Guten Abend,
Bei unserer damals 1,5jährigen Cavalier King Charles Hündin wurde ein Herzklappenfehler festgestellt. Inzwischen ist sie 5 Jahre und nimmt seit einem Jahr Cardisure 2x1/2 Tablette. Beim letzten Ultraschall im März waren alle Werte unverändert, allerdings leidet die Klappe immer mehr und wird irgendwann nicht mehr richtig schließen. Sicherheitshalber hat uns der TA deshalb Entwässerungstabletten mitgegeben, um ihr im Notfall helfen zu können. Gleichzeitig sollte ich die Herzfrequenz 10 Tage regelmäßig messen.
Diese lag immer bei 18 bis 20 was für den TA dann völlig im grünen Bereich war. Das mitgeben der Tabletten hat mich allerdings sehr verunsichert. Die Werte sind alle so geblieben, aber sicherheitshalber die Tabletten. Nur zir Prophylaxe. Das ist für mich schwer zu verstehen.
Kann es trotzdem sehr schnell zu einem Lungenödem kommen? Und dann lese ich von max. einem Jahr Überlebenszeit. Ist das so?
Seit ein, zwei Tagen hustet Emmi auch vermehrt. Das kann ich jetzt gar nicht einschätzen. Heute bei Aufregung, als ich nach Hause kam. Beim Spaziergang ist sie wild getobt ohne Husten.
Ja, ich bin verunsichert und habe Angst, Emmi jetzt sehr schnell zu verlieren. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen oder mir sagen woran ich eine Verschlechterung merke.
Vielen Dank!
Große Sorgen um Cavalier
Moderator: j.schöbel
Re: Große Sorgen um Cavalier
Guten Tag,
es tut uns Leid von der Diagnose Ihres Hundes zu hören!
Da Cavalier King Charles Spaniels eine Rasseprädisposition besitzen, gehe ich von der Diagnose einer Mitralklappenendokardiose bei Emmi aus!?
Hierbei handelt es sich um eine degenerative Klappenerkrankung, infolge derer die Atrioventrikularklappen, insbesondere die der linken Seite (die Mitralklappe), sich verdicken und insuffizient (undicht) werden. Bei CKCS kann diese Erkrankung bereits recht früh eintreten.
Da es sich um eine mit dem Alter fortschreitende Erkrankung handelt, kann es bei zunehmender Klappenundichtigkeit zu einer Vergrößerung der v.a. linken Kammer sowie des linken Vorhofes kommen. Sollte keine weitere Dehnung / Vergrößerung des Vorhofes möglich sein, so kommt es im fortgeschrittenen Stadium zu einem Rückstau in den Lungenkreislauf unter Ausbildung eines kardiogenen Lungenödems. Dies ist anhand einer erhöhten Atemfrequenz in Ruhe klinisch bemerkbar.
Im Stadium B1 befinden sich die Herzdimensionen im Normalbereich, es liegt demnach keine Vergrößerung von Kammer oder Vorhof vor. In diesem Stadium ist keine Therapie notwendig.
Im Stadium B2 liegt eine Vergrößerung der linken Kammer und des linken Vorhofes vor, Symptome wie eine erhöhte Atemfrequenz oder kardiogen bedingter Husten bestehen jedoch nicht. In diesem Stadium beginnt man mit einer Therapie (Pimobendan - bekannt unter dem Handelsnahmen Vetmedin oder Cardisure). Bei Pimobendan handelt es sich um einen Inodilatator, der Studien zufolge die Zeit bis zum kongestiven Herzversagen, sprich der Ausbildung eines Lungenödems, um durchschnittlich ca. 15 Monate verlängert.
Im Stadium C treten Symptome kongestiven Herzversagens ein. Dies kann man anhand der Ruheatemfrequenz detektieren. Erst in diesem Stadium ist eine dauerhafte Therapie mit Diuretika (Entwässerungsmedikamenten) indiziert. Die Ruheatemfrequenz im Schlaf sollte sich hierbei unter Therapie wieder normalisieren, das heißt unter 30 Atemzügen in der Minute im Schlaf betragen.
Welches Stadium bei Emmi vorliegt und dementsprechend die welche Therapie erforderlich ist, ist anhand der Messungen des Herzultraschalles zu entscheiden.
In der Regel handelt es sich um eine nach und nach fortschreitende Erkrankung. Selten kann es zu einer Ruptur von Chordae Tendinae kommen, wodurch es zu einem plötzlichen Eintritt kongestiven Herzversagens mit Atemnot kommen kann. Gegebenen Falles hat Ihr Kardiologe daher zur Vorsicht bereits Diuretika mitgegeben, sollte dies eintreten, um keine Zeit zu verlieren und direkt eine Therapie zu starten bei Vorliegen einer erhöhten Ruheatemfrequenz.
Husten kann auch extrakardialer, das heißt nicht-herzbedingter, Genese sein. Sollte eine normale Ruheatemfrequenz von im Schlaf gemessenen Werten von unter 30 Atemzügen pro Minute vorliegen, so handelt es sich in der Regel um einen nicht kardial bedingten Husten und es ist eine weitere Abklärung des Respirationstraktes zu empfehlen. Sollte die Ruheatemfrequenz erhöht sein, so empfiehlt sich eine Bestätigung des Vorliegen eines Lungenödems mittels Brustkorbröntgen und bei Bestätigung der umgehende Beginn einer Entwässerungstherapie.
