Cardalis bei DCM

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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IagoBrandeis
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Joined: Mon Jan 20, 2025 11:50 pm

Cardalis bei DCM

Post by IagoBrandeis »

Hallo,
bei meiner inzwischen 8-jährigen Deutschen Dogge wurde vor bereits fast 2 Jahren in einem Herzultraschall DCM in der Frühphase (und ohne für mich sichtbare Symptome) festgestellt. Um die Entwicklung zu verlangsamen bekommt er seitdem Vetmedin, was er auch gut verträgt. Bei mehreren Kontroll-Untersuchungen war bisher alles stabil.
Nun haben wir wieder ein Ultraschall machen lassen. Leider spricht der Kardiologe nun von einer Verschlechterung und auch nicht mehr von einer Frühphase der Krankheit. Er empfiehlt deshalb ab sofort zusätzlich Cardalis zu geben.
Mein Hund zeigt allerdings weiter keine Symptome. Ich verstehe es so, dass das Cardalis nun zusammen mit dem Vetmedin ihn möglichst lange weiter stabil halten soll.
Ist es durch Studien oder durch Ihre Erfahrungen belegt, dass die gleichzeitige Gabe von Vetmedin mit Cardalis die Entwicklung der DCM verlangsamen und den Hund länger stabil halten kann? Kann es aufgrund des Ultraschalls sinnvoll sein zusätzlich Cardalis zu geben, obwohl der Hund noch symptomlos ist?
Wie ist Ihre Erfahrung mit Cardalis insbesondere im Hinblick auf die Gefahr eines ansteigenden Kaliumspiegels?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Meinung zu diesem Thema sagen würden.
Vielen Dank im vorraus.
j.friederich
Posts: 231
Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Cardalis bei DCM

Post by j.friederich »

Guten Tag,

Es tut mir leid, von der Erkrankung Ihrer Dogge zu hören. Leider ist das Tückische an der Erkrankung, dass sie erst in einem späten Stadium Symptome zeigen. Im frühen Stadium kann man im Ultraschall bereits Veränderungen feststellen und die Tiere sind aber für die Besitzer noch vollkommen unauffällig. Symptome wie Leistungsinsuffizienz, Husten oder schnelle, angestrengte Atmung treten erst in einem späten Stadium auf, meist dann wenn die Tiere schon ein Lungenödem infolge der DCM haben.
Vetmedin (Pimobendan) ist auf jeden Fall die Therapie der Wahl, um die Pumpkraft zu steigern und das Voranschreiten zu verlangsamen. Das konnte auch in einer Studie bei Dobermännern mit DCM bewiesen werden (PROTECT Studie).
Cardalis beinhaltet einen ACE-Hemmer und Spironolakton. Beide Medikamente hemmen das sogenannte RAAS-System an unterschiedlichen Stellen, wodurch das Blutvolumen generell reduziert und das Herz entlastet wird. Das macht in einem weit fortgeschrittenen Stadium Sinn, vor allem dann wenn schon eine Vorhofvergrößerung vorliegt und die Tiere ein Risiko für eine zeitnahe Dekompensation haben (das heißt, ein Lungenödem entwickeln). Dadurch erhofft man sich, dies hinaus zu zögern. Es gibt allerdings keine aussagekräftige Studie bei Hunden mit DCM, die einen sicheren Benefit beschreibt. Daher obliegt die Entscheidung dem behandelnden Kardiologen*in.
Die Hyperkaliämie kann vor allem dann ein Problem werden, wenn das Medikament zu früh gestartet wird. Das heißt, wenn noch keine massive Herzvergrößerung vorliegt. Wenn das allerdings gegeben ist, ist eine Hyperkaliämie sehr selten.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Dogge alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
IagoBrandeis
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Joined: Mon Jan 20, 2025 11:50 pm

Re: Cardalis bei DCM

Post by IagoBrandeis »

Hallo Frau Dr. Friederich,

zunächst vielen Dank für die schnelle Antwort.

