Liebes LMU-Team,
ich habe seit knapp 2 Jahren einen Tierheim-Kater, ca. 4-6 Jahre alt.
Im April 2011 wurde ein systolisches Herzgeräusch 4/6 diagnostiziert, das mittels Echokardiographie (Farbdoppler) untersucht wurde. Am 26.01.12 fand die Kontrolluntersuchung statt, bei der eine leichte Verschlechterung festgestellt wurde.
Beurteilung vom 26.01.12 (aus Befund herauskopiert):
Asymmetrische Hypertrophie des linksventriculären Myocards im Bereich des linksventriculären Aus-flusstrakts und der linksventriculären Papillarmuskeln. Im Messbereich leicht erhöhte diastolische Stärke des Ventrikelseptums (>5,5 mm), die gegenüber der Voruntersuchung leicht zugenommen haben.
Systolische Vorwärtsbewegung des septalen Mitralklappensegels (Systolic anterior movement = SAM). Und mgr. Mitralendocardiose/-fibrose. Dadurch bedingt hgr. Mitralinsuffizienz (Grad 4). Ggr. Tricuspidalinsuffizienz (Grad 2).
Milde dynamische Subaortenstenose, die aber gegenüber der Voruntersuchung leicht zugenommen hat.
Leichte Volumenüberladung von linkem Atrium und Ventrikel.
Normale systolische Funktion des linksventriculären Myocards. Der veränderte diastolische Einstrom spricht für eine verminderte Elastizität des Myocards, die Einlagerungen im Ventrikelseptum für myocardiale Umbauvorgänge. Auch die Zunahme der Extrasystolen weist auf ein Fortschreiten Cardiomyopathie hin.
Klassifizierung: NYHA2/CHIEF C2
Nachdem nach der ersten Untersuchung auf eine Medikamentengabe verzichtet wurde, wurde nun die folgende Therapieempfehlung ausgesprochen:
Atenolol 1x 6,25 mg, Furosemid (Dimazon) 2x 5 mg
Das Atenolol bekommt er jetzt zunächst für 1 Woche in halbierter Dosis und soll dann nach Check auf Herzfrequenz/Allgemeinbefinden auf die 6,25 mg heraufgesetzt werden.
Wegen des Furosemids sollen wir nach ca. 6 Wochen zum Check der Elektrolytwerte kommen.
Meine Frage:
Ist das Furosemid Ihrer Einschätzung nach als Dauermedikation in diesem Fall wirklich sinnvoll bzw. notwendig? Ich habe Bedenken, dass es auf die Dauer mehr der Niere schadet als dem Herzen nützt, da ja die Trinkwasserzufuhr nicht kontrolliert wird.
Er trinkt normalerweise eher wenig, so dass ich früher dem Naßfutter immer etwas Wasser beigemischt habe. Wenn ich dies jetzt nicht mehr mache und ihn zusätzlich via Dimazon entwässere...?
Der Kater hat bisher keine Symptome gezeigt und auch keine Probleme mit Flüssigkeitsansammlungen in Lunge o.ä. Ohne das Herzgeräusch, das beim Impftermin auffiel, hätte man nichts bemerkt.
Diese Fragen stelle ich natürlich auch meiner Tierärztin beim nächsten Besuch. Ich würde mich aber über eine zweite Meinung sehr freuen und hoffe, mein Beitrag ist nicht allzu ausufernd geworden.
Herzlichen Dank im Voraus!
HCM - Frage zur Diurese
Moderator: j.schöbel
Re: HCM - Frage zur Diurese
Guten Morgen,
Zusätzliche Information zur HCM können Sie folgendem Link entnehmen: http://www.tierkardiologie.lmu.de/besit ... athie.html
Atenolol ist indiziert bei hoher Herzfrequenz und systolischer Vorwärtsbewegung des septalen Mitralklappensegels (Systolic anterior movement = SAM) und/oder bei Extrasystolen.
