Hallo liebes Team, unser Hund (15 Jahre, kleiner Mischling/schwedischer Vallhund, 8,4kg) hat seit 2022 eine diagnostizierte Mitralklappenendokardiose (B2). Im Februar 2024 verschlechterte sich sein Zustand zum Stadium C1-2.
Vor drei Tagen (sehr heißes Wetter), hatte sich sein Zustand weiterhin verschlimmert. Seine Atemfrequenz stieg auf 80/min an und er hustete ununterbrochen und war völlig schlapp. Der Ultraschalbefund am Freitag, den 28.06.24 zeigte einen Perikarderguss, ebenfalls eine Undichtigkeit in der Trikuspidalklappe und eine Sehnenfadenruptur an der Mitralklappe, die die Verschlimmerung im Februar diesen Jahres auf Stadium C1-2 erklären könnte. Die Lungenauskultation wies auf Flüssigkeit in der Lunge hin. Es hieß, es war ein leichtes „Knattern“ zu hören.
Die Tierärztin stellte eine schlechte Prognose. Es könnte binnen der nächsten Tagen soweit sein, ihn einschläfern zu müssen.
Bereits am Freitag, den 28.06.24 haben wir die Dimazongabe erhöht auf 50mg Furosemid pro Tag (auf 4 Gaben verteilt). Die Atemfrequenz war jedoch immer noch deutlich erhöht auf 70/min. Am Abend konnte er eine kurze Gassi Runde machen und hat wie üblich gegessen und getrunken.
Am Samstag, den 29.06.24 haben wir die Dimazongabe erhöht auf 60mg Furosemid pro Tag (auf 4 Gaben verteilt). Zudem haben wir einen Teelöffel Brennnesselsamen verabreicht, um die Entwässerung zu unterstützen.
Seine Atemfrequenz schwankt sehr stark zwischen 40/min und 70/min. Im Mittelwert 50/min. Er frisst gut. Er trinkt etwas mehr. Entsprechend auch vermehrtes Wasserlassen.. Er geht wie üblich seine kurzen Runden. Am Abend wirkte er gut drauf.
Er hustet nun lediglich noch ca 4 mal am Tag (meist, wenn die Wirkung des Furosemids nachlässt oder er sich in seinem Bett auf dem Rücken/Seite wälzt).
Am Sonntag, den 30.06. haben wir ebenfalls 60mg Furosemid pro Tag + 1 Teelöffel Brennnesselsamen. Seine Atemfrequenz war morgens nach einer 15mg Furosemid kurzeitig bei 26/min im Schlaf. Stieg jedoch wieder rasch an. Im Mittelwert 45/min im wachen Ruhezustand. Er hat sehr viel Elan, wenn er Gassi gehen und spielen möchte, allerdings keine Ausdauer dafür. Er macht verständlicher Weise schnell schlapp und schleppt sich, daher muss man ihn bremsen und zum Rückweg regelrecht zwingen, da er von selber nicht merkt, wann er nicht mehr kann. Gegen Abend hustet er gelegentlich (etwas mehr als am Vortag.) Er hat Hunger und frisst gut. Er trinkt ebenfalls etwas mehr. Entsprechend auch vermehrtes Wasserlassen.
Des weiteren geben wir ihm:
1440mg L-Carnitin/Tag (enstpricht 171mg/KGW pro Tag) 3x am Tag
324mg Flüssigextrakt Crataegus monogyna (entspicht 39 mg/KGW pro Tag) 3x am Tag
1/2 Vetmedin (Pimobendan) 5mg morgens und abends
1 Cardalis (Benazeprilhydrochlorid und Spironolacton) 2,5mg/20 mg morgens
Bislang 40mg pro Tag Dimazon (Furosemid) auf 4 Gaben verteilt, dies war der beste Weg, den Husten einzudämmen.
Nun zu unseren primären Fragen:
Wir haben ihm einmalig ab dem 06.06.24 für 2 Wochen Ginseng als Kur (46mg pro Tag) gegeben. Er wirkte damit vitaler. Sollen wir das erneut versuchen? Ich habe aber Bedenken, dass er in eine Tachykardie rutscht.
Dürfen wir ihm die Brennesselsamen zusätzlich zum Furosemid in diesem Zustand unterstützend geben? Wir haben leider kein neues Blutbild hinsichtlich der Nierenwerte / SDMA. Das letzte war vor einem Monat im Mai.
Wie können wir ihm die restliche Zeit so Beschwerdefrei wie nur möglich machen? Er scheint entgegen der Prognose und dem pathologischen Befund noch lebensfroh zu sein. Wir bekommen allerdings die Atemfrequenz nicht konstant unter 30/min.
Vielen Dank und herzliche Grüsse aus dem Münsterland.
Mitralklappenendokardiose, Perikarderguss
Moderator: j.schöbel
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- Posts: 231
- Joined: Tue Jan 08, 2019 7:18 am
Re: Mitralklappenendokardiose, Perikarderguss
Guten Tag,
es tut mir sehr leid, von der Diagnose Ihres Hundes zu hören.