Sie schreiben
Das macht in einem weit fortgeschrittenen Stadium Sinn, vor allem dann wenn schon eine Vorhofvergrößerung vorliegt und die Tiere ein Risiko für eine zeitnahe Dekompensation haben (das heißt, ein Lungenödem entwickeln). Dadurch erhofft man sich, dies hinaus zu zögern.
Was ist in diesem Sinne ein weit fortgeschrittenes Stadium? Ist dies durchaus auch ein noch symptomloser Hund, bei welchem man aber in der Untersuchung feststellt, dass ein entsprechendes Stadium erreicht ist? Oder haben solche Hunde in der Regel auch schon für den Besitzer sichtbare Symptome?

Kann man Cardalis eigentlich mit einer niedrigeren Dosis beginnen, um zu sehen, wie der Hund reagiert und nach einigen Tagen auf die Normal-Dosis gehen? Und wahrscheinlich sollte dann nach einiger Zeit auch das Kalium in einer Blutuntersuchung sicherheitshalber kontrolliert werden.

Vielen Dank.
j.friederich
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Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Cardalis bei DCM

Post by j.friederich »

Guten Tag,

tatsächlich zeigen die Hunde für die Besitzer dann meist noch keine Symptome, sondern es wird im Herzultraschall festgestellt, dass der linke Vorhof schon sehr groß ist und die Gefahr für ein zeitnahes Lungenödem besteht. Die meisten Hunde zeigen erst offensichtliche Symptome, wenn sie schon ein Lungenödem haben.
Normalerweise muss man Cardalis nicht einschleichen. Sie können aber gerne mit einer niedrigeren Dosierung beginnen und dann nach einer Woche auf die Zieldosis steigern. Das Kalium sollte regelmäßig kontrolliert werden, optimalerweise 2 Wochen nach Therapiestart. Wenn aber der Herzbefund schon weit fortgeschritten ist, ist eine Hyperkaliämie dadurch sehr selten.
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
IagoBrandeis
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Joined: Mon Jan 20, 2025 11:50 pm

Re: Cardalis bei DCM

Post by IagoBrandeis »

Hallo,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Es hat sich für mich jetzt noch eine andere Unklarheit ergeben. Vor 2 Jahren hatte ich nach der Diagnose im Herzultraschall und vor dem damaligem Beginn mit Vetmedin den Troponin I Wert bestimmen lassen. Dieser lag bei 0,19 ng/ml (Referenz 0 - 0,06), was für mich auch eine Bestätigung der DCM -Diagnose im Frühstadium war.

Nun, nach 2 Jahren und der Verschlechterung im Herzultraschall, vor dem Beginn mit Cardalis, habe ich nochmal Troponin I bestimmen lassen und er liegt jetzt bei 0,21 ng/ml. Mich verwundert die nur minimale Erhöhung. Spricht das nicht eher dafür, dass die Krankheit weiterhin stabil ist?

Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dazu nochmal Ihre Meinung sagen könnten. Sehen Sie keinen Widerspruch in der Entwicklung des Troponin I im Vergleich zum plötzlich deutlich schlechteren Herzultraschall? Und natürlich der damit verbundenen Empfehlung nun zusätzlich Cardalis zu verwenden.

Viele Grüße und erneut vielen Dank.
j.friederich
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Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Cardalis bei DCM

Post by j.friederich »

Guten Tag,

das Troponin I ist Teil der Herzmuskelzellen und wird frei, wenn ein Schaden am Herzen auftritt. Dann kann es im Blut gemessen werden und wird daher auch zur Frühdiagnostik von Herzerkrankungen verwendet. Bei einer chronischen Herzerkrankung wie die DCM wird das Troponin meist phasenweise frei und ist in den meisten Fällen nur leicht erhöht. Wenn der Wert sehr stark ansteigen würde, würde das eher für einen sehr akuten Schaden sprechen, wie beispielsweise bei einer akuten Herzmuskelentzündung (oder Herzinfarkt beim Menschen), was eher ein Grund zur Sorge wäre.
Die Entscheidung, ob Cardalis sinnvoll ist, hängt alleine vom Befund des Herzultraschalls ab (wie oben beschrieben) und der Troponin-Wert spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle.
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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