Zur Entwässerung - wir empfehlen die Gabe von Medikamenten erst ab der Dekompensation, also wenn sich ein Lungenödem gebildet hat. Ab diesem Stadium ist die Entwässerung jedoch obligat notwendig.
Ob das Furosemid in Ihrem speziellen Fall bereits nötig ist, kann aus der Ferne leider nicht beurteilt werden - unter Umständen hat Ihre Tierärztin weitere Indikationen, die die frühzeitige Gabe unterstützen.
Weiters könnte der Blutdruck und die Nierenwerte evalutiert werden, da Hypertension sekundär zu einer HCM führen kann. Ebenso ist dieser Effekt bei einer Hyperthyreose beschrieben.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
Zusätzliche Information zur HCM können Sie folgendem Link entnehmen: http://www.tierkardiologie.lmu.de/besit ... athie.html
Atenolol ist indiziert bei hoher Herzfrequenz und systolischer Vorwärtsbewegung des septalen Mitralklappensegels (Systolic anterior movement = SAM) und/oder bei Extrasystolen.
Zur Entwässerung - wir empfehlen die Gabe von Medikamenten erst ab der Dekompensation, also wenn sich ein Lungenödem gebildet hat. Ab diesem Stadium ist die Entwässerung jedoch obligat notwendig.
Ob das Furosemid in Ihrem speziellen Fall bereits nötig ist, kann aus der Ferne leider nicht beurteilt werden - unter Umständen hat Ihre Tierärztin weitere Indikationen, die die frühzeitige Gabe unterstützen.
Weiters könnte der Blutdruck und die Nierenwerte evalutiert werden, da Hypertension sekundär zu einer HCM führen kann. Ebenso ist dieser Effekt bei einer Hyperthyreose beschrieben.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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Ludwig-Maximilians-Universit
Re: HCM - Frage zur Diurese
Vielen herzlichen Dank für die schnelle Antwort!
Die Kardiologin möchte das Furosemid rein prophylaktisch geben, um das Herz zu entlasten und der Volumenüberladung von linkem Atrium/Ventrikel entgegenzuwirken. Zumindest hat sie keine andere Indikation erwähnt.
Ich werde dies bei meinem nächsten TA-Besuch Freitag hinterfragen.
Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Fragen tauchen auf, so dass ich eine davon noch im Rahmen dieses Forums stellen möchte:
Aus dem zu schließen was ich mir im Internet erlesen habe, werden bei HCM meist eher ACE-Hemmer verschrieben und nicht so häufig Betablocker wie das Atenolol, das mein Kater bekommt.
Können Sie mir sagen, wann welche Medikamentenklasse eher angemessen ist? Vor allem soll das Atenolol in 'meinem' Fall wohl die Herzfrequenz senken, wenn ich es richtig verstanden habe.
Ich weiß, dass Sie die genauen Befunde für meinen Kater nicht kennen, ich frage eher allgemein.
Danke!
Die Kardiologin möchte das Furosemid rein prophylaktisch geben, um das Herz zu entlasten und der Volumenüberladung von linkem Atrium/Ventrikel entgegenzuwirken. Zumindest hat sie keine andere Indikation erwähnt.
Ich werde dies bei meinem nächsten TA-Besuch Freitag hinterfragen.
Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Fragen tauchen auf, so dass ich eine davon noch im Rahmen dieses Forums stellen möchte:
Aus dem zu schließen was ich mir im Internet erlesen habe, werden bei HCM meist eher ACE-Hemmer verschrieben und nicht so häufig Betablocker wie das Atenolol, das mein Kater bekommt.
Können Sie mir sagen, wann welche Medikamentenklasse eher angemessen ist? Vor allem soll das Atenolol in 'meinem' Fall wohl die Herzfrequenz senken, wenn ich es richtig verstanden habe.
Ich weiß, dass Sie die genauen Befunde für meinen Kater nicht kennen, ich frage eher allgemein.
Danke!