Bei Vorliegen eines massiven Lungenödems, sollte eine intravenöse Entwässerung erwägt werden (Stadium C3), welche nach Stabilisation wieder auf eine orale Therapie umgestellt wird.
Bei leichten Symptomen reicht zum Teil der Beginn einer oralen Entwässerungstherapie (Stadium C2) zur Stabilisation.
Wir wünschen Ihnen und Emmi alles Gute!
es tut uns Leid von der Diagnose Ihres Hundes zu hören!
Da Cavalier King Charles Spaniels eine Rasseprädisposition besitzen, gehe ich von der Diagnose einer Mitralklappenendokardiose bei Emmi aus!?
Hierbei handelt es sich um eine degenerative Klappenerkrankung, infolge derer die Atrioventrikularklappen, insbesondere die der linken Seite (die Mitralklappe), sich verdicken und insuffizient (undicht) werden. Bei CKCS kann diese Erkrankung bereits recht früh eintreten.
Da es sich um eine mit dem Alter fortschreitende Erkrankung handelt, kann es bei zunehmender Klappenundichtigkeit zu einer Vergrößerung der v.a. linken Kammer sowie des linken Vorhofes kommen. Sollte keine weitere Dehnung / Vergrößerung des Vorhofes möglich sein, so kommt es im fortgeschrittenen Stadium zu einem Rückstau in den Lungenkreislauf unter Ausbildung eines kardiogenen Lungenödems. Dies ist anhand einer erhöhten Atemfrequenz in Ruhe klinisch bemerkbar.
Im Stadium B1 befinden sich die Herzdimensionen im Normalbereich, es liegt demnach keine Vergrößerung von Kammer oder Vorhof vor. In diesem Stadium ist keine Therapie notwendig.
Im Stadium B2 liegt eine Vergrößerung der linken Kammer und des linken Vorhofes vor, Symptome wie eine erhöhte Atemfrequenz oder kardiogen bedingter Husten bestehen jedoch nicht. In diesem Stadium beginnt man mit einer Therapie (Pimobendan - bekannt unter dem Handelsnahmen Vetmedin oder Cardisure). Bei Pimobendan handelt es sich um einen Inodilatator, der Studien zufolge die Zeit bis zum kongestiven Herzversagen, sprich der Ausbildung eines Lungenödems, um durchschnittlich ca. 15 Monate verlängert.
Im Stadium C treten Symptome kongestiven Herzversagens ein. Dies kann man anhand der Ruheatemfrequenz detektieren. Erst in diesem Stadium ist eine dauerhafte Therapie mit Diuretika (Entwässerungsmedikamenten) indiziert. Die Ruheatemfrequenz im Schlaf sollte sich hierbei unter Therapie wieder normalisieren, das heißt unter 30 Atemzügen in der Minute im Schlaf betragen.
Welches Stadium bei Emmi vorliegt und dementsprechend die welche Therapie erforderlich ist, ist anhand der Messungen des Herzultraschalles zu entscheiden.
In der Regel handelt es sich um eine nach und nach fortschreitende Erkrankung. Selten kann es zu einer Ruptur von Chordae Tendinae kommen, wodurch es zu einem plötzlichen Eintritt kongestiven Herzversagens mit Atemnot kommen kann. Gegebenen Falles hat Ihr Kardiologe daher zur Vorsicht bereits Diuretika mitgegeben, sollte dies eintreten, um keine Zeit zu verlieren und direkt eine Therapie zu starten bei Vorliegen einer erhöhten Ruheatemfrequenz.
Husten kann auch extrakardialer, das heißt nicht-herzbedingter, Genese sein. Sollte eine normale Ruheatemfrequenz von im Schlaf gemessenen Werten von unter 30 Atemzügen pro Minute vorliegen, so handelt es sich in der Regel um einen nicht kardial bedingten Husten und es ist eine weitere Abklärung des Respirationstraktes zu empfehlen. Sollte die Ruheatemfrequenz erhöht sein, so empfiehlt sich eine Bestätigung des Vorliegen eines Lungenödems mittels Brustkorbröntgen und bei Bestätigung der umgehende Beginn einer Entwässerungstherapie.
Bei Vorliegen eines massiven Lungenödems, sollte eine intravenöse Entwässerung erwägt werden (Stadium C3), welche nach Stabilisation wieder auf eine orale Therapie umgestellt wird.
Bei leichten Symptomen reicht zum Teil der Beginn einer oralen Entwässerungstherapie (Stadium C2) zur Stabilisation.
Wir wünschen Ihnen und Emmi alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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- Posts: 2
- Joined: Fri Apr 19, 2024 6:27 am
Re: Große Sorgen um Cavalier
Sehr geehrte Frau Schöbel,
vielen vielen Dank für Ihre ausführliche Erklärung und Ihre Zeit.
Ich werde weiterhin regelmäßig die Atemfrequenz messen, hoffe nichts zu übersehen und versuche entspannt zu bleiben. Soweit es mir gelingt.
Viele Grüße, Andrea
vielen vielen Dank für Ihre ausführliche Erklärung und Ihre Zeit.
Ich werde weiterhin regelmäßig die Atemfrequenz messen, hoffe nichts zu übersehen und versuche entspannt zu bleiben. Soweit es mir gelingt.
Viele Grüße, Andrea