch einen vergrößerten Vorhof kommt es zu einem langsameren Blutfluss in diesem, welches dann wiederum zu einer erhöhten Gerinnungstendenz und somit zu einer Thrombenbildung führt. Um einer Thrombosebildung vorzubeugen kannn man verschieden Medikament geben, wie bspw. Clopidogrel oder auch Aspirin.
Wir haben nur Erfahrung mit dem Einsatz von Clopidogrel (18,25mg/Katze). Aspirin kann man in einer Dosierung von 5mg/kg alle 72 Std geben.Wie schon erwähnt sind diese Medikamente vorbeugend zu geben. Besteht schon ein Thrombus, muss dieser entweder aufgelöst werden oder in sehr seltenen Fällen können diese sich auch selber wieder lösen.
Furosemid (Dimazon) kann bis zu 5mg/kg 3 x täglich gegeben werden. Dieses Medikament wird aber zur Entwässerung eingesetzt, d.h. wenn das Tier ins Herzversagen rutscht.
Ich würde Ihnen empfehlen, die Therapie mit dem behandelnden Tierarzt zu besprechen, da ich ohne das Tier selber gesehen und untersucht zu haben, leider keine Aussage diesbezüglich treffen kann.

Mit freundlichen Grüsse,
N.Kasüske
Tierärztin
Abteilung für Kardiologie
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