Re: HCM - Frage zur Diurese
Hallo,
Atenolol wird verabreicht zum einen bei Rhythmusstörungen und/oder beim Vorhandensein von SAM (also eine dynamische Subaortenstenose) gepaart mit hoher Herzfrequenz (Tachykardie) - hier erhofft man sich eine Besserung der Rhythmusstörungen und der dynamischen Subaortenstenose, bzw. eine bessere Versorgung des Herzmuskels selbst durch eine Verlangsamung der Herzfrequenz.
ACE-Inhibitoren werden bei dekompensierter Herzerkrankung verabreicht - hier konnten Tendenzen gezeigt werden, dass Katzen mit diesem Medikament möglicherweise länger leben.
Bisher gibt es keine Information darüber, ob eine prophylaktische Medikamentengabe (also ohne die entsprechenden Befunde) ein längeres Überleben sichert.
Die engültige Therapie basiert jedoch auf der Gesamtheit der erhobenen Befunde - dahingehend kann keine "allgemeine" Therapie formuliert werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
Atenolol wird verabreicht zum einen bei Rhythmusstörungen und/oder beim Vorhandensein von SAM (also eine dynamische Subaortenstenose) gepaart mit hoher Herzfrequenz (Tachykardie) - hier erhofft man sich eine Besserung der Rhythmusstörungen und der dynamischen Subaortenstenose, bzw. eine bessere Versorgung des Herzmuskels selbst durch eine Verlangsamung der Herzfrequenz.
ACE-Inhibitoren werden bei dekompensierter Herzerkrankung verabreicht - hier konnten Tendenzen gezeigt werden, dass Katzen mit diesem Medikament möglicherweise länger leben.
Bisher gibt es keine Information darüber, ob eine prophylaktische Medikamentengabe (also ohne die entsprechenden Befunde) ein längeres Überleben sichert.
Die engültige Therapie basiert jedoch auf der Gesamtheit der erhobenen Befunde - dahingehend kann keine "allgemeine" Therapie formuliert werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Re: HCM - Frage zur Diurese
Guten Abend,
ich habe meine ursprüngliche Frage zur Furosemid-Gabe nun auch nocheinmal der untersuchenden Kardiologin per Email gestellt, und möchte sie hier gerne zur Diskussion stellen:
"Das Stadium der Dekompensation ist bei einer Katze ohne permanente Nachuntersuchung meist erst festzustellen, wenn ihr (oder ihm) schon extrem schlecht geht, da diese Species leider Weltmeister im Verbergen von Symptomen ist. Häufig ist es dann schon zu spät, dem Patienten längerfristig noch zu helfen.
Mit Beginn einer Vergrößerung des Vorhofs (und die liegt bei Mikesch vor) beginnt auch die Gefahr eines Lungenödems. Dabei gibt es keinen Regelwert, ab welcher Vorhofgröße das Lungenödem beginnt. Von einer prophylaktischen Furosemid-Gabe kann definitif keine Rede sein.
In der von uns eingesetzten geringen Dosierung ist eigentlich keine Nierenschädigung zu erwarten. Natürlich gibt es Patienten, die sehr stark auf Diuretika reagieren, die kommen dann häufig mit weniger aus.
Es wäre günstig, einmal zu messen, wieviel mit Entwässerung und wieviel ohne Entwässerung getrunken wird, dann könnte man versuchen, die Dosis individuell anzupassen. Ganz absetzen finde ich heikel, wegen der Lungenödemgefahr (Wie gesagt, Katzen zeigen leider meist erst Symptome, wenn sie schon fast "ertrinken")."
Mit anderen Worten, in gewissem Sinne wird er prophylaktisch entwässert, andererseits aber auch wieder nicht, da man nie genau weiss, ob oder wann sich ein Lungenödem bildet. Im eigentlichen Sinne untersucht wurde dies bei ihm nicht.
Ich möchte natürlich auch nicht alle paar Wochen zum Ultraschall oder Rö-Thorax.