Ein Perikarderguss kann als Komplikation einer Mitralklappenendokardiose als Folge einer Vorhofruptur auftreten. In diesem Fall sollte evaluiert werden, ob eine Tamponade des Herzens durch den Erguss vorliegt und der Erguss gegebenenfalls auch abgezogen werden muss. Im Falle einer Tamponade ist der Zufluss zum Herzen reduziert, was einen verminderten Herzauswurf zur Folge hat und somit zu Schwäche, Tachykardie, aber auch einer erhöhten Atemfrequenz führen kann.
Wenn der Perikarderguss nicht zu einer Tamponade führt, kann ein persistierendes Lungenödem die erhöhte Atemfrequenz erklären. Furosemid ist ein Schleifendiuretikum, dass nur an einer bestimmten Stelle in der Niere wirkt. Eine permanente Dosissteigerung hat somit bei einer höheren Dosis keinen/kaum Effekt, wenn alle Rezeptoren bereits blockiert sind. Alternativ kann auf Torasemid umgestellt werden. Dies hat den gleichen Wirkmechanismus wie Furosemid, wirkt allerdings 20-fach potenter und muss nicht 4 mal täglich gegeben werden.
Im nächsten Schritt kann eine sogenannte sequentielle Nephronblockade eingesetzt werden. Hierbei wird die Wasserresorption an verschiedenen Stellen blockiert und somit die Ausscheidung gefördert. Daher wird Furosemid/Torasemid mit anderen Diuretika kombiniert, wie in Ihrem Fall Cardalis. Außerdem kann noch ein drittes Diuretikum (Hydrochlorothiazid) ergänzt werden. Brennesselsamen können auch zusätzlich gegeben werden.
Ginseng kann gelegentlich angewendet werden, sollte aber keine Dauertherapie sein.
Wir bitten die genaue Dosierung mit Ihrem behandelnden Kardiolog*in zu besprechen und wünschen weiterhin alles Gute!
es tut mir sehr leid, von der Diagnose Ihres Hundes zu hören.
Ein Perikarderguss kann als Komplikation einer Mitralklappenendokardiose als Folge einer Vorhofruptur auftreten. In diesem Fall sollte evaluiert werden, ob eine Tamponade des Herzens durch den Erguss vorliegt und der Erguss gegebenenfalls auch abgezogen werden muss. Im Falle einer Tamponade ist der Zufluss zum Herzen reduziert, was einen verminderten Herzauswurf zur Folge hat und somit zu Schwäche, Tachykardie, aber auch einer erhöhten Atemfrequenz führen kann.
Wenn der Perikarderguss nicht zu einer Tamponade führt, kann ein persistierendes Lungenödem die erhöhte Atemfrequenz erklären. Furosemid ist ein Schleifendiuretikum, dass nur an einer bestimmten Stelle in der Niere wirkt. Eine permanente Dosissteigerung hat somit bei einer höheren Dosis keinen/kaum Effekt, wenn alle Rezeptoren bereits blockiert sind. Alternativ kann auf Torasemid umgestellt werden. Dies hat den gleichen Wirkmechanismus wie Furosemid, wirkt allerdings 20-fach potenter und muss nicht 4 mal täglich gegeben werden.
Im nächsten Schritt kann eine sogenannte sequentielle Nephronblockade eingesetzt werden. Hierbei wird die Wasserresorption an verschiedenen Stellen blockiert und somit die Ausscheidung gefördert. Daher wird Furosemid/Torasemid mit anderen Diuretika kombiniert, wie in Ihrem Fall Cardalis. Außerdem kann noch ein drittes Diuretikum (Hydrochlorothiazid) ergänzt werden. Brennesselsamen können auch zusätzlich gegeben werden.
Ginseng kann gelegentlich angewendet werden, sollte aber keine Dauertherapie sein.
Wir bitten die genaue Dosierung mit Ihrem behandelnden Kardiolog*in zu besprechen und wünschen weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Re: Mitralklappenendokardiose, Perikarderguss
Vielen Dank für Ihre rasche Antwort.
Laut Killich, Kleintierkardiologie (ISBN 9783132199910 © 2019 Georg Thieme Verlag) ist dem Furosemid ein bronchodilatatorischer Effekt nachgewiesen (S. 211/8.2 Diuretika).
Allerdings finde ich keinerlei Informationen darüber, ob Torasemid selbigen Effekt hat.
Wir Sie darüber näheres?
Falls sein Husten nicht durch ein Lungenödem ausgelöst wird, befürchte ich, dass wir im Falle eines Wechsels auf Torasemid, diesen bronchodilat. Effekt, mit dem wir sein Husten bis auf wenige Male aktuell reduzieren können, verlieren.
Erfolgt der Ausschluss einer Tamponade des Herzens aus der Ultraschalldiagnostik heraus? Kann die Tamponade auch zu vermehrten Hustenanfällen führen oder spricht dafür eher ein Lungenödem?
Wäre es notwendig weitere bildgebende Verfahren einzusetzen, wie z.B. eine Röntgenaufnahme der Lunge, um zu sehen, in welchem Umfang das Lungenödem vorliegt?
Kann man im Falle einer Punktion/Perikardiozentese (die wir ihm natürlich ersparen wollen) abschätzen, in welchem Zeitraum sich der Erguss erneut bildet? Ist der Eingriff mit besonderen Risiken hinsichtlich seines Alters und dem fortgeschrittenem Stadium seiner Krankheit, verbunden?
Und zuletzt, bewirken wir vielleicht mit Baldrian, dass er etwas „runterfährt“ und zunächst entspannt?
Laut Killich, Kleintierkardiologie (ISBN 9783132199910 © 2019 Georg Thieme Verlag) ist dem Furosemid ein bronchodilatatorischer Effekt nachgewiesen (S. 211/8.2 Diuretika).
Allerdings finde ich keinerlei Informationen darüber, ob Torasemid selbigen Effekt hat.
Wir Sie darüber näheres?
Falls sein Husten nicht durch ein Lungenödem ausgelöst wird, befürchte ich, dass wir im Falle eines Wechsels auf Torasemid, diesen bronchodilat. Effekt, mit dem wir sein Husten bis auf wenige Male aktuell reduzieren können, verlieren.
Erfolgt der Ausschluss einer Tamponade des Herzens aus der Ultraschalldiagnostik heraus? Kann die Tamponade auch zu vermehrten Hustenanfällen führen oder spricht dafür eher ein Lungenödem?
Wäre es notwendig weitere bildgebende Verfahren einzusetzen, wie z.B. eine Röntgenaufnahme der Lunge, um zu sehen, in welchem Umfang das Lungenödem vorliegt?
Kann man im Falle einer Punktion/Perikardiozentese (die wir ihm natürlich ersparen wollen) abschätzen, in welchem Zeitraum sich der Erguss erneut bildet? Ist der Eingriff mit besonderen Risiken hinsichtlich seines Alters und dem fortgeschrittenem Stadium seiner Krankheit, verbunden?
Und zuletzt, bewirken wir vielleicht mit Baldrian, dass er etwas „runterfährt“ und zunächst entspannt?
Last edited by Kris on Mon Jul 01, 2024 6:29 pm, edited 1 time in total.
Re: Mitralklappenendokardiose, Perikarderguss
Guten Tag,
der bronchiodilatative Effekt ist bei Torasemid nicht identisch mittels Studien nachgewiesen, jedoch ist dieser ebenso bei Furosemid mild. Bei Vorliegen beispielsweise eines Tracheal- oder Bronchialkollaps kann daher gegebenen Falles das Xanthinderivat Theophyllin medikamentell ergänzt werden, welches einen deutlichen bronchiodilatativen Effekt aufweist.
Steht der Husten in Zusammenhang mit einer Kongestion (einem kardiogenen Lungenödem oder Pleuralerguss), so ist Torasemid deutlich potenter und hat einen sehr guten diuretischen Effekt.
Eine Herzbeuteltamponade ebenso wie der Perikarderguss selbst wird über einen Herzultraschall zu beurteilen.
Ein Lungenödem ist bestenfalls mit einer Röntgenaufnahme des Brustkorbes zu bestätigen, man kann jedoch im Ultraschall bereits Hinweise hierfür feststellen.
Im Falle einer Perikardiozentese kann man durch Vergleichen der Ultraschallbilder in der Regel detektieren, inwiefern sich Erguss nachbildet. Man sollte jedoch im Falle einer atrialen Ruptur (Vorhofruptur) gut abwägen, in welchem Umfang man den Perikarderguss albpunktiert, da es zum Verschluss des Defektes sinnvoll ist, etwas Residualerguss zu belassen und den Erguss nicht vollständig abzupunktieren.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
der bronchiodilatative Effekt ist bei Torasemid nicht identisch mittels Studien nachgewiesen, jedoch ist dieser ebenso bei Furosemid mild. Bei Vorliegen beispielsweise eines Tracheal- oder Bronchialkollaps kann daher gegebenen Falles das Xanthinderivat Theophyllin medikamentell ergänzt werden, welches einen deutlichen bronchiodilatativen Effekt aufweist.
Steht der Husten in Zusammenhang mit einer Kongestion (einem kardiogenen Lungenödem oder Pleuralerguss), so ist Torasemid deutlich potenter und hat einen sehr guten diuretischen Effekt.
Eine Herzbeuteltamponade ebenso wie der Perikarderguss selbst wird über einen Herzultraschall zu beurteilen.
Ein Lungenödem ist bestenfalls mit einer Röntgenaufnahme des Brustkorbes zu bestätigen, man kann jedoch im Ultraschall bereits Hinweise hierfür feststellen.
Im Falle einer Perikardiozentese kann man durch Vergleichen der Ultraschallbilder in der Regel detektieren, inwiefern sich Erguss nachbildet. Man sollte jedoch im Falle einer atrialen Ruptur (Vorhofruptur) gut abwägen, in welchem Umfang man den Perikarderguss albpunktiert, da es zum Verschluss des Defektes sinnvoll ist, etwas Residualerguss zu belassen und den Erguss nicht vollständig abzupunktieren.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München