Wie diagnostizieren Sie die Dekompensation/ Lungenödem bzw. entscheiden, ab wann eine Entwässerung sinnvoll ist? Erst wenn schwerwiegende Symptome feststellbar sind?
Herzliche Grüße und Entschuldigung für die vielen Fragen!
ich habe meine ursprüngliche Frage zur Furosemid-Gabe nun auch nocheinmal der untersuchenden Kardiologin per Email gestellt, und möchte sie hier gerne zur Diskussion stellen:
"Das Stadium der Dekompensation ist bei einer Katze ohne permanente Nachuntersuchung meist erst festzustellen, wenn ihr (oder ihm) schon extrem schlecht geht, da diese Species leider Weltmeister im Verbergen von Symptomen ist. Häufig ist es dann schon zu spät, dem Patienten längerfristig noch zu helfen.
Mit Beginn einer Vergrößerung des Vorhofs (und die liegt bei Mikesch vor) beginnt auch die Gefahr eines Lungenödems. Dabei gibt es keinen Regelwert, ab welcher Vorhofgröße das Lungenödem beginnt. Von einer prophylaktischen Furosemid-Gabe kann definitif keine Rede sein.
In der von uns eingesetzten geringen Dosierung ist eigentlich keine Nierenschädigung zu erwarten. Natürlich gibt es Patienten, die sehr stark auf Diuretika reagieren, die kommen dann häufig mit weniger aus.
Es wäre günstig, einmal zu messen, wieviel mit Entwässerung und wieviel ohne Entwässerung getrunken wird, dann könnte man versuchen, die Dosis individuell anzupassen. Ganz absetzen finde ich heikel, wegen der Lungenödemgefahr (Wie gesagt, Katzen zeigen leider meist erst Symptome, wenn sie schon fast "ertrinken")."
Mit anderen Worten, in gewissem Sinne wird er prophylaktisch entwässert, andererseits aber auch wieder nicht, da man nie genau weiss, ob oder wann sich ein Lungenödem bildet. Im eigentlichen Sinne untersucht wurde dies bei ihm nicht.
Ich möchte natürlich auch nicht alle paar Wochen zum Ultraschall oder Rö-Thorax.
Wie diagnostizieren Sie die Dekompensation/ Lungenödem bzw. entscheiden, ab wann eine Entwässerung sinnvoll ist? Erst wenn schwerwiegende Symptome feststellbar sind?
Herzliche Grüße und Entschuldigung für die vielen Fragen!
Re: HCM - Frage zur Diurese
Hallo,
eine Dekompensation, also ein Lungenödem, wird mittels Röntgen des Throrax festgestellt - dies ist primär keine Diagnose, die im Ultraschall gestellt werden kann. Ein vergrößerter Vorhof steigert lediglich das Risiko, ist aber nicht beweisend.
Als weiterer Hinweis ist die Atemfrequenz und der Atemtypus zu werten - wenn die Atemfrequenz in Ruhe konstant über 45 Atemzüge pro Minute liegt (wobei einmaliges Ein- und Ausatmen als 1 zu zählen ist), kann dies einen Hinweis darstellen. Außerdem atmen die Katzen zumeist angestrengter und nehmen die Bauchmuskulatur zur Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
eine Dekompensation, also ein Lungenödem, wird mittels Röntgen des Throrax festgestellt - dies ist primär keine Diagnose, die im Ultraschall gestellt werden kann. Ein vergrößerter Vorhof steigert lediglich das Risiko, ist aber nicht beweisend.
Als weiterer Hinweis ist die Atemfrequenz und der Atemtypus zu werten - wenn die Atemfrequenz in Ruhe konstant über 45 Atemzüge pro Minute liegt (wobei einmaliges Ein- und Ausatmen als 1 zu zählen ist), kann dies einen Hinweis darstellen. Außerdem atmen die Katzen zumeist angestrengter und nehmen die Bauchmuskulatur zur Